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Die Entdeckung und Kolonisation im Atlantik in der Wikingerzeit

AutorAndrea Kuhtz
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl59 Seiten
ISBN9783668010611
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Skandinavistik, Note: 2,0, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Nordisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Wikingerzeit zählt zu den spannendsten und faszinierendsten Epochen der Weltgeschichte. Als die mittelalterlichen Sagaschreiber anfingen, über die Fahrten der Nordmänner in ferne Länder und deren Abenteuern dort zu berichten, schufen sie den Mythos vom freien wilden Nordmann. Die Wikinger gelten als die letzten Heiden des Nordens und sind die Vorfahren der Norweger, Schweden, Dänen, Isländer und Färöer. Die Eroberungs- und Kolonisationszüge stellen das dar, was man im Allgemeinen unter den Kraftleistungen der nordischen Wikingerzeit versteht. Die Zeit ihrer Entfaltung war Ende des 9. und Anfang des 10. Jahrhunderts. Den offiziellen Beginn stellt der räuberische Überfall auf Lindisfarne an der englischen Küste im Jahre 793 dar. Aber Motiv und Vorgehensweise änderten sich. 200 Jahre nach den ersten Raubüberfällen auf England und Irland siedelten dort Wikinger als friedliche Bauern und Handwerker. Sie gründeten das Königreich Dublin und gaben der Stadt York ihren Namen. Am Ende der Wikingerzeit steht das Jahr 1066 mit der Einnahme Englands durch Wilhelm dem Eroberer. Hierbei handelt es sich nur um die kriegerischen Eckdaten und die Kernzeit. Auf den Färöern und auf Island lebt ihr Erbe bis heute fort. Als die Wikinger sich mit politischen, religiösen und raumrelevanten Problemen auseinandersetzen mussten, erschufen sie sich innerhalb ihrer Blütezeit ein Gebiet, das vom Polarkreis bis zum Bosporus reichte. Sie nutzten die Gelegenheiten, die sich ihnen boten und wenn sie auch keine Imperien begründeten, hinterließen sie doch Spuren, denn noch immer gibt der Boden Nordeuropas und Kanadas Wikingerschätze preis. 'Als Bauern und Fischer kolonisierten sie Island und die anderen Inseln des Nordatlantiks; als Entdecker kamen sie nach Grönland und Kanada; als Piraten terrorisierten sie Europa; als Söldner kämpften sie in England, an der Seine und am Bosporus; als Händler erschlossen sie neue Routen, die sie tief nach Russland und bis Bagdad führten; als Krieger und Politiker errangen sie zeitweilig den englischen Königsthron, begründeten die nordfranzösische Normandie und waren maßgeblich an den Gründungen der frühen russischen Staaten von Nowgorod und Kiew beteiligt.' Sie waren Eroberer, Entdecker, Kolonisatoren, Händler und Staatengründer. Aber in erster Linie waren sie Bauern, Fischer, Jäger, Kunsthandwerker und Dichter. Sie waren besser als ihr Ruf und nicht schlechter als ihre christlichen Zeitgenossen.3 Vor allem aber waren sie großartig

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Leseprobe

1.Einleitung


 

Die Wikingerzeit zählt zu den spannendsten und faszinierendsten Epochen der Weltgeschichte. Als die mittelalterlichen Sagaschreiber anfingen, über die Fahrten der Nordmänner in ferne Länder und deren  Abenteuern dort zu berichten, schufen sie den Mythos vom freien wilden Nordmann.

 

Die Wikinger gelten als die letzten Heiden des Norden und sind die Vorfahren der Norweger, Schweden, Dänen, Isländer und Färöer. Die Eroberungs – und Kolonisationszüge stellen das dar, was man im Allgemeinen unter den Kraftleistungen der nordischen Wikingerzeit versteht. Die Zeit ihrer Entfaltung war Ende des 9. und Anfang des 10. Jahrhunderts. Den offiziellen Beginn stellt der räuberische Überfall auf Lindisfarne an der englischen Küste im Jahre 793 dar. Aber Motiv und Vorgehensweise änderten sich. 200 Jahre nach den ersten Raubüberfällen auf England und Irland siedelten dort Wikinger als friedliche Bauern und Handwerker. Sie gründeten das Königreich Dublin und gaben der Stadt York ihren Namen. Am Ende der Wikingerzeit steht das Jahr 1066 mit der Einnahme Englands durch Wilhelm dem Eroberer. Hierbei handelt es sich nur um die kriegerischen Eckdaten und die Kernzeit. Auf den Färöern und auf Island lebt ihr Erbe bis heute fort.[1]

 

Als die Wikinger sich mit politischen, religiösen und raumrelevanten Problemen auseinandersetzen mussten, erschufen sie sich innerhalb ihrer Blütezeit ein Gebiet, das vom Polarkreis bis zum Bosporus reichte. Sie nutzten die Gelegenheiten, die sich ihnen boten und wenn sie auch keine Imperien begründeten, hinterließen sie doch Spuren, denn noch immer gibt der Boden Nordeuropas und Kanadas Wikingerschätze preis.

 

„Als Bauern und Fischer kolonisierten sie Island und die anderen Inseln des Nordatlantiks; als Entdecker kamen sie nach Grönland und Kanada; als Piraten terrorisierten sie Europa; als Söldner kämpften sie in England, an der Seine und am Bosporus; als Händler erschlossen sie neue Routen, die sie tief nach Russland und bis Bagdad führten; als Krieger und Politiker errangen sie zeitweilig den englischen Königsthron, begründeten die nordfranzösische Normandie und waren maßgeblich an den Gründungen der frühen russischen Staaten von Nowgorod und Kiew beteiligt.“ [2]

 

Sie waren Eroberer, Entdecker, Kolonisatoren, Händler und Staatengründer. Aber in erster Linie waren sie Bauern, Fischer, Jäger, Kunsthandwerker und Dichter. Sie waren besser als ihr Ruf und nicht schlechter als ihre christlichen Zeitgenossen.[3] Vor allem aber waren sie großartige Seefahrer, die mit ihren Drachenbooten über die Meere zogen -  stets von Abenteuerlust gepackt. Der geradezu unbegrenzt wirkende Atlantik muss eine große Faszination auf sie ausgeübt haben.

 

Obwohl die Skandinavier jener Zeit in keinem einheitlichen Reich lebten, verband sie eine Fülle von Gemeinsamkeiten zu einer zusammengehörigen Kultur. Sie konnten sich in ihrer altnordischen Sprache (dem heutigen isländisch ähnlich) unterhalten. Sie nutzten die Runenschrift und glaubten an die gleichen Götter. Ihre Häuser und Lebensweisen waren ähnlich sowie ihre Kleidung und Kunststile.[4] Sie wurden u. a. Nordmänner, Waräger oder Wikinger genannt. Die Bedeutung des altnordischen Wortes vikingr ist allerdings nicht bekannt. Man geht aber davon aus, dass vik, Bucht bedeutet.

 

Die Wikinger waren Nordmänner, aber nicht alle Menschen aus dem Norden waren Wikinger. Heute ist der Begriff ganz allgemein die Bezeichnung aller Menschen skandinavischer Herkunft vom Ende des 8. bis Mitte des 11. Jahrhundert.

 

Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit den Expansionsbestrebungen der Wikinger im Nordatlantik, die weniger ein kriegerisch-machtpolitischer Vorgang, als vielmehr ein kolonisatorischer und wirtschaftspolitischer waren. Dadurch werden eine Reihe von Fragen aufgeworfen, wie z. B.  - Welche Gründe gab es für die Expansion? Was geschah mit den Grönland - Wikingern? Wo liegt Vinland? Und welche Quellen sind vertrauenswürdig?

 

1.1. Die Quellen


 

Leider gingen 80 % des gesamten Saga - Materials verloren. Zur frühesten Geschichte Islands und zur Besiedlung Grönlands sind keine zeitgenössischen Schriften erhalten. Erst infolge der Christianisierung und der damit verbundenen Schriftkultur begannen die Skandinavier damit, sich seit dem 12. Jahrhundert um die eigene Geschichtsschreibung zu kümmern. [5]

 

Die früheste erhaltene schriftliche Quelle stellt das Íslendingabók (Isländerbuch) des Ari Þorgilsson  dar. Es wurde in isländischer Sprache um 1125 verfasst und ist das älteste bekannte Geschichtswerk Islands. Ari schrieb zwei Fassungen, wobei nur die jüngere erhalten ist. Das Werk gibt uns einen Überblick von der Landnahme durch norwegische Oberschichtfamilien bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts auf Island. Die Berichte basierten nur auf mündlichen Überlieferungen, aber Ari prüfte und wertete alles kritisch und nannte die glaubwürdigsten Erzähler, mit dem besten Gedächtnis,  namentlich in seinen Werken. [6]

 

Das Landnámabók (Landnahmebuch) eines unbekannten Autoren aus dem 13. Jahrhundert stellt eine weitere beachtliche Quelle dar und beruft sich wahrscheinlich auf das Íslendingabók. Es erfasste alle Siedler der ersten Landnahme - Periode Islands bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts. Der Verfasser schildert nicht nur die geografische Landnahme, sondern beschrieb auch die kulturelle Geschichte der Siedler und verfolgte die Stammbäume genealogisch.[7]

 

Weitere Quellen, die über das Schaffen der Wikinger berichten, sind die Sagas. Dazu gehören die Grænlendinga Saga (Grönländersaga), die im Flateyjarbok gefunden wurde und erst zwischen 1382 bis 1395 aufgeschrieben wurde, und die Eiríks saga rauða (Erikssaga), die in zwei Pergamenthandschriften erhalten ist. Zum einen im Skalholtsbok, das im 15. Jahrhundert entstand und im Hauksbok, welches um 1330 verfasst wurde. Zusammen werden sie als die Vinlandsagas bezeichnet. Beide berichten von der anfänglichen Geschichte Grönlands und sind die Hauptquellen für Amerikas erste Entdeckung und kurzweilige Besiedlung. Es gibt in beiden Sagas viele Parallelen, aber auch große Unterschiede. Vielleicht ist die jüngere Eiríks saga rauða eine Bearbeitung der Grænlendinga Saga.  

 

Des Weiteren gibt es die Orkneyinga Saga, die über die Geschichte der ersten norwegischen Jarle auf Orkney erzählt. Und die Faereyinga Saga, die die älteste Quelle zur Geschichte der Färöer in der Wikingerzeit darstellt.  

 

Zu den Íslendingasögur (Isländersagas) gehören etwa drei Dutzend größere Prosawerke und eine Anzahl von Erzählungen, die insgesamt anonym überliefert sind. Sie handeln von Stolz und Ehre,

 

Trotz und Hass zwischen Familien, Sippen und Einzelpersonen. Stellenweise geht es auch um das  Phantasiereich der Helden und Götter.

 

Als weitere Quelle gibt es die Islandske Annaler (isländischen Annalen), die seit dem Ende des 13. Jahrhunderts chronologisch von verschiedenen Kompilatoren verfasst wurden.8 Sie berichten u. a. über Holzfahrten zwischen Markland und Grönland, lange nach den offiziellen Vinlandfahrten. Der Historiker Gustav Storm gab die Annalen 1888 als gesammeltes Werk heraus.

 

Aus Grönland gibt es keine Gesetzessammlung, keine Chronik oder Annalen. Die Quellen sind mit Vorsicht zu betrachten.Verändert durch jahrhundertelange mündliche Überlieferungen, durch persönliche, politische, religiöse Motive oder Irrtümer usw. sind sie an einigen Stellen evtl. verfälscht oder auch märchenhaft. Forschungen haben gezeigt, dass die Sagas eng an das Vorbild der biblischen und antiken Geschichtsschreibung angelehnt sind. Das unbestreitbar Historische an ihnen ist jedoch die Mentalität ihrer Verfasser und deren Haltung zu den Traditionen.9 Geistliche waren selten objektiv, von daher müssen die  Schriften unter Berücksichtigung der Person des Autors und seiner vermutlichen Absicht sowie der genauen Entstehungszeit betrachtet werden. Diese Werke gewinnen ihren Wert erst durch Vergleiche mit anderen Quellen. Zum Beispiel wurde jüngst durch die Archäologie herausgefunden, dass es eine lange keltische Präsenz weit vor 874 auf Island gab durch irische Mönche. Ari Þorgilsson hat das Thema im Isländerbuch unterschlagen, weil er wahrscheinlich den Ruhm der isländischen Volkskirche mehren wollte. Dennoch haben die Sagas heute eine große Bedeutung für uns, weil sie uns von den altgermanischen Sitten, Anschauungen und Lebensformen ein Bild geben, das von der antiken Kultur gar nicht und vom Christentum nur wenig beeinflusst war.10 Die Schriften zeigen Geschichten aus einer Mischung von Fakten, konventionellem mittelalterlichem Sagengut und Aberglauben über den hohen Norden, die mündlich von Generation zu Generation weitergegeben wurden.  So konnten sie über Jahrhunderte mehr oder weniger bewahrt werden.

 

Die Archäologie ist die wichtigste Quelle und Wissenschaft, die...

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