Inhaltsangabe:Einleitung: Bereits seit über vierzig Jahren ist Foucaults Denken nun mit dem Diskurs verwoben. Sein Denken hat den Diskurs auf die eine oder andere Weise brüchig gemacht, transformiert und wiederum neue Forschungsansätze bzw. Normen geschaffen. Foucault bzw. sein Denken heute zu gebrauchen, stellt uns vor eine schwierige und nicht einfach zu lösende Aufgabe. Wie einem Denker gerecht werden, der seine Arbeit bzw. seine Methoden in keinerlei Forschungsparadigma münden lassen will? Wie an ein Denken anknüpfen, dass sich festen Begrifflichkeiten und Instrumenten permanent zu entziehen sucht? Wie also Foucault gebrauchen, ohne hinter ihn und sein Denken zurückzufallen, ohne schließlich auf den durch die Zeit geglätteten Wogen des Diskurses erneut in einen tiefen Schlummer zu fallen und sich auf einem Denken auszuruhen, dass in der Lage war, so weit nach Vorne zu greifen? Die Antwort liegt bereits in der Fragestellung: Indem wir von ihm Gebrauch machen. Und das wiederum, indem wir seine Lektion verstehen, ernst nehmen und diese aufgreifen. Diskursanalytisch zu denken kann also unmöglich bedeuten, eins zu eins mit foucaultschen Begrifflichkeiten zu operieren. Es kann im Gegenteil nur bedeuten, dem Diskurs nicht auf den Leim zu gehen, denn gerade das würde bedeuten, seine Begrifflichkeiten einer diskursiven Gefälligkeit zu überlassen. Es würde bedeuten, Foucaults Denken dem Diskurs anheim zu geben und diesem somit einer Kraft und einer Möglichkeit zu berauben. Es muss im Gegenteil bedeuten, den Diskurs im Auge zu behalten. Sowohl sich selbst und das eigene Denken nach diskursiven Mechanismen zu befragen; die Geschichte unseres Denkens mitzuverfolgen, individuell und kulturell gleichermaßen. Das bescheidene Ziel dieser Arbeit liegt darin, zunächst die Geschichte eines Denkens zu skizzieren, das einen Weg beschritten hat, der exemplarisch dafür steht, was es heißt, sich mit dem Diskurs einzulassen. Die augenscheinliche Spannung, die Foucaults eigenes Denken prägt, führt paradigmatisch vor Augen, was es heißt, dem Diskurs nicht in die Falle zu tappen. Was es heißt, Lektionen zu erteilen und erteilt zu bekommen. Was es heißt, ein Denken in Bewegung zu halten. Somit könnte man das übergeordnete Ziel dieser Arbeit schlicht als die Suche nach Foucaults Lektion bezeichnen. An Hand der drei großen methodischen Stationen – Archäologie, Genealogie und Kritik – in Foucaults ‚Werk’ lässt sich eine Entwicklung ablesen, die geradezu autoperformativ vor [...]
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