Seit dem 15.06.2011 ist die aktuelle Ausgabe der Internationalen Zeitschrift für Philosophie und Psychosomatik frei im Netz verfügbar. Mit der nunmehr vierten Ausgabe der IZPP präsentiert sich die Zeitschrift in ihrem Anspruch als internationales und interdisziplinäres wissenschaftliches Online-Journal. Das aktuelle Schwerpunktthema „Subjekt und Objekt“ ist spätestens mit der Möglichkeit naturwissenschaftlicher Erfassung der physiologischen Grundlagen psychischen Erlebens in der modernen Hirnforschung wieder vermehrt in den Vordergrund philosophischer, psychotherapeutischer, aber eben auch interdisziplinärer und öffentlicher Debatten gerückt: Gibt es den Menschen als „Subjekt“ mit der damit verbundenen Vorstellung eines persönlichen „Innenlebens“, mit seinem je eigenen Weltbild und Glaubensinhalt sowie mit der Vorstellung eines freien Willens überhaupt? Die Autoren beleuchten das Thema erwartungsgemäß aus sehr unterschiedlichen Perspektiven: Für Boris Zizek gilt es dabei aus erziehungswissenschaftlicher Sicht zunächst einmal zu klären, weshalb solche Fragen uns überhaupt beschäftigen. Die Infragestellung der Aufteilung zwischen Subjekt und Objekt als Form der klassischen Rezeption und Aufführungspraxis führt für Peter Sinapius aus kunsttherapeutischer Sicht zu der These: „Während in einer Therapie eine Diagnose aus der Fülle sinnlich gegebener Aspekte jene aussondert, die für die Festlegung typischer Merkmale einer Disposition geeignet sind, wird uns das Ich als das Wesen eines anderen Menschen nur gegenwärtig, wenn wir eine Beziehung zu ihm eingehen“. Ulrich Koch nähert sich dem Schwerpunktthema aus wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive und gewährt dem Leser einen Einblick in die geschichtlichen Hintergründe des Themas, indem er einen symmetrisch-anthropologischen Blick auf den Leib-Seele-Dualismus in der Psychiatrie wirft. Aus psychologischer und pädagogischer Perspektive untersucht Ivan Titow in seinem Beitrag die psychologischen Dimensionen der Subjektivität der Persönlichkeit. – Hatte sich Cem Kömürcü bereits an anderer Stelle ausführlich mit Schellings Theorie des Sprachsubjekts befasst, so untersucht er nun die sprachtheoretische Bedeutung von Fichtes Wissenschaftslehre von 1794 als einer Theorie des Wissens, die das Wissen des Wissens thematisiert. Jens Lemanski untersucht Begriffsgeschwindigkeit und Gedankengeschwindigkeit anhand von Zeitmetaphern im Erkenntnisakt. Im Unterschied zu großen Teilen der modernen Philosophie zeigt die Philosophiegeschichte für Lemanski, dass Denken und Sprechen nicht unbedingt als identisch angesehen werden. – Für Martin P. Wedig und Shahnaz Friedrich-Wedig ist das Subjekt letztlich ein Spezialfall des Objekts. Das Subjekt, so die provokante These, schützt wie ein Parapluie in prägnanter wiederkehrender Präsentation das Selbst in der linken Hirnhemisphäre vor limbischen Impulsen. Als Denotation des Sprechers leistet das Subjekt Objektkonstanz. Mit Blick auf die Traditionen von Philosophie und Psychologie, zeigt Joachim Heil, dass die Problematik indes keine wirklich neue ist: William James setzte bereits den Subjekt-Dualismus – wenn auch bereits mit beträchtlicher Skepsis – als grundlegendes „Axiom“ einer Psychologie als Naturwissenschaft. – Das Heft wird abgerundet durch einen künstlerisch-experimentellen Beitrag von Mone Schliephack sowie Film- und Buchrezensionen. Für die kommende fünfte Ausgabe ist als Schwerpunktthema „Liebe und Hass“ vorgesehen. Ein entsprechendes Call for Papers ist dem aktuellen Heft beigefügt.

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Dr. med. Wolfgang Eirund
Chefarzt der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie
Rheingau-Taunus-Klinik Pitzer GmbH&Co.KG
Genthstraße 7-9
D-65307 Bad Schwalbach