Mobiles Gerät im Einsatz gegen Drogenmissbrauch

Neues iHeal-Projekt: Den Drang nach Drogen messen und sofort intervenieren

New York / Heidelberg, 8. Februar 2012

Stellen Sie sich vor, Sie tragen Sensoren, die körperliche Veränderungen messen. Und dann hat Ihr Smartphone eine App, die darauf reagiert und versucht, Ihr Verhalten zu beeinflussen. Das ist das Ziel von „iHeal“, einem Projekt, das zurzeit von Edward Boyer und seinem Team von der University of Massachusetts Medical School in den Vereinigten Staaten entwickelt wird1. Dieses Multimedia-Gerät ist eine innovative Kombination sogenannter ‚enabling technologies‘: Sie sind in der Lage, aufkommendes Verlangen nach Drogen festzustellen und sofort einzugreifen, um Drogenkonsum zu verhindern. Erste Daten und wesentliche Erkenntnisse2 von Boyer und seinem Team erscheinen online in Springers Journal of Medical Toxicology.3

Sogenannte ‚enabling technologies‘ – künstliche Intelligenz, kontinuierliche Überwachung der Körperfunktionen, drahtlose Verbindung und der Einsatz eines Smartphones – machen die Einflussnahme auf das Verhalten auch außerhalb von Klinik und Büro effektiver. Auf diese Weise lassen sich in der alltäglichen Umgebung eines Menschen Veränderungen des biologischen und emotionalen Zustands erkennen, die gesundheitsgefährdendes Verhalten wie etwa Drogenkonsum auslösen können.

iHeal ist anders als bisherige mobile Anwendungen – es arbeitet mit Biosensoren. Drogenabhängige oder Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung tragen einen Sensor ums Handgelenk: Gemessen werden elektrische Aktivität der Haut, Körperbewegungen, Hauttemperatur und Pulsschlag – alles mögliche Indikatoren von Erregung oder Stress. Der Sensor übermittelt die Informationen drahtlos an ein Smartphone, eine App überwacht und bewertet die physiologischen Daten des Nutzers.

Nimmt die Software ein erhöhtes Stress- oder Erregungs-Level wahr, wird der Nutzer aufgefordert, den Ablauf zu dokumentieren: gefühltes Stress-Level, Verlangen nach der Droge und aktuelle Aktivitäten werden notiert. Ziel von iHeal ist es, das Verlangen in Echtzeit zu identifizieren und exakt im Moment des größten Verlangens personalisierte Multimedia-Vermeidungsstrategien anzubieten.

Die Studie von Edward Boyer und seinem Team untersucht die bisherige Entwicklung von iHeal, d.h. Systemarchitektur wie auch Feedback potenzieller Nutzer. Ziel war es, die wesentlichen Eigenschaften und mögliche Grenzen für den Nutzer auszuloten. Aus der Analyse wird deutlich, dass es nicht nur eine Reihe technischer Details zum Thema Datensicherheit zu beachten gibt. Es bedarf auch einer robusteren und weniger stigmatisierenden Version des Geräts, bevor es in der Öffentlichkeit tragbar ist. Denkbar wäre ein Sensorenband mit dem Aussehen und der Funktionalität einer Armbanduhr oder auch ein Sensor, der ums Fußgelenk zu tragen ist.

Die Autoren: „Unsere Studie zeigt ganz klar, dass zur Durchführung klinischer Tests zum Einsatz von ‚enabling technologies‘ im Alltag ein besseres Verständnis der Nutzerpräferenzen vonnöten ist. Bei der Entwicklung von Interventionsmethoden sollte man sich vor allem auf die Erfahrungen der Nutzer selbst verlassen. Ganz wichtig ist auch die Wahrung der Anonymität der Studienteilnehmer, um eine Stigmatisierung zu vermeiden.“

Hinweise
1. Die Forschung wird finanziell unterstützt vom National Institute on Drug Abuse der National Institutes of Health.
2. Boyer EW et al (2012). Preliminary efforts directed toward the detection of craving of illicit substances: the iHeal Project. Journal of Medical Toxicology. DOI 10.1007/s13181-011-0200-4
3. Der Artikel erscheint in einer Sonderausgabe des Journal of Medical Toxicology zum Thema Emerging Drugs of Abuse im März 2012.

Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.
Kontakt: Joan Robinson, Springer, Tel. +49 6221 487-8130, joan.robinson@springer.com

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