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Die autonome Revolution: Wie selbstfahrende Autos unsere Welt erobern

Nachhaltige Verkehrsentwicklung durch autonomes Fahren: das müssen Automobil-industrie und Politik jetzt tun

AutorAndreas Herrmann, Walter Brenner
VerlagFrankfurter Allgemeine Zeitung GmbH
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783962510534
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Autonomes Fahren - die Mobilität der Zukunft? Unsere Städte ersticken am Verkehr, die Autobahnen sind überfüllt. Ob Stadt oder Land: die Prognosen zum Verkehrsaufkommen verheißen nichts Gutes. Die Frage, wie wir in Zukunft mobil sein wollen, muss dringend beantwortet werden. Andreas Herrmann und Walter Brenner haben das erste umfassende Fachbuch zum Thema 'Autonomes Fahren' geschrieben. Sie fassen für uns den Stand der technischen Entwicklung zusammen, geben einen Überblick über die Pro- und Contra-Argumente und zeigen, wohin die Reise gehen kann: •Warum die Diskussion um Diesel und Verbrennungsmotoren fast unerheblich ist •Sensoren, Algorithmen und maschinelles Lernen: Fahrerassistenzsysteme und die Technik der fahrerlosen Autos •Selbstfahrende Autos und Mensch-Maschine-Interaktion: die fünf Level des autonomen Fahrens •Nachhaltige Mobilität: die Bedeutung von autonomen Fahrzeugen für Stadtentwicklung, Verkehrsplanung, Gesellschaft und Wohlstand •Was muss getan werden? Zukunftsszenarien und 10-Punkte-Plan für Politik und Verwaltung Roboter-Taxis, autonome Busse und selbstfahrende LKWs Fahrerassistenzsysteme und Apps wie Android Auto, ÖPNV on demand mit selbstfahrenden Bussen und Teststrecken für LKWs ohne Fahrer: Die Mobilität der Zukunft entsteht jetzt, vor unseren Augen. Doch wie wird sie unser Leben verändern und welche regulatorischen Aufgaben kommen auf die Politik zu? Welche Konsequenzen hat all das für die klassischen und neuen Player der deutschen und weltweiten Automobilindustrie? Die Recherchen der Autoren zeigen: Nur selbstfahrende Autos lösen unsere gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomischen Anforderungen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um sich mit der autonomen Mobilität zu befassen, sie auf die Bühne des sozialen Diskurses zu befördern und damit einen Beitrag zu leisten, dass sie unser Leben zum Besseren verändert!

Prof. Dr. Andreas Herrmann lehrt seit 2002 an der Universität St. Gallen und leitet seit 2009 als Co-Direktor das Zentrum für Customer Insight. Von 1991 bis 1993 war er für die AUDI AG tätig. Herrmann hat bislang 15 Bücher und mehr als 250 Zeitschriftenartikel veröffentlicht.

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Leseprobe

Kapitel 2
Fakten zum manuellen Fahren


Autofahren hat für viele Menschen eine ganz besondere Bedeutung, was sich allein schon an den $ 2,1 Billionen zeigt, die weltweit jährlich für Fahrzeuge ausgegeben werden. In vielen Ländern dienen Autos nicht nur der Fortbewegung, sondern besitzen darüber hinaus einen besonderen immateriellen und emotionalen Stellenwert. Fahrzeuge sind dazu geeignet, Individualität auszudrücken und gesellschaftliche Anerkennung zu erfahren. Im Automobil, so scheint es, konkretisieren sich die Träume und Sehnsüchte vieler Menschen, was deren Bereitschaft, für Autos sehr viel Geld auszugeben, in den letzten Jahrzehnten gefördert hat. Die Hersteller und Händler befriedigen diese Wünsche, indem sie luxuriöse, sportliche, bullige, elegante, alltagstaugliche Autos oder auch reine Spaßfahrzeuge anbieten und deren Technologien, Materialien, Farben und Formen immer wieder den neuesten Trends anpassen. Die Kunden können aus einer kaum mehr überschaubaren Anzahl von Modellen, Typen, Varianten und Ausstattungen wählen, um ihr individuelles Fahrzeug zu konfigurieren. Es besteht eine enorme Vielfalt, weshalb es bei Mercedes, Audi, Volkswagen oder BMW mehrere Millionen produzierter Autos braucht, bis sich zwei in allen Details gleichen.

Autofahren kann aber auch mühsam und langweilig sein, denkt man an die vielen und langen Staus, die jeden Tag vor allem in den Metropolen dieser Welt zu beobachten sind. In den Megacities wie Sao Paulo, Kairo, Delhi, Peking oder Mumbai stehen die Menschen viele hundert Kilometer im Stau und müssen deshalb ihren Tagesablauf an der Verkehrssituation ausrichten. In Mexico City verbringt jeder Pendler durchschnittlich etwa 220 Stunden pro Jahr im Stau, und es ist keine Verbesserung in Sicht, ganz im Gegenteil. Das enorme Wachstum der Bevölkerung in diesen Metropolen paart sich mit einem immer größer werdenden Bedürfnis nach individueller Mobilität. Das führt zu noch mehr Staus, größerer Luftverschmutzung und einer vor allem in Asien und Afrika deutlich steigenden Anzahl von Unfällen.

Im November 2016 rief die Stadtregierung von Delhi den Notstand aus, weil die Luftverschmutzung einen neuen Höchststand erreicht hatte und die Sichtweite gerade noch 200 Meter betrug. Hinzu kommt die vor allem in Schwellenländern häufig ohne Augenmaß angekurbelte Überbauung von Grünflächen mit breiten Straßen und riesigen Parkhäusern. Die Lösung dieser und weiterer Verkehrsprobleme ist die zentrale Herausforderung bei der Entwicklung von Megacities. Ansonsten droht der Verkehrsinfarkt mit allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen. Können autonome Fahrzeuge helfen? Zumindest einige der aufgeworfenen Schwierigkeiten lassen sich zwar nicht sofort, aber doch schrittweise bewältigen. Die weiteren Ausführungen zeigen, dass diese Technologie den Menschen die gewünschte Mobilität wesentlich effizienter und resourcenschonender als das manuelle Fahren bereitstellt.

Tabelle 1.1 (S. 35) liefert, weltweit betrachtet, einige Fakten über das manuelle Fahren, aus denen man ablesen kann, dass die automatisierte Mobilität kein Randthema berührt, sondern in den ökonomischen und ökologischen Kern einer Gesellschaft eingreift.

Diese Zahlen signalisieren dringenden Handlungsbedarf, da mit dem manuellen Fahren erhebliche soziale Kosten verbunden sind. Vor allem ist kein Ende dieser Entwicklung in Sicht, ganz im Gegenteil, der wirtschaftliche Auf bruch vieler Schwellenländer verschärft die Verkehrsprobleme in vielen Städten noch. Selbstfahrende Autos können mit ihrem besonderen Fahrverhalten dazu beitragen, einige dieser Zahlen entscheidend zu verbessern. Hierzu einige Beispiele:

(1)Der Kraftstoffverbrauch lässt sich durch eine besonders harmonische Fahrweise, vorausschauendes Beschleunigen und Bremsen, erheblich reduzieren. Hinzu kommt die Auswahl von Routen unter Berücksichtigung der Verkehrslage, so dass Stop-und-go-Situationen mit Staus vermieden werden können. Dies wirkt sich auch auf Emissionen aus. Die Luftverschmutzung ließe sich also erheblich vermindern.

(2)Die Fahrer müssen nicht mehr das Auto steuern, sondern können sich anderen Beschäftigungen zuwenden. Zumindest einige der 400 Milliarden Stunden, die die Fahrer pro Jahr am Steuer verbringen, können für die Arbeit genutzt werden oder dienen der Entspannung und Erholung. Diese Entlastung von einer Routinetätigkeit eröffnet den Menschen ganz neue Möglichkeiten, den Tag zu gestalten.

(3)Sofern autonome Autos als Flottenfahrzeuge auf den Markt kommen, dürfte die Intensität ihrer Nutzung deutlich steigen, so dass weniger Autos benötigt werden. Auch lassen sie sich so navigieren, dass sich der Durchsatz auf einer Straße erheblich erhöht. Aufkommende Ride- und Carsharing-Offerten könnten ebenso dazu beitragen, dass Straßen zurückgebaut werden und weniger Parkplätze erforderlich sind.

(4)Mit selbstfahrenden Autos sollte sich die Anzahl der Unfälle und damit auch die Menge der Todesopfer und Verletzten im Straßenverkehr deutlich senken lassen. Das könnte die wesentliche Errungenschaft des autonomen Fahrens sein: das Leid von Unfallopfern zu vermeiden oder zu mindern. Daneben lassen sich auch die Kosten senken, die bislang für Abschleppdienste, Werkstätten, Unfallkrankenhäuser, Rehabilitationskliniken und Versicherungsprämien anfallen. Allein in den USA sind jedes Jahr Schätzungen zufolge etwa $ 500 Milliarden aufzubringen, um die Leistungen dieser Crash Industry zu finanzieren.

Tabelle 1.1. Fakten über das manuelle Fahren

Kennzahlen über das weltweite Fahren (Autos)

Anzahl Autos

1,2 Milliarden

Fahrleistung pro Jahr

16,093 Billionen Kilometer

entspricht etwa:

•108-mal der Distanz zwischen Erde und Sonne

•41.857-mal der Distanz zwischen Erde und Mond

Benzinverbrauch pro Jahr

1,893 Billionen Liter

= 16 Milliarden Kilometer bei 11,76 Liter pro 100 Kilometer

Kosten des Fahrens (nur Kraftstoff)

$ 1,5 Billionen

= 1,893 Billionen Liter. $ 0,79 pro Liter

Zeit, die pro Jahr im Auto verbracht wird

400 Milliarden Stunden (nur Fahrer)

= 16 Billionen Kilometer: 40 Kilometer pro Stunde (Durchschnitt)

= 1,2 Milliarden Autos, die 55 Minuten pro 24 Stunden an 365 Tagen fahren

600 Milliarden Stunden (Fahrer und andere Insassen)

= 400 Milliarden Stunden. 1.5 (Sitzauslastung)

Ausnutzung der Sitzplätze im Auto

Etwa 1,1 Prozent aller in den Autos verfügbaren Sitze sind über einen Tag betrachtet (24 Stunden) besetzt.

= Jedes Auto ist durchschnittlich nur 55 Minuten von 24 Stunden im Einsatz, und nur 1,5 von 5 möglichen Sitzen sind im Durchschnitt besetzt.

Landverbrauch

111,369 Quadratkilometer für Parktplätze

entspricht etwa:

•141-mal der Fläche von New York

•1,886-mal der Fläche von Manhattan

•mehr als 22 Millionen Fußballfelder

Anzahl Verkehrstote pro Jahr

1,25 Millionen

Anzahl Verletzte im Verkehr pro Jahr

50 Millionen

Quelle: Eigene Darstellung

Zusammenfassung

•Autos besitzen für viele Menschen einen besonderen Stellenwert, da sie auch den sozialen Aufstieg und die gesellschaftliche Anerkennung verkörpern. Gleichwohl kann das Fahren vor allem in den Megacities dieser Welt mühsam und anstrengend sein.

•Die sozialen Kosten der Mobilität (Unfälle, Kraftstoffverbrauch, Emissionen, Landverbrauch) sind enorm. Jedes Jahr sind weltweit etwa 1,25 Millionen Verkehrstote und 50 Millionen Verletzte zu beklagen. Die Auslastung der Sitzplätze im Auto ist erschreckend gering – eine Verschwendung von Ressourcen.

•Autonomes Fahren kann die sozialen Kosten der Mobilität reduzieren, vor allem auch die Kosten der Crash Industry (Reparatur der Fahrzeuge, Unfallkliniken, Rehabilitationszentren, Versicherungsprämien), die...

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