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Gerrit Dou - De Kwakzalver / Der Quacksalber, gedeutet nach der verborgenen Geometrie

Zur Bekräftigung des "Oranier-Baumes" (1652) in der "Ersten statthalterlosen Periode" (1650-1672)

AutorVolker Ritters
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl220 Seiten
ISBN9783741217869
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Der holländische Fein-Maler Gerrit Dou (1613-1675) malte 1652 diese Marktszene mit einem als betrügerisch verschrienen 'Kwakzalver' vor seinem Atelierfenster, mit der Aussage, dass die Menschen betrogen werden wollen. Eine weitere Besonderheit ist der um 1650 zur Zeit der Kleinen Eiszeit noch nicht verheizte, abgestorbene Holunderbaum. Dann schaut der Maler Dou aus dem gegenüber liegenden Fenster des Haus-Seitenflügels zum Maler Dou zurück (eben zu sich zurück), als würde er sein eigenes Tun und Sehen betrachten. Auch ist das neben den gebackenen Kartoffelpuffern gewickelte Kleinkind an diesem Ort sonderbar. Jedoch mithilfe der Verborgenen Geometrie lässt sich die verwickelte Situation auflösen: Das Kleinkind ist der zweijährige Prinz Willem III. von Oranien, sein politischer Gegenspieler ist der Ratspensionär Johan de Witt in Gestalt des Kwakzalvers, dessen Schritte von des Prinzen Großmutter, Amalia von Solms, verfolgt werden. Der schwache Holunderbaum, der für den Oranierbaum steht, wird dank der rituellen und spirituellen Bemühungen des Künstlers Dou von dem in ihn einstrahlenden Energiestrahl Atmas mit kräftigender Lebensenergie versorgt, so dass schlussendlich der Prinz (nach Dous verborgen-geometrischen Darstellungen) erhoben wird (und 1672 zum Statthalter ernannt wurde) und dass die Dynastie der Oranier damit gestärkt wird. Philosophisch gesehen werden die Worte Aporie (Unmöglichkeit einer Problemlösung), und Peripetie (Umkehr) veranschaulicht.

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Leseprobe

2. EINFÜHRUNG


2.1. Zum Stadtplan von Leyden:


Gerrit Dou hatte seine Werkstatt in Leiden [Abb. 8] in der Straße Galgewater am kanalisierten Fluss Rijn [Abb. 9]. Sein Bild „De Kwakzalver“ (Der Quacksalber) zeigt seinen Blick aus dem nach Norden gerichteten Atelierfenster über den Rijn (Galgewater) zur Brücke Blauwpoort und darüber hinaus zur Windmühle „De Valk“ (Der Falke), die heute noch dort steht. [Abb. 10, 11] Der Blick von der Brücke Blauwpoort zurück zur alten Häuserzeile am Galgewater, die mit den Giebeln zum Wasser steht, zeigt heute nicht mehr das Atelierhaus von Dou, sondern ein neueres Lager- und Kontorhaus neben einem Rest jener Häuserzeile rechts im Foto [Abb. 12]

Zwischen den Häusern und der Straße „Galgewater“ und zwischen dieser und dem Flußabschnitt „Galgewater“ ist kein Raum für sonstige Anbauten (für den im Bild gezeigten Hausflügel am rechten Bildrand), so dass leicht erkannt werden kann, dass im Bild „De Kwakzalver“ der am rechten Bildrand befindliche Hausflügel nicht der Realität entspricht. Ebenso dürften die großen Bäume zwischen der Häuserzeile und dem Fluss tatsächlich nicht den großen Raum einnehmen, den sie im Bild eingeräumt bekommen. Im Bild liegt die Ufermauer beträchtlich weiter in die Ferne gerückt als sie von der Häuserfront (und von dem Atelierfenster) entfernt ist. Dous Bild zeigt einen am oberen Rand geschwungenen Bildrahmen, der als Atelierfenster die Position der Front von Dous Atelier-Haus markiert und von dem aus bis zur Ufermauer (am originalen Ort) tatsächlich an Platz nur eine schmale Straßenbreite vorhanden ist.

2.2. Zum Ort des Geschehens:


Damit sind schon die beiden auffälligsten Abweichungen des Bildes von der örtlichen Realität genannt (der nicht vorhandene Atelier-Flügel und das nicht vorhandene großzügig-weiträumige Vorland der Häuserzeile). Es muss also davon ausgegangen werden, dass Dou seine Bildkomposition aus einigen tatsächlich vorhandenen und aus sonstigen Versatz-Stücken (toter Baum, Hausflügel, Vorland) komponiert hat, wobei er in diese Komposition auch besondere symbolhaltige Dinge (z.B. jene 3 mal 3 Kartoffelpuffer und jenen rauen Stein auf der quadratischen Steinplatte und jenen toten Baum), sowie „Durchstiegs-Punkte zur Verborgenen Geometrie“ (z.B. das Vogel-Auge als Punkt „Sch.“ im „Raster B“) eingebaut hatte. – Die bildgegenständliche Realität und der Aufbau der verborgen-geometrischen Figuren werden noch Kommentare z.B. zum absterbenden Baum liefern.

Damit überschreitet Dou eine normale Schilderung eines real vorfindbaren alltäglichen Lebens (eines Genre-Bildes) in Richtung auf eine unrealistische Szene mit dem realistisch dargestellten annähernd toten Baum und mit dem tatsächlich nicht vorhandenen Gebäude-Seitenflügel mit einem darin befindlichen zweiten/ gegenüber liegenden Atelierfenster Dous mit der Darstellung seiner Person, so dass er sich verdoppelt hat (zum Maler in seinem Atelierhaus am Nordfenster und zum Gemalten im gegenüber liegenden Seitenflügel).

Gerade wegen der realistischen Malerei Dous mag alles Dargestellte überzeugend realistisch (eben als gegenständlich so gegeben) aufgenommen werden. Tatsächlich aber ist Vorsicht geboten gerade wegen der überzeugenden Kraft seiner realistischen Malerei.

Dass Dou seinen Darstellungen über das Abbildhafte hinaus geistige Bedeutungen gegeben hat (wie es noch in der Darstellung der Verborgenen Geometrie zu sehen sein wird), deutet der Dou-Schüler Godfried Schalcken [1] in seiner Radierung von Gerrit Dou von ca. 1665 an [2] [s. o. Abb. 4], indem er diesem eine Schriftrolle in die Hand gegeben hat, die auf „geistige Inhalte, bzw. Aussagen“ hindeutet. [Anm. 2]

Ebenso sind in gleicher Absicht in einer illustrativen Darstellung des Gerrit Dou von Vivant Beaucé, 1818 - 1876, nach der lithographierten Darstellung von Dous Porträt nach S. M, Smith, von 1829) [3] [Abb. 13] drei Bücher dargestellt.

Es ist also eine „geistreiche“ Darstellung einer Quacksalber-Szene zu erwarten, zumal der Künstler selbst im vorliegenden Bild im Rücken des Quacksalbers im baulicherseits nicht vorhandenen Hausflügel dargestellt ist, was auf einen „verborgenen Hintersinn“ hindeuten mag, der die dargestellten Gegensätzlichkeiten fest schreiben mag (toter Baum gegen Lebenselixier, Nordfenster-Atelier gegen gegenüber liegendem Atelier, der Maler gegen den Gemalten, der von oben herab redende Kwakzalver gegen die unten jene Rede entgegen Nehmenden), wodurch dialektische Gedanken-Bewegungen ausgelöst werden können, die, mit C.G. Jungs Worten ausgedrückt, sagen: „Alles Wirkende beruht auf dem Gegensatz.“ [4] „Die Befreiung von den Gegensätzen setzt eine funktionale Gleichwertigkeit derselben voraus.“ [5] „Gegensatz bedeutet energetisch ein Potential, und wo sich ein Potential findet, da ist die Möglichkeit eines Ablaufes und eines Geschehens, denn die Spannung der Gegensätze strebt nach Ausgleich.“ [6] Da die Problematik von „Tod und Leben“ (untergehen und auftauchen, vernichten und unterstützen, bezweifeln und hervorbringen) in unterschiedlichen Tiefenschichten auftritt, können deren numinose [auf das Göttliche bezogene, unerklärliche] Inhalte „nicht einfach rational integriert werden, sondern verlangen ein dialektisches Verfahren, d.h. eine eigentliche Auseinandersetzung [...]. Dieser Prozeß hat in der Regel einen dramatischen Verlauf mit vielen Peripetien [mit Wendepunkten, Umschwüngen].“ [7]

Während also dem am linken Bildrand stehenden, beinahe toten Baum ein seine Gesundheits-Mittel anbietender Quacksalber gegenüber steht, schaut der aus dem am rechten Bildrand hinter dem dort befindlichen rundbogigen Atelierfenster sitzende Maler auf die Szene mit dem Quacksalber und auf dessen Publikum, wie auch direkt auf den Bildbeschauer, der (wie jeder Beschauer dieses Bildes) vor dem an seinem oberen Rand abgerundeten Bild steht, das wie ein Fenster erscheinen mag (eben hier wie ein Fenster bild), nämlich wie das Fenster im Nordlicht-Atelier von Gerrit Dou, das hier seinen (topographisch) wirklichen Platz in der Häuserzeile an dem Galgewater genannten Fluß Abschnitt des Oude Rijn einnimmt.

[Abb. 8] „Alter Stadtplan von Leyden“ (Tiefdruck).

Der Maler Dou malt also dieses Bild aus der Sicht, welche nun der Bildbetrachter einnimmt (wie es eben immer so zu sein pflegt), und dabei ist er zugleich als der gemalte Maler Dou rechts im gegenüber liegenden Fenster zu sehen, der die Szene von oben, mit des Quacksalbers Augen, sieht. Dou sieht demnach anscheinend den Gaukler zweimal, einmal von vorne und einmal von hinten, bzw. er sieht ihn in zwei Ansichten, wohl anzeigend, das der Markthändler zwei Ansichten vermittelt und nicht „eiansichtig“, hier „in einer Bedeutung“ erscheint. Er ist „zweiansichtig“ und erscheint, wie man so sagt „mal so und mal so“.

Es besteht also Aufklärungsbedarf über die Frage, wie Dou den Quacksalber einschätzt. Der Quack agiert, Dou interpretiert. Und wir Betrachter hätten gerne gewusst, welche Wirkung und welche Einschätzung der eine und der andere hier abgeben.

[Abb. 9] „Schematischer Situationsplan von Dous Atelierhaus und von Rembrandts Wohnung“ [in: Martin, 1913, S. XI].

Wäre eine hintergründige, verborgene Geometrie nicht mit im Spiel, könnte man annehmen, dass der tote Baum zur Linken (als einer Allegorie des Unterganges und des Todes) dem in dessen Nähe stehenden Quacksalber eine der Gesundheit abträgliche Wirkung zuspräche, während der am Fenster hängende Weinkrug zur Rechten (als einer Allegorie der Geselligkeit und der körperlichen Entspannung) dem nun hier aus der Gaststube heraus schauenden Maler eher eine belebende Wirkung zuspräche. – Da aber von Dou in diesem Bild eine „rituelle Verborgene Geometrie“ angelegt ist (da dieses Bild ein Kunstbild ist), kann mit einer differenzierten Antwort gerechnet werden, die allerdings erst noch vom Betrachter erarbeitet werden muss.

Soweit haben sich bereits Fragen angesammelt, die der „realistischen Feinmalerei von Gerrit Dou“ das Urteil, es handele sich hier um ein realistisches Bild nicht ohne weiteres geben können:

[Abb. 10, 11] Der Blick vom Ort von Doits Atelier zur Blauwpoort-Brücke und zur Korn-Mühle „De Valk“, Foto 2013.

[Abb. 12] Der Blick von der Blaupoort-Brücke zum Ort des Atelierhauses von Dou. Foto 2013.

  • Der tote Baum am linken Bildrand wird sich zu jener Zeit (einer „kleinen Eiszeit“), als totes Holz gesammelt wurde, dort vor dem Nordlicht-Fenster des Ateliers von Dou, direkt am Wasser Galgewater, nicht befunden haben.
  • Der Hausflügel am rechten Bildrand wird sich nicht zwischen der Zeile der mit den Giebeln zur Straße stehenden Häuser an der Straße am Galgewater und dem Wasser Galgewater [s. Abb. 9, 12] befunden haben, da zwischen der Häuserzeile und dem Wasser dafür kein Platz vorhanden war. Auch scheint der Baustil und die Bauweise mit den bearbeiteten Natursteinen nicht der noch heute erkennbaren alten Bebauung mit schmalen...
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