Ihr Profil von links zeigt Sie wahrscheinlich von Ihrer Schokoladenseite. So lautet das Ergebnis einer neuen Studie der US-Wissenschaftler Kelsey Blackburn und James Schirillo von der Wake Forest University. Demnach werden Bilder der linken Gesichtsseite als ansprechender wahrgenommen als Bilder der rechten Seite. Dies könnte daran liegen, dass Emotionen in der linken Hälfte generell stärker ausgedrückt werden. Die Arbeit erscheint online im Springer-Journal Experimental Brain Research.

Menschliche Emotionen lassen sich größtenteils aus dem Gesichtsausdruck ablesen. Unsere hoch spezialisierten Gesichtsmuskeln können viele einzigartige Emotionen ausdrücken. Die Wissenschaft geht davon aus, dass die linke Gesichtshälfte stärker und aktiver daran beteiligt ist. Bemerkenswert erscheint auch, dass Künstler der westlichen Welt ihre Modelle überwiegend vom linken Profil her porträtieren.

Anhand von Fotografien gingen Blackburn und Schirillo der Frage nach, ob es Unterschiede in der Wahrnehmung der linken und der rechten Gesichtshälfte gibt.

Hierzu die Autoren: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass das linke Profil von fotografierten Personen häufig eine stärkere Emotionsintensität zeigt; auf den Betrachter wirkt dies ästhetisch ansprechender. Dies spricht unter anderem für die These der lateralisierten Emotion und der Dominanz der rechten Hemisphäre: Die rechte Gehirnhälfte ist dafür zuständig, die Emotionen in der linken Gesichtshälfte zum Ausdruck zu bringen.“

Die Teilnehmer wurden gebeten anzugeben, wie ansprechend sie die beiden Seiten männlicher und weiblicher Gesichter auf Schwarz-Weiß-Fotos fanden. Gezeigt wurden Originalaufnahmen sowie spiegelverkehrte Aufnahmen, sodass Bilder der rechten Gesichtshälfte als Aufnahmen der linken Seite erschienen und umgekehrt.

Es zeigte sich eine deutliche Vorliebe für die linksseitigen Aufnahmen. Ob die Fotos ursprünglich von links aufgenommen worden waren oder spiegelverkehrt präsentiert wurden, spielte dabei keine Rolle. Die linke Gesichtshälfte wurde bei Männern wie bei Frauen als ästhetisch ansprechender empfunden.

Diese ästhetische Vorliebe ließ sich auch durch Messungen der Pupillengröße bestätigen, mit deren Hilfe sich Interesse beim Probanden zuverlässig feststellen lässt. In der Tat weiten sich die Pupillen als Reaktion auf interessantere Reize – in diesem Fall ästhetisch ansprechende Gesichter – und ziehen sich beim Anblick von nicht ansprechenden Bilden zusammen. Je positiver die Teilnehmer im Experiment die Fotos bewerteten, umso größer wurden auch die Pupillen.

Quelle
Blackburn K & Schirillo J (2012). Emotive hemispheric differences measured in real-life portraits using pupil diameter and subjective aesthetic preferences. Experimental Brain Research; DOI 10.1007/s00221-012-3091-y

Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.

Springer-Verlag GmbH, Heidelberg, Zweigniederlassung der Springer-Verlag GmbH, BerlinTiergartenstrasse 17D-69121 Heidelberg