Das Zusammenleben mit vertrauten Nachbarn reduziert Stress bei Raubmilben, die auf Pflanzen leben und sich dort von Spinnmilben ernähren. Soziale Vertrautheit ermöglicht es den einzelnen Raubmilben, sich besser auf andere Aufgaben, wie zum Beispiel die Nahrungssuche, zu konzentrieren und produktiver und effizienter zu sein. Eine aktuelle Studie von Markus A. Strodl und Peter Schausberger von der Universität für Bodenkultur, Wien, in Österreich unterstützt die Theorie, dass die sogenannte ’soziale Vertrautheit‘ die in Wechselbeziehung stehenden kognitiven, physiologischen und verhaltensbiologischen Kosten des Gruppenlebens reduziert und somit die Effizienz bei anderen Aufgaben steigert. Ihre Forschungsergebnisse sind in der Online-Ausgabe der Springer-Fachzeitschrift Naturwissenschaften – The Science of Nature erschienen.

In Gruppen lebende Tiere, wie beispielsweise die Raubmilbe Phytoseiulus persimilis, die räuberisch von pflanzenfressenden Spinnmilben leben, sind während der juvenilen Entwicklungsphase einer Reihe von Stressfaktoren ausgesetzt. Dazu gehören auch die sozialen Interaktionen mit anderen Individuen der gleichen Art. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn die Tiere auf engen Räumen mit begrenztem Nahrungsangebot zusammenleben. Innerhalb dieser engen Räume konkurrieren die Tiere um Nahrung, Lebensraum und zukünftige Paarungspartner. Um diese Interessenskonflikte zu reduzieren, sind viele in Gruppen lebende Tiere in der Lage, vertraute und nicht-vertraute Individuen auf der Basis vorherigen Kontakts zu unterscheiden. Vertraute Individuen tendieren dazu, näher zusammenzubleiben.

Strodl und Schausberger untersuchten, ob eine vertraute soziale Umgebung während der juvenilen Phase positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Raubmilbe P. persimilis hat. Das Gruppenleben dieser Raubmilben ist durch die Verteilung ihrer Beutetiere, die Spinnmilben, und die gegenseitige Anziehung der Raubmilben bedingt.

In drei Experimenten demonstrierten die Wissenschaftler, dass soziale Vertrautheit wesentliche Auswirkungen auf das Gruppierungsverhalten und den Nahrungserwerb von juvenilen P. persimilis hat. In gemischten Gruppen von vertrauten und nicht vertrauten Individuen unterschiedlichen Alters setzten sich die vertrauten Individuen bevorzugt zusammen.

Das Gruppierungsverhalten war vom Entwicklungsstadium abhängig: Larven setzten sich näher zusammen als ältere Individuen, die sogenannten Nymphen. Innerhalb von Gruppen bestehend aus vertrauten oder nicht-vertrauten Individuen gleichen Alters waren die Distanzen zwischen den vertrauten Milben geringer als jene zwischen den nicht-vertrauten Milben.

Bei gleicher Entwicklungsgeschwindigkeit und Körpergröße waren juvenile Milben, die in vertrauten Gruppen lebten, effizienter bei der Nahrungssuche, d.h. sie benötigten weniger Nahrung, als juvenile Milben, die in nicht-vertrauten Gruppen lebten. Die Autoren identifizierten des Weiteren eine sensitive Prägungsphase während des Larvenstadiums. Die in dieser Phase etablierte soziale Vertrautheit erlaubte das spätere Wiedererkennen vertrauter Tiere bis ins Erwachsenenalter.

Quelle: Strodl MA & Schausberger P (2012). Social familiarity modulates group-living and foraging behavior of juvenile predatory mites. Naturwissenschaften – The Science of Nature; DOI 10.1007/s00114-012-0903-7

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