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Identität, Selbstverständnis, Berufsbild

Implikationen der neuen Einsatzrealität für die Bundeswehr

AutorAngelika Dörfler-Dierken, Gerhard Kümmel
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl187 Seiten
ISBN9783531923970
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis33,26 EUR


Dr. Angelika Dörfler-Dierken leitet das Forschungsprojekt 'Ethische Fundamente der Inneren Führung' am Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr in Strausberg und ist apl. Prof. für Evangelische Theologie an der Universität Heidelberg und Lehrbeauftragte an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg.
Dr. Gerhard Kümmel ist Leiter des Forschungsschwerpunkts 'Transformation der Bundeswehr' am Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr in Strausberg, Vorsitzender des Arbeitskreises Militär und Sozialwissenschaften (AMS) und Lehrbeauftragter im Master-Studiengang 'Military Studies' an der Universität Potsdam.

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Leseprobe
Das Bild vom demokratischen Soldaten: Erste Ergebnisse der empirischen Fallstudie zur Bundeswehr (S. 129-130)

Julika Bake


1 Projektüberblick

In welchem Verhältnis stehen demokratische Gesellschaften zum Militär, und wie drückt sich dies im jeweiligen Soldatenbild aus? Diesen Fragen widmet sich das Forschungsprojekt mit dem Titel „Das Bild vom demokratischen Soldaten: Spannungen zwischen der Streitkräfteorganisation und den Grundsätzen der Demokratie im europäischen Vergleich“, das seit Mai 2006 mit einer Laufzeit von drei Jahren an der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) durchgeführt wird.

Als komparative Untersuchung angelegt, werden im Rahmen des Forschungsprojekts qualitative Fallstudien zu insgesamt 14 europäischen Ländern erstellt und miteinander verglichen. Wegen der Bedeutung der zivilen Kontrolle der militärischen Gewaltmittel für ein Funktionieren der Demokratie liegt der Schwerpunkt der Länderstudien auf postsozialistischen Transformationsstaaten aus Ost-, Mittel- und Südosteuropa; vier westeuropäische, gefestigte Demokratien dienen als Vergleichspunkte.

In einem ersten Schritt wurde hierfür untersucht, welches normative Leitbild des Soldaten in der jeweiligen Demokratie vorherrscht, d. h. welche gesellschaftlichen und dementsprechend politischen Vorgaben es zum Soldatenbild gibt und mit welchen Maßnahmen versucht wird, diese im militärischen Sozialisationsprozess wirksam werden zu lassen.

Der zweite Schritt bestand aus der Untersuchung des praktischen Leitbildverständnisses in der Truppe. Betrachtet wurden hierbei u. a. die Übereinstimmung mit den festgestellten Vorgaben, die Haltung zur zivilen Kontrolle militärischer Gewaltmittel und zu demokratischen Prinzipien, die Bezugspunkte soldatischer Identifikation und Selbstlegitimation, Vorbilder und Ideale sowie das Verständnis individueller Freiheit und Gleichheit. Die empirische Erhebung im Falle Deutschlands bestand aus nicht-teilnehmender Beobachtung und insgesamt 24 Einzelinterviews im Rahmen zweier Lehrgänge zur Inneren Führung für Kommandeure bzw. Kompaniefeldwebel.

Diese fanden im Herbst 2008 am Zentrum Innere Führung in Koblenz statt. Die Interviews wurden mithilfe eines Leitfadens geführt, der erst fallübergreifend konzipiert und anschließend um fallspezifische Fragen ergänzt wurde. Ziel der qualitativen, nichtstandardisierten Untersuchung war es, ein komplex konstruiertes Soldatenbild abbilden und analysieren zu können, um es anschließend mit dem anderer Länder zu vergleichen. Die ersten Ergebnisse für die Soldaten der Bundeswehr werden im Folgenden anhand von fünf Thesen skizziert.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Soldat-Sein heute: Eine Einleitung8
1 Einleitung8
2 Notwendige Begriffsbestimmung9
2.1 Identität9
2.2 Selbstverständnis10
2.3 Berufsbild12
2.4 Identitätspolitik12
3 Das Buch14
Einführung des Direktors des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr zur Eröffnung des Workshops19
Organisation, Institution und Individuum: Der militärische Kontext in soziologischer Perspektive21
1 Einleitung21
2 Individuum und Disziplin22
3 Ethik und Institution25
4 Formelle und informelle Strukturen: Organisatorischer Eigensinn30
5 Schluss35
Literatur36
Soldatische Identität – normativ41
1 Soldatische Identität41
2 Fremdbild – Eigenbild41
3 Rollenerwartungen42
4 Orientierungshilfe43
5 Gültige Normen43
6 Werte und Tugenden44
7 Zusammenfassung45
Literatur45
Soldatische Identität, Tradition und Einsatz47
1 Einleitung47
2 Normative Identitätskonstruktionen in der Geschichte der Bundeswehr48
3 Das offizielle Traditionsverständnis der Einsatzarmee51
Literatur54
Paradoxe Anforderungen an Soldaten im (Kriegs-)Einsatz57
1 Einleitung57
2 Das Militär ist eine greedy institution58
3 Modifikationen59
4 Interventionsarmeen müssen nicht nur kämpfen können61
5 Schwer einlösbare bis paradoxe Anforderungen63
6 Zwischen Schützen und Kämpfen – Three Block War65
7 Modifikationen II69
8 Unaufgehobene Paradoxie72
Literatur74
Herausforderungen im Einsatzland: Das PRT Kunduz als Beispiel zivil-militärischer Interventionen76
1 Einführung: Komplexe Interventionen als neuer Einsatzrahmen des deutschen Militärs76
1.1 Neue Kriege als Herausforderung für komplexe Interventionen78
1.2 Konsequenzen für das Interventionsverhalten der Westlichen Staatengemeinschaft79
1.3 Zusammenfassung81
2 Das deutsche PRT-Modell als Antwort auf die Herausforderungen komplexer Interventionen?81
3 Konsequenzen für das Selbstbild der Soldaten im Einsatz87
3.1 Dilemma 1: Indirektes versus direktes Vorgehen87
3.2 Dilemma 2: Schützer versus Kämpfer oder ‚Soft Skills’ versus Kinetik89
3.3 Dilemma 3: Koordination der zivilen und militärischen Komponenten der Intervention untereinander91
3.4 Dilemma 4: Ressortübergreifende Zusammenarbeit und Ressortunabhängigkeit der Ministerien93
4 Folgen für das Selbstbild des Militärs94
5 Schlusswort95
Literatur96
Seelisches Trauma und soldatisches Selbstverständnis: Klinische Erfahrungen aus psychiatrischer Sicht100
1 Einleitung100
2 Stressoren bei Peacekeeping-Missionen100
3 Belastungsreaktionen im militärischen Umfeld101
4 Entstehung der Posttraumatischen Belastungsstörung102
5 Die akute Belastungsreaktion103
6 Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)104
7 Komorbidität106
8 Neurobiologie des Traumas106
9 Psychosoziale Unterstützung im Rahmen der Bundeswehr108
10 Das Konzept zur Bewältigung psychischer Belastungen109
11 Traumatherapie111
12 EMDR1 – ein ‚High-Speed-Verfahren’?113
13 Pharmakotherapie kann nur unterstützen114
14 Besonderheiten der ambulanten und stationären Behandlung im Rahmen der Bundeswehr114
14.1 Normalisierung und Psychoedukation115
14.2 Adressieren an die Besonderheit des Berufs116
14.3 Würdigen der Bewältigungsversuche116
14.4 Äußere Belastungsfaktoren116
14.5 Stabilisierungsverfahren117
15 Traumabearbeitung – Konfrontation117
Literatur118
Probleme der Transformation und das neue Bild des Soldaten120
1 Einleitung120
2 Probleme der Transformation121
2.1 Störfaktoren122
2.2 Gesellschaftliche Wahrnehmung der Streitkräfte und ihrer Einsätze123
3 Das Bild der Streitkräfte und das Bild des Soldaten124
3.1 Unerwünschte Szenarien124
3.2 Was für eine Bundeswehr?125
3.3 Was für ein Bild vom Soldaten?125
4 Empfehlungen126
Literatur127
Das Bild vom demokratischen Soldaten: Erste Ergebnisse der empirischen Fallstudie zur Bundeswehr128
1 Projektüberblick128
2 These 1: Innere Führung und Führen mit Auftrag sind tatsächlich identitätsbildende Konzepte für Bundeswehrsoldaten129
3 These 2: Das genuin Soldatische ist ein Tabu, prägt aber die Einsatzrealität und damit auch zunehmend das Selbstbild der Soldaten131
4 These 3: Bei einer generell aktiven und kritischen Auseinandersetzung mit der Politik gibt es nur punktuell Aspekte, die tatsächlich als Angriff auf die eigene soldatische Würde empfunden werden132
5 These 4: Das Verhältnis zur zivilen Bevölkerung, ein wichtiger Bezugspunkt für das Selbstverständnis der Soldaten, wird als ‚einseitig’ empfunden133
6 These 5: Die Soldaten fragen nach dem großen Ganzen neben dem Klein-Klein der verschiedenen Einsätze134
7 Schlussbemerkung134
Identitätspolitik der Bundeswehr136
1 „Für den Frieden gefallen“ – neue politische Rhetorik137
2 Sprachliche Martialisierung – Ausdruck elitären Bewusstseins147
3 „Der Gefallene“ – Ehrentitel oder Konzession an Befindlichkeiten?151
Literatur156
Das soldatische Subjekt zwischen Weltrisikogesellschaft, Politik, Gesellschaft und Streitkräften. Oder: Vom Schlagen einer Schneise durch den Identitäts- Selbstverständnis-Berufsbild-Dschungel160
1 Einleitung160
2 Analyse165
2.1 Prä-/post-westfälische Weltrisikogesellschaft165
2.2 Ambitionierte Politik167
2.3 Ambivalente Gesellschaft168
2.4 Gestresste militärische Organisation172
3 Resümee: Von der Identität des soldatischen Subjekts173
Literatur178
Autorenverzeichnis184

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