Berlin, 17. Juni 2009 – Etwa 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Verlagen, Hochschulen, Bibliotheken, Medien- und Technologieunternehmen und der Fachpresse kamen am Dienstag zur ersten Buch Digitale in das Berliner Ludwig Erhard Haus und diskutierten lebhaft über die Zukunft des Digitalen Publizierens. Die Sicht der Buchbranche präsentierte Michael Vogelbacher vom Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels. Vogelbacher kann sich vorstellen, dass sich der Markt für eContent perspektivisch zu einem Duopol von Google und Amazon entwickelt. Gleichzeitig werde das Lesen immer mobiler, das Handy sei „das Lesegerät der Zukunft“. Die Verlage müssten jetzt eigene Internet-Portale als neue Vertriebskanäle für ihre Publikationen aufbauen. Man dürfe nicht den Fehler der Musikbranche wiederholen, die das Internet als Vertriebskanal unterschätzt hätten.

Ein Vorreiter der Verlage im Internet ist Springer Science und Business Media. Referent Dirk Fernholz, bei Springer zuständig für eProducts, berichtete, dass der Verlag den mit eBooks generierten Umsatz im Jahr 2008 um 17% steigern konnte. „Der schnelle Zugriff auf das Buch ist neu und ein guter Service“. Letztendlich bleibe jedoch der Inhalt entscheidend: „Ein gutes Buch verkauft man über alle Kanäle“, so Fernholz, der sich vehement gegen jede Form von Digital Rights Management zur Kontrolle der Nutzung und Verbreitung digitaler Publikationen aussprach.

Auch Autoren setzen zunehmend auf innovative Publikationsformen: Unternehmens¬coach Alexander Osterwalder etwa sagt: „Wir brauchen keine Verlage, um zu publizieren.“ Osterwalder betreibt einen Business-Blog, über den er eine „Community“ gewonnen hat, die gemeinsam mit ihm an einem Buch über Business Innovation Models schreibt. Das Besondere: Jeder Co-Autor bezahlt für seinen Beitrag und trägt so zur Refinanzierung der Publikation bei.

Direktes, digitales Publizieren wird für die Hochschulen immer wichtiger. Ruedi Lindeg¬ger, der an der Universität St. Gallen eine der weltweit bedeutendsten Open Access-Bibliotheken betreut, hält digitale Bibliotheken für eine große Verbesserung. Die Wissen¬schaftler könnten ihre Publikationen dort direkt publizieren. Das ermögliche eine schnellere und größere Verbreitung von wissenschaftlicher Literatur und fördere so den wissenschaftlichen Austausch.

Nach der Übersicht über die aktuelle Marktsituation ging es am Nachmittag um Trends und neue Technologien: Neben etablierten Unternehmen wie Adobe und Books on Demand präsentierten die Start-Ups PaperC, Mendeley und Plastic Logic beeindruckende Lösungen für den Publishing-Bereich. So stellte PaperC eine Plattform vor, die kostenloses Lesen von Fachbüchern im Internet ermöglicht. Die Nutzer können die Literatur dort seitenweise erwerben, die teilnehmenden Verlage werden anteilig honoriert.

Mendeley hingegen präsentierte eine „akademische Software“, welche die Verwaltung, Nutzung und detaillierte Auswertung von PDF-Dateien ermöglicht. Verlage und Fach¬zeit¬schriften könnten aus den damit ermittelten Metadaten wie Nutzungshäufigkeit und -dauer ohne größere Zeitverzögerung Forschungstrends ableiten. Und Rachel Lichten von Plastic Logic präsentierte den Prototypen eines neuen eReaders: Das flexible Gerät ist deutlich größer als andere Reader, wird in Dresden produziert und soll im Jahr 2010 auf den Markt kommen.

Die Veranstalter ziehen eine positive Bilanz der ersten Buch Digitale. So zeigt die Auswertung der Feedbackbögen, dass viele Teilnehmer die branchenübergreifende Mischung der Beiträge und des Teilnehmerkreises als gelungen ansehen: „Ein gelungenes Forum, welches Vertreter aus Wissenschaft, Medien- und Technologieunternehmen zusammengebracht hat und die Innovationspotentiale im ePublishing praxisorientiert aufzeigte“.

Die Buch Digitale ist eine gemeinsame Veranstaltung der Berliner Unternehmen SWOP. Medien und Konferenzen und PaperC – Die Arbeitsplattform für Studierende und Wissenschaftler. Als Hochschulpartner konnten die Freie Universität Berlin, die Universität St. Gallen und die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin gewonnen werden. Als Partner aus der Wirtschaft unterstützte Hewlett Packard das Konferenz-Projekt. Die nächste Buch Digitale ist für das Jahr 2010 geplant.

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Oliver Panne
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