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E-Book

Die Salier

1024-1125

AutorHans Ammerich, Lenelotte Möller
Verlagmarixverlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783843804745
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Ein Jahrhundert deutscher und mitteleuropäischer Geschichte prägte das fränkische Königsgeschlecht, das später den Namen 'Salier' erhielt. Zwischen 1024, dem Jahr der nicht unbedingt erwarteten Wahl Konrads zum deutschen König, und 1125, dem Todesjahr des kinderlosen Heinrich V., bauten die Salier die damals größte Kirche der Christenheit und schufen eine unter den Dynastien des Heiligen Römischen Reiches einmalige Grablege, die angesichts des Reisekönigtums im Mittelalter eine Art Hauptstadt begründete. Die von den beiden ersten Kaisern noch sehr geförderte Kirchenreform führte unter dem dritten salischen Herrscher zum Investiturstreit über die Einsetzung der Bischöfe mit ihrer Doppelfunktion in Kirche und Reich. Doch nicht nur mit dem Papst, sondern auch mit drei Gegenkönigen hatte sich Heinrich IV. auseinanderzusetzen, bevor er von seinem jüngeren Sohn abgesetzt und gefangengenommen wurde. Die Zahl und Heftigkeit dieser Konflikte schlug sich eindrucksvoll in der kontroversen Geschichtsschreibung nicht nur der Salierzeit selbst nieder, deren Polemik auch Charakter und Privatleben der Familienmitglieder thematisierte und für die jeweilige Seite in Anspruch nahm. In die letzten Jahrzehnte des salischen Jahrhunderts fielen ebenso die Jugend Hildegards von Bingen und Bernhards von Clairvaux wie auch die Anfänge der Kreuzzüge.

Dr. Lenelotte Möller studierte Geschichte, Latein und evangelische Theologie in Saarbrücken, Basel und Mainz; die Promotion in Geschichte folgte im Jahr 2000; sie unterrichtet am Gymnasium Schifferstadt im Rhein-Pfalz-Kreis. Im marixverlag sind von ihr u.a. folgende Übersetzungen erschienen: Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla, die Cicero-Briefe, Titus Livius' Römische Geschichte, Senecas Vom glücklichen Leben, Plutarchs Von Liebe, Freundschaft und Feindschaft, Polybios' Der Aufstieg Roms, Boëthius' Trost der Philosophie und Lukians Vom beinahe vollkommenen Menschen. Sie ist Mitherausgeberin der 2-bändigen Plinius-Ausgabe. Prof. Dr. Hans Ammerich, geboren 1949 in Zweibrücken. Studium der Geschichte, der Katholischen Theologie und der Germanistik. Promotion 1979 zum Dr. phil. an der LMU München. 1979 bis 2014 Leiter des Bistumsarchivs Speyer. Dozent für Diözesangeschichte am Bischöflichen Priesterseminar in Speyer. Honorarprofessor und Lehrbeauftragter an der Universität Koblenz-Landau, Institut für Katholische Theologie. Arbeitsgebiete: Landesgeschichte, Kirchengeschichte, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Sportgeschichte. Ordentl. Mitglied der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften seit 1980, deren Schriftführer 1998 bis 2009.

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Leseprobe

2. HERKUNFT DER SALIER


2.1 Name und Heimat


Mit dem Namen »Salier« hat sich keiner der Kaiser zwischen 1024 und 1125 noch eines ihrer Familienmitglieder jemals bezeichnet, erst recht nicht die Vorfahren Konrads II. Der Name kam in der Geschichtsschreibung des 12. Jahrhunderts, also nach dem Erlöschen der Familie, für die Dynastie auf. Der Name deutet auf die Verbindung zum Stamm der Franken, der in der hier behandelten Zeit allerdings schon kein eigenes Herzogtum mehr besaß. Sein Recht aber, die Lex Salica, war noch deutlich im Bewusstsein. Nach ihr könnte die Benennung erfolgt sein. Von der späteren Geschichtsschreibung wurde der Name auch auf die Vorfahren der Kaiser ausgedehnt und ist in dieser Weise heute in Gebrauch. In diesem weiten Sinne wird er in diesem Buch, auch im ersten Kapitel verwendet.

Die Vorfahren der vier Kaiser, die von 1024 bis 1125 das Reich regierten, gehörten wohl schon unter den Merowingerkönigen zur fränkischen Führungsschicht. Ihre ursprüngliche Heimat, d. h. ihre Besitzungen, lag im Raum von Maas und Mosel.

Am Ende des 8. Jahrhunderts teilte sich die Sippe in zwei Hauptlinien, zum einen eine bretonische, deren Herrschaftsgebiet sich an der unteren Loire und im Herzogtum Spoleto ausdehnte und aus deren Reihe im Jahr 891 ein Kaiser hervorging, nämlich Wido, Herzog von Spoleto, der Gegenspieler König Arnulfs von Kärnten (reg. 887–899). Er war nach längerem Ausbleiben König Arnulfs von Papst Formosus (reg. 891–896) zusammen mit seinem Sohn Lampert zum Kaiser gekrönt worden und behauptete sich in Rom, bis König Arnulf 896 St. Peter mit Waffen eroberte. Diese Linie wurde nach dem vorherrschenden Vornamen »Lampertiner« genannt.

Die andere Linie verblieb im angestammten Gebiet und dehnte ihre Besitzungen nach Süden und Osten, in den Saar-, Worms- und Speyergau aus. Dieser Familienzweig stand in enger Verbindung mit den Klöstern Hornbach und Mettlach, von denen das letztere von ihrem Angehörigen, Bischof Liutwin von Trier, dem Vater von Wido und Milo, gegründet worden war. Sie hießen nach den bevorzugten Vornamen »Widonen« und »Konradiner« und sind auch unter den Karolingern bezeugt. Später kam in diesem Zweig der Leitname Werner auf.

Die direkte Abstammungslinie von dieser Familie zu den salischen Herrschern ist zwar nicht belegbar, auch wurden sie von den späteren Kaisern nicht als ihre Vorfahren propagiert, doch ist die Verbindung in der modernen Forschung unbestritten. Damit können die Wurzeln der Salier so weit zurückverfolgt werden wie die kaum eines anderen Herrschergeschlechts in Mitteleuropa.

2.2 Bedeutende Mitglieder der Familie


Mit dem Namen Werner werden auch die ersten Familienmitglieder näher fassbar, und zwar im 8. Jahrhundert mit Warnharius (Graf Werner I.), geboren um 760, der die Klöster Hornbach und Mettlach mitbegründete. Er wurde von Ludwig dem Frommen, dem Sohn Karls des Großen, 814 zur Vorbereitung der Königskrönung nach Aachen vorausgesandt und dort bei einem Streit in der Kaiserpfalz getötet. Mit seiner Frau Engiltrut hatte er drei Kinder: Herard, Willigard und Werner II. Dem Letztgenannten folgten noch drei weitere gleichnamige Nachkommen, deren Besitz sich immer mehr in der Gegend von Speyer und Worms konzentrierte.

2.2.1 WERNER V.

* unbekannt

† unbekannt

891 Graf im Worms- und Nahegau

906 Graf im Speyergau

Ehe: mit Hicha von Schwaben aus der Familie der Konradiner

Kinder: Konrad der Rote; Tochter, verheiratet mit Anselm Graf im Nagoldtal

Nach diesen vier erwähnten Wernern ist Werner V. 891 als Graf im Worms- und Nahegau, 906 als Graf im Speyergau belegt. Zu Beginn des 10. Jahrhunderts versuchte Graf Werner V., auf Kosten der Kirche sein Territorium zu erweitern. Im Laufe der sich daraus ergebenden Auseinandersetzung mit der Kirche von Speyer ließ er 913 Bischof Einhard I. blenden; der Bischof starb an dieser Verletzung – ein Verbrechen, das noch Werners Sohn Konrad belastete. Es wurde drei Jahre später im Auftrag der Synode von Hohenaltheim von Bischof Richgowo von Worms untersucht; die Hintergründe sind aber nicht näher bekannt. Der Name Werner verschwand danach als Leitname der späteren Salier. Auch im Remigiusland fiel Werner durch gewalttätige Übergriffe auf fremden Besitz auf. Er verteilte Land unter seinen Vasallen, das der Kirche von Reims gehörte, und gab es erst nach Eingreifen des Bischofs Remigius selbst zurück.

Werners V. Frau stammte aus der Familie der Konradiner und war eine Schwester oder Tochter König Konrads I. (reg. 911–918). Das bedeutete erstens wegen des Ranges und zweitens im Hinblick auf die weitere Entwicklung eine gute Verbindung für Werners Familie, doch die sich daraus ergebenden Koalitionen gereichten ihm bald zum Nachteil. Die Konradiner nämlich unterlagen in einem Machtkampf mit den Ottonen 939, wodurch sie ihre Vormachtstellung am Mittelrhein verloren; davon aber konnte Werners Sohn Konrad durch Besitzgewinn profitieren. Werner und Hicha hatten außer dem Sohn Konrad, genannt der Rote, eine Tochter, die zusammen mit ihrem Mann, Anselm Graf im Nagoldtal, die Linie der Pfalzgrafen von Tübingen begründete.

2.2.2 KONRAD DER ROTE

* um 922

† 10. August 955, gefallen auf dem Lechfeld

Begräbnis im Dom zu Worms

Graf im Worms-, Nahe- und Speyergau

Graf im Niddagau

942–945 Graf in Franken

944–954 Herzog von Lothringen

Ehe: mit Liutgard von Sachsen (931–18. November 953), Tochter Kaiser Ottos des Großen

Kinder: Heinrich von Worms; Otto von Worms

Konrad der Rote erweiterte den Familienbesitz erheblich. Er war auf dem Höhepunkt seiner Macht Graf im Worms-, Nahe- und Speyergau, Graf im Niddagau und in Franken und seit 944 Herzog von Lothringen, womit er eine Schlüsselposition zur Sicherung der königlichen Macht innehatte. Da er sich aber zusammen mit König Ottos Sohn Liudolf in einem Aufstand gegen Otto stellte, wurde er von diesem seiner Ämter enthoben. Dabei war er selbst Schwiegersohn Ottos. Der Geschichtsschreiber Widukind von Corvey fasst Ottos Schmerz in folgende Worte (Rerum gestarum Saxonicarum libri tres 3,32):

Der, den ich am meisten geliebt und von einem niedrigen Rang auf die höchste Stufe und zu höchsten Ehren erhoben habe, hat meinen einzigen Sohn gegen mich auf seiner Seite.

Das Zerwürfnis konnte überwunden werden, und am 10. August 955 zog Konrad an Ottos Seite in die berühmte Schlacht auf dem Lechfeld. Otto (reg. 936–973) siegte über die Ungarn, sein Schwiegersohn Konrad fiel. Über dessen Tod berichtet der Geschichtsschreiber des 10. Jahrhunderts Widukind von Corvey 3,47:

Herzog Konrad aber entbrannte tapfer kämpfend in einer solchen Leidenschaft seines Herzens und einer heißen Glut der Sonne, die an diesem Tag überaus heftig war, und wurde, nachdem er seinen Panzer gelöst hatte, um Luft zu holen, durch einen Pfeil, der auf seine Kehle abgeschossen wurde, verwundet und fiel.

Sein Leichnam wurde auf Befehl des Königs ehrenvoll aufgebahrt und nach Worms überführt, und dort wurde der Mann, der in jeder Tugend des Geistes und Körpers groß und ausgezeichnet war, unter Weinen und Klagen aller Franken bestattet.

Konrad wurde im Dom zu Worms in einem feierlichen Begräbnis beigesetzt. Eine solche Bestattung war zu dieser Zeit eigentlich Bischöfen und Königen vorbehalten. Ihm folgten später aber noch weitere Familienmitglieder.

Gleichsam als Sühne für den Tod des Bischofs überließ Herzog Konrad dem Speyerer Bischof Reginbald I. alle seine Hörigen, das Münz- und Zollrecht, die Marktaufsicht, die Einnahmen aus den Marktabgaben sowie die Gerichtsrechte in Speyer. Die Stellung des Speyerer Bischofs wurde dadurch erheblich gestärkt.

2.2.3 OTTO VON WORMS

* um 948

† 4. November 1004

Begräbnis in Bruchsal

Graf im Kraich-, Elsenz-, Pfinz- und Enzgau

Graf zu Bruchsal

956 Graf im Nahe- und Speyergau

956–978 (und später erneut bis zum Erhalt der Bruchsaler Grafschaft) Graf im Wormsgau

978–985 Herzog von Kärnten und Markgraf von Verona

995 erneut Markgraf von Verona

1002 erneut Herzog von Kärnten

Eltern: Konrad der Rote & Liutgard von Sachsen, Tochter Ottos I.

Ehe: mit Judith von Kärnten, gest. 991

Kinder: Heinrich von Worms, der Vater des späteren Kaisers (gest. zwischen dem 28. September 989 und dem Jahr 1000); Konrad von Kärnten, der Vater des jüngeren Konrad; Brun (Papst Gregor V.); Wilhelm, Bischof von Straßburg

Konrads Sohn Otto gelang es, obgleich er beim...

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