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E-Book

Abenteuer Elternzeit

Ein Ratgeber über das Reisen mit Baby und Kleinkind

AutorInka Schmeling
VerlagBeltz
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl267 Seiten
ISBN9783407222725
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Reisen mit Babys und Kleinkindern - eine intensive Zeit, in der man die Seele gemeinsam baumeln lassen kann, aber auch in ungewohnter Umgebung viele Abenteuer bestehen muss. Das schweißt zusammen und führt zu einem ganz neuen Familienglück. Mit zahlreichen Experteninterviews und Tipps hilft das Buch bei Reiseplanung und Kofferpacken und verrät, wie man Kinder im Auto, Zug oder Flugzeug bei Laune hält. Außerdem berichtet Inka Schmeling von ihrer eigenen Elternzeitreise auf der legendären Seidenstraße und lässt Mütter und Väter zu Wort kommen, die mit ihren Kleinkindern in der Elternzeit oder danach große und kleine Reisen unternommen haben. Ein toller Hosentaschenbegleiter auf jeder Reise und ein besonderes Geschenk zur Geburt!

Inka Schmeling schreibt als freie Journalistin in Hamburg unter anderem für die Magazine Merian, Stern, Brigitte und Zeit Wissen. Sie ist Absolventin der Henri-Nannen-Schule und Mutter zweier Kinder. Ihr Buch entstand aus ihren beiden Elternzeit- Reisen entlang der Seidenstraße und nach Kopenhagen.

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Leseprobe

Latte macchiato oder Lago Maggiore


Klar kann man in der Elternzeit auch zu Hause bleiben.

Ist ja schließlich super hier. Latte macchiato und Bionade werden längst nicht mehr nur in Szenecafés ausgeschenkt, sondern auch auf dem einen oder anderen Spielplatz. In den Drogerien steht ein Gläschen Bio-Brei neben dem anderen. Die Kinderwagen haben Blattfederung, die Autositze sind TÜV-geprüft, die Matratzen fürs Gitterbett schadstoffgetestet, die Babytragen aus Bio-Baumwolle. In den Apotheken bekommt man homöopathische Zäpfchen gegen Zahnschmerzen, der Kinderarzt spricht Deutsch. Und obendrein gibt es hierzulande ein Animationsprogramm aus PEKiP, Babyschwimmen und -massagen für junge Eltern, mit dem selbst der beste Ferienclub nicht mithalten kann.

Das ist eine Möglichkeit für Mütter und Väter, ihr Elterngeld auszugeben. Immerhin gewährt das Familienministerium frischgebackenen Eltern bis zu 1800 Euro Elterngeld im Monat. Wofür man das Geld auf den Kopf haut, ist den Elterngeldstellen des Landes egal. Für sie zählt – neben Wählerstimmen – allein: Familien bekommen Zeit geschenkt. Das soll den Eltern weniger Stress und mehr Spaß bringen und somit dem Familienministerium endlich mal eine vorzeigbare Geburtenrate.

Zur Geburt eines Kindes hagelt es ja nur so Geschenke. Strampler, selbst gestrickte Babysocken, Kuscheltiere, Schnuffeltücher, Greifringe, Rasseln, Bilderbücher. Als Mutter bekommt man gerne mal einen Concealer geschenkt – weil es ja jetzt vorbei ist mit der Nachtruhe. Oder ein Hörbuch – weil es ja jetzt vorbei ist mit dem Lesen. Das Geschenk der Regierung aber ist das Schönste von allen. Auch wenn es nicht in blassblauem Papier mit Teddybäraufdrucken verpackt ist. Sondern in Formularen und Behördenstempeln.

Elternzeit bedeutet: Zeit.

Wie Eltern sich diese Zeit einrichten, das sieht so verschieden aus wie ihre Wohnzimmer. Die einen stehen auf Gardinchen und Eichen-Schrankwand, die anderen auf Bogenlampe und Siebzigerjahre-Ledersofa. Jedem das Seine.

Bei der Elternzeit entscheiden sich derzeit immer noch vier Fünftel der Paare dafür, dass das reine Frauensache sei. Ein Fünftel der Männer beantragt Elternzeit; in der Regel, also in zwei von drei Fällen, allerdings gerade mal die zwei sogenannten »Partnermonate«, die andernfalls schlicht verfallen würden.

Es lohnt sich aber gewaltig, wenn Elternzeit nicht mehr bloß Frauensache ist: 14 Monate bekommen Mutter und Vater geschenkt, wenn sie beide in Elternzeit gehen. 14 Monate, die sie nacheinander nehmen können. Oder gleichzeitig. Oder sie entscheiden sich für das 2015 eingeführte »Elterngeld plus«, mit dem sie ihr Elterngeld sogar auf 28 Monate strecken können.

Nie wieder haben Eltern Erholung so nötig wie in diesen ersten Monaten nach der Geburt ihres Kindes. Nie wieder wird sich ihr Kind so rasant entwickeln, würden sie also so viel verpassen. Nie wieder werden sie so leicht am Arbeitsplatz fehlen können; sieben Monate, wenn sie die gesamte Elternzeit gleichzeitig nehmen. Nie wieder bekommen sie so viel Geld dafür; gemeinsam bis zu 3.600 Euro im Monat. Dafür können sie Latte macchiato trinken bis zum Herzinfarkt. Oder in einen Ausbildungsfonds für das Neugeborene investieren. Oder sich daran erinnern, was sie früher gemacht hätten mit dem Geld, mit der Zeit. Damals, bevor sie Eltern wurden.

Zwei Around-the-world-Flugtickets kosten zum Beispiel zusammen um die 2.500 Euro; Kinder unter zwei Jahren fliegen quasi kostenlos mit. Ab 700 Euro im Monat bekommt man einen Wohnwagen in Neuseeland. Ein Ferienhaus in Griechenland für 1.200 Euro.

Nur so zur Anregung.

Unsere Reise

Michael (37) machte mit Anne (38) und ihren beiden Söhnen Nick (3) und Ben (1) in den gemeinsamen zwei Monaten Elternzeit eine Reise um die Welt: Sie fuhren zehn Tage die kalifornische Küste entlang, von San Francisco bis Los Angeles, reisten dann sechs Wochen kreuz und quer durch Neuseeland und waren am Ende noch zehn Tage in Japan, in Tokio und Kyoto.

Das war anders als früher: Wir reisen beide für unser Leben gern und hatten uns geschworen, dass das mit Kindern nicht anders werden soll. Sechs Wochen nach der Geburt unseres ersten Sohnes haben wir unseren ersten Urlaub als Familie gemacht. Bei der Weltreise hatten wir also schon drei Jahre Erfahrung und wussten: Man darf nur wenig Programm planen, dafür feste Kinderaktivitäten; man muss flexibel sein und offen für die kleinen Dinge am Wegesrand. Die Touristenattraktion des Tages ist nur hin und wieder auch die Kinderattraktion des Tages.

Das hat die Reise uns gebracht: Viele Leute haben uns vorher entgeistert gefragt: »Einmal mit den Kindern rund um die Welt? Wollt ihr euch diesen Stress wirklich antun?« Wir können nur sagen: So entspannt wie während der zwei Monate gemeinsamer Elternzeit war es danach nie wieder. Als wir zurück waren, hat uns der berufliche Alltag mit Macht eingeholt. Das war so viel stressiger. Mein Arbeitgeber fand, es habe ein »Geschmäckle«, in der Elternzeit in Urlaub zu fahren. Nö. Wir haben als Familie so viel intensive Zeit zusammen gehabt, wie das in keiner anderen Konstellation möglich gewesen wäre. Diese Zeit kann uns vieren keiner nehmen. Das war wirklich Familienzeit und damit Elternzeit.

Mein Rat: Wer um die Welt fliegt, sollte das Richtung Westen machen, da ist der Jetlag nicht so schlimm. Kinder können ihn schließlich schlechter mit Willenskraft und strategischem Schlafen niederringen. Für Übernachtungen in Backpacker-Hostels: Klären Sie vorher am Telefon, ob Kinder unerwünscht sind. Als wir reservieren wollten, drucksten einige merkwürdig rum – erst dann sahen wir auf den Websites das Symbol mit durchgestrichenem Kind. Na ja, die Schlaf- und Lärmzeiten von jungen Familien und Party-Animals sind wohl nicht recht kompatibel.

Elternzeit & Elterngeld


Wer mit fünf Brüdern aufwächst, der kann sich auch gegen konservative Kollegen behaupten: Gegen einigen Widerstand führte die damalige Familienministerin am 1. Januar 2007 das Elterngeld ein. Eltern, die vor der Geburt ihres Kindes gut verdient haben, bekommen seitdem bis zu viermal mehr Geld vom Staat als durch das bis dahin geltende Erziehungsgeld. Die größte – und meistdiskutierte – Neuerung war jedoch: Das Elterngeld kann nur voll ausgeschöpft werden, wenn Mutter wie Vater in Elternzeit gehen. Die Zahl der Väter, die ebenfalls in Elternzeit gehen, steigt seitdem Jahr für Jahr.

Wie viel Elternzeit bekomme ich?


Die Sache mit der Elternzeit erinnert irgendwie an diese vertrackten Textaufgaben aus der Schulzeit: Mal ist von 14 Monaten die Rede, dann doch wieder nur von zwölf; zwei Partnermonate soll es geben und am Ende habe man doch drei Jahre Elternzeit – hä?

Also, dröseln wir das Ganze mal auf:

  • 14 Monate nach der Geburt ihres Kindes bekommen Eltern nicht nur Elternzeit, sondern in dieser Zeit auch Elterngeld.

  • Zwölf von diesen insgesamt 14 Monaten bezahlter Elternzeit kann ein Elternteil maximal allein nehmen. Dann ist Schluss. Das gilt natürlich nicht für alleinerziehende Mütter oder Väter. Die haben einen Anspruch auf die gesamten 14 Monate.

  • Zwei Monate bleiben also mindestens für den anderen Elternteil übrig. Das sind die sogenannten »Partnermonate«. Da die bislang vor allem von Vätern in Anspruch genommen werden, wurden sie zu Beginn von konservativen CSU-Politikern auch schon als »Wickelvolontariat« beschimpft.

  • Auf 28 Monate lässt sich das »Elterngeld plus« seit 2015 strecken: Zwar bekommen Eltern damit leider nicht doppelt so viel Geld, aber eben doppelt so viel Zeit – und dann in jedem Monat die Hälfte des sonst üblichen Elterngeldes. Neben der Kindererziehung können Eltern bereits früh wieder bis zu 30 Stunden in der Woche arbeiten, ohne dass ihr Lohn vom Elterngeld abgezogen wird. Kleiner Anreiz in Sachen Gleichberechtigung: Wenn Mutter und Vater sich mindestens vier Monate lang die Betreuung ihres Kindes teilen, verlängert sich ihr Elterngeld-Bezug um jeweils vier Monate. Auch Alleinerziehende können die zusätzlichen vier Monate beantragen.

  • Drei...

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