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E-Book

Hot Zone

Ebola, das tödliche Virus

AutorRichard Preston
VerlagVerlagsgruppe Droemer Knaur
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl368 Seiten
ISBN9783426434574
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Richard Prestons populärwissenschaftlicher Tatsachen-Thriller liest sich spannender als jeder Horror-Roman. Preston berichtet darin über die ersten Infektionen mit dem Ebola-Virus vor über vierzig Jahren. Sein Tatsachenthriller von 1998 ist immer noch hochaktuell, wie die schreckliche Ebola-Epidemie in Zentralafrika gerade zeigt. Ebola gehört zu den gefährlichsten Killerviren. Diese aus dem Afrikanischen Regenwald stammenden sogenannten 'Filoviren', können einen Menschen auf grausamste Art und Weise töten. Das Virus löst innerhalb weniger Tage die inneren Organe auf, und der Erkrankte verblutet von innen. Das Virus ist zudem extrem ansteckend, und weltweit gibt es immer noch kein wirksames Heilmittel dagegen. Deshalb ist es nicht auszuschließen, dass die Menschheit eines Tages einer Seuche wie Ebola erliegen könnte. Preston schildert, wie der Ebola-Erreger über Affen, die für medizinische Versuche importiert wurden, schließlich nach Amerika kommt. In einem kleinen Labor in Reston, USA, verbreitet er Angst und Schrecken. Als sich die Seuche unter den im Quarantänelager zusammengepferchten Affen ausbreitet, rufen die Betreiber der Anlage die Gesundheitsbehörden zu Hilfe. Bald müssen die Wissenschaftler feststellen, dass sich das Virus inzwischen nicht nur durch Kontakt, sondern auch durch die Luft verbreiten kann.

Richard Preston, geboren 1954 in Cambridge, Massachusetts, ist Autor der Bestseller Hot Zone (über das Ebola-Virus) und Cobra (über einen verrückten Biowaffen-Forscher). Für seinen Wissenschaftsjournalismus wurde der promovierte Naturwissenschaftler mehrfach ausgezeichnet. Mit Das erste Licht gewann er den Preis des American Institute of Physics. Außerdem wurde ein Asteroid, der ungefähr halb so groß ist wie Manhattan, 'Preston' benannt.

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Leseprobe

Erster Teil


Der Schatten aus dem Elgon

Es kam aus dem Wald


1. Januar 1980


Charles Monet war ein Einzelkämpfer. Der Franzose lebte allein in einem kleinen einstöckigen Holzhaus auf dem Privatgelände der Nzoia-Zuckerfabrik im Westen Kenias. Sie lag in Sichtweite des Elgon, eines gewaltigen erloschenen Vulkans, der sich am Rand des Rift-Tals bis zu einer Höhe von etwa 4200 Metern erhebt. Was Monet nach Afrika getrieben hatte, war nicht ganz klar. Wie bei vielen Emigranten, die hier strandeten, schien seine Vergangenheit ein wenig undurchsichtig zu sein. Vielleicht hatte er in Frankreich irgendwie Ärger gehabt, oder vielleicht hatte ihn auch die Schönheit der Landschaft nach Kenia gezogen. Er war Amateur-Naturforscher und begeisterte sich für Vögel und andere Tiere, aber nicht für die Menschen im allgemeinen. Er war sechsundfünfzig, mittelgroß und mittelkräftig, mit weichen, glatten braunen Haaren – ein gutaussehender Mann. Eng befreundet, so schien es, war er nur mit Frauen, die in den kleinen Städten rund um den Berg wohnten, aber auch sie können den Ärzten, die nun Monets Tod untersuchen, nicht viel berichten. Sein Beruf bestand darin, sich um die Pumpenanlage der Zuckerfabrik zu kümmern, die das Wasser aus dem Nzoia River ansaugte und auf den kilometerlangen Zuckerrohrfeldern verteilte. Die meiste Zeit des Tages, so sagen sie, verbrachte er am Fluss im Pumpenhaus, denn es machte ihm Spaß, den Maschinen bei der Arbeit zuzusehen.

Wie so oft in solchen Fällen kann man die Einzelheiten nur schwer dingfest machen. Die Ärzte erinnern sich an die klinischen Symptome, denn wer einmal gesehen hat, wie ein bösartiger Erreger der Gefahrenklasse 4 auf einen Menschen wirkt, kann es nicht mehr vergessen. Der Fall von Charles Monet zeigt sich dem Betrachter als Mischung aus sachlich beschriebenen klinischen Befunden und einem so hellen, beunruhigenden Aufblitzen des Entsetzlichen, dass man unwillkürlich zurückzuckt und blinzelt, als starre man in eine andersfarbige, fremde Sonne.

Monet kam im Sommer 1979 nach Kenia, ungefähr zu der Zeit, als das menschliche Immunschwächevirus HIV, der Aids-Erreger, endgültig aus den Regenwäldern Zentralafrikas ausbrach und seine tödliche Reise durch die Menschheit antrat. Aids lag schon wie ein Schatten über der Bevölkerung Zentralafrikas, auch wenn noch niemand wusste, dass es die Krankheit gab. Sie hatte sich in aller Stille entlang des Kinshasa Highway ausgebreitet, einer Hauptverkehrsstraße, die sich von Ost nach West durch den afrikanischen Kontinent zieht und in Sichtweite des Elgon am Ufer des Victoriasees verläuft. HIV ist ein tödlicher, aber nicht sehr ansteckender Erreger der Gefahrenklasse 2. Er springt nicht so einfach von einem Menschen auf den anderen über, und er verbreitet sich nicht durch die Luft. Wenn man mit HIV-infiziertem Blut umgeht, braucht man keinen Isolieranzug zu tragen.

Die Woche brachte Monet immer nur mit schwerer Arbeit im Pumpenhaus zu, aber am Wochenende und im Urlaub suchte er die Waldgebiete in der Nähe der Zuckerfabrik auf. Er nahm Futter zum Ausstreuen mit und sah zu, wie Vögel und andere Tiere es fraßen. Er konnte vollkommen still dasitzen und Tiere beobachten. Nach den Berichten seiner Bekannten war er sehr vertraut mit wilden Affen, und er hatte eine besondere Art, mit ihnen umzugehen. Man sagte, er könne die Affen mit Futter anlocken. Er lernte auch, die afrikanischen Vögel zu erkennen. Auf einem Baum in der Nähe seines Hauses wohnte eine Kolonie Webervögel. Monet verwendete viel Zeit darauf, sie bei Bau und Instandhaltung ihrer taschenförmigen Nester zu beobachten. Eines Tages um die Weihnachtszeit soll er einen kranken Vogel in sein Haus geholt haben, wo dieser dann starb – möglicherweise in Monets Händen.

Vielleicht war es ein Webervogel – niemand weiß es –, und vielleicht starb er an einem Virus der Gefahrenklasse 4 – auch das weiß niemand. Außerdem war Monet mit einem Raben befreundet. Es war ein Schildrabe, ein schwarzweißer Vogel, den die Menschen in Afrika sich manchmal als Haustier halten, ein freundliches, intelligentes Tier. Der Rabe setzte sich gern auf das Dach von Monets Haus und beobachtete dessen Kommen und Gehen. Wenn er hungrig war, flatterte er auf die Veranda und lief ins Haus, wo Monet ihn fütterte.

Jeden Morgen ging Monet die drei Kilometer durch die Zuckerrohrfelder zur Arbeit. In diesem Jahr hatten die Arbeiter zur Weihnachtszeit die Felder abgebrannt. Wenn er nach Norden über die verkohlte Landschaft blickte, konnte er vierzig Kilometer entfernt die beiden Gipfel des Elgon erkennen. Der Berg zeigte ein sich ständig veränderndes Antlitz: Helligkeit und Schatten, Regen und Sonne wechselten sich ab – ein beeindruckendes Schauspiel im afrikanischen Licht. In der Morgendämmerung sah er aus wie ein klobiger Haufen grauer Gebirgskämme, die im Dunst verschwammen und am höchsten Punkt einen Gipfel mit zwei Spitzen bildeten, den beiden Kanten des abgetragenen Kegels. Wenn die Sonne höherstieg, nahm der Berg eine silbriggrüne Farbe an, die Farbe des Elgon-Regenwaldes, und im weiteren Tagesverlauf bildeten sich Wolken, die den Berg den Blicken entzogen. Am Spätnachmittag, kurz vor Sonnenuntergang, wurden die Wolken dichter; sie ballten sich zu einem ambossförmigen Gewitterturm zusammen, den lautlose Blitze in ein weißes Licht tauchten. Die Unterseite der Wolken hatte die Farbe von Kohle, und ihre Oberkante war ausgefranst und glomm in mattem Orange, von der untergehenden Sonne beleuchtet. Über der Wolke war der Himmel tiefblau.

Monet hatte mehrere Freundinnen in Eldoret, einer kleinen Stadt südöstlich des Berges, wo die Menschen in Hütten aus Brettern und Wellblech wohnen. Er gab diesen Freundinnen Geld, und sie waren froh, dass sie ihn dafür lieben durften. Als sein Weihnachtsurlaub bevorstand, machte er Pläne, am Elgon zu zelten, und er lud eine der Frauen aus Eldoret ein, ihn zu begleiten. An ihren Namen kann sich niemand erinnern.

Monet und seine Freundin fuhren mit einem Landrover die lange, gerade Straße hinauf, die zum Endebess Bluff führt, einem auffälligen Felsvorsprung auf der Ostseite des Vulkans. Die Fahrbahn bestand aus einer Schicht Vulkanstaub und war so rot wie getrocknetes Blut. Sie gelangten zu den unteren Ausläufern des Vulkans und fuhren durch Maisfelder und Kaffeeplantagen, die schließlich offenem Grasland wichen. Die Straße führte an alten, halbverfallenen Gehöften aus der englischen Kolonialzeit vorbei, die sich hinter Reihen von Gummibäumen verbargen. Als sie in größere Höhen kamen, wurde die Luft kühler, und Schopfadler flatterten aus den Zedern auf.

Zum Elgon kommen nur wenige Touristen, deshalb waren Monet und seine Freundin mit ihrem Wagen wahrscheinlich die einzigen Autofahrer auf der Straße; allerdings waren viele Menschen zu Fuß unterwegs, Dorfbewohner, die kleine Höfe an den unteren Abhängen des Berges bewirtschafteten. Der Landrover näherte sich dem ausgefransten unteren Rand des Elgon-Regenwaldes, vorbei an Waldzungen, Bauminseln und an der Mount Elgon Lodge, einem englischen Gasthof, der in der ersten Hälfte des Jahrhunderts gebaut worden war. Jetzt verfiel er, die Wände waren rissig, und in Sonne und Regen blätterte die Farbe ab.

Der Elgon erstreckt sich über die Grenze zwischen Uganda und Kenia, und auch in den Sudan ist es nicht weit. Biologisch gesehen ist der Berg eine Regenwaldinsel in der Mitte Afrikas, eine abgeschlossene Welt über trockenen Ebenen, die auf einem Durchmesser von achtzig Kilometern mit Bäumen, Bambus und Hochmooren bedeckt ist. Der Vulkan, ein Höcker im Rückgrat Zentralafrikas, stieg vor sieben Millionen Jahren in die Höhe und vernichtete mit heftigen Ausbrüchen und Ascheexplosionen mehrmals die umliegenden Wälder, bis er schließlich eine gewaltige Größe erreicht hatte. Bevor der Elgon durch Erosion an Höhe verlor, dürfte er der höchste Berg Afrikas gewesen sein – höher als heute der Kilimandscharo; der breiteste ist er heute noch. Wenn die Sonne aufgeht, wirft sie den Schatten des Elgon nach Westen bis tief nach Uganda hinein, und wenn sie untergeht, reicht der Schatten nach Osten quer über Kenia hinweg. Im Schatten des Elgon liegen die Dörfer der Elgon-Massai, eines Bauernvolkes, das aus dem Norden kam und sich vor einigen Jahrhunderten hier niederließ, um Rinder zu züchten. Die unteren Abhänge des Berges werden von sanften Regenschauern überspült, die Luft bleibt kühl und frisch, und der Vulkanboden ermöglicht eine reiche Maisernte. Die Dörfer bilden einen breiten Ring um den Vulkan, der wie eine Schlinge wirkt, die das Ökosystem des Berges allmählich erdrosselt. Man rodet den Wald und fällt die riesigen Bäume, um Feuerholz daraus zu machen und Weideland zu schaffen; von den Elefanten, die im Wald leben, verschwinden immer mehr.

Ein kleiner Teil des Elgon ist Nationalpark. Monet und seine Freundin hielten am Parkeingang an, um das Eintrittsgeld zu bezahlen. Meist lungerte ein kleiner Affe – vielleicht ein Pavian – an dem Tor herum und wartete auf kleine Geschenke. Monet bot dem Tier eine Banane an und verführte es damit, sich auf seine Schulter zu setzen. Seine Freundin lachte. Dann beobachteten sie schweigend, wie das Tier fraß. Anschließend fuhren sie ein kurzes Stück den Berg hinauf und schlugen ihr Zelt auf einer offenen Lichtung mit feuchtem Gras auf, die zu einem Bach hin abfiel. Der Bach plätscherte aus dem Wald und hatte eine seltsame Farbe: milchigweiß vom Vulkanstaub. Das Gras wurde von weidenden Kaffernbüffeln kurz gehalten und war mit ihrem Dung...

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