Vorab müssen die theoretischen Grundlagen bekannt sein, um ein Engineered-System oder eine Appliance verstehen zu können. Die IT-Infrastruktur beinhaltet die theoretischen Grundlagen der IT-Architektur und der IT-Strategie. Die Übersicht über diese Grundlagen ist auch für die Verkäufer der Firma Tradeware von grossem Nutzen, da sie ihnen ermöglicht, ein bestimmtes System einem Kunden gezielt anbieten zu können. Sodann muss ein Verständnis dafür vorliegen, für welchen IT-Bereich diese Systeme jeweils eingesetzt werden. Nachdem die IST-Situation aufgezeigt ist, wird im darauffolgenden Kapitel die Umsetzung der dazugehörigen Marketing-Strategie aufgezeigt werden.
Die IST-Analyse beschreibt die aktuelle Situation und deren Problemstellung, die SOLL-Analyse umfasst die unter Kapitel 1.5 erwähnten Zielsetzungen. Wie Jenny erwähnt, sollten dabei gewisse Abgrenzungen definiert werden. Diese Abgrenzung wurde unter Kapitel 1.6 vorgenommen.
Mit Bezug auf die entsprechende Fachliteratur wird versucht, die Komplexität eines Einsatzes dieser IT-Systeme bzw. der dazugehörigen Produkte dazulegen. Um ein Produkt verkaufen zu können, muss man wissen, wie es funktioniert und welchen Nutzen es bringt. Zudem muss dem Anbieter die Umgebung bekannt sein, in die das Produkt integriert werden soll. Diese Kernerkenntnisse sollen nachfolgend erörtert werden.
Die meisten Firmen haben in den letzten Jahren das Engineering[4] selber übernommen. Das heisst, die Business-Abteilungen definieren das Anforderungsprofil, und die Server werden entsprechend konfiguriert und verkauft. Bei grösseren Datenbanken kann es zu Schnittstellen- oder Performance-Problemen kommen. Eine optimale Performance zwischen Storage, Netzwerk, Datenbank und Hardware ist sehr komplex und aufwendig. Diese Komplexität ist nicht nur in der Literatur ein Thema, sondern zeigt sich auch mit Blick auf die Bedürfnisse der Kundschaft der Firma Tradeware. Es herrscht ein regelrechter Wildwuchs an unterschiedlichen Produkten von Hardware bis Software. Grundsätzlich wird das Ziel verfolgt, nicht alle Produkte und Dienstleistungen von einem einzigen Hersteller zu beziehen, da die Firma sonst in eine starke Abhängigkeit geraten würde, allerdings kann die Involvierung von zu vielen unterschiedlichen Herstellern Schnittstellen- und Konfigurationsprobleme hervorbringen. Es ist daher nur mit einem hohen Aufwand an sowohl technischen als auch strategischen Überlegungen möglich, die einzelnen Produkte auf alle Hersteller optimal abzustimmen.
Als IT-Basisinfrastruktur werden alle Hardware- und Software-Komponenten verstanden. Für die Basisinfrastruktur sollten die Bereiche Entwicklung, Testing, Produktion und Wartung für die Informationssysteme mitberücksichtigt werden. Die Abbildung 2-1 zeigt die IT-Basisinfrastruktur eines Unternehmens sowie dessen einzelne Abteilungen. Diese einzelnen Organisationseinheiten vertreten unterschiedliche Haltungen und stellen individuelle Ansprüche an Produkte. Die Schwierigkeit liegt somit darin, alle vorhandenen Business-Anforderungen abzudecken. Unterschiedliche Hersteller können jedoch nicht jede Technologie auf die verschiedenen Einheiten abstimmen, aus diesem Grund ist vorgängig meistens ein Engineering notwendig, um zu analysieren, ob ein bestimmtes System funktioniert und welche Leistung es erbringt. Ein solches Engineering kostet Zeit und Geld und ist in der heutigen Wirtschaftslage daher kaum in grossem Umfange umsetzbar.
Abbildung 2‑1: Abbildung von Informationssystemen auf die IT-Basisinfrastruktur [Dern, 2009, S. 29]
In den letzten Jahren hat sich die IT grundlegend verändert. Die steigende Komplexität der Systeme nimmt fortwährend zu, die IT-Verantwortlichen müssen auf die ständige Veränderung flexibel reagieren, und auch der Lebenszyklus der einzelnen Applikationen verringert sich drastisch. Die Systeme sind durch eine hohe Vernetzung im Unternehmen und darüber hinaus geprägt. Die Vernetzung wird aufgrund der Globalisierung[5] zunehmen und muss durch Informationstechnologien bewältigt werden. Mittels der oben beschriebenen Faktoren steigt die Komplexität der IT erheblich. Die Kosten der IT-Systeme nehmen mit der Steigerung der Komplexitätszunahme zu. Die IT-Komplexität steigt somit überproportional zur IT-Effektivität. Siehe Abbildung 2-2. [sinng. Scheck, 2008, S. 22]
Das Problem der Komplexität widerspiegelt sich auch im Umgang mit den Kunden der Firma Tradeware. Bereits die Virtualisierung nur weniger Server bringt viele Herausforderungen mit sich wie z.B. die CPU Performance-Analyse und eine Netzwerkperformance. Aufgrund der Komplexität der Systeme vergeht viel Zeit, bis das System effektiv einsatzbereit ist. Allerdings trifft die Aussage von Scheck bezogen auf den praktischen Geschäftsalltag nicht immer zu. So kann Schecks Feststellung mit Blick auf den Kunden der Firma Tradeware Jupiter AG bezüglich Lebenszyklus der Applikation nicht per se übernommen werden. Wird bei einem Kunden eine Applikation durch Einführung einer neuen abgelöst, werden zunächst für eine gewisse Zeit meistens beide Programme beibehalten, bis die ältere Applikation schliesslich vollständig abgelöst wird. Diese Übergangszeit kann oftmals einige Jahre dauern.
Abbildung 2‑2: IT-Komplexität und IT-Effektivität [Scheck, 2008, S. 23]
„Das IT-Management muss dieser Anforderung gerecht werden und dementsprechend reagieren, um auch in Zukunft seine Aufgabe, nämlich Unterstützung von Geschäftsprozessen, erfüllen zu können.“
Durch immer grössere Datenmengen sind die Kunden dazu gezwungen, sich neue und schnellere Systeme anzuschaffen. Ab einer gewissen Datengrösse reicht es nicht mehr aus, bloss zusätzlichen Arbeitsspeicher und schnellere Prozessoren hinzuzufügen. Wie dem Interview mit Markus Schäublin (siehe Anhang E Interview) entnommen werden kann, ist es nicht mehr möglich, die Leistung nur mit neuen Prozessoren zu verdoppeln; gemäss Schäublin ist eine Verdopplung der Leistung nur mit dem Engineered-Ansatz möglich.
Wie Alexj Scheck festhält (Kapitel 2.1.1), nimmt die Komplexität der Systeme kontinuierlich zu. Dabei ist ein weiterer wesentlicher Punkt die Frage, ob bei einer Änderung der Infrastruktur auch alle IT-Ebenen (wie bei Abbildung 2-1) unterstützt und zertifiziert ist. So bedarf der Einbezug unterschiedlicher Hersteller auch verschiedener Support-Verträge und Lizenz-Modelle. Ein Problem sind beispielsweise die Bottleneck-[6] und die Schnittstellenprobleme, die entstehen können. Einige Firmen gingen bezüglich der Appliances bereits mit gutem Beispiel voran, so Apple, die mit ihrem Iphone Software und Hardware perfekt miteinander vereint und aufeinander abgestimmt hat. Dieses Potential wurde auch von Google bemerkt und von Motorola gekauft, somit wird demnächst sicherlich ein Engineered-Telefon von Google auf den Markt kommen. Aus diesem Grund auch erobern seit einigen Jahren Appliances und/oder Engineered-Systeme den IT-Markt.
Eine Appliance bedeutet im Englischen ein elektronisches Gerät für zuhause, das für eine bestimmte Bestimmung entwickelt, das heisst designed wurde, z.B. eine Waschmaschine. . Dieses Bild lässt sich auf die Informatik übertragen. Hier ist eine Appliance eine sogenannte Blackbox (siehe Kapitel 2.2.4), wo Hardware und Software aufeinander abgestimmt sind. Appliances sind Systeme die man starten und sofort nutzen kann (ready to use).
Die Firma Oracle brachte einen weiteren Ausdruck auf den Markt: Engineered Systems. Ein Engineered-System hat zwar Appliances-Komponenten, ist selber jedoch keine Appliance. Die meistens Appliances sind nicht veränderbar, dies im Gegensatz zu einem Engineered-System, das erweiterbar ist.
Oracle hat ein Produkt namens Exadata im Sortiment, welches für ein Datawarehouse oder OLTP eingesetzt werden kann (siehe Kapitel 2.1.4 und 2.1.5). Bei diesem Exadata ist es möglich, ein Quarter Rack dazu zu kaufen und es danach auf ein Half oder Full Rack auszubauen. Wenn einmal Full Rack vorhanden ist, können noch maximal sieben weitere Full Racks angeschlossen werden.
Ein Exadata hat folgende Komponenten: Storage Cell und Database Server. Der Storage Cell ist eine Appliance, kann also nicht ausgebaut werden, eine Erweiterung ist nur mit Festplatten möglich, das heisst nur dann, wenn eine weitere komplette Storage Cell hinzufügt wird. Der Datenbank Server ist ein normaler x86 Server, basierend auf Intel CPU Technologie mit zusätzlichen Flash Speicher. Das komplette Packet mit Storage Cell, Datenbank Server und Infiniband Netzwerk[7] ergibt schliesslich ein Engineered-System.
Der Haupteinsatz des Exadata`s ist die Konsolidierung. Die hohe Performance des Exadata`s wird im Bereich OLTP- (Online-Transaction-Processinng) (siehe Kapitel 2.1.5) sowie Datawarehouse (siehe Kapitel 2.1.4) eingesetzt. Dieses besteht...