Die Spieler mögen athletischer sein als je zuvor und das Spiel mitunter schneller als es jemals war. Physisch ist Fußball so anspruchsvoll wie noch nie! Taktik sowie individuelles Können waren nie besser geschult im Profifußball als heute. Vom Leistungsaspekt her ist der professionelle Fußballsport absolut auf der Höhe.

Aber was ist mit dem Sport Fußball im Sinne der Sportlichkeit? Worum geht es im professionellen Fußball? Wenn das gute Abschneiden in einer Liga mehr Geld bringt und die Teilnahme an einem internationalen Pokalwettbewerb vor allem wegen dem Mehr an Einnahmen interessant wird und die Wettbewerbe insofern ausgedehnt werden, worum geht es dann wirklich im Profifußball? Wenn sportlicher Erfolg in Geld bemessen wird und nur noch um den schnöden Mammon gespielt wird, verkommen dann all die Pokale, all die Meisterschalen und die gesamte “Tradition“ nicht zu sentimentalen Artefakten? Zu Reliquien, die Sportsgeist suggerieren und mit der unromantischen, wirtschaftlichen Wirklichkeit versöhnen sollen?

 

Es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass die Kommerzialisierung und Instrumentalisierung des Profifußballs zu Einnahmezwecken einen Grad erreicht hat, der den Sportsgeist dieses “Weltsports“ auf professioneller Ebene total untergraben hat. Die Romantik, die Emotionalität des Fußballs hat sich seither immer durch Auf- und Abstieg, durch große Glanzzeiten und Tiefpunkte und vor allem durch diese existenziellen Spiele begründet. Im Pokal der Landesmeister trafen einst Eintracht Frankfurt und Real Madrid als David und Goliath im Finale aufeinander! Im ersten (1956 ausgetragenen) Pokal der Landesmeister stieß der FC Saarbrücken gar bis ins Halbfinale vor! 1980 gewann Eintracht Frankfurt sensationell den UEFA Pokal! Mannschaften wie Roter Stern Belgrad oder Steaua Bukarest konnten den Pokal der Landesmeister gewinnen!

 

Es sieht so aus, als ob solche mittleren und größeren Fußballwunder nun schon bald endgültig der Vergangenheit angehören (zumindest im Vereinsfußball). Zu finanzkräftig sind die stärksten Klubs und zu astronomisch die Zahlen, um die es heute im Fußball geht. Ein letztes und sehr deutliches Beispiel: Der HSV arbeitete für die Saison 2008/09 mit einem Etat von schätzungsweise 35 Millionen Euro und lag damit finanztechnisch zu diesem Zeitpunkt im oberen Mittelfeld der Bundesliga. Michael Ballack bezog zu selben zeit beim FC Chelsea ein Jahresgehalt von knapp 10 Millionen Euro – also knapp ein Drittel dessen, was dem HSV für den gesamten Kader zur Verfügung stand. Wenn man nun die Tatsache in Betracht zieht, dass Chelsea damals wie heute einen ganzen Kader an entsprechend bezahlten Topstars beschäftigt, dann wird klar, dass diese Klubs in finanzieller Hinsicht bereits um Lichtjahre voraus sind. Wer soll dieser Finanzelite des Fußballs ein Schnippchen schlagen? Der Verteidiger John Terry verdient bei Chelsea 200.000 Euro in der Woche! Mal ganz abgesehen davon, dass das totaler Wahnsinn ist, sind 200.000 Euro mehr, als viele der englischen Zweitligisten im ganzen Monat für ihr gesamtes Team zur Verfügung haben! Die derzeitige Entwicklung ist also ein Fass ohne Boden – oder eher ein Turmbau zu Babylon. Und die oberen Etagen sind alle reserviert.

 

Vielleicht ist das nicht wirklich der Fußball, den wir wollen – aber es ist der, den wir kriegen.

 

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