Forscher entdecken in grünem Tee und Schokolade Substanzen, die neurologische Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit HIV reduzieren könnten

Noch gibt es bislang keine medikamentöse Therapie, die eine vollständige Replikation des HI-Virus im menschlichen Gehirn verhindern kann. Daher gibt es auch keine wirksame Abhilfe für Komplikationen, wenn HIV-Patienten unter Beeinträchtigungen neurokognitiver Fähigkeiten leiden. Neue Forschungsergebnisse von Joseph Steiner und seinen Kollegen von der Johns-Hopkins-Universität zeigen, dass eine Gruppe pflanzlicher Polyphenole – bekannt als Catechine, die als natürlicher Bestandteil von grünem Tee und in Samen des Kakaobaums vorkommen – bei der Prävention solcher neurologischer Beeinträchtigungen helfen könnten. Die Ergebnisse ihrer Studie erscheinen in der Online-Ausgabe der Springer-Fachzeitschrift Journal of NeuroVirology.

Die bisherige Forschung hat gezeigt, welch bedeutende Rolle das Proteins BDNF (Brain-derived neurotrophic factor) beim Schutz und Wachstum von Neuronen im Gehirn spielt. Dieses Protein ist in Gehirnarealen aktiv, die beim Lernen, der Erinnerung und dem komplexeren Denken eine zentrale Rolle spielen. Bei HIV-Patienten wurden im Gehirn niedrigere Konzentrationen von BDNF nachgewiesen als bei gesunden Menschen, was nahelegt, dass darin die direkte Ursache für einhergehende kognitive Beeinträchtigungen liegt.

Bei ihrer Forschung analysierten Steiner und seine Kollegen im Labor die Auswirkungen von 2000 natürlichen Substanzen und die von der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA zugelassenen Medikamenten auf Gehirnzellen. Dabei identifizierten die Wissenschaftler eine Reihe von Substanzen, die potenziell beim Schutz von Neuronen im Gehirn helfen könnten. Neun dieser Substanzen standen in Verbindung mit Epicatechin, das in Kakao und in Blättern von grünem Tee enthalten ist. Bei weiteren Screeningtests und im Vergleich mit Resveratrol, dem Antioxidans in Rotwein, erwiesen sich insbesondere das Epicatechin und das Epigallocatechingallat (EGCG) als effektivste Substanzen beim Schutz von Neuronen, da sie die BNDF-Produktion anregen.

Obwohl die antioxidative Wirkung des Epicatechins und des EGCG bereits bekannt ist, gilt die Entdeckung, dass diese Substanzen die BNDF-Produktion anregen können, als Sensation in diesem Forschungsbereich. Da diese Substanzen leicht die Blut-Hirn-Schranke überwinden, erhöht sich zusätzlich ihr therapeutisches Potenzial, denn genau dies ist häufig das größte Hindernis bei der Entwicklung von Medikamenten, die im Gehirn wirken sollen. Es gibt Hoffnung für Patienten mit HIV, denn aktuell gibt es für sie noch keine neuroprotektiven Therapien, wenn sie unter Beeinträchtigungen ihrer kognitiven Fähigkeiten leiden.

Die Autoren kommen zur Schlussfolgerung: „Aufgrund seiner einfachen Struktur und seiner Fähigkeit, die Blut-Hirn-Schranke leicht zu überwinden, könnte Epicatechin der beste therapeutische Ansatz zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen sein. Es schließt die kognitiven Erkrankungen im Zusammenhang mit einer HIV-Erkrankung ein, bei denen oxidativer Stress als wichtiger pathophysiologischer Mechanismus gilt.“ Zusätzliche Forschung mit HIV-Patienten sei erforderlich, um zu klären, wie effektiv diese natürlich vorkommenden Verbindungen sind.

Quelle: Nath S, Bachani M, Harshavardhana D, Steiner JP (2012). Catechins protect neurons against mitochondrial toxins and HIV proteins via activation of the BDNF pathway. Journal of NeuroVirology. DOI 10.1007/s13365-012-0122-1

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