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Lexikon der Benimmirrtümer

Populäre Fettnäpfchen und wie man sie umgeht

AutorNandine Meyden
VerlagUllstein
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl336 Seiten
ISBN9783548921075
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Eignet sich Sprudel zum Zuprosten? Ist man wirklich ein Gentleman, wenn man an der Garderobe erst mal der Dame in den Mantel hilft? Casual Friday - bedeutet das automatisch Freizeitlook? Was tun, wenn man beim Restaurantbesuch eine sperrige Gräte im Mund spürt? Und was genau ist eigentlich unter Pünktlichkeit zu verstehen? Diese und andere Fragen erörtert Nandine Meyden in ihrem Lexikon der Benimmirrtümer. Fundiert und unterhaltsam klärt sie auf über vermeintliche und tatsächliche Regeln des guten Benehmens und gibt detaillierte Tipps, wie man sich manche Peinlichkeit erspart.

Nandine Meyden, Jahrgang 1966, ist seit fast 20 Jahren Trainerin und Coach und eine angesehene Expertin. Zu ihren Kunden gehören nicht nur internationale Konzerne, sondern Politiker, Prominente sowie Verbände und mittelständische Unternehmen. Sie tritt wöchentlich in der MDR-Fernseh-Sendung Vorsicht Fettnäpfchen! auf und schreibt mehrere Kolumnen.  

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Leseprobe

Einleitung:

Der größte aller Benimmirrtümer

»Der hat wohl seinen Knigge nicht gelesen« – das hört man oft, wenn sich vermeintlich korrekt benehmende Zeitgenossen mit erhobenen Augenbrauen über Mitmenschen reden, die sich ihrer Ansicht nach nicht an bestimmte Regeln halten. Fraglich ist hierbei oft, ob denn der Sprecher selbst »seinen Knigge« gelesen und ob sich Freiherr von Knigge tatsächlich jemals irgendetwas zu einer so oder ähnlich gearteten Situation geäußert hat. Abgesehen davon zeugt es nicht von gutem Stil, sich über mangelnde Umgangsformen Dritter zu unterhalten. Ein jeder kehre vor seiner eigenen Türe, könnte man sagen. Zudem tritt dabei der meiner Ansicht nach am weitesten verbreitete Irrtum in Deutschland zum Thema Umgangsformen zutage: nämlich der, dass Freiherr von Knigge konkrete Verhaltensregeln zu Tisch und Kleidung aufgestellt habe. »Knigge« ist heute in Deutschland fast ein Synonym für Umgangsformen, Benehmen oder Etikette. Richtig ist jedoch, dass er kaum etwas zu den Situationen gesagt hat, in denen sein Name heute gerne bemüht wird.

In Knigges berühmtestem Werk Über den Umgang mit Menschen findet sich weder die Regel, wie ein Tisch gedeckt werden soll oder wie das Messer zu halten ist, noch, welche Kleidungsregeln in welchen Situationen gelten. Es ist vielmehr ein Buch, das zu mehr Takt, Einfühlungsvermögen und Höflichkeit gegenüber anderen Menschen anregt. So gibt es Hinweise, wie mit jähzornigen, kranken oder neidischen Leuten umzugehen sei und wie man sich gegenüber Schuldnern, Nachbarn und Gästen zu verhalten habe.

Gleichwohl: Nicht nur die Bemerkung »Er hat seinen Knigge nicht gelesen«, sondern auch die oft laut geäußerte Frage, wie wohl eine Situation »nach Knigge« zu lösen sei, die vielen »Knigge«-Seminare sowie die unzähligen Bücher, die mit dem Begriff »Knigge« im Titel um Aufmerksamkeit buhlen, zeigen, dass das Thema »Gutes Benehmen« hochaktuell ist.

So zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts emnid, dass rund 95 Prozent aller Deutschen gute Umgangsformen für wichtig bzw. sehr wichtig halten. 77,3 Prozent aller Befragten stuften in einer Studie von monster.de im Jahr 2006 gute Manieren als sehr wichtig für den Karriereerfolg ein. Doch nicht nur Erwachsene oder gar nur die ältere Generation glauben an die Bedeutung von Höflichkeit und Manieren.

»Danke«, »Bitte« und »Entschuldigung« zu sagen finden laut einer Untersuchung des Sailer-Verlages aus dem Jahr 2004 sogar 95 Prozent der Schüler zwischen sechs und dreizehn Jahren wichtig.

Auch im 21. Jahrhundert also sind schlechte Manieren für Menschen jeglichen Alters störend; kaum jemand bezweifelt, wie wichtig gute Umgangsformen sind. Und dennoch – betrachtet man, wie die Menschen miteinander umgehen, ob nun am Arbeitsplatz, privat, unterwegs auf der Straße oder beim Einkaufen, sieht man rasch: So viele Menschen mit guten Manieren, wie man aufgrund der Umfrageergebnisse eigentlich erwarten könnte, trifft man gar nicht. Die meisten meinen es allerdings vielleicht sogar gut und glauben, sie täten das Richtige. Es ist für mich bei Vorträgen und in Seminaren immer wieder interessant festzustellen, welche Mythen und Missverständnisse es bezüglich der Umgangsformen gibt. Um all denen ein Stück weiterzuhelfen, die es richtig machen wollen, sich aber nicht immer hundertprozentig sicher sind, ist dieses Buch entstanden. Es möchte aufräumen mit Irrtümern, Unsicherheiten und falschen Regelauslegungen.

Denn Tatsache ist: Menschen mit schlechtem Benehmen werden ausgegrenzt, da sie selbst auch andere ausgrenzen. Niemand, der sich wirklich bemüht, aber irrtümlich die Regeln verletzt, hat dies verdient. Gutes und richtiges Benehmen zeigt den Kunden, Kollegen, Vorgesetzten, Freunden, Nachbarn, Verkäufern, Bekannten, der Familie und dem Partner: Du bist mir wichtig, ich respektiere dich als Mitmenschen, und ich will, dass wir uns zusammen wohlfühlen. Manieren sind also nichts Altmodisches oder gar Steifes und Unnatürliches; Manieren dienen dazu, menschliches Miteinander zu regeln – in der Arbeit, im Privatleben, hier und überall auf der Welt.

Insofern ist es auch ein – leider weitverbreiteter – Irrtum, zu glauben, gutes Benehmen sei der eigenen Authentizität abträglich. Schließlich rasen wir auch nicht mit dem Auto über rote Ampeln, nur weil uns gerade danach ist. Ebenso wenig wünschen wir uns eine patzige Antwort oder von einer Verkäuferin ignoriert zu werden, nur weil sie gerade Liebeskummer hat.

Regeln sind wichtig, sie zu kennen und zu achten trägt entscheidend zu beruflichem und privatem Erfolg bei. Und nur wer Regeln kennt und in ihrer Anwendung sicher ist, kann sie auch gekonnt brechen – wenn es denn notwendig und für alle Beteiligten besser erscheint. Das ist dann kein Irrtum, sondern eine bewusste Entscheidung. Genau das zeichnet Menschen mit guten Umgangsformen aus: Sie wissen um die Regeln, befolgen sie aber nicht blind, nur weil es sie gibt, sondern spüren genau, wann es erforderlich ist, sie präzise einzuhalten, und wann sie freier ausgelegt oder sogar gebrochen werden müssen. Nur die Kenntnis der Regeln, ihrer Hintergründe und ihres Sinns geben ein umfassendes Verständnis dafür, welche Konsequenzen ein Bruch mit ihnen haben kann, und nur dann ist es möglich, zu verstehen, was andere Menschen als unhöflich, respektlos oder unpassend empfinden können.

Gutes Benehmen hat also auch nichts mit »konservativ« zu tun, »lockere Sitten« nichts mit »modern«. In allen Gesellschaften gab und gibt es Ordnungssysteme, die Orientierung für das Verhalten bieten. Auch eine Firma oder eine Familie ist immer eine kleine Welt für sich, mit eigenen Spielregeln und eigener Philosophie, die – wenn auch verdeckt – das geltende Ordnungssystem bestimmen.

Die Beherrschung der gültigen Umgangsformen machte und macht die Zugehörigkeit zu einer Gesellschaftsschicht erkennbar. Wie sehr gute Manieren mit Erfolg zusammenhängen, haben nicht nur Eliteforscher wie Michael Hartmann untersucht. Der Bildungshistoriker Heinz-Elmar Tenorth antwortet auf die Frage, »Was entscheidet, wer oben ist und wer unten?«, die ihm von Spiegel-Redakteuren im Januar 2009 gestellt wurde, Folgendes: »Besitz und Macht, dann vielleicht Bildung, mehr noch Herkunft. Das hat etwas mit gelerntem Verhalten zu tun, das durch das Elternhaus vermittelt wird. Warum sind denn so viele Vorstände von Dax-Unternehmen ihrerseits Kinder aus der Oberschicht? Es ist die Fähigkeit, sich so zu bewegen, dass man in einem gehobenen Milieu nicht auffällt.«

Heutzutage sind die gesellschaftlichen Erkennungsmerkmale meist subtiler als in den vergangenen Jahrhunderten, was dazu führt, dass ihre Existenz und Bedeutung fälschlicherweise negiert wird. Die Regeln der Umgangsformen wurden immer differenzierter, um einerseits in der enger zusammenwachsenden Gesellschaft der letzten Jahrhunderte dafür zu sorgen, dass Mitmenschen nicht belästigt wurden, andererseits aber auch, um wie eine Art Geheimcode die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten kenntlich zu machen.

Gute Umgangsformen erleichtern also den Erfolg, egal, ob man darunter eine klassische Karriere und den Aufstieg ins Management versteht oder ob man Menschen beraten und überzeugen möchte, etwas verkaufen oder Mitarbeiter motivieren will, in einer sozialen Organisation arbeitet, Fundraising für eine Umweltschutzorganisation betreibt oder mit seinem Vorbild für eine gute Atmosphäre in Familie und Freundeskreis sorgen möchte. Wichtig ist dabei, dass einem die Regeln in Fleisch und Blut übergehen und man nicht ständig überlegen muss, was denn nun richtig und was falsch ist. Nur dann ist es möglich, ein souveränes Auftreten zu haben und die Konzentration auf andere Dinge zu lenken. Professor Jens Förster beschreibt dies in seiner Kleinen Einführung in das Schubladen-Denken an einem anschaulichen Beispiel: »Ich selbst denke nicht bewusst darüber nach, leise zu sein, wenn ich in eine Bücherei gehe – ich bin es einfach. (…) Dem Kind, das nicht lernt, andere nicht zu stören, fehlt die Assoziation ›Bücherei = leise‹, und es wird sich anstrengen müssen, sich sozial zu verhalten, wenn man es irgendwann einmal darauf hinweist. Kurz gesagt, es hat viele Vorteile, sich automatisch zu verhalten, wie es die Situation vorschreibt, denn man erspart sich das Nachdenken über das richtige Verhalten.«

Umgangsformen passen sich den gesellschaftlichen Bedürfnissen und den Veränderungen an. Zum Beispiel haben sich, was die Stellung der berufstätigen Frauen angeht, viele Umgangsformen verändert, vor allem in den letzten dreißig Jahren. Manche andere früher gültige Regel hat heute keinen Sinn mehr. Zum Beispiel das Schneiden von Kartoffeln: Früher liefen Messer beim Kontakt mit der stärkehaltigen Kartoffel an, heute haben wir längst pflegeleichteres Besteck, und das Tabu, Kartoffeln zu schneiden, gilt nicht mehr. Es ist dennoch ein weitverbreiteter Irrtum, zu glauben, »es ändert sich ja dauernd etwas«....

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