Sie sind hier
E-Book

Erfolgspotenziale von Crowdfunding zur Finanzierung sozialer Projekte

Chancen und Risiken der Nutzung der alternativen Finanzierungsform durch NGOs und Privatpersonen in Deutschland

AutorJennifer Kint
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl93 Seiten
ISBN9783656656524
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich BWL - Offline-Marketing und Online-Marketing, Note: 1,0, International School Of Management, Standort Frankfurt, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit untersucht die Erfolgspotenziale von Crowdfunding als alternative Finanzierungsform für soziale Projekte. Sowohl in der medialen Berichterstattung als auch in den bisher verzeichneten Projektanmeldungen auf Crowdfunding-Plattformen werden soziale Projekte bisher nur wenig beachtet. Die meisten stammen nach wie vor aus dem unternehmerischen oder künstlerisch-kreativen Bereich und sind eigennützig. Gerade für Nicht-Regierungs-Organisationen gewinnen alternative Finanzierungsmöglichkeiten aber immer mehr an Bedeutung. Mehr Kenntnisse über die Erfolgsfaktoren von sozialen Crowdfunding-Projekten sind daher dringend erforderlich, denn das Fundraising steht vor einer Neuorientierung. Crowdfunding eröffnet nicht nur NGOs, sondern auch sozial engagierten Privatpersonen die Möglichkeit einer einfachen, kostengünstigen Geldeinsammlung. Aufgrund der bislang fehlenden wissenschaftlichen Untersuchungen, wurden nun erstmalig mehr als 300 Deutsche nach ihrer Meinung und potenziellen Unterstützungsbereitschaft von Crowddonating-Projekten befragt. Sie bewerteten die wichtigsten Chancen und Risiken der Nutzung der neuen Fundraising-Methode für NGOs und Privatpersonen und bestätigten, dass Crowdfunding ein vielversprechender zusätzlicher Fundraising-Kanal werden kann, der sowohl aktuelle Spender als auch Nichtspender anspricht. Vor allem jüngere Menschen - die Spender der Zukunft - stehen dem Prinzip sehr positiv gegenüber.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

3 Crowdfunding


 

Das folgende Kapitel stellt Crowdfunding als neue Form der Kapitalbeschaffung vor, indem es zunächst eine umfassende Definition des Begriffs gibt und die Entstehung und Verbreitung von Crowdfunding in Deutschland beschreibt. Auf die Erläuterung des üblichen Kapitalbeschaffungsprozesses folgen die detaillierte Darstellung des deutschen Crowdfunding-Marktes und die Identifikation wesentlicher Erfolgsfaktoren für Crowdfunding-Projekte. Abschließend werden durch eine Abwägung der in der Literatur beschriebenen Chancen und Risiken des Spendensammelns durch Crowdfunding und einer Analyse erfolgreich realisierter sozialer Projekte die Erfolgspotenziale von Crowdfunding zur Finanzierung sozialer Projekte untersucht.

 

3.1 Definition und Wortherkunft


 

Als Crowdfunding bezeichnet man das „systematische Einwerben kleiner Geldbeträge – funding – bei vielen Menschen – crowd – zur Finanzierung eines privatnützigen oder gemeinnützigen Projektes“ (Wolff 2012:24). Zur Spende oder Beteiligung wird dabei über spezielle Plattformen im Internet aufgerufen (vgl. Gabler Wirtschaftslexikon 2014). Gelingt es dem Projektinitiator sein vorher festgelegtes Finanzierungsziel innerhalb des definierten Zeitraums zu erreichen, so wird das Projekt mithilfe der eingesammelten Geldbeträge umgesetzt. Wird das Ziel nicht erreicht, dann werden alle monetären Unterstützungsvorgänge rückabgewickelt und es erfolgt keine Umsetzung des Projekts (vgl. Ebner & Schön 2012:101). Als Finanzierungsziel werden zumeist überschaubare Beträge zwischen 1.000 und 10.000 Euro angesetzt (vgl. Wolff 2012:25).

 

Ein weiteres wichtiges Merkmal des klassischen Crowdfundings ist der Erhalt einer materiellen oder immateriellen Gegenleistung, die je nach Projektzweck variiert (vgl. Internet World Business 2012:6). Im künstlerisch-kreativen Bereich bieten die Initiatoren ihren Unterstützern oft kleine Anreize z.B. in Form von signierten Büchern, einer limitierten Sonderedition oder Kinogutscheinen (vgl. Fondszeitung 2012:2). Im sozialen Bereich allerdings bleibt ein „Dankeschön“ meist die einzig erwartete Gegenleistung (vgl. Wolff 2012:24).

 

Crowdfunding stammt aus dem Englischen und wird häufig mit „Schwarmfinanzierung“ übersetzt (vgl. Benn 2013:4). Der Begriff hat sich mittlerweile im deutschen Sprachgebrauch etabliert und wurde sogar zum Anglizismus des Jahres 2012 gewählt (vgl. Stefanowitsch 2013:1).

 

Crowdfunding kann als Finanzierungsform für die unterschiedlichsten Projekte genutzt werden – seinen Ursprung hat es vor allem im Bereich der Unternehmensgründungen und im künstlerisch-kreativen Bereich (vgl. Ordanini, Miceli & Pizzetti 2011:445).

 

Die Nutzung von Crowdfunding zur Finanzierung sozialer Projekte ist in anderen Ländern, vor allem in den USA, deutlich weiter vorangeschritten. Laut dem Crowdfunding Industry Report 2013 werden mittlerweile 27,4% des durch Crowdfunding eingesammelten Geldes dem Bereich Soziales zugeordnet, 16,9% dem Bereich Unternehmensgründungen und 11,9% dem Bereich Kunst/Kreatives (vgl. Massolution 2013b:7). In Deutschland besteht daher noch großes Ausbaupotenzial. Der Vorsprung der USA ist dadurch zu erklären, dass dort Privatfinanzierungen und Fundraising im Allgemeinen kulturell viel tiefer verankert sind (vgl. Fondszeitung 2012:2).

 

Ausgehend von den unterschiedlichen Projektzwecken, haben sich, wie folgende Abbildung illustriert, vier grundlegende Crowdfunding-Arten entwickelt.

 

 

Abbildung 1: Die vier Arten von Crowdfunding, Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Leimeister 2012:389

 

Die Abbildung verdeutlicht noch einmal, dass sich diese Arbeit lediglich auf die Erfolgspotenziale eines Teilgebiets von Crowdfunding, dem Crowddonating, bezieht.

 

Der Begriff „Crowddonating“ suggeriert bereits, dass es zwischen Crowdfunding und herkömmlichen Spenden viele Gemeinsamkeiten gibt. Die beiden Finanzierungsformen lassen sich allerdings klar voneinander abgrenzen. Im Folgenden werden die wesentlichen Unterschiede gegenübergestellt.

 

 

Tabelle 3: Unterschiede zwischen Crowddonating und herkömmlichen Spenden, Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Eisfeld-Reschke 2013

 

Der Vergleich der Merkmale macht deutlich, dass sich Crowdfunding und herkömmliche Spenden in vielen wesentlichen Punkten voneinander unterscheiden und Crowdfunding somit eine neue Variante zur Finanzierung sozialer Projekte darstellt.

 

Einnahmen aus Crowdfunding müssen auch von NGOs nicht als Spende, sondern nur als Einnahmen aus wirtschaftlichem Betrieb verbucht und somit auch versteuert werden (vgl. Eisfeld-Reschke 2013b). Außerdem darf der Selbstdarstellungs- und Multiplikatoreffekt von Crowdfunding nicht unterschätzt werden, der in dieser Form bei einer Spende nicht gegeben ist (vgl. Felber 2012).

 

Zusammengefasst sind die vier Kernprinzipien von Crowdfunding das Alles-oder-Nichts-Prinzip, die hohe Transparenz und das Involvement der Geldgeber sowie die Gegenleistung (vgl. Dorner 2012:10).

 

So einzigartig die Merkmale von Crowdfunding sind, das grundsätzliche Prinzip ist keinesfalls neu (vgl. Leimeister 2012:388). Die Idee, dass viele Menschen kleine Beträge zur Finanzierung eines Projekts geben, besteht seit dem 19. Jahrhundert (vgl. Schuster 2012:9). So wurde bereits der Bau der Freiheitsstatue durch kleine Spenden der Bevölkerung ermöglicht. 80% des gesammelten Betrags setzte sich hierbei aus Spenden in Höhe von weniger als einem US-Dollar zusammen (vgl. Harris 1985:126).

 

Das Prinzip Crowdfunding geht über diese ursprüngliche Idee hinaus, indem es den Projektunterstützern eine Gegenleistung bietet und ganz neue technologische Möglichkeiten ausschöpft (vgl. Manager Magazin 2011). Crowdfunding wird daher auch als systematische Nutzung des Internets zur Finanzmittelbeschaffung gesehen, die auf den gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen der jüngsten Zeit aufbaut (vgl. Scholl 2012:1).

 

Wenn sich für die Realisierung eines Vorhabens kein einziger Großinvestor findet, so greifen Crowdfunder nun auf viele Kleininvestoren zurück. Der Aufwand, all diese zu erreichen und zu überzeugen, stand früher in keinem Verhältnis zum Ergebnis, ist aber nunmehr durch die Entwicklung der sozialen Netzwerke und anderer Kommunikationsplattformen im Internet verschwindend gering geworden (vgl. Böttcher 2011:112).

 

3.2 Entstehung und Verbreitung in Deutschland


 

In den USA ist Crowdfunding längst ein gängiger Begriff. Die erste Crowdfunding-Firma „ArtistShare“ wurde im Jahr 2000 gegründet. Ihr erstes Projekt präsentierte die Musik-Plattform im Oktober 2003, was seitdem als Entstehungsjahr der alternativen Finanzierungsform gilt (vgl. Beck 2012:20). Hierzulande wurde Crowdfunding erst 2010 bekannt. In diesem Jahr etablierten sich gleich fünf Plattformen auf dem deutschen Markt (vgl. Warner 2013:1).

 

Gibt man „Crowdfunding“ bei Google Trends ein, einem Tool, welches Auskunft über die relative Häufigkeit von Suchanfragen im Verhältnis zum gesamten Suchvolumen gibt und so Rückschlüsse auf die Popularität einzelner Suchbegriffe im Zeitablauf zulässt, erscheint folgende Grafik:

 

 

Abbildung 2: Entwicklung der weltweiten Google-Suchanfragen zum Thema "Crowdfunding", Quelle: Google Trends 2013

 

Die Kurve zeigt eindeutig, dass über Crowdfunding bereits seit Beginn des Jahres 2011, aber insbesondere seit 2012 weltweit viel berichtet und recherchiert wird. Die Kurve für Deutschland verläuft sehr ähnlich.

 

3.3 Crowdfunding-Prozess


 

Ein Crowdfunding-Projekt ist – wie jedes andere Business-Projekt – sorgfältig zu planen und unter Beachtung der Kriterien für erfolgreiches Projektmanagement umzusetzen (vgl. Kaltenbeck 2011:12).

 

Folgende Grafik illustriert die drei wesentlichen, idealtypischen Abläufe des Crowdfunding-Prozesses:

 

 

Abbildung 3: Der Crowdfunding-Prozess, Quelle: Kaltenbeck 2011: 12

 

Bereits vor Veröffentlichung des Projekts stehen wichtige Entscheidungen an wie die genaue Formulierung des Titels, die Festlegung des Finanzierungsziels und des dafür veranschlagten Zeitrahmens sowie das Angebot einer Gegenleistung, die zusätzlicher Anreiz zur Unterstützung sein soll. Zudem muss sich der Initiator vorher umfassend über die zwei anderen Akteure im Crowdfunding-Prozess erkundigen – über die Plattformen bzw. deren Aufbau und Funktionsweise als auch über die Crowd selbst bzw. die Mediennutzung und Erwartungen der Zielgruppe (vgl. Conta Gromberg 2013).

 

Während der...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Marketing - Verkauf - Sales - Affiliate

Marketing

E-Book Marketing
Grundlagen für Studium und Praxis Format: PDF

Dieses Lehrbuch vermittelt die gesamten Grundlagen des Marketing und nimmt dabei konsequent Bezug auf die Praxis. Die anwendungsorientierte Darstellung versetzt den Leser in die Lage,…

Marketing

E-Book Marketing
Grundlagen für Studium und Praxis Format: PDF

Dieses Lehrbuch vermittelt die gesamten Grundlagen des Marketing und nimmt dabei konsequent Bezug auf die Praxis. Die anwendungsorientierte Darstellung versetzt den Leser in die Lage,…

Die Zukunft des Kunstmarktes

E-Book Die Zukunft des Kunstmarktes
Format: PDF

Mit Beiträgen von Jean-Christophe Ammann, Bazon Brock, Peter Conradi, Wilfried Dörstel, Andreas Dornbracht, Walter Grasskamp, Bernd Günter/Andrea Hausmann, Arnold Hermanns, Bernd Kauffmann, Tobias…

Texten für das Web

E-Book Texten für das Web
Erfolgreich werben, erfolgreich verkaufen Format: PDF

Dieses Buch bietet das nötige Handwerkszeug, um die Qualität der eigenen Web-Texte zu verbessern bzw. eingekaufte Texte sicherer beurteilen zu können. Es liefert klare Kriterien für die Textanalyse,…

Texten für das Web

E-Book Texten für das Web
Erfolgreich werben, erfolgreich verkaufen Format: PDF

Dieses Buch bietet das nötige Handwerkszeug, um die Qualität der eigenen Web-Texte zu verbessern bzw. eingekaufte Texte sicherer beurteilen zu können. Es liefert klare Kriterien für die Textanalyse,…

Texten für das Web

E-Book Texten für das Web
Erfolgreich werben, erfolgreich verkaufen Format: PDF

Dieses Buch bietet das nötige Handwerkszeug, um die Qualität der eigenen Web-Texte zu verbessern bzw. eingekaufte Texte sicherer beurteilen zu können. Es liefert klare Kriterien für die Textanalyse,…

Total Loyalty Marketing

E-Book Total Loyalty Marketing
Format: PDF

Die immer gleiche Marke als Lebensabschnittsbegleiter hat ausgedient - könnte man meinen. Doch zu einigen Produkten und Dienstleistungen haben deren Verwender eine besondere Beziehung: eine…

Weitere Zeitschriften

Arzneimittel Zeitung

Arzneimittel Zeitung

Die Arneimittel Zeitung ist die Zeitung für Entscheider und Mitarbeiter in der Pharmabranche. Sie informiert branchenspezifisch über Gesundheits- und Arzneimittelpolitik, über Unternehmen und ...

Baumarkt

Baumarkt

Baumarkt enthält eine ausführliche jährliche Konjunkturanalyse des deutschen Baumarktes und stellt die wichtigsten Ergebnisse des abgelaufenen Baujahres in vielen Zahlen und Fakten zusammen. Auf ...

BIELEFELD GEHT AUS

BIELEFELD GEHT AUS

Freizeit- und Gastronomieführer mit umfangreichem Serviceteil, mehr als 700 Tipps und Adressen für Tag- und Nachtschwärmer Bielefeld genießen Westfälisch und weltoffen – das zeichnet nicht ...

Card Forum International

Card Forum International

Card Forum International, Magazine for Card Technologies and Applications, is a leading source for information in the field of card-based payment systems, related technologies, and required reading ...

cards Karten cartes

cards Karten cartes

Die führende Zeitschrift für Zahlungsverkehr und Payments – international und branchenübergreifend, erscheint seit 1990 monatlich (viermal als Fachmagazin, achtmal als ...

CE-Markt

CE-Markt

CE-Markt ist Pflichtlektüre in der Unterhaltungselektronik-Branche. Die Vermarktung von Home und Mobile Electronics mit den besten Verkaufsargumenten und Verkaufsstrategien gehören ebenso zum ...

Demeter-Gartenrundbrief

Demeter-Gartenrundbrief

Einzige Gartenzeitung mit Anleitungen und Erfahrungsberichten zum biologisch-dynamischen Anbau im Hausgarten (Demeter-Anbau). Mit regelmäßigem Arbeitskalender, Aussaat-/Pflanzzeiten, Neuigkeiten ...

Die Versicherungspraxis

Die Versicherungspraxis

Behandlung versicherungsrelevanter Themen. Erfahren Sie mehr über den DVS. Der DVS Deutscher Versicherungs-Schutzverband e.V, Bonn, ist der Interessenvertreter der versicherungsnehmenden Wirtschaft. ...

DULV info

DULV info

UL-Technik, UL-Flugbetrieb, Luftrecht, Reiseberichte, Verbandsinte. Der Deutsche Ultraleichtflugverband e. V. - oder kurz DULV - wurde 1982 von ein paar Enthusiasten gegründet. Wegen der hohen ...