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E-Book

Single-Netzwerke. Zugänglichkeit und Nutzen von Freizeitaktivitäten und sozialen Beziehungen

AutorSebastian Werfel
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl191 Seiten
ISBN9783656877011
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Soziologie - Wissen und Information, Note: 2,7, Technische Universität Darmstadt, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Interesse an dem Thema der Singles ist einerseits auf die Pluralisierung der vorhandenen Lebensformen zurückzuführen und andererseits auf die Tatsache, dass sich mit dem Begriff 'Single' die unterschiedlichsten Bezüge und Zuschreibungen fassen lassen, welche mit einem als individuellen Lebensentwurf anzusehenden Modell in Einklang zu bringen sind. Es ergibt sich unter anderem auch die Frage hinsichtlich des aktuellen Bedeutungsgehaltes, der gesellschaftlich einer als klassisch verstandenen Partnerschaft zugeschrieben wird, des Weiteren ob es sich für die Mitglieder, die sich in einer bestimmten Lebensphase befinden, überhaupt eine Partnerschaft aufzubauen lohnt, beziehungsweise auch, ob es nicht als zu großes Risiko verstanden werden kann, sich einer Person vollkommen hinzugeben, wenn sich der Einzelne nie sicher sein kann, ob eine feste Beziehung von Dauer ist. Es scheint sich in der gegenwärtigen Gesellschaft ein Prozess heraus zu kristallisieren, dass gerade auch deshalb der Single als solcher immer mehr Aufmerksamkeit erfährt. Im institutionalisierten Sinne lässt sich dies auch an dem Veranstaltungszuwachs und an den explizit für Singles in das Leben gerufene Events verdeutlichen.

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Leseprobe

1 Der Single


 

1.1 Historische Einordnung des Single-Begriffes


 

Möchte man versuchen den Begriff des Singles historisch einzuordnen, stößt man auf das Problem, dass dieser erst in dem 20. Jahrhundert an Interesse für die Forschung gewann und sich in vielfältiger Hinsicht durch diverse Definitionsversuche einer stark durch ihre eigene Heterogenität geprägten Gruppe in den Köpfen der Menschen zu manifestieren. Vorher erfuhr die Partnerlosigkeit der Personen schlichtweg kein Interesse in der Forschung und in den öffentlichen Medien, weil sich die Werte- und Moralvorstellungen einer Gesellschaft permanent im Wandel befinden und somit auch schon bereits bestehende aber nicht wahrgenommene Lebensformen, die an ausschlaggebende Ereignisse gebunden sind, erst zu einem spezifischen Zeitpunkt in den Vordergrund gelangen können, wenn sie die dementsprechende gesellschaftliche Aufmerksamkeit erhalten. Betrachtet man beispielsweise archaische Gesellschaften, welche von partnerlosen Schamanen zusammengehalten wurden, lässt sich schnell erkennen, dass eine historische Einordnung des Begriffes Single nur über jenen Begriff selbst, erfolgen kann.

 

In der Bundesrepublik Deutschland gewann der Begriff des Singles erst in den 70er Jahren an Bedeutung. Ausgehend von der Veröffentlichung der Monographie Hermann Schreibers im Jahr 1978 „Singles: Allein leben, besser als zu zweit“, gelang der ursprünglich in Amerika geprägte Modebegriff nach Deutschland. [1]

 

Schreiber geht von einer Single-Szene aus, welche dadurch charakterisiert war, dass ihre Mitglieder um die dreißig Jahre alt sind und die von Ihnen freigestalteten Abende meist durch open-End-Veranstaltungen geprägt sind, da das Klientel sich frei entscheiden konnte was es tat, ohne Rücksicht auf einen festen Partner nehmen zu müssen. Es schien als würde sich in den von ihm geschilderten Momenten zwischen Pub und Bistro eine neue gesellschaftliche Schicht etablieren, welche aus freien, gebildeten und gerade auch aus individuellen Personen bestand.[2] Dies wiederum beschleunigte den eigentlichen Trend zum Alleinleben, das als attraktive Lebensform an Stellenwert gewann. Der Single wurde nun zunehmend mit dem Besitz einer eigenen Wohnung, beziehungsweise der Führung eines eigenen Haushaltes in Verbindung gebracht, was sich vor Allem auf den in Deutschland verwendeten Single-Begriff sehr stark auswirkte. Die Lebensform des Alleinlebens in Kombination mit einer bestimmten Lebensweise wurde zum Inbegriff des Gegenteiles zu „married“, nämlich dem „ledig“ sein.

 

Unter Lebensweisen seien die inneren Haltungen oder auch die übergeordneten Verhaltensweisen zu verstehen, welche charakteristisch für den Alltag von Menschen sind.[3]

 

In der Erhebung von Singles findet sich ein folgenschwerer Fehler, da diese auf den Erhebungen von Ein-Personenhaushalten basieren und mit diesen gleichgestellt werden. Dabei wurde das Alleinleben als ausschlaggebende Komponente für den Aspekt Single zu sein genommen, wobei die Partnerlosigkeit der Personen nicht über die Fokussierung auf Ein-Personenhaushalte erhoben werden konnte, was dazu führte, dass sämtliche partnerlosen Personen durch das statistische Raster fielen und die gewonnenen Ergebnisse keine tatsächliche Aussagekraft bezüglich der Partnerlosigkeit besitzen. Im Detail sind es nach Bachmann (1992) genau zwei Probleme, welche für die statistischen Unschärfen des Single-Lebens verantwortlich sind, zum Einen das Kategorienproblem und zum Anderen das Überschätzungsproblem.[4] Das Kategorienproblem bestehe darin, dass die Kategorie der Singles im Vergleich zur Familie oder nichtehelichen Lebensgemeinschaft wie auch Alleinstehender, nicht in der amtlichen Statistik existiere. Berichteten die Medien von Singles, so wird von einer spezifischen Haushaltskategorie gesprochen, welche Personen des Ein-Personen-Haushaltes meint, die  allein wohnen und wirtschaften. Das Überschätzungsproblem bezieht sich weitergehend auf die regelrechte Erkennung der Ein-Personenhaushalte, wobei das Kriterium des alleine Wirtschaftens einen allzu großen Interpretationsraum biete. Beispielsweise würden vier Personen, die sich für das gemeinsame Wirtschaften entschieden haben,  fälschlicherweise stastisch als vier Ein-Personenhaushalte festgehalten werden, was zwangsläufig zu einer unvermeintlichen Überschätzung der gesamten Single-Anzahl führen würde.

 

Ein anderer Aspekt verdeutlicht, dass in der existierenden soziologischen Literatur eine starke Uneinigkeit über die tatsächliche Definition des Singles herrscht, was sich wiederum nicht nur darin bemerkbar macht, dass bereits unzählige Definitionen und Typisierungen von Singles vorhanden sind, auf welche im folgenden Kapitel spezifischer darauf eingegangen wird, sondern auch, dass jeder Autor unabhängig von den bereits schon existierenden Definitionen des Single-Begriffs, sich eine eigene Definition für seine individuelle Forschung parat legt. Dies verdeutlicht, dass der Begriff des Singles auch in der Moderne weiterhin mit einer gewissen Unbekannten in Beziehung zu setzen ist, da die Begrifflichkeit in historischer Hinsicht ein noch relativ junges Forschungsfeld umschließt.

 

1.2 Auf der Suche nach einer passenden Single-Definition


 

Gerade in den 1990er Jahren wurde der Single-Begriff aufgrund seiner neugewonnen Akzeptanz und Wahrnehmung als Lebensform, von diversen Autoren untersucht. Hierbei ist besonders auffällig, dass sich jeder Autor der Problematik ausgesetzt sah, eine passende Definition oder Einordnung des Begriffes „Single“ für die eigene Forschung aufzustellen.

 

Grundsätzlich lässt sich eine definitorische Unterscheidung zwischen einem enggefassten und einen weitgefassten Single-Begriff feststellen. Für Burkhart (1997) schließt der weiteste Single-Begriff lediglich Personen ein, welche sich in Einpersonenhaushalten befanden, was wiederum das Resultat für die in Kapitel 1.1 genannte Überschätzung der Gesamtpopulation der Singles ist.[5] Hradil (1995) stellte bei seinen Definitionskriterien fest, dass ein im weitesten Sinne gebräuchlicher Single-Begriff, nur als sehr schwer verwendbar anzusehen sei, da dieser aus seiner Sicht ein viel zu inhomogenes Feld von Personen umfassen würde. Er entschied sich bei der weitgefassten Variante der Begrifflichkeit, lediglich für die beiden Definitionskriterien „Alter“  und „Einpersonenhaushalt“, was zu folgender Definition aus seiner Sicht führte: „Ihm zufolge gelten all diejenigen als „Singles“, die 25 bis unter 55 Jahre alt sind und alleine leben und haushalten“ [6] Unerheblich dabei sei, ob:

 

sie ledig, geschieden, getrennt lebend oder verheiratet sind

 

sie „freiwillig“ oder durch äußere Umstände „gezwungen“ allein leben

 

sie kurzfristig, längerfristig oder immer allein leben wollen

 

sie wirtschaftlich eigenständig sind und wenn ja, ob sie viel oder wenig verdienen

 

sie eine feste Partnerschaft unterhalten oder nicht

 

sie Kinder außer Haus haben (wer Kinder im eigenen Haushalt hat, ist per definitionem alleinerziehend und kein Single)

 

Die Vorteile einer solch abgegrenzten begrifflichen Bestimmung liegen auf der Hand, nicht nur dass die als zur damaligen Zeit am wichtigsten geltenden Abgrenzungskriterien mit Alleinleben und allein haushalten enthalten waren, sondern auch die breite Spanne des in diesem Falle zu berücksichtigenden Alters, betraf nach Hradli im Jahr 1992 sogar 8% der erwachsenen deutschen Bevölkerung.

 

Die Begründung der Untergrenze des Alters von 25 Jahren machte er an der Tatsache fest, dass sich die Personen meistens noch in einer Ausbildung befinden und es noch keine wirklichen Alternativen zum Alleinleben gibt, welche erst nach der Beendigung der Ausbildung in Form einer Ehe oder eheähnlichen Lebensgemeinschaft hinzukommen würden. Diese aufgezeigten Gegenmodelle lassen sich ausschließlich in Verbindung mit dem selbstständigen Wirtschaften umfassen. Die Obergrenze von 55 Jahren macht Hradil anhand mangelnder Alternativen von Lebensformen fest. Für ihn haben Personen oberhalb dieser Grenze bereits das Erwerbsalter verlassen, sind eventuell verwitwet oder geschieden, können zwar im Einzelfall mit anderen Personen zusammenleben, hätten dazu aber oft einfach keine Möglichkeit.[7] Die durch das Alter bedingte Raster fallende Personen rechtfertigt er damit, dass die übrigen Personen, auch wenn sie ausreichende Perspektiven im Kontrast zu ihrem überzeugten Single-Dasein hätten, schlichtweg als Definitionsverluste bezeichnet werden dürfen, weil sie zum damaligen Zeitpunkt nicht als Repräsentanten eines vorherrschenden, gesellschaftlichen Verhältnisses angesehen wurden.

 

Um die begriffliche Dimension des weitgefassten Begriffes für eine homogenere Gruppierung tauglicher zu gestalten, entschied sich Hradil zusätzlich die Einteilungen „…und angibt keinen festen Partner zu haben sowie aus eigenem Willen und...

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