Die Analyse von Institutionen und ihre Berücksichtigung in der ökonomischen Theorie war bisher überwiegend gesellschaftskritischen Ökonomen vorbehalten. Der Mainstream in der ökonomischen Forschung blendete institutionelle Arrangements weitgehend aus. Ausgehend von den vereinigten Staaten, konstituierte sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten ein neoklassischer Institutionalismus, der von bekannten Protagonisten als Neoinstitutionalismus bezeichnet wurde. Der Autor versucht, wesentliche Elemente einer neoinstitutionalistischen Theorie der Entwicklungsfinanzierung kritisch zu rekonstruieren. Im Zentrum steht die Analyse der Finanzierungssituation von Familienwirtschaften als der dominierenden Organisationsform der unteren und mittleren Einkommensgruppen in Entwicklungsökonomien. Es werden die Bestimmungsfaktoren der Rationierung der Ausleihungen an diese Wirtschaftssubjekte untersucht. Zur Verbesserung der Kreditversorgung werden Bank-Kunden-Beziehungen vorgeschlagen, die sich an der 'Hausbank' orientieren. Vor diesem Hintergrund werden Entwicklungsbanken, Sparkassen, Finanzkooperativen, kreditvergebende Nichtregierungsorganisationen und Geschäftsbanken untersucht. Es zeigt sich, daß der Erklärungswert und die Grenzen des Neoinstitutionalismus in engem Zusammenhang stehen mit dem Prinzip des methodologischen Individualismus. Die Anwendung dieses Prinzips versperrt den Blick auf übergeordnete soziale Systeme und Institutionen, die dem Handeln der Akteure Konditionen auferlegen. In der Arbeit wird versucht, den Anwendungsbereich des Neoinstitutionalismus abzugrenzen und Wege aufzuzeigen, die über diese Grenzen hinausweisen. Die Arbeit wendet sich an Studenten und Lehrende insbesondere in den Bereichen der Finanzierungslehre und der Entwicklungstheorie sowie an Mitarbeiter von internationalen Finanzinstitutionen, Entwicklungsbürokratien, Beratungsunternehmen und Finanzinstitutionen in Entwicklungsländern, soweit sie an theoretischen Grundlagen der Entwicklungsfinanzierung interessiert sind.
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