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E-Book

Die europäische Stadt in Transformation

Stadtplanung und Stadtentwicklungspolitik im postsozialistischen Warschau

AutorFlorian Koch
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl275 Seiten
ISBN9783531921099
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis40,00 EUR


Dr. Florian Koch promovierte bei Prof. Dr. Hartmut Häußermann am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität, Berlin. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der FH Erfurt.

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Leseprobe
Staats- und Verwaltungsaufbau der Republik Polen (S. 183-184)

Die Grundsätze des polnischen Staats- und Verwaltungsaufbaus sind im ersten Kapitel der polnischen Verfassung erläutert. Demnach ist Polen ein demokratischer Rechtsstaat, der den Prinzipien der Gewaltenteilung, der Demokratie und der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet ist. Die Wirtschaftsordnung des Landes basiert auf einer sozialen Marktwirtschaft. Der Staatsaufbau in Polen lässt sich in vier unterschiedliche Ebenen gliedern: Zentralstaatliche Ebene und auf subnationaler Ebene Wojewodschaft, Kreis (Powiat) und Gemeinde (Gmina). Auf zentralstaatlicher Ebene ist mit dem Staatspräsident der höchste Vertreter der Republik Polen zu finden.

Zu den wichtigsten Aufgaben des Präsidenten zählen die Überwachung der Einhaltung der Verfassung, der Souveränität und Sicherheit des Staats sowie die Oberbefehlsmacht der Streifkräfte. Den Hauptteil der Exekutivaufgaben auf zentralstaatlicher Ebene erfüllt der Ministerrat. Er führt die laufenden Staatsaufgaben und leitet die Regierungsverwaltung. Außerdem gehört zu den Kompetenzen des Ministerrats der Gesetzesvollzug, z.B. durch Erlass von Rechtsverordnungen. Den Vorsitz des Ministerrats hat der Ministerpräsident.

Er wird vom Staatspräsidenten ernannt und eingesetzt. Unterstützt werden die Minister und der Ministerpräsident bei der Durchführung ihrer Aufgaben durch Behörden wie der Staatskanzlei oder den unterschiedlichen Fachministerien. Die regionale Ebene (NUTS 2) bilden in Polen die Wojewodschaften. Nach der Veränderung der territorialen Organisation und Struktur, die am 1.1.1999 in Kraft trat und eine Reduzierung der Zahl der Wojewodschaften mit sich brachte, besteht die subnationale Ebene Polens nun aus 16 Wojewodschaften (vormals 49).

Von ihrer Funktion sind die Wojewodschaften nicht mit den deutschen Bundesländern vergleichbar, Größe und Einwohnerzahl hingegen ähneln einigen (kleineren) deutschen Flächenstaaten. Die Verwaltung auf Ebene der Wojewodschaft ist dualer Art: Einerseits ist sie eine Einheit der territorialen Selbstverwaltung, andererseits wird sie auch von staatlichen Regierungsorganen verwaltet. Dem Vertreter der zentralstaatlichen Ebene in den Wojewodschaften, dem Wojewoden untersteht die allgemeine Verwaltung. Hierzu zählen unter anderem der Denkmalschutz, die Bauaufsichtsbehörde sowie die Gefahrenabwehr und Feuerwehr.

Der Wojewode wird durch den Ministerpräsidenten auf Vorschlag des für die öffentliche Verwaltung zuständigen Ministers eingesetzt und abberufen. Zentrales Entscheidungs- und Kontrollorgan der Selbstverwaltung der Wojewodschaft ist der Sejmik, der von der Bevölkerung gewählt wird. Zu den Aufgaben des Sejmik gehören im Wesentlichen regionale Aspekte wie der Beschluss von Entwicklungsstrategien, Programmen und Raumbewirtschaftungsplänen für die Wojewodschaft. Der Sejmik wählt unter seinen Mitgliedern einen fünfköpfigen Vorstand und einen Vorsitzenden des Vorstands, den Marschall.

Der Marschall leitet die laufenden Aufgaben der Wojewodschaft und repräsentiert diese nach außen. Mit der Veränderung der territorialen Organisation 1999 wurde nicht nur die Zahl der Wojewodschaften reduziert, sondern mit den Kreisen (Powiat) auch eine neue territoriale Ebene eingeführt. Die Hauptaufgabe der Kreise ist die Ausführung bestimmter öffentlicher Aufgaben von übergemeindlicher Bedeutung. So sind die Kreise zuständig für die höherwertigen Gesundheitseinrichtungen (Krankenhäuser und Sozialeinrichtungen), die höherrangige technische Infrastruktur (z.B. übergemeindlicher ÖPNV), den Umweltschutz und die Raumbewirtschaftung im übergemeindlichen Maßstab. Grundsätzlich werden die Selbstverwaltungsaufgaben der Kreise, gerade im Vergleich zur Wojewodschafts- und zur kommunalen Ebene, als eingeschränkt eingeschätzt (Wanczura 2007: 23). Großstädte wie Warschau sind gleichzeitig auch Kreise und übernehmen deren Funktionen.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Danksagung6
Inhalt8
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis11
Abbildungen11
Tabellen11
English and Polish summary12
The European City in Transformation: Urban politics and urban planning in a postsocialist city12
Europejskie miasto w procesie transformacji: Polityka i planowanie urbanistyczne w miecie postsocjalistycznym12
1 Einführung: Postsozialistische Transformation, Stadtentwicklungspolitik und die Europäische Stadt14
2 Das Modell der Europäischen Stadt im Wandel27
2.1 Der Begriff der Europäischen Stadt27
2.1.1 Die Europäische Stadt nach Max Weber28
2.1.2 Neue Ansätze zur Analyse der Europäischen Stadt als kollektiver Akteur31
2.1.3 Konkretisierung des Untersuchungsobjekts „Europäische Stadt“45
2.2 Veränderte Rahmenbedingungen und neue städtische Herausforderungen47
2.2.1 Globalisierung48
2.2.2 Postfordismus53
2.2.3 Europäisierung61
2.3 Zwischenfazit: Die Europäische Stadt - Kontinuität und Veränderung66
3 Governance und Stadtentwicklungspolitik71
3.1 Governance als Analyserahmen und neue Steuerungsform71
3.1.1 Begriffsdefinitionen71
3.1.2 Analysedimensionen von Governance: Polity, Politics und Policy78
3.1.3 Governance auf lokaler Ebene: Von Urban Government zu Urban Gover-nance81
3.1.4 Urban Governance und die Europäische Stadt85
3.2 Governance in der Europäischen Stadt am Beispiel von Stadtentwicklungspolitik88
3.2.1 Phasen europäischer Stadtentwicklungspolitik90
3.2.2 Polity-Dimension: Städtische Handlungsspielräume95
3.2.3 Politics-Dimension: Prozesse und Akteure97
3.2.4 Policy-Dimension: Inhalte der Stadtentwicklungspolitik99
3.3 Abgrenzung zu anderen Konzepten101
3.3.1 Urban Regime Theory102
3.3.2 Informelle Stadtentwicklung105
3.4 Zwischenfazit: Neue Steuerungsformen in der Stadtentwicklungspolitik109
4 Die sozialistische Stadt und ihre Transformation112
4.1 Die sozialistische Stadt112
4.1.1 Stadtpolitik in der sozialistischen Stadt114
4.1.2 Planungsgrundsätze und Leitvorstellungen117
4.1.3 Kennzeichen real-sozialistischer Stadtentwicklung121
4.1.4 Unterschiede sozialistischer und kapitalistischer Urbanisierung126
4.2 Transformation und postsozialistische Stadtentwicklung in Osteuropa129
4.2.1 Transformationstheorien129
4.2.2 Veränderungen der stadtpolitischen Rahmenbedingungen135
4.2.3 Stadtstrukturelle Veränderungen137
4.3 Zwischenfazit: Sonderfall osteuropäische Stadtentwicklung?140
5 Stadtentwicklung und Transformation in Warschau142
5.1 Aspekte der Staats- und Stadtentwicklung bis 1989142
5.1.1 Stadtgründung, Aufstieg zur Hauptstadt und polnische Teilung143
5.1.2 Warschau in der Zwischenkriegszeit146
5.1.3 Der Zweite Weltkrieg149
5.1.4 Die sozialistische Stadt Warschau151
5.2 Postsozialistische Transformation160
5.2.1 Merkmale des polnischen Transformationsprozesses160
5.2.2 Merkmale des Warschauer Transformationsprozesses163
5.3 Sozio-ökonomischer und physischer Wandel der Stadt seit 1989165
5.3.1 Ökonomische Veränderungen166
5.3.2 Bevölkerungsentwicklung169
5.3.3 Bauliche Entwicklungen175
5.4 Zwischenfazit: Stadtentwicklung zwischen sozialistischem Erbe und neuen Herausforderungen180
6 Stadtentwicklungspolitik in Warschau182
6.1 Welchen Handlungsspielraum hat die Stadt?182
6.1.1 Nationalstaatliche Regelungen und lokale Kompetenzen der Stadtentwick-lungspolitik182
6.1.2 Besonderheiten der Verwaltungsstruktur Warschaus190
6.2 Wer steuert die Stadt?193
6.2.1 Prozesse und Akteure der Stadtentwicklungspolitik bis 2002194
6.2.2 Prozesse und Akteure der Stadtentwicklungspolitik ab 2002199
6.3 Welche Inhalte verfolgt die Warschauer Stadtentwicklungspolitik?205
6.3.1 Leitlinien der Stadtentwicklung206
6.3.2 Probleme der Implementierung212
6.4 Ergebnisse: Stadtentwicklungspolitik in Warschau222
6.4.1 Stadtentwicklungspolitik als geschlossene Veranstaltung222
6.4.2 Informalität als Prinzip - Verhandlungen statt Planinhalte225
6.4.3 Formelle Government- und informelle Governance-Strukturen227
7 Postsozialistische Stadtentwicklungspolitik: Unvollständige Transformation oder eine eigene Form von Urban Governance?231
7.1 Warschau: Der stadtentwicklungspolitische Tunnel am Ende des Lichts231
7.2 Stadtentwicklungspolitik anderer postsozialistischer Städte240
7.3 Zur Zukunftsfähigkeit des Modells der Europäischen Stadt250
8 Literatur255
Zeitungsartikel272
Interviews273

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