Ursache und Wirkung
Die einzelnen Formen der Durchfeuchtung sollen hier nur stark vereinfacht benannt werden. Am häufigsten erfolgt der Transport von Wasser durch Sickerströmung. Unter hydrostatischem Druck dringt das Wasser in flüssiger Form in die ca. 1 mm großen Poren ein. Ebenfalls in flüssiger Form wird das Wasser durch die kapillare Saugkraft entgegen der Schwerkraft nach oben transportiert. Je enger die Kapillare ist, so höher kann das Wasser aufsteigen. Diese theoretisch unbegrenzte Höhe wird allerdings durch die Verdunstung begrenzt und es stellt sich ein Gleichgewicht ein. Kapillarbrechende und verdunstungsoffene Wandflächen verhindern im Wesentlichen eine zu starke Durchfeuchtung. Ein weiterer Wassertransport erfolgt durch die Dampfdiffusion. Vereinfacht dargestellt werden die Oberflächen der Poren mit Wasserdampf gesättigt und die Poren mit Wasser gefüllt. Jetzt kann das Wasser auch die nächsten Poren ausfüllen.

Bei jedem Mauerwerk gibt es einen Gleichgewichtszustand für die Durchfeuchtungshöhe – je nach kapillarer Leistungsfähigkeit (maximaler Steighöhe, Sauggeschwindigkeit) und Verdunstung. Zwischen den beiden Größen, Wasseraufnahme und Wasserabgabe ist ein günstiges Verhältnis anzustreben, das beschreibt auch das Prinzip der Trocknung. Es wird die Wasseraufnahme reduziert oder die Wasserabgabe erhöht bzw. beides zusammen.

Eine Nutzungsänderung von alten Kellerräumen zu Wohn- oder Arbeitsräume verursacht in vielen Fällen bereits nach kurzer Zeit ein böses Erwachen. Die alten Keller waren ursprünglich für eine ganz andere Nutzung, wie zur Lagerung von Kartoffeln, Lebensmittel, Kohlen und anderes vorgesehen. Sie sind so gebaut worden, dass eine bestimmte Feuchtigkeit vorhanden sein konnte bzw. diese bisher kaum gestört hat. Dazu kommt, dass in vielen Fällen überhaupt keine Vertikaldichtung angelegt wurde und seitliches Wasser eindringen kann, welches auch gelöste Salze transportiert. Wenn Horizontaldichtungen vorhanden sind, so haben diese bereits vor vielen Jahren ihre volle Funktionstüchtigkeit eingebüßt. An jedem Bauwerk liegen andere Bedingungen an. Oft wirken verschieden Faktoren, so dass zum Teil sehr feuchtes Mauerwerk im Keller bis in das Erdgeschoß entsteht, welches oft mit Salzen belastet ist. Dies hängt immer von dem Standort, der Bodenstruktur und anderen Faktoren ab. Eine frühere Viehhaltung, nahe gelegene offene Abwässer oder eine undichte Güllegruben wirken sich salzbelastend auf das Mauerwerk. Die Salze, Nitrate, Chloride und Sulfate, gelangen durch den Feuchtetransport in das Mauerwerk oder lösen sich aus dem Baustoff selbst heraus. (So wurden im 19. Jahrhundert gebietsweise den Ziegeln zur Erhöhung der Druckfestigkeit und auch zur Verwendung bei Temperaturen im Frostbereich Salze künstlich beigemengt.) So kann man aufsteigende Feuchte durch zunehmende Feuchtegehalte in den Mauerquerschnitt hinein und abnehmend über die Mauerwerkshöhe erkennen. Liegt eine Salzbelastung (hygroskopische Durchfeuchtung) vor, so nehmen die Feuchtigkeitswerte von außen nach innen ab. Dies sollte genau bestimmt werden, damit überhaupt die Ursache genau definiert und die richtige Sanierungsvariante ausgewählt werden kann. Durch Bohrproben für die Untersuchung im Labor oder mit Hilfe eines CM-Gerätes kann dies am Ort bestimmt werden. Mit den anderen Messgeräten, wie Leitfähigkeitsmessung (nur für Holz und Beton geeignet) und andere Verfahren, können Trendaussagen getroffen werden, die in den meisten Fällen auch ausreichen. Auch mit der Infrarotbildaufnahme lassen sich die feuchten Bereiche (unterschiedliche Temperaturübergänge und Temperaturabsenkung durch Verdunstung) erkennen. Es lassen sich auch verdeckte Schäden an Rohrleitungs- oder Heizungssystemen orten. Mit der ständigen Weiterentwicklung der Gerätetechnik und Verfahren, wie z. B. Mikrowellenmesstechnik, verbessert sich natürlich auch das Messergebnis, so dass gelöste Salze das Messergebnis nur noch unbedeutend beeinflussen. In der Praxis wird dem Bauherrn oder Auftraggeber ein Messgerät vor die Nase gehalten, von dem er 40 oder 80% oder auch eine andere Maßeinheit ablesen kann. Was sich genau dahinter verbirgt wissen selbst nur die wenigsten Messgerätebesitzer. Erfolgt keine genaue Ursachenbestimmung, so kann man für die Sanierung unter Umständen viel Geld ausgeben und die Erfolge sind gleich Null bzw. führen nicht zu dem erwarteten (versprochenen) Erfolg. Die einfachste Methode ist die Messung der Luftfeuchtigkeit. Sie gibt eine sichere Auskunft über den allgemeinen Zustand.

Die verschiedensten Trockenlegungsverfahren haben sicherlich die Feuchtigkeitszufuhr verringert. Die Wände sind aber nach wie vor sehr nass und durch Putzabplatzungen sowie Salzausblühungen gekennzeichnet. Gegenwärtig gibt es kritische Bemerkungen zur Existenz der aufsteigenden Feuchte an sich… Es wird völlig zu Recht darauf verwiesen, dass insbesondere an historischen Bauwerken die Feuchteaufnahme aus der Luft gegenüber der aus dem Untergrund des Bauwerks überwiegt, weil hohe Konzentrationen löslicher Salze eine dominierende Rolle spielen. Aufsteigende Feuchte: Diese Diagnose ist häufig nicht richtig, weil der Übergangswiderstand zwischen verschiedenen Stoffen, z. B. Ziegelmörtel, sehr hoch ist. Die Steighöhe ist bei Ziegelmauerwerk deshalb etwa 20 cm, bei Bruchsteinmauerwerk kann sie etwas höher sein. Hier soll ein kleines Beispiel als Ergänzung genannt werden. Das Wohnhaus in der Bucksdorffstr. 30 in Leipzig ist ca. 200 Jahre alt. Das Erdgeschoss an der 15 Meter langen Rückseite ist zwischen 1,2 bis 1,8 Meter tief im Erdreich also wie ein Keller. Das ca. 60 Zentimeter dicke Mauerwerk besteht aus vorgesetzte Ziegel und Stampflehm. Die äußeren vorgesetzten Ziegel sind im Bereich der Geländeoberfläche etwas nass. Der lose äußere Zementputz wurde entfernt und die Steine trocknen sofort ab. (Der Altputz war schadhaft und wurde vor vielen Jahren durch diesen Putz an verschieden kleinen Flächen ausgetauscht.) Unterhalb der Geländeoberfläche sind kein durchgängiger Putz und auch keine Vertikalsperre. In den Innenräumen ist kein einziger Feuchteschaden erkennbar! Hier spielen noch einige Besonderheiten eine Rolle, auf die aber nicht weiter eingegangen werden soll. In den letzen Jahrzehnten hat man immer wieder versucht, feuchtebedingte Mauerwerk- und Putzschäden durch nachträgliche abdichtende Maßnahmen im Horizontal- und Vertikalbereich dauerhaft zu beseitigen. Dabei musste man immer wieder feststellen, dass dies nur bedingt möglich ist, da viele der sichtbaren Schäden im feuchte- und salzbelasteten Mauerwerk in erster Linie auf die Wirkung von Salzen zurückzuführen sind. Trockenlegungsmaßnahmen ohne Entfernen der Salze ist der Feuchtehaushalt nicht auf < 5M.-% zu reduzieren. Damit können, wie bereits oben genannt, im Mauerwerk Schäden auftreten und Nutzungseinschränkungen vorhanden sein. Grundsätzlich sind alle Maßnahmen abzulehnen, wo auf der Innenseite der Außenwand eine Feuchtigkeitssperre, wie Sperrputz, oder irgendwelche andere Chemikalien aufgebracht werden. Die Feuchtigkeit steigt nur weiter nach oben bis in die Erdgeschosswohnung und das Mauerwerk wird darunter besonders belastet. Es müssen, wie bereits oben genannt, große offene Wandoberflächen für die Verdunstung vorhanden sein. Fugen auskratzen und ein Luftkalkputz nimmt als Opferputz die Salze im Mauerwerk auf.

Es wird auf dem Markt auch eine Vielzahl vollständig ungeeignete Verfahren angeboten, wie z. B. Lüftungsrörchen, Verfahren die auf dem Prinzip einer imaginären Strahlung funktionieren u. a. Werden die Analysen durch die Anbieter selbst ausgeführt, so sind etwaige Trocknungserfolge mit Sicherheit manipuliert. Analog trifft dies auch bei den Zauberkästen zu. Ordentliche saubere Keller sind schon wesentlich trockner als solche, die bis zur Kappe mit Sperrmüll gefüllten sind. Dreck, Staub, Kohlen, Holz. Papier und Lumpen wirken sich ungünstig aus. Dann kommt noch das Nutzungsverhalten hinzu. Leider wird sehr gern im Sommer gelüftet, was wegen der Kondensatwasserbildung an der kühleren Wandoberfläche falsch ist. Diese Oberflächenfeuchtigkeit, begünstigt durch das hygroskopische Verhalten der Salze, täuscht in vielen Fällen eine übermäßig hohe aufsteigende Feuchtigkeit vor.

Sanierputze lösen nicht das Problem der feuchten Wände. Können jedoch durch ihre nicht sperrende Wirkung einen ständigen Feuchtigkeitsaustausch ermöglichen. Die Salze, die durch ihren Kristallisationsdruck die Oberflächen der Mauersteine und den normalen Putz zerstören, werden in den kleinen Hohlräumen des Putzes aufgenommen. Bei sehr hoher Salzbelastung und zu dünnem Putzaufbau kann allerdings auch bereits nach einem Jahr Sättigung erreicht sein. In einem Fall wurde innerhalb von acht Jahren das 3. Mal ohne Erfolg nachgebessert, da auch die horizontale Abdichtung (Injektage) nicht funktioniert.

Bei richtiger Anwendung und geringer bis mittlerer Salzbelastung sind Standzeiten von acht bis zehn Jahren möglich. Die salzbelasteten Fugen sind tief genug auszukratzen, da von hieraus der größte Salztransport in den Putz erfolgt. Allerdings darf dieser Putz nicht gefilzt und nur mit einer diffusionsoffenen Farbschicht versehen werden. Das ist das Problem, da der Auftraggeber meist eine gespachtelte Oberfläche und in den Treppenhäusern mit Sockelanstrich haben möchte.

Weiterhin müssen Sanierputze die notwendige Porenhydrophobie aufbauen. Im Kellerbereich oder anderen Bauteilen, wo eine relative Luftfeuchtigkeit von 90% herrscht, bleibt der Putz feucht. Der Wirkungsmechanismus in Bezug auf den Salzeintrag funktioniert nicht. Die Salze wandern durch die Putzschicht und kristallisieren an der Oberfläche aus. Die Gebäudebereiche müssen durch Belüftung, Beheizung oder Kondensattrockner getrocknet werden. Ebenso problematisch wird es, wenn die Luftfeuchtigkeit wieder ansteigt. Zu dem bereits genannten Problem kommt die Tauwasserbildung hinzu.

Gering salzbelastetes Mauerwerk kann ( In einigen Literaturquellen wird das Mauerwerk vorher angenässt und getrocknet.) abgebürstet werden. Die meisten Salze sind im Mörtel und in den Fugen. Werden diese ausgekratzt und durch salzbeständigen Kalkmörtel (spezielle Kalke oder Luftkalk) ausgetauscht, so kann bereits ein guter Erfolg erzielt werden. Allerdings muss dies bei stärkerer Salzbelastung aller paar Jahre wiederholt werden. Eine vollständige Salzsanierung ist nur durch den vollständigen Austausch des Mauerwerkes erfolgreich. Mit dem Opferputz und dem elektrophysikalischen Verfahren wird lediglich die Konzentration verringert. Das Herummatschen mit Säuren und Basen ist nicht nur für die Gesundheit und die Ökologie sehr bedenklich (Bildung schwer löslicher Salze). Wie eine genaue Dosierung einer Essigsäure und eine stark verdünnte 36 %ige Salzsäure, 1:10 oder 1:50, erfolgen soll, ist vollständig unklar. Eine unbekannte Komponente im Mauerwerk (Salzart und -konzentration) wird durch eine geschätzte Aufbringmenge neutralisiert. Die Salzkonzentrationen und -arten sind an jedem Mauerabschnitt unterschiedlich. Eine genaue Bestimmung ist nur durch sehr kostenaufwendige Untersuchungsverfahren im Labor möglich, wo auch ein hinreichend verwertbares Ergebnis erzielt werden kann. Indikatorstreifen zeigen Anionen oder Kationen an, aber keine chemischen Verbindungen und erst recht nicht die Quantität. Die den Bauherren vorgelegte Auflistung mit so und so viel Prozent Anhydrit, Gips, Hepthahydrat, Hexahydrat, Kiserit, Thermonatrit und den anderen Salzen mit geringerem Kristallisationsdruck sollen nur eine fachlicum für ein ordentliches Entgelt einige teure Chemikalien in das Mauerwerk zu füllen. Das Mauerwerk zählt dann bei einer späteren Entsorgung zu Sondermülll. Die richtige Sanierung eines feuchten salzbelasteten Mauerwerkes, z.B. im Keller, ist sehr kostenaufwendig und hier sollte wirklich vorher eine Kosten-Nutzen-Rechnung durchgeführt werden. Hinzu kommt ein langer Zeitabschnitt, nach dem Trocknungserfolge sichtbar werden.
Impressum: http://www.wolfgang-cremer.de

Unternehmen: Handwerk & Dienstleistung Wolfgang Chr. Cremer
Pfarrer-Schmid-Weg 3, D-85469 Walpertskirchen