Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune,
ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt. […]
Dreimal drei macht sechs, widewide wer will’s von mir lernen?
- Astrid Lindgren, schwedische Schriftstellerin, durch Pippilotta
Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf
2 RISIKEN BEGRENZEN UND ZIELE ERREICHEN
Kein Marktteilnehmer ist wie ein anderer. Das zeigt sich auch in der Trading-Praxis. Unterschiedliche Lebensumstände führen allein dazu, dass die verfügbaren Zeitfenster andere sind. Trader sollten sich zunächst fragen, ob ihre Lebensumstände Trading überhaupt zulassen. Daran schließt sich an, ob in den freien Zeiten Trading überhaupt möglich ist (geöffneter Markt, hohe Umsätze…).
Erst danach geht es um die Fragen »Wer bin ich?« und »Wie gelange ich zu einem auf meine Persönlichkeit abgestimmten Trading?«
Lebensumstände/Zeit zu traden
Persönlichkeit/auf die Persönlichkeit abgestimmtes Trading
Lebenserfahrung/Trading-Erfahrung
Kapital
Markt
Risiko
Ziele
Abb. 2.1: Wo sich Trader unterscheiden. Ursprünglich Seminarinhalt, www.freiraumstrategen.com.
Erfahrungen können Trader nur mit entsprechendem Kapital sammeln. Wie viel sollte es denn mindestens sein? Da ist es sinnvoll, in Anfänger, fortgeschrittener oder professioneller Trader zu unterscheiden. Anfänger sollten mit kleinen Konten Erfahrungen sammeln. Wer über ein Risikokapital von 5 000 Euro verfügt, kann ein Konto auch mit 5 x 1 000 Euro oder 10 x 500 Euro befüllen. Anfänger brauchen Möglichkeiten, Erfahrungen zu sammeln. Wenn Sie Ihr Geld aufteilen, ist es wahrscheinlicher, dass ein Teil des Geldes überlebt und das Samenkorn für weiteres Wachstum ist. Anfänger müssen letztlich entscheiden, ob sie z. B. mit einer, fünf oder zehn Eintrittskarten starten. Dieses Vorgehen bedeutet nicht zwangsläufig, dass ich davon überzeugt bin, dass Trader mehrere Eintrittskarten benötigen. Da kommen dann Persönlichkeit und Lebenserfahrung ins Spiel.
Ich hatte schon einige Zeit getradet, da habe ich Verschiedenes ausprobiert, z. B. auch mit einem Kapital von etwas mehr als 470 Euro zu traden. Das war ein auf dem Konto verbliebener Betrag. Mein Ziel war es, daraus 4 000 Euro zu machen, was mir auch nach einigen Wochen gelang. Nur an einem einzigen Tag hatte ich weniger als mein Startkapital. Mehrere Erfahrungen aus diesem Experiment sind mir im Gedächtnis geblieben und haben bis heute Spuren hinterlassen:
1. Es ist möglich, aus wenig (Kapital) viel zu machen. Konzentration, Geduld und Achtsamkeit sind dabei die größten Unterstützer. Es kommt nicht darauf an, wie viel Sie haben, sondern ob sie den Wert zu schätzen wissen.
2. Jedes Mal wenn ich die Möglichkeit bekam, die Kontraktzahl zu erhöhen, habe ich es getan. Die Folge war immer, dass der nächste Trade ein Verlust war und ich dadurch wieder einen Kontrakt weniger handeln konnte. Was mit einem Kontrakt klappt, muss noch lange nicht mit einem zweiten oder weiteren funktionieren. Das Bewusstsein muss sich an die größeren Anforderungen (Wert der gehebelten Position, Risiko) anpassen. Diese Zeit sollten sich Trader geben.
3. Wer von Ihnen ebenfalls Anpassungsschwierigkeiten wahrgenommen hat, muss nicht zwingend die Kontraktzahl erhöhen. Trader können sich auch den erwirtschafteten Betrag auszahlen und die Startbedingungen beibehalten.
4. Als ich mein Ziel erreicht hatte, begann das Kapital wie ein Schneemann in der Frühlingssonne zu schmelzen. Das Bewusstsein braucht einen Fahrplan, nicht unbedingt einen auf Jahre ausgerichteten, in jedem Fall aber für jetzt, morgen und übermorgen. Erreichte Ziele führen auch dazu, dass Sie einen Gang zurückschalten. Vielleicht erinnern Sie sich, dass der FC Bayern München vor einigen Jahren das Ziel hatte, das Finale »dahoam« in der Champions League im Jahr 2013 zu erreichen. Von Gewinnen war nicht die Rede. Das hat dann auch der FC Chelsea übernommen.
2.1 Entwickeln Sie Risikobewusstsein
Risiken tragen alle Marktteilnehmer, unabhängig davon, ob sie Anfänger, fortgeschrittene oder professionelle Trader sind. Das Risikobewusstsein ist allerdings unterschiedlich stark ausgeprägt. Risiko im Allgemeinen lässt sich z. B. folgendermaßen beschreiben:
1. Risiko (von arabisch rizq, der von Gottes Gnade oder Geschick abhängige Lebensunterhalt) ist die kalkulierte Prognose eines möglichen Schadens bzw. Verlustes im negativen Fall (Gefahr) oder eines möglichen Nutzens bzw. Gewinns im positiven Fall (Chance). Was als Schaden oder Nutzen aufgefasst wird, hängt von Wertvorstellungen ab. […] Ein Risiko ist die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines negativen Ereignisses (mathematisch) oder die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines negativen Ereignisses multipliziert mit dem finanziellen Ausmaß (BWL). […] Das Antonym zu »Risiko« ist »Sicherheit« (www.fremdwort.de).
2. Risiko ist die Kombination der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses und deren Konsequenz.
3. Risiko kann als Streuung von Zielgrößen um einen Mittelwert aufgefasst werden (Volatilität = Schwankungsbreite).
Letztlich haben alle Beschreibungen einen Bezug zum Trading. In erster Linie bedeutsam sind die Bereiche Statistik und Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten. Bei der Stoppsetzung sollten Sie die Schwankungsbreite eines Marktes berücksichtigen. Trader bezahlen mit ihrem Risiko, wenn Stopps innerhalb des natürlichen Rauschens eines Marktes gelegt werden, weil sie dann garantiert ausgestoppt werden.
Weitere Risiken, die Trader mehr oder weniger beeinflussen oder sogar kontrollieren können, sind in der Tabelle 2.1 wiedergegeben.
Arten von Risiko (Beispiele) | Einfluss | Risikokontrolle |
Broker | nein | Augen auf bei der Partnerwahl |
Risiko des Anlageproduktes | nein | |
Emittentenrisiko | nein | Augen auf bei der Partnerwahl |
Risiko von offenen Positionen | ja | Regeln zur Verlustbegrenzung |
Übernachtrisiko | nein | Positionsgröße |
Ihre Persönlichkeit | ja | Persönlichkeitsentwicklung |
Tab. 2.1: Arten von Risiko: Möglichkeiten zur Einflussnahme und Risikokontrolle
Trader brauchen einen Broker, ein Anlageprodukt (z. B. Aktie, Future, Hebelzertifikat) und tragen selbstverständlich auch das den Markt kennzeichnende Risiko (Schwankungsbreite, Einfluss von Nachrichten). Währungsrisiken dagegen können Sie umgehen, wenn Sie in Ihrer Landeswährung handeln. Die mit dem Broker, dem Emittenten, der Auswahl von Markt und Anlageprodukt verbundenen Risiken können Sie nicht beeinflussen. Selbstverständlich wählen Sie diese selbst aus.
Traden Sie möglichst Anlageprodukte, die Sie verstehen. Das gilt insbesondere für derivative Finanzinstrumente (kurz: Derivate). Bei diesen gefällt es mir, wenn sich die Kursentwicklung des Derivates eins zu eins zum Basiswert verhält. Solche Basiswerte können z. B. Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Währungen oder Edelmetalle sein. Zu den Derivaten zählen z. B. Hebelzertifikate (Knockout-Produkte) und CFDs (Contracts for Difference).
Bei Knock-out-Produkten ist zu beachten, dass sie eine Grenze haben, bei der das Hebelzertifikat (Knock-out-Schwelle) wertlos wird. Bei Erreichen dieses Kurses verlieren Sie Ihren gesamten Einsatz. Eine Nachschusspflicht besteht nicht. Die Stoppsetzung können Sie vereinfachen, wenn Sie Produkte wählen, bei denen die Knock-out-Schwelle Ihrem Stoppkurs entspricht.
Auch CFDs sind an sich transparente Produkte, wenn Sie keinen Marketmaker als Gegner haben. Sollten Sie den CFD-Handel bevorzugen, finden Sie einen Broker, der seine Kurse an Reuters oder XETRA bindet. Daneben sollte der Broker auch in bewegten Marktphasen Preise innerhalb festgelegter Handelsspannen garantieren. Aktuell häufen sich die Zeichen, dass CFD-Trading auf bestimmte Hebel limitiert, möglicherweise sogar verboten werden könnte. Die Impulse hierzu kommen aus dem europäischen Ausland.
Der transparenteste Handel ist über die Futures-Märkte möglich (www.eurex.com). Futures sind Terminkontrakte. Diese werden üblicherweise auf Marge erworben. Der Käufer bezahlt nicht den vollen Wert des Futures, sondern hinterlegt lediglich eine Sicherheitsleistung. Weltweit gibt es zu jeder Zeit immer nur einen Kurs für einen Futures-Kontrakt. Das können selbst Aktien nicht bieten, die je nach Börse unterschiedliche Spreads und Preise haben.
Hebelprodukte (z. B. Futures, Hebelzertifikate, CFDs) haben zwei große Vorteile gegenüber einem Direktinvestment: Sie können 1. mit geringerem Kapitaleinsatz dieselben Ergebnisse erzielen und 2. an steigenden und fallenden Kursen teilhaben. Hebelprodukte...