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E-Book

Lügen, die wir uns über Gott erzählen

AutorJochen Winter, William Paul Young
VerlagUllstein
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783843716437
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Was ist wahr? Was ist falsch? Bereits in seinem Roman Die Hütte war es William Paul Young wichtig, die Nähe zwischen Gott und den Menschen hervorzuheben. In seinem neuen Buch lädt er uns ein, über Auffassungen nachzudenken, die wir gemeinhin über Gott haben. Oft machen wir uns gar keine Gedanken, ob diese wahr oder falsch sind. Dem möchte er auf den Grund gehen und hat 28 solch gängiger Aussagen wie »Gott ist Christ« oder »Es ist alles nur Zufall« gesammelt und stellt sie zur Diskussion. Warum sagen wir häufig »Gott ist Liebe« und klammern die Beziehungsebene aus? Warum sagen wir nicht einfach »Gott liebt dich«? Der Autor zeigt, wie wir uns mit unseren Gedanken unsere eigene Welt erschaffen und warum viele unserer Ansichten mehr mit uns selbst als mit Gott zu tun haben. Mit seinen Überlegungen zu diesen scheinbar gültigen Wahrheiten fordert Young den Leser heraus und setzt Impulse für ein neues Gottesverständnis.

William Paul Young arbeitete viele Jahre als Büroangestellter und Nachtportier in Hotels. Der gebürtige Kanadier wuchs als Sohn von Missionaren in Papua (damals Niederländisch-Neuguinea) auf, das heute zu Indonesien gehört. Mit »The Shack« (Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott) schrieb er 2011 einen Weltbestseller, der fürs Kino verfilmt wurde. Mit seiner Frau Kim und seinen Kindern und Enkeln lebt William Paul Young heute in Oregon, USA.

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Leseprobe

Einleitung

Dieses Buch geht auf eine Reihe von Tweets zurück, die ich schrieb und unter dem Titel zusammenfasste: Wörter, die Sie niemals von Gott hören werden. Meine Liste enthält etwa 125 solcher Aussagen, zum Beispiel:

Ich führe Buch über deine Fehler.

Du bist das Kind, das ich nie wollte.

Deine kostbarsten Lügen kannst du ruhig
für dich behalten.

Du hast Jesus überschätzt.

Ich brauche dich.

Sie sehen, worum es hier geht. Wenn wir unser Augenmerk auf das Negative richten (auf das also, was Gott nicht sagen würde), können wir das Positive aus einem neuen Blickwinkel betrachten. Eine derartige Übung ist oft unangenehm, weil sie uns vielleicht dazu bringt, die eigenen Grundsätze und Annahmen in Frage zu stellen, aber allein das wäre schon überaus lohnend. Möglicherweise ist so eine innere Prüfung gar erhellend und hilfreich. Indem wir uns vergegenwärtigen, was Gott uns nicht mitteilen würde, sind wir in der Lage, Vorstellungen zu untersuchen, die wir für richtig halten, und Lügen zu entlarven, die wir uns über Gott einreden. In meinem Roman Eve (Eva. Wie alles begann) vertritt eine der ­Figuren im ersten Kapitel jene Auffassung, die für manche Leser zunehmend an Bedeutung gewonnen hat: Eine gute Frage ist tausend Antworten wert. Überlege sie dir sorgfältig.

Die Welt, in der ich aufwuchs, legte keinen großen Wert auf Fragen. Bestenfalls waren sie ein Zeichen der Unwissenheit – und schlimmstenfalls ein Beweis für Auflehnung. Wer immer unserer Theologie, Wissenschaft oder auch nur unserer Meinung widersprach, galt als Feind und Zielscheibe. Einzig die Gewissheit zählte.

Während ich – hoffentlich mit Anstand – älter wurde, ging es in meinem Leben immer mehr um die gute Frage und die tausend Antworten als um die Überzeugung, recht zu haben. Ich brauchte lange, um ein aufmerksamer Zuhörer zu werden, der nicht bloß lauscht, um den eigenen Standpunkt zu verteidigen oder Erklärungen abzugeben, sondern zulässt, dass ein Gespräch ihn herausfordert und unter Umständen seine gewohnten Sichtweisen verändert.

In jüngeren Jahren präsentierte ich mich gerne als ein intelligenter und rational denkender Mensch. Dieses Image erlaubte mir, mich hinter meinen Ideen zu verstecken, die Unordnung des realen Lebens und authentischer Beziehungen nach besten Kräften zu meiden. Ich benutzte meine ­persona als Abwehrmechanismus und Sicherheitswand, um die Leute auf ­Abstand zu halten. Ich glaubte, ihnen damit ein Schnippchen zu schlagen. Als sich herausstellte, dass ich tatsächlich clever war, obendrein kreativ, wurde ich noch darin bestärkt, in meiner abgehobenen Position zu verharren und den anderen durch Worte zu schaden. Sie, liebe Leser, hätten mich vielleicht aufgrund meiner überzeugenden Argumentation respektiert, mich aber nicht wirklich gemocht.

Zum Glück habe ich mich inzwischen sehr verändert. Das Haus meiner Seele wurde auf schmerzliche Weise in seine Bestandteile zerlegt und mein gebrochenes Herz dann einem mühevollen Wiederaufbau unterzogen. Und wie bei jedem Menschen bleibt auch in meinem Innern noch viel Arbeit zu leisten, gemäß dem unaufhörlichen Prozess des Seins und des Werdens.

Ich wurde im Sinne der evangelisch-protestantischen Überlieferung großgezogen. Doch es gibt kein reines Erbe: Das Schöne und Erbauliche ist unauflöslich verwoben mit dem Hässlichen und Schädlichen. Immer wieder schlängeln sich Halbwahrheiten und sogar Lügen in unsere Herzen. Wie Schimmel, der ein Kunstwerk befallen hat, muss diese eindringende Dunkelheit sorgfältig beseitigt werden, damit das Ursprüngliche und Schöpferische keinen Schaden nimmt.

Das vorliegende Buch widmet sich also nicht der Darstellung von Gewissheiten. Keine der hier durchgeführten Untersuchungen von »Lügen« resultiert in einer endgültigen oder uneingeschränkten Ansicht über das betreffende Thema. Eher sind sie gleichsam Kostproben umfassenderer Überlegungen oder Gespräche. Jedes Kapitel bezieht sich auf eine Aussage, an die ich einst glaubte und von der ich mich im Laufe meiner inneren Entwicklung allmählich löste. Vielleicht werden Sie sich mit manch einer identifizieren, nicht aber mit anderen, um meinen Schlussfolgerungen dann zuzustimmen oder nicht. Einige dieser Vorstellungen mögen mit besonderen Herausforderungen verbunden sein, andere naiv und belanglos erscheinen. Auch darin bekundet sich das einzigartige Wunder unserer Lebensreise sowie die Schönheit des Dialogs und der zwischenmenschlichen Beziehung.

Mit einer Gestalt in der Bibel identifiziere ich mich am meisten, nämlich mit dem Blindgeborenen, von dem in ­Johannes 9 die Rede ist. Meine bisherige Reise war ein langwieriger Lernprozess, um zu sehen – hier zum ersten Mal, dort mit umso größerer Klarheit. Ungeachtet meiner weitläufigen Studien mangelt es mir an der Tiefgründigkeit zahlreicher Theologen, die sich der Erforschung biblischer Texte und Ideen verschrieben haben. Nichtsdestotrotz bin ich dankbar für ihre Arbeiten, lese sie und lausche ihnen, als würden mir dadurch wertvolle Geschenke zuteil.

Bei Ihrer anschließenden Lektüre werden Sie vieles über meine Persönlichkeit erfahren. Die Neuausrichtung meiner Theologie geschah nicht mühelos, hat mich jedoch positiv beeinflusst. Dank jener inneren Bewegung bin ich heute ein besserer Ehemann, Vater, Sohn, Freund und Mensch. Falls mein Wort keine Klärung bewirkt, dann hoffentlich mein Leben. Es gibt Zeiten, in denen ich – mit dem Ausdruck meiner Lieblingsfigur im Johannesevangelium – nur ein Bekenntnis ablegen kann: »Ich war blind, nun aber sehe ich.«

An dieser Stelle möchte ich Sie darum bitten, die nachfolgenden Botschaften großzügig sowohl als Freunde wie auch als Gegner zu betrachten. Die Ersteren, weil das, was Ihnen hier und jetzt kostbar ist, am Ende nicht weniger kostbar sein soll. Die Letzteren, weil wir alle darauf angewiesen sind, dass unsere Grundsätze und Annahmen manchmal hinterfragt und einer Prüfung unterzogen werden müssen, damit wir Augen haben, um zu sehen, Ohren, um zu hören. In den Schriften der Theologen, Philosophen, Psychologen und Wissenschaftler habe ich zugleich Freunde und Gegner gefunden. So kann ich ihnen genauer zuhören und gestatten, dass sie mit ihren Überzeugungen den Boden meines Herzens und meines Geistes umgraben, Unkräuter samt Wurzeln ausreißen, Samen säen, dann die Keimlinge wässern und einige gar zur Reife bringen. Dieser Prozess ist nicht immer ein Vergnügen, aber er entschädigt für den Aufwand.

Letztlich sitzen wir alle in einem Boot. Ihre Gesundheit ist meine Gesundheit. Ihr Verlust ist mein Verlust. Oft aber neigen wir dazu, eine Lüge zu glauben statt der Wahrheit Zugang ins Innere zu gewähren, wo sie unsere zum Selbstschutz errichtete Festung ebenso erschüttert wie die Sicherheit unserer Vorurteile. Der Dialog sollte niemals ein Mittel sein, das Gegenüber zu beherrschen oder mit Gewissheiten zu überhäufen, sondern jenen Respekt bezeigen, der dem Wesen der Beziehung entspricht. Wir alle brauchen neue Perspektiven, um zu sehen. Jedenfalls gilt das für mich.

Es sei noch einmal betont: Dieses Buch setzt sich aus einer Reihe von Essays zusammen, um bestimmte, miteinander verbundene Vorstellungen zu untersuchen, die mir als Lügen erscheinen – Lügen, die ich früher glaubte und die weiterhin viele von uns mehr oder weniger stark beeinträchtigen. Mein Freund, der Theologe Dr. C. Baxter Kruger, Autor von The Shack Revisited (Wie wir Gott begegnen. Die Hütte und das neue Bild von Gott), Patmos, Across All Worlds, Jesus and the Undoing of Adam, The Great Dance und anderer Bücher, hat ein Nachwort geschrieben, das die religiösen Voraussetzungen meiner Idee von Wahrheit fachkundig umreißt. Damit gibt er dem ganzen Buch einen würdigen Rahmen.

Für einige werden die hier dargelegten Auffassungen innovativ und vielleicht sogar transformativ sein, gelegentlich aber auch unbequem. Keine Sorge, bleiben Sie entspannt. Ihr ursprünglicher Lehrer ist der Heilige Geist; Gott, dem Sie vertrauen können und der Sie bestens kennt, wird Ihnen zuverlässig den Weg in die Wahrheit weisen, die Jesus ist.

Seien Sie versichert: Auf den folgenden Seiten biete ich keine vollständigen oder abschließenden Lösungen. Mit dem Älterwerden wird...

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