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Ausgewählte Einflussfaktoren auf die Kaufentscheidung von Endverbrauchern bei Bio-, Fairtrade- und regionalen Lebensmitteln

AutorSabrina Etzroth
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl173 Seiten
ISBN9783656869085
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Public Relations, Werbung, Marketing, Social Media, Note: 1,5, Hochschule der Medien Stuttgart, Sprache: Deutsch, Abstract: Die steigende Nachfrage von Bio-, Fairtrade- und regionalen Lebensmitteln hat eine Ausweitung der Distribution dieser Produkte auf nahezu alle Vertriebskanäle zur Folge. Um auf besondere ökologische und soziale Eigenschaften von Produkten hinzuweisen, werden Güte- und Qualitätssiegel genutzt. Bei der Vielzahl existierender Siegel scheint interessant, ob sie dem Verbraucher tatsächlich als Hilfestellung dienen. Diese Arbeit kommt der Frage nach, wie sich Gu?tesiegel auf das Kaufverhalten von Endverbrauchern auswirken und welche weiteren Einflussfaktoren eine Rolle spielen. Dafu?r wurden qualitative Leitfaden-Interviews mit sechs Personen durchgefu?hrt, die sich in ihrer Einstellung und Kaufintensität von biologischen Lebensmitteln unterscheiden. Die qualitative Inhaltsanalyse brachte hervor, dass sich die Bekanntheit und das Vertrauen in Siegel sowie Regal-Kennzeichnungen am Point of Sale nur teilweise auf die Kaufentscheidung auswirken. Wichtiger erscheint die Grundeinstellung der Person gegenu?ber einer Produktgruppe. Insgesamt wird deutlich, dass ein geringer Kenntnisstand u?ber die Vorteile dieser Produkte eine große Kaufbarriere darstellt. Konsumenten zeigen Bereitschaft, sich mehr Wissen anzueignen, wenn Informationen aktiv an sie herangetragen werden. Daraus leitet sich als empfohlene Marketingmaßnahme ab, durch Transparenz und Aufklärung u?ber diese Produktgruppen und ihre Siegel weitere Umsatzsteigerungen zu erzielen.

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Leseprobe

3 Der Markt für alternativ erzeugte Lebensmittel


 

Im nachfolgenden Kapitel wird auf die Historie und die aktuelle Situation des Marktes für Bio-, Fairtrade- und regionale Lebensmittel eingegangen. Der erste Teil beschreibt dazu die Entstehung des Bio-Marktes. Anschließend wird die Entwicklung der Märkte für Bio-, Fairtrade- und regionale Lebensmittel im Einzelnen betrachtet. Durch die große Anzahl an Produkten aus biologischem Anbau, fairem Handel und aus regionalen Anbaugebieten wurden im Laufe der Jahre die Anzahl an Siegeln, die den Verbraucher auf die Eigenschaften der Produkte hinweisen, immer größer. Die am häufigsten genutzten offiziellen Siegel werden in Kapitel 3.3 im Einzelnen vorgestellt. Punkt 3.4 enthält eine Zusammenfassung des gesamten Kapitels sowie ein Zwischenfazit.

 

3.1 Entstehung des Marktes für Bio-Lebensmittel


 

Die Wurzeln des ökologischen Landbaus wurden vor etwa einem Jahrhundert in der Lebensreformbewegung geschlagen. Damals fand eine Gegenbewegung zur Industrialisierung statt, die eine Rückkehr zur natürlichen Lebensweise forderte (vgl. Warncke, 2007, S. 14 f.). Bruhn (2002, S. 51 f.) beschreibt die Entwicklung des Bio-Marktes aus Sicht der Diffusionsforschung. Unter Diffusion wird die Ausbreitung einer Innovation in der Gesellschaft verstanden, wobei es sich bezogen auf den Markt ökologischer Lebensmittel nicht um eine Innovation i.S.v. wissenschaftlich-technischer Neuerung handelte, sondern eher um die Korrektur einer durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt entstandenen Entwicklung (vgl. Gerber et al., 1996, zitiert nach Bruhn, 2002, S. 52). Laut Gerber et al. (1996, S. 603) entstand der ökologische Landbau bereits 1924, weil einige engagierte Pioniere eine Alternative zur zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft suchten, die in ihren Augen ökologische, soziale, ethische und gesundheitliche Nachteile mit sich brachte. Eine Einteilung des Ausdehnungsprozesses des biologischen Landbaus in Phasen nahm Warncke (2007, S. 15) vor:

 

Erste Phase (1960-1988): aufkommendes Umweltbewusstsein, Gründung der ersten ÖkoAnbauverbände (u. a. Bioland 1971, Biokreis 1979) und des Öko-Dachverbands IFOAM (International Federation of Organic Agriculture Movement)

 

Zweite Phase (1989-2000): Anstieg ökologisch bewirtschafteter Fläche und Bio-Höfe, staatliche Förderung bei Umstellung des Betriebs, Regelung des Öko-Landbaus durch die EG-Verord- nung 2078/92 (seit 1994) und die EG-Verordnung 1257/1999 (seit 2000)

 

Dritte Phase (2001-heute): Bildung des Ministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) als Reaktion auf steigende Anzahl von Lebensmittelskandalen, anfänglich steigende Nachfrage nach Bio-Produkten (2001), erstmals rückläufige Wachstumsraten 2003 durch geringer werdende Nachfrage aufgrund des Nitrofen-Skandals im Öko-Landbau, seither stabiler Ausbau des Bio-Landbaus, geringes Wachstum der Bio-Anbauflächen und -Höfe, steigende Nachfrage, erhöhte Importe von Rohstoffen aus Drittländern

 

Innerhalb der ersten Ausdehnungsphase entstanden vier der heutigen acht großen ÖkoAnbauverbände: Demeter, Bioland, Biokreis und Naturland. 1989 begann die EG, die landwirtschaftlichen Betriebe bei der Umstellung auf den ökologischen Landbau finanziell zu fördern und leitete damit die Zweite Phase ein. Die Anzahl der Betriebe, die von da an umstellten, wuchs rasant (vgl. Bruhn, 2002, S. 53 f.).

 

3.2 Marktentwicklung: Distribution und Nachfrage


 

Der konventionelle Einzelhandel gilt als Haupteinkaufsstätte für Verbraucher (vgl. Bruhn, 2002, S. 55). Discounter nahmen dabei 2011 einen Marktanteil von 43,4 Prozent ein. Mit dem Einsteig in das Geschäft mit alternativ erzeugten Lebensmitteln erreichen Discounter nun auch die Zielgruppe der „bewussten“ Einkäufer auf dem Massenmarkt. Bio-, Fairtrade- und regionale Lebensmittel haben historisch bedingt eine Vielzahl an Distributionskanälen, deren Entstehung und Entwicklung nachfolgend vorgestellt wird.

 

3.2.1 Marktentwicklung für Bio-Lebensmittel


 

Als traditionelle Vertriebswege von Bio-Produkten gelten Naturkostläden und Direktvermarkter (vgl. Bruhn, 2002, S. 55). Zu den Naturkostläden zählen Bio-Supermärkte und Reformhäuser, eine Direktvermarktung findet vorrangig über Hofläden sowie Wochen- und Bauernmärkte statt (vgl. Räpple, 2006, S. 19). Naturkostläden spielten vor allem in den 1980er Jahren für in der Stadt lebende, überzeugte Konsumenten eine große Rolle, da der konventionelle Einzelhandel zu dieser Zeit keine ökologisch erzeugten Lebensmittel anbot und der Weg zum nächsten Hofladen oft weit war. Bio-Läden stellten zu dieser Zeit oft Räume für Einkaufsgemeinschaften konsum- und kapitalismuskritischer Kunden dar. Sie gingen dort nicht nur einkaufen sondern nutzten diesen Ort auch als Raum für politische Diskussionen. Menschen, die dieser Szene nicht angehörten, besuchten diese Läden eher selten, weshalb Öko-Produkte damals einen Nischen-Markt für engagierte Konsumenten darstellte (vgl. Spiller et al., 2005, S. 3).

 

Erst zu Beginn der zweiten Phase (vgl. Kapitel 3.1], als durch EU-Fördergelder die Erzeugerpreise sanken, erkannte der konventionelle Lebensmittel-Einzelhandel (LEH) das Geschäft mit Bio-Produkten für sich (vgl. Bruhn, 2002, S. 56] und ermöglichte damit den Bio-Konsum für Jedermann. Seither hat sich der LEH zu einem wichtigen Absatzkanal für Bio-Lebensmittel entwickelt. 2002 konnte er bereits einen Marktanteil von 33 Prozent verzeichnen, wobei der Naturkostfachhandel mit 35 Prozent noch knapp vorn lag (vgl. Räpple, 2006, S. 19). Im letzten Jahr veröffentliche der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (2013, S. 17] aktuelle Zahlen zu Umsätzen, die bestätigen, dass der LEH mit 50 Prozent Umsatzanteil für Öko-Lebenmittel in Deutschland inzwischen eindeutig vor Naturkostfachgeschäften (31 Prozent) und sonstigen Absatzkanälen liegt (vgl. Abbildung 1).

 

 

Abb. 1: Umsatzanteile für Bio-Lebensmittel einzelner Distributionskanäle in Deutschland 2012.

 

(Quelle: Eigene Darstellung nach Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V., 2013, S. 17)

 

Die erste konventionelle Handelskette mit Vertrieb von Bio-Lebensmitteln war Tegut im Jahr 1985. Kurz darauf folgten viele weitere (vgl. Warncke, 2009, S. 29). Heute kann man davon ausgehen, dass jede namhafte Handelskette Bio-Produkte im Sortiment führt. Dabei platzieren Supermärkte ihre Bio-Produkte entweder in einem eigens dafür gekennzeichneten Regal oder produktgruppenspezifisch eingeordnet bei den konventionellen Lebensmitteln gleicher Art, was einen geringeren Organisationsaufwand für gelegentliche Bio-Käufer bedeutet (vgl. Reuter, 2002, S. 7). Jeder Markt führt derzeit je nach Anbieter (Edeka, Metro, Rewe, Tengelmann, Karstadt) 200 bis 800 Bio-Artikel. Mit ca. 1.200 Produkten nimmt Tegut auch derzeit noch immer eine herausragende Rolle unter den Marktteilnehmern des LEH ein (vgl. Spiller et al., 2005, S. 5).

 

Einen nicht geringen Anteil an der positiven Umsatzentwicklung des LEH haben die Discounter. 2002 führte Plus als erster deutscher Discounter mit „BioBio“ eine Bio-Eigenmarke ein. Heute sind fast alle Discounter mit einer eigenen Bio-Marke vertreten (vgl. Reuter, 2002, S. 1). Im Jahr 2010 hatten die Discounter bereits einen geschätzten Anteil am Gesamtumsatz mit Bio-Lebensmitteln von 30 Prozent (vgl. o. V., 2011).

 

Als sehr bedeutsamer Absatzkanal gilt weiterhin der Naturkostfachhandel, der 2012 mit 31 Prozent den zweitgrößten Umsatzanteil am gesamten Bio-Lebensmittelmarkt verzeichnete (vgl. Abbildung 1). Laut Räpple (2006, S. 20) zählen zum Naturkostfachhandel die Naturkostfachgeschäfte und die Bio-Supermärkte. Letztere schließen sich einer eher konventionellen Vermarktungsform an und begannen, sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland mit starkem Wachstum zu etablierten. Im Jahr 2000 gab es fünfzig dieser Läden und 2004 waren es bereits 250 (vgl. Spiller et al., 2005, S. 3). Räpple (2006, S. 20) schreibt über das Konzept der Bio-Supermärkte:

 

„(Es) ist der Versuch, eine Synthese aus herkömmlichen Bioläden und herkömmlichen Supermärkten zu schaffen, um die Vorteile beider Vertriebsformen zu vereinen. Eine angenehme Einkaufsatmosphäre und ein breites Sortiment hochwertiger Bio-Produkte wird mit den Annehmlichkeiten des schnellen und einfachen Einkaufs verbunden, so dass der Konsument seine Einkaufsgewohnheiten nicht umstellen braucht."

 

Im Unterschied zu den Naturkostfachgeschäften bieten Bio-Supermärkte vor allem größere Verkaufsflächen sowie eine höhere Sortimentstiefe und -breite. Bio-Supermärkte bieten mit bis zu 10.000 Artikeln deutlich mehr Produkte an als Naturkostfachgeschäfte. Dabei sehen sich Bio-Supermärkte in einer doppelten Wettbewerbssituation: Einerseits müssen sie sich gegenüber den spezialisierten Naturkostläden abgrenzen und andererseits stehen sie in unmittelbarem Wettbewerb zum konventionellen Lebensmitteleinzelhandel, der sein BioAngebot zunehmend ausbaut (vgl. Räpple, 2006, S. 21 f.).

 

Insgesamt hat sich die Distribution von Bio-Lebensmitteln in den letzten Jahren einem starken Strukturwandel unterzogen. Die Marktbeteiligung der Discounter hat zumeist die Schließung kleiner Naturkostläden aufgrund...

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