SCHNELLE HILFE IN NOTFÄLLEN
Richtig handeln im Notfall
Die Empfehlungen auf den folgenden Seiten können Sie auch dann anwenden, wenn Sie noch nicht in homöopathischer Selbsthilfe geübt sind. Ob Sie oder ein anderer verletzt sind, unter heftigen Schmerzen oder Erschöpfung leiden, unter Schock stehen oder ob Sie eine ärztliche Akutbehandlung homöopathisch begleiten wollen – in diesem Kapitel finden Sie genaue Angaben, wie Sie damit einfach und erfolgreich umgehen.
So gehen Sie bei der Behandlung vor
› Die üblichen »Erste-Hilfe-Maßnahmen« müssen auch bei homöopathischer Behandlung immer angewendet werden. Sie werden als bekannt vorausgesetzt und daher nur in Ausnahmefällen erwähnt.
› Die Reihenfolge Ihres Vorgehens bei offenen Wunden richtet sich nach der Notwendigkeit, zuerst Gefahr abzuwenden (Blutung stillen und Wunde versorgen) und dann Heilung einzuleiten (durch die Auswahl einer Arznei).
› Viele der hier vorgestellten Verletzungen müssen vom Arzt oder in der Klinik behandelt werden. Die homöopathische Behandlung kann parallel dazu erfolgen; sie wirkt schmerzlindernd und heilungsfördernd und ist daher eine hervorragende Unterstützung schulmedizinischer Versorgung.
› Bei Blutgerinnungsstörungen und bei Patienten, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, sollten Sie auf eine Selbstbehandlung unbedingt verzichten!
› Auch der Helfer braucht manchmal Hilfe, wenn er durch das Erlebte unter Schock steht: Lesen Sie dazu den Abschnitt »Schock, Kreislaufschwäche« (>).
Die Wahl des Mittels
In der Homöopathie sind Art und Ort einer Verletzung bestimmend für die Mittelwahl: Je nachdem, welches Körpergewebe verletzt ist, kommen unterschiedliche Arzneien zum Einsatz.
Die Auswahl ist auch für Anfänger einfach, da kein differenziertes Symptomenbild notwendig ist, um das richtige Mittel zu finden.
Die Notfall-Apotheke
Um die Arzneien für eine sofortige Hilfe griffbereit zu haben, ist ein kleines Lederetui mit den wichtigsten Arzneien sehr praktisch. Eine Zusammenstellung für eine bewährte »Hausapotheke« und Bezugshinweise für Lederetuis finden Sie auf >.
Nehmen Sie Ihre Notfall-Apotheke in den Urlaub und die Freizeit immer mit.
Grundausstattung für Ungeübte
Sind Sie Anfänger in der homöopathischen Selbstbehandlung, dann beginnen Sie mit wenigen Mitteln. Bei den in der Grundausstattung (siehe Kasten) aufgeführten Mitteln ist die Arzneiwahl besonders einfach, da sie für bestimmte Einsatzgebiete generell verwendbar sind. Erfolgserlebnisse stellen sich damit unweigerlich ein. Das motiviert Sie, weiterzumachen. Es gibt Ihnen auch die Möglichkeit, Familienmitglieder, die bisher der Homöopathie skeptisch gegenüberstehen, zu überzeugen.
Mit der Grundausstattung sind Sie für die häufigsten Probleme gerüstet. Je nach Bedarf ergänzen Sie sie im Laufe der Zeit mit weiteren Arzneien aus der Hausapotheke (>). Ihre Anwendung und Dosierung finden Sie bei den einzelnen Beschwerden.
Notfall-Apotheke: Grundausstattung
Die folgenden Mittel werden für die genannten Beschwerden generell verwendet, deshalb ist in diesen Fällen kein differenzierteres Beschwerdenbild notwendig.
Apis D12 für Bienenstiche.
Arnica D12 für Prellungen, zur Wundbehandlung und gegen Unfallschock.
Arsenicum album D12 für Folgen verdorbener Speisen und verunreinigten Wassers.
Calendula-Urtinktur zur Blutstillung, Wundsäuberung und Wundheilung.
Cantharis D12 für Sonnenbrand und Brandwunden.
Hypericum D12 für sehr schmerzhafte Verletzungen.
Ledum D12 für Mückenstiche und alle übrigen Stichverletzungen.
Nux vomica D12 für Folgen von Überessen und Über-den-Durst-Trinken (Kater).
Rhus toxicodendron D12 für Verletzungen von Sehnen, Bändern und Gelenken.
Offene Wunden
Wunden können in vielen Situationen entstehen. Häufig sind es Verletzungen im Alltag wie bei Sport und Spiel, manchmal aber auch bei gewalttätigen Auseinandersetzungen oder chirurgischen Eingriffen.
Eine äußerliche Wunde verringert den Schutz, den die Haut Krankheitserregern gegenüber darstellt. Jede Wundbehandlung muss daher darauf abzielen, Fremdkörper und Verunreinigungen aus der Wunde zu beseitigen, damit nicht absterbendes Gewebe in der Wunde zurückbleibt und dort zu Fäulnis führt. Auch darf keine weitere Verunreinigung von außen erfolgen, damit neue Erreger nicht eindringen können und verletztes Gewebe bestmöglich verheilt.
Allgemeines zur Selbstbehandlung
› Bei der Behandlung offener Wunden gehen Sie stets in drei Schritten vor: Erst die Blutung stillen, dann die Wunde behandeln (wie unter »Grundversorgung« ab > beschrieben) und anschließend entsprechend der Verletzungsart (Schürfung, Schnittwunde …) weiterbehandeln.
› Zur Wundbehandlung gehört auch die Vorbeugung gegen den gefürchteten Erreger von Wundstarrkrampf (Tetanus). Dazu wird üblicherweise eine Tetanusimpfung (>) mit einer Wirkungsdauer von etwa 10 Jahren verabreicht. Als homöopathische Vorbeugung gegen Tetanus gelten Arnica, Calendula, Hypericum und Ledum. Zwar kann man eine dieser Arzneien im Notfall einnehmen (wenn Sie ohne Impfschutz und ohne erreichbare ärztliche Versorgung sind), doch sollten Sie das keinesfalls als Alternative zu einer Tetanusimpfung missverstehen. Sorgen Sie, wenn erforderlich, immer für einen Impfschutz, der auf jeden Fall besser wirkt als die nachträgliche Behandlung.
ZUM ARZT
› Lassen Sie eine Wunde ärztlich versorgen, wenn Sie die Schwere der Verletzung oder die mögliche Verunreinigung nicht einschätzen können.
› Bei sehr großen, sehr tiefen, komplizierten, stark verschmutzten Verletzungen oder wenn die Wunde abgestorbene Gewebeteile enthält, müssen Sie zur chirurgischen Wundreinigung in eine Klinik!
› Wenn sich eine Wunde entzündet hat oder Eiter absondert, müssen Sie ebenfalls zum Arzt.
Die Grundversorgung
Machen Sie sich mit den Abläufen so vertraut, dass Sie im Notfall nicht erst zum Buch greifen müssen oder aber der nebenstehende Überblick Ihnen zur Orientierung völlig ausreicht.
Blutung stillen
Immer wenn bei Verletzungen der Haut Blutgefäße betroffen sind, kommt es zu einer mehr oder minder starken Blutung. Das Stillen einer Blutung ist der erste Schritt bei der Versorgung von offenen Verletzungen.
Je nach Art der Verletzung unterscheiden sich Blutungen und demgemäß die Behandlung.
Die meisten Blutungen kommen innerhalb von drei Minuten von allein zum Stillstand. Sie helfen der Wundreinigung, weil sie eingedrungene Keime mit dem Blut auswaschen.
Schürfwunden bluten nur leicht, weil nur kleine Blutgefäße (Kapillaren) verletzt werden, können aber sehr verschmutzt sein. Hier ist das Säubern wichtig (>).
Platz-, Riss- und Schnittwunden bluten meist stärker, da tiefer gelegene Gewebsschichten und damit größere Blutgefäße betroffen sind. Sie können schnell zu großem Blutverlust führen. Zur Blutstillung nach Möglichkeit die Wundränder zusammendrücken und den verletzten Körperteil hochlagern, sodass er sich oberhalb des Herzens befindet.
Bei sehr starken Blutungen die entsprechende Ader abdrücken und Druckverband anlegen. Nur in äußerstem Notfall den Körperteil abbinden. Sofort in die Klinik!
? Calendula-Urtinktur (>): Unverdünnt auf die Wunde träufeln (schmerzhaft wegen des Alkoholgehalts).
Grundversorgung auf einen Blick
Genaue Anwendung und Dosierungen siehe ausführliche Beschreibung (links).
Blutung stillen
- Leicht blutende Wunden: Blutung kommt von allein zum Stillstand; Pflaster hilft.
- Stark blutende Wunden: Wundränder zusammendrücken, auch mittels Pflaster. Hochlagern. Schlimmstenfalls auch Ader abdrücken und Druckverband anlegen. Calendula-Urtinktur unverdünnt auf die Wunde oder auf den Verband geben. In die Klinik!
Wunde behandeln
Säubern