Die Übertragung radioaktiver Verbindungen ist nicht eindeutig

Die Gültigkeit bisher verwendeter Modelle zur Bewertung des Einflusses radioaktiver Strahlung auf die menschliche Gesundheit muss einer neuen Studie zufolge angezweifelt werden. Zu diesem Schluß kommen Wissenschaftler der Universität Ostfinnland unter der Leitung von Tiina Tuovinen. Die Ergebnisse ihrer Studie erscheinen in der Online-Ausgabe der Springer-Fachzeitschrift Hydrobiologia.

Der Unfall im Kraftwerk Tschernobyl im Jahre 1986 führte zum Austritt radioaktiver Substanzen in den Boden sowie in Süß- und Salzwasser. Über einen längeren Zeitraum hinweg wurden diese Substanzen von Organismen aufgenommen und gelangten so in die Nahrungskette.

Seit dem Unfall in dem Atomkraftwerk ist der dabei entstandene Fallout eine wichtige Informationsquelle zum Abgleich mit Modellen, mit deren Hilfe die Übertragung radioaktiver Substanzen in die Ökosysteme vorhergesagt wird. Mit ihnen werden sowohl die radioaktive Belastung als auch die möglichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die wild lebenden Tiere abgeschätzt.

Die Autoren erläutern: „Inwieweit Modelle geeignet sind, um Konzentrationen und die Strahlendosis genau vorherzusagen, hängt im wesentlichen von den empirischen Daten über das Verhalten radioaktiver Verbindungen in der Biosphäre ab. Außerdem ist entscheidend, ob die grundsätzlichen Annahmen, die diesen Modellen zugrunde liegen, auch wirklich zutreffend sind.“

Die Analyse der Kontamination zweier Seen im Norden Finnlands mit radioaktiven Verbindungen (insbesondere mit 137Cs) weist darauf hin, dass die Modelle zur Vorhersage der Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit von einer falschen Prämisse ausgehen. In der Arbeit der Wissenschaftler wird deshalb die Gültigkeit der eingesetzten Modelle sowie die Schlussfolgerungen angezweifelt, die daraus gezogen werden können.

Die Wissenschaftler sammelten Daten der zwei Seen, um die Übertragung von Cäsium-137 von Seewasser auf den Fischbestand in einem Zeitraum von 20 Jahren nach dem Unfall im Atomkraftwerk Tschornobyl zu untersuchen. Ihre Ergebnisse zeigen, dass die Übertragung radioaktiver Substanzen im Gegensatz zu den bisherigen Annahmen nicht linear verläuft. Darüber hinaus scheint die Konzentration dieser Substanzen bei fischfressenden Arten dreimal höher zu sein als bei nicht-fischfressenden Arten.

Quelle
Tuovinen TS et al (2012). Transfer of 137Cs from water to fish is not linear in two northern lakes. Hydrobiologia; DOI 10.1007/s10750-012-1224-8

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