Springer-NatureStudie zeigt, dass Ratten versuchen ihre Artgenossen vor dem Ertrinken zu retten

Ratten besitzen mehr Herz als man denkt. Droht eine Ratte zu ertrinken, hält sie einer anderen Ratte ihre helfende Pfote hin. Dies trifft insbesondere auf jene Ratten zu, die im Wasser bereits dem Tod nahe waren, so Nobuya Sato und seine Kollegen von der Kwansei Gakuin Universität in Japan. Ihre Forschungsergebnisse erscheinen online in der Springer-Fachzeitschrift Animal Cognition.

Neueste Forschungen haben gezeigt, dass Ratten ihren Artgenossen dabei helfen aus einem röhrenförmigen Käfig zu entkommen. Dieses prosoziale Verhalten zeigt das Tier, selbst wenn es davon keinerlei Nutzen hat. Um herauszufinden, ob diese Nagetiere auch dann helfen, wenn einer ihrer Artgenossen ertrinkt, führte das Team von Sato drei unterschiedliche Experimentreihen in einem Wasserbecken durch. Eine Ratte musste in dem Becken um ihr Leben schwimmen, während ein anderes Tier in einem angrenzenden Käfig gehalten wurde. Die durchnässte Ratte konnte nur dann in einen trockenen und sicheren Bereich des Käfigs gelangen, wenn die Ratte im benachbarten Käfig eine Türe öffnete.

Das Team um Sato fand heraus, dass die Ratten sehr schnell lernten die Tür zu öffnen, um ihrem gestressten und nassen Artgenossen zu helfen. Allerdings bemühten sich die Ratten nur dann, die Tür schnell zu öffnen, wenn die andere Ratte wirklich gestresst war und gerettet werden musste. Die Experimente zeigten auch, dass Ratten es nicht mögen, durchnässt zu sein. Tiere, die diese Erfahrung mit Wasser bereits gemacht haben, lernten viel schneller, wie sie Käfiggenossen retten konnten, im Gegensatz zu denjenigen, die diese Erfahrung noch nicht gemacht hatten.

Wie haben sich die Ratten verhalten, wenn sie zwischen einem Stück Schokolade und dem Retten eines Artgenossen entscheiden konnten? In den meisten Fällen entschieden sich die Ratten zu helfen, bevor sie sich die Belohnung holten. Gemäß Sato legen diese Ergebnisse nahe, dass für Ratten der relative Wert, einem Artgenossen zu helfen, größer ist, als der einer Belohnung durch Nahrung.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Ratten Empathie zeigen. Diese Nagetiere können den emotionalen Zustand von Artgenossen wahrnehmen, wenn diese Not erleiden.

„Unsere Forschungsergebnisse legen nahe, dass sich Ratten prosozial verhalten und das helfende Tiere wahrscheinlich durch Empathie ähnliche Gefühle gegenüber ihren notleidenden Artgenossen motiviert sind“, sagt Sato. Der Wissenschaftler ist davon überzeugt, dass Studien der Sozialität, beispielsweise die Untersuchung der Empathie bei Nagetieren, wichtig für das Verständnis der zugrundeliegenden neuronalen Basis prosozialen Verhaltens sowie evolutionärer Aspekte sind.

Quelle: Sato, N. et al. (2015). Rats demonstrate helping behaviour towards a soaked conspecific, Animal Cognition, DOI 10.1007/s10071-015-0872-2

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