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Das Fremde im 'deutschten Tempel' der Wissenschaften

Brüche in der Wissenschaftskultur der Medizinischen Fakultät der Universität Wien

AutorFelicitas Seebacher
VerlagÖsterreichische Akademie der Wissenschaften Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl456 Seiten
ISBN9783700171751
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis50,00 EUR
Mit dem Börsenkrach von 1873 erreichte der euphorische Fortschrittsoptimismus der liberalen Ära seine Grenze. Die folgende Wirtschaftskrise konfrontierte auch die renommierte Wiener Medizinische Schule mit rigorosen Einsparungen und ansteigendem Leistungsdruck. Sie versuchte ihr wissenschaftliches Niveau zu halten und konzentrierte sich auf eine ´deutsche` Elite, die im Medizinstudium und bei Berufungen gegenüber anderen Ethnien der Habsburgermonarchie bevorzugt wurde. Interkulturalität wurde nicht mehr als intellektuelles Kapital genützt. Das Fremde war negativ kodiert. Die Überrepräsentanz ostjüdischer Medizinstudenten an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien wurde politisch instrumentalisiert, was zu den ersten antisemitischen Ausschreitungen führte. Besonders die ´jüdische` Poliklinik wurde Projektionsfläche von Konkurrenz- und Existenzängsten. Als Frauen ihr Recht auf ein Medizinstudium einforderten, wehrte es die Medizinische Fakultät mit biologistischer Rhetorik ab. Den 'Tempel der Wissenschaften' festigten strenge Hierarchien und patriarchalische Strukturen. Doch der Versuch einer naturwissenschaftlichen Kategorisierung der Geschlechter und Ethnien misslang. Im Fin de Siècle enttarnten die Psychoanalyse, Künstler und Intellektuelle eine konservative Haltung gegenüber Juden und Frauen als Scheinwelt. Im Judentum entstand ein neues ethnisches Bewusstsein. Die beginnende soziale, intellektuelle und sexuelle Emanzipation der Frau führte 1900 zur Legalisierung des Medizinstudiums für Frauen. Die jüdische Ärztin widerlegte endgültig das Vorurteil, dass weder Frauen noch Juden zum Medizinstudium befähigt seien. Dieses Buch stellt die Frage, welche Ziele die Bildungs- und Wissenschaftspolitik in ökonomischen Krisen verfolgt und wie dadurch Veränderungsprozesse in der Wissenschaftskultur gesteuert werden können.

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Inhaltsverzeichnis
INHALT10
VORWORT14
EINFÜHRUNG16
„FREMDKÖRPER“ IN DER MEDIZIN20
I. UNIVERSITÄT ALS „HEIMAT“21
II. BÜRGERLICHE GRUNDRECHTE UND MEDIZINSTUDIUM49
III. URSACHEN UND FOLGEN DER WIRTSCHAFTSKRISE68
IV. MEDIZINSTUDIUM AN „UNIVERSITÄTEN DER DEUTSCHEN NATION“92
V. MACHTMECHANISMEN UND ERFOLGSSTRATEGIEN120
VI. DURCHBROCHENE ROLLENMODELLE150
VII. BILDUNGSAUFTRAG FRAUENSTUDIUM174
VIII. BEDROHTE MÄNNERDOMÄNE UNIVERSITÄT200
IX. INSTRUMENTE DES DEUTSCHNATIONALISMUS230
X. ALLGEMEINE POLIKLINIK WIEN254
XI. AKZEPTANZ UND ABWEHR DES ANTISEMITISMUS280
XII. RHYTHMEN DER 'DEUTSCHEN' MEDIZIN302
XIII. JUDENTUM UND MODERNE328
XIV. KÖRPERBILDER354
XV. ÄRZTINNEN IM ÖFFENTLICHEN RAUM378
„DER ZEIT IHRE WISSENSCHAFT“406
BIBLIOGRAPHIE414
REGISTER446

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