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Leistungsorientierte Vergütung im Gesundheitswesen: P4P bei niedergelassenen Ärzten

AutorJens Dell´Anna
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl68 Seiten
ISBN9783656323112
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Gesundheit - Gesundheitswesen, Note: 1,3, Universität der Bundeswehr München, Neubiberg (Management öffentlicher Aufgaben, Betriebswirtschaftslehre des öffentlichen Bereichs und des Gesundheitswesens), Sprache: Deutsch, Abstract: Ein Großteil der heutigen Organisationen wenden sich von einer rein festverbindlichen Entlohnung ab und tendieren zu einer Kombination aus einem fixen und variablen Vergütungsanteil. Das Ziel dieser Vergütungsform liegt in den motivationalen Anreizen, die durch den variablen Entlohnungsanteil zum Ausdruck kommen. Dieser monetäre Anreiz hat das Ziel, die Motivation eines Mitarbeiters zu erhöhen, um den damit korrelierenden Unternehmenserfolg positiv zu beeinflussen.Seit längerem werden ähnliche Ansätze im Rahmen der Gesundheitsökonomie hinterfragt und diskutiert. Hierbei geht es um die Fragestellung, ob durch ein adäquates System von erfolgsorientierter Vergütung, die Versorgungsqualität verbessert, respektive die Versorgungskosten reduziert werden können.Die vorliegende Arbeit erläutert die wesentlichen Grundzüge dieser variablen Vergütungssystematik und gibt Einblicke in bereits bestehende Indikatorenprogramme, mit denen die jeweilige Leistung gemessen und anschließend vergütet werden kann. Die Arbeit fokussiert damit die Methodik und Praxisrelevanz des P4P Konzeptes im Rahmen niedergelassener Leistungserbringer und betrachtet die Wirkungsmechanik dieses Entgeltprinzips kritisch. Neben der Entstehungsgeschichte von P4P werden zudem Spezifika des deutschen Gesundheitssystems, wie gesetzliche Anforderungen, unterschiedliche Vergütungsformen und Implementierungsmodalitäten erläutert, um anschließend den Aufbau des P4P Konzeptes ausführlich zu beschreiben. Das grundlegende Problem bei der performancebasierten Vergütung stellt die objektive Operationalisierung von medizinischen Leistungen dar. Hierfür werden im dritten Kapitel neben allgemeinen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen von Qualitätsindikatoren, die Qualitätsdimensionen nach Avedis Donabedian dargestellt. Die Quali-tätsindikatorenprogramme QiSA und AQUIK sind praxistaugliche und evidenzbasierte Projekte, mit denen der Leistungserfolg eines Anbieters evaluiert werden kann. Diese Programme werden daher eigenständig und umfassend im vierten Kapitel detailliert beschrieben. Inwieweit Wirtschaftlichkeitsüberlegungen sowie Akzeptanz und Nutzung im Praxisalltag Berücksichtigung finden, werden in Kapitel fünf kritisch betrachtet. Beendet wird dieses Kapitel mit dem Betrachtungsobjekt der Vereinbarkeit der P4P Systematik mit dem Ärztestand und beschreibt den Zusammenhang zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation.

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Leseprobe

3 Qualitätsmessung im Rahmen des P4P Ansatzes

 

In den vorherigen Kapiteln wurde vereinzelt auf die Problematik der objektiven und angemessenen Qualitätsmessung von Versorgungsleistungen hingewiesen. Die Auswahl der richtigen Bewertungsparameter unter Berücksichtigung der Erfordernisse im Gesundheitswesen stellt hierbei eine große Herausforderung dar. Bevor auf das klassische Modell von Qualitätsindikatoren nach Avedis Donabedian eingegangen werden kann, werden zunächst die Voraussetzungen und Strukturen von Bewertungsgrößen in ihrer allgemeinen Art beschrieben.

 

3.1 Rahmenbedingungen und Voraussetzungen von Qualitätsindikatoren


 

Im Jahr 1990 veröffentlichte das „Institute of Medicine“ einen Bericht über die Qualitätssicherung im amerikanischen Medicare[67] Programm und definierte darin die Begrifflichkeit der Qualität im gesundheitsökonomischen Verständnis. Darin wird Qualität als ein Grad definiert, mit dem die Wahrscheinlichkeit erwünschter Behandlungsergebnisse bei der Gesundheitsversorgung von Leistungsempfängern steigt.[68] Um diese Qualität ermitteln, vergleichen oder sogar verbessern zu können, werden spezifische Messgrößen benötigt. Im Rahmen zahlreicher Interpretationsansätze haben sich die so genannten „Qualitätsindikatoren“ als praxistaugliche Bewertungs- und Darstellungsinstrumente herauskristallisiert. Qualitätsindikatoren sind somit Kennzahlen, mit deren Hilfe Versorgungsleistungen durch Zahlen oder Zahlenverhältnisse indirekt abgebildet werden können.[69] Sie können damit Aussagen über die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität treffen und unterstützen zudem das Feld der Qualitätsförderung. Eine ausführliche Erläuterung dieser drei Perspektiven ist Gegenstand des Kapitels 3.2.

 

Die Qualitätsmessung im Gesundheitswesen unterliegt gewissen Voraussetzungen, damit überhaupt auf Grundlage eines solchen Systems eine genaue Bewertung von Versorgungsleistungen vorgenommen werden kann. Zu Beginn muss daher ein Konsens darüber gefunden werden, „was“ und „wie“ gemessen werden soll. Das „was“ umschreibt hierbei die Festlegung der zu bewertenden Zielgrößen. Dabei geht es vornehmlich um die Auswahl von ökonomischen Effizienzgrößen, auf deren Grundlage die zusätzliche Vergütung berechnet werden kann.[70] Aus der Sicht des Qualitätsmanagements geschieht dies mit Hilfe von „Sensoren, die an neuralgischen Punkten (..) betrieblicher Prozesse angebracht sind[71] und kontinuierlich Informationen über den Outcome liefern. Solche Sensoren sind zumeist patientenbezogene Parameter wie beispielsweise, Zufriedenheit der Leistungsempfänger, spezifische Behandlungskosten oder zeitlicher Umfang einer bestimmten Indikation.[72] Des Weiteren muss auch der dynamische Gesichtspunkt  bei der Bestimmung der Zielgrößen beachtet werden. So müssen determinierte Kennzahlen regelmäßig analysiert und periodisch evaluiert werden, um eine reliable Bewertung des Outcomes im Zeitablauf möglich zu machen.

 

Der zweite entscheidende Aspekt ist die Beantwortung der Frage, „wie“ die erbrachte Leistung gemessen werden kann. Bei dieser Fragestellung gibt es im Allgemeinen fünf Methoden, mit deren Hilfe der Grad einer Versorgungsleistung ermittelt werden kann. Die folgende Übersicht stellt diese Möglichkeiten zusammenfassend dar.

 

 

Abbildung 3: Messmethoden[73]

 

Unabhängig von der Wahl der Messmethode müssen humanbedingte und soziodemografische Einflussfaktoren berücksichtigt werden, die eine Verfälschung des medizinischen Handlungsbedarfes einer Person suggerieren. Hierbei besteht die Möglichkeit harte und weiche Faktoren bei der Datenerhebung in Betracht zu ziehen. Um eine mögliche Varianz ökonomischer Zielparameter zu beseitigen, müssen neben der technischen Kennzahlenerhebung, auch individuelle und regelmäßig auftretende Patientenbefragungen in die Bewertung von Gesundheitsleistungen mit einfließen.[74]

 

Die zentrale Schwierigkeit bei der Qualitätsmessung stellt die objektive Bestimmung von passenden Qualitätsindikatoren dar. Auf Grund der Herausforderung der Datensparsamkeit ist es schwierig mit nur wenigen Indikatoren aussagekräftige Bewertungen über Versorgungsleistungen machen zu können. Daher ist es wichtig, dass unter Anderem, Aspekte wie Patientensicherheit, Vorhersagbarkeit oder Anpassungsfähigkeit bei der Festlegung und Entwicklung von Qualitätsindikatoren berücksichtigt werden.[75] Ein erfolgreicher Versuch, der sektoren- und indikationsübergreifenden Bestimmung von Messgrößen stellt das Modell von Avedis Donabedian dar. Im nachfolgenden Kapitel wird dieses klassische Modell mit seinen Eigenschaften erläutert.

 

3.2 Qualitätsindikatoren nach Avedis Donabedian


 

Professor Avedis Donabedian wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Libanon geboren[76] und studierte dort an der American University of Beirut, Medizin. Nach dem 2. Weltkrieg ging er, auf Grund der Unruhen im Mittleren Osten, ins Exil in die Vereinigten Staaten und kam dort erstmalig mit der Thematik der Versorgungsqualität in Kontakt. An der University of Michigan bekam er von Dr. Rosenfeld die Forschungsaufgabe, die bisher veröffentlichten Studien zum Qualitätsbegriff zu untersuchen. Nach einer sechsmonatigen Bearbeitungsphase veröffentlichte Avedis Donabedian 1966 seine Ergebnisse im „Milbank Memorial Fund Quarterly“ und definierte darin den Begriff der Qualitätsmessung als den Übereinstimmungsgrad zwischen Zielen des Gesundheitswesens und der tatsächlich erbrachten Versorgungsleistung.[77] In diesem Modell differenziert Avedis Donabedian die Qualität in drei Dimensionen, um sie dadurch besser darstellen und definieren zu können. Diese Gliederung in Form von

 

Strukturqualität

 

Prozessqualität und

 

Ergebnisqualität[78]

 

gilt als klassisches Modell der Qualitätsmessung und ist auf Grund seiner guten und logischen Argumentationssystematik allgemein akzeptiert und anerkannt.[79] Diese drei Qualitätsindikatoren sind verlässliche Parameter, mit denen eine Versorgungsleistung gemessen und bewertet werden kann, um sie anschließend entsprechend erfolgsabhängig vergüten zu können. Neben diesen klassischen Indikatoren gibt es zahlreiche Weiterentwicklungen im Bereich der Qualitätsmessung, mit dem Ziel einer objektiven und fairen Operationalisierung der Versorgungsleistung. Ausgewählte Indikator­enprogramme und ihre Anwendung im Bereich der ambulanten Versorgung sind Gegenstand des anschließenden Kapitels. In Deutschland prüft beispielsweise der „Medizinische Dienst der Krankenversicherung“ (MDK) auf Grundlage des Qualitätsmodells nach Avedis Donabedian, jährlich ausgewählte Einrichtungen im Rahmen der Qualitätssicherung. Hierbei legt der MDK seinen Fokus vor allem auf den Indikator der Ergebnisqualität, um  Einrichtungen der ambulanten Pflege zu akkreditieren oder zu rezertifizieren.[80] Bevor die Eigenschaften der Ergebnisqualität weiter dargestellt werden können, werden zuvor die beiden anderen Qualitätsmerkmale in ihren Eigenschaten beschrieben.

 

Strukturqualität

 

Die Strukturqualität umfasst die organisatorischen und physischen Voraussetzungen, die vorhanden sein müssen, damit etwas regelgerecht und adäquat bewerkstelligt werden kann.[81] Die Merkmale dieses Indikators umfassen personelle, materielle und systematische Elemente der Gesundheitsversorgung. Dabei werden die Leistungserbringer beispielsweise anhand des Ausbildungsstandes, der zusätzlichen Qualifikationen oder anhand ihrer Ausstattung an medizinischen Gerätschaften bewertet. Finanzielle und infrastrukturelle Ressourcen, wie verwaltungstechnische Betriebsmittel oder die Art der Trägerstruktur werden ebenfalls evaluiert.[82] Hierbei kann ein niedergelassener Arzt eine hohe Bewertung erhalten, wenn er zum Beispiel medizintechnisch auf dem neusten Stand ist oder EDV-spezifische Ressourcen für die elektronische Gesundheitskarte vorhält. Im Rahmen des P4P Ansatzes ist dieser Indikator als „Pay for Quality“ zu verstehen und unterstreicht damit die Prämissen einer optimalen Patientenversorgung.[83] Die Elemente der Strukturqualität sind einfach zu operationalisieren, da sie größtenteils technisch und widerspruchsfrei evaluiert und abgebildet werden können. Da innovative Gerätschaften, hochqualifizierte Leistungserbringer und optimale infrastrukturelle Ressourcen positiv mit dem Behandlungsergebnis korrelieren, ist die Strukturqualität als rahmenspezifischer Grundindikator zu verstehen.[84] Einer Verbesserung dieser medizinischen Voraussetzungen folgt idealerweise eine Verbesserung des Behandlungserfolges, sodass die beiden anderen Qualitätsindikatoren erst im Nachzug eruiert werden können.

 

Prozessqualität

 

Die Prozessqualität ist unter dem Verständnis des P4P Ansatzes als „Pay for Transparency“ zu verstehen und bezieht sich auf die Messung und Bewertung von Abläufen.[85]...

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