Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Didaktik - Deutsch - Pädagogik, Sprachwissenschaft, Note: 1,0, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 23 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Kinder- und Jugendliteratur gibt es seit geraumer Zeit. Die Spuren reichen zurück bis in das Mittelalter. In den Anfängen (um 1650) war es vor allem Tugend- und Anstandsliteratur, die für junge Mädchen und Jungen verfasst wurde. Es waren Bücher, die nicht den Sehnsüchten, Nöten, Ängsten und Träumen der Kinder entsprachen, sondern solche, die die Erwachsenen selbst widerspiegelten. Jugendliteratur, die den besonderen Ansprüchen der jungen Leser entspricht, gibt es erst seit der Romantik zu Beginn des 19. Jahrhunderts. In dieser poetischen Welt der Romantik kam Kindern nun eine Sonderrolle zu. Sie wurden nicht mehr als kleine Erwachsene gesehen, verfrühte Bildung der Kinder wurde abgelehnt. Mit Werken wie den 'Kinder- und Hausmärchen' der Gebrüder Grimm wurde eine 'kindgerechte' Literatur für die jungen Leser geschaffen. Seit der zweiten Hälfte der sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, machte dann mehr und mehr eine neue Art des Kinderbuches Furore: Die Phantastische Erzählung. Fast zeitgleich [Erstausgabe in Deutschland: 1949] hält auch Astrid Lindgrens 'Pippi Langstrumpf' Einzug in die deutschen Kinderzimmer, und hat sich seitdem zu einem Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur herausgebildet. Ein zeitgenössischer schwedischer Autor reagierte auf das Erscheinen des ersten Bandes mit Kritik. Er bezeichnete die literarische Figur des Werkes als völlig 'unnormales' ja sogar 'unnatürliches' Mädchen mit 'Zwangsvorstellungen einer Geisteskranken' [Psychologieprofessor/Literaturkritiker Landquist 1946]. Handelt es sich bei 'Pippi Langstrumpf' um eine realistische, mit seinen Worten 'natürliche' (vgl.oben) Figur? Würde es tatsächlich Eltern geben, die ihre Kinder alleine in einer Villa wohnen lassen? Ein Mädchen das nicht zur Schule gehen muss und ein Pferd auf der Veranda stehen hat? Damit ist eine grundlegende Frage aufgeworfen, die auf die Unterscheidung von realistischer und phantastischer Literatur abzielt. Denn nur wenn man die phantastische Erzählung als eigenständige Gattung nimmt und 'Pippi Langstrumpf' als phantastische Geschichte liest, kommt man zu einem angemessenen Verständnis des Buches, das durchsichtig zu machen versteht, warum Astrid Lindgrens Werk zum Klassiker werden konnte. Viele Kinderliteraturforscher haben Astrid Lindgrens Werke daher auch tatsächlich in den Kanon der phantastischen Literatur aufgenommen. Pippi Langstrumpf gilt als Wegbereiterin der phantastischen Kinder und Jugendliteratur. [Nölling-Schweers 1980, 96] Die Fragestellung die sich daraus ergibt, muss daher lauten: Ist dieses Buch wirklich zur Gattung der phantastischen Erzählung zu zählen, oder handelt es sich hier um eine reale Geschichte mit irrealen Elementen? Wo genau manifestiert sich die Phantastik? Die vorliegende Hausarbeit untersucht, inwieweit Pippi Langstrumpf der Gattung der phantastischen Erzählung für Kinder entspricht. Anhand verschiedener Merkmale und Definitionen von (Kinder-)Literaturforschern werde ich zunächst untersuchen, was eine phantastische Erzählung ausmacht und den Kern in der Diskussion um die Gattung herausstellen. In einem zweiten Teil werde ich mich dann analysierend auf die Hauptfigur und ihre besonderen Fähigkeiten und Eigenschaften beziehen, um in einem dritten Teil schließlich zusammenfassend die Ausgangsfrage zu untersuchen: Pippi Langstrumpf- eine phantastische Erzählung?
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