2 Warnzeichen, Häufigkeit und Entwicklung von Suizidalität
2.1 Suizidalität und typische Warnsignale

Professionelle Suizidabklärung sollte immer von psychosozialen Expertinnen und Experten vorgenommen werden. Das Kapitel soll Ihnen aber dabei helfen, Warnsignale zu erkennen.

Suizidalität ist ein breiter Begriff. Dieser reicht von Suizidgedanken über Suizidideen bis hin zu Suizidhandlungen.

Vor einem Suizidversuch senden die meisten Menschen Signale aus. Leider werden diese oft erst im Nachhinein klar erkennbar. Warnsignale für Suizidalität sind auch bei Kindern und Jugendlichen nicht immer leicht zu erkennen. Meistens ist an ihnen eine Veränderung zu bemerken. Diese kann entweder zu Hause, im familiären Umfeld oder in der Schule spürbar sein. Für Eltern fühlt sich dies oft an, als wäre ihr Kind „unerreichbar“ und „wie hinter einer Glaswand“.

Merke: Die Summe der Warnsignale ist bedeutend Da insbesondere die Pubertät eine Phase ist, in der es zu vielen Veränderungen kommt, ist immer die Zusammenschau wichtig: Erst aus der Summe der Warnsignale über einen längeren Zeitraum kann das Suizidrisiko abgeschätzt werden.

Folgende Signale sollten Sie ernst nehmen, aufmerksam beobachten und hinterfragen:

• Beschäftigung mit Suizid. Häufig recherchieren Jugendliche, die sich in einer Krise befinden, im Internet das Thema Suizid, oder sie tauschen sich in Online-Foren dazu aus. Suizidalität ist auch immer häufiger Inhalt von Jugendfilmen oder -serien. Jugendliche mit suizidalen Gedanken beschäftigen sich besonders intensiv damit. Manche schreiben Liedertexte oder fertigen Zeichnungen an, die sich mit dem Thema Suizid oder Tod befassen. Andere gestalten oder teilen auf Social-Media-Kanälen Fotos, Texte oder Videos. Einige, aber nicht alle, schreiben Abschiedsbriefe. Wie gesagt, ist die Beschäftigung mit den Themen Tod und Sterben Teil einer natürlichen Persönlichkeitsentwicklung. Eine intensive Beschäftigung mit Suizid, die kombiniert ist mit zusätzlichen Signalen, sollte Sie jedoch aufmerksam werden lassen.

• Äußerung von Suizidgedanken. Manche Kinder und Jugendliche sprechen nicht direkt aus, dass sie darüber nachdenken, sich zu töten. Auch indirekte Äußerungen (vgl. Kasten) über Tod und Suizid sollten deshalb immer ernst genommen werden. Reagieren Sie auch auf scheinbar beiläufig geäußerte Bemerkungen Ihres Kindes!