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Aggressionen im Grundschulalter

Ein Training zum Abbau aggressiven und zur Förderung prosozialen Verhaltens

AutorAlexandra Weisberg
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl166 Seiten
ISBN9783638453110
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1,3, Fachhochschule Düsseldorf, 130 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Aggression ist ein allgegenwärtiges Phänomen im Alltag. Berichte über Aggressionen in der Schule häufen sich und Forschungsergebnisse der letzten Jahre bestätigen eine Zunahme der Gewalt unter Schülern. Es gibt umfangreiche Veröffentlichungen, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen. Wenn man aggressive Verhaltensweisen vermindern will, muss man zunächst die Ursachen von Aggressivität aufzeigen und die Faktoren herausstellen, die aggressive Verhaltensweisen begünstigen können. Der erste Teil der Arbeit gibt einen Überblick über unterschiedliche Formen, Auftretenshäufigkeiten sowie Geschlechterunterschiede von Aggression als Form kindlicher Verhaltensauffälligkeit. Es sind unterschiedliche Erklärungsmodelle für aggressive Verhaltensweisen dargestellt. Da das Kind in seiner Entwicklung vielschichtigen Einflüssen unterliegt, sind die Faktoren, die die Entstehung und Aufrechterhaltung aggressiven Verhaltens begünstigen, erläutert. In einem weiteren Kapitel wird prosoziales Verhalten klassifiziert. Die Bedingungen und die Entwicklung prosozialer Verhaltensweisen finden Erläuterung. Anschließend sind unterschiedliche Präventions- und Interventionsansätze, die versuchen die verschiedenen Faktoren in der Umgebung des Kindes positiv zu beeinflussen, vorgestellt. Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit dem Training zum Abbau aggressiven und zur Förderung prosozialen Verhaltens. Das Training ist vorgestellt und beschrieben. Die Inhalte der einzelnen Stunden und Übungen sind dargestellt. Zur Effektüberprüfung wurde ein Beobachtungsbogen für aggressive und prosoziale Verhaltensweisen und ein Beobachtungsbogen zur Trainingsmitarbeit der Kinder herangezogen. Die Beobachtungen erfolgten durch zwei unabhängige Beobachter. Des weiteren wurden die sozialen Kompetenzen der Kinder zu Beginn und am Ende des Trainings anhand eines Rollenspiels überprüft. Mit Hilfe dieser drei Methoden wurde der Erfolg des Programms untersucht.

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Leseprobe

Teil II


 

6. Entwicklung, Durchführung und Evaluation eines  Trainings im Rahmen einer Hausaufgabenbetreuung  von Grundschülern


 

In den vorausgegangenen Kapiteln wurden die theoretischen Grundlagen aggressiven und prosozialen Verhaltens erarbeitet. Die vielfältigen begünstigenden Faktoren für aggressive Verhaltensweisen wurden dargestellt. In meinem Training versuche ich mich insbesondere auf die kognitiven und sozialen Fertigkeiten des Kindes zu konzentrieren. Die oben dargestellten Studien konnten eine gute Effektivität dieser Art von Trainings belegen. Die positiven Effekte konnten sowohl kurzfristig als auch langfristig festgestellt werden.

 

Geht man von den oben erörterten Befunden zum Verlauf aggressiven Verhaltens aus, so hat eine möglichst frühzeitige Intervention die größten Erfolgsaussichten. Schwerpunkt soll dabei die Vermittlung grundlegender kognitiver und sozialer Fähigkeiten sein, die den Aufbau eines differenzierten und situationsangemessenen Verhaltensrepertoires beim Kind ermöglicht. Da aber auch der kognitive Entwicklungsstand der Kinder berücksichtigt werden muss, halte ich ein Training mit Kindern im Grundschulalter für eine effektive Möglichkeit einer Verhaltens-modifikation.

 

Ich werde mein Training in einer Hausaufgabengruppe durchführen, die ich bereits seit acht Monaten betreue. Der Vorteil eines Trainings in einer mir gut bekannten Gruppe liegt in der Möglichkeit, das Training nach den Anforderungen der Kinder vorbereiten zu können. Systematische Verhaltensbeobachtungen können gut vorgenommen werden, da ich die Kinder nicht nur über die zwei Wochen der Trainingsdauer kennen lerne. Des weiteren besteht die Möglichkeit Verhaltensänderungen auch längere Zeit nach dem Training beobachten zu können.

 

Verschiedenen Aspekten aggressiven Verhaltens soll im Training Rechnung getragen werden:

 

Einfühlungsvermögen

 

Die Kinder sollen hier den Umgang mit eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer verbessern. Die mangelnde Empathiefähigkeit (vgl. Kap. 4.5) ist einer der Risikofaktoren für aggressive Verhaltensweisen. Es wird vermutet, dass Empathie aggressives Verhalten hemmt (Selg, 1997, S.214). Es entsteht ein Mitgefühl für ein vermeintliches Opfer, welches beim aggressiven Kind eine Senkung des Aggressionspotentials bewirkt und somit einen Hemmungsfaktor darstellt. Auch ist das Einfühlen in den Interaktionspartner eine Grundvoraussetzung für prosoziale Verhaltensweisen. Im Training sollen die Kinder lernen, sich in andere hineinzuversetzen und deren Gefühle nachzuempfinden. Dies ist in Rollenspielen trainierbar (Petermann & Petermann, 1993a, S.20). Durch die Beobachtungsfunktion werden die Kinder dazu angehalten, sich in andere einzufühlen. Im anschließenden Gespräch erhalten die Kinder Rückmeldung, ob sie das Geschehene richtig interpretiert haben.

 

Differenzierte Wahrnehmung

 

Wie in Kap. 4.5 dargestellt, neigen aggressive Kinder dazu ihre Umwelt verzerrt wahrzunehmen. Sie richten ihre Aufmerksamkeit eher auf negative Hinweisreize. An diesem Punkt soll das folgende Training ansetzen. Die Kinder sollen lernen, die auf sie einwirkenden Reize in bestimmten sozialen Kontexten entsprechend einzuordnen und realitätskonform zu interpretieren. Die differenzierte Wahrnehmung ermöglicht dem Kind Gefühle, Verhaltensweisen und Reaktionen anderer angemessen wahrzunehmen, da alle Reize genauer beobachtet werden. So geraten nicht nur die negativen Reize ins Blickfeld sondern es verringert sich auch die Notwendigkeit für aggressives Verhalten (Petermann & Petermann, 1993a, S.17). Um die Gefühle anderer angemessen wahrzunehmen, soll zunächst erlernt werden, eigene Gefühle zu erkennen und zu äußern. So ist es eher möglich, die Gefühle anderer richtig zu deuten. Das Ausdrücken und Erkennen von Gefühlen ist wesentlich, um die Körpersignale anderer richtig zu interpretieren. Die Kinder sind so in der Lage, dort vermehrt nicht-aggressive Verhaltensweisen zu zeigen, wo sie vorher aufgrund einer fälschlich wahrgenommenen Bedrohung aggressiv gehandelt haben. Das Training soll gezielt darauf hinwirken, die Selbst- und Fremdwahrnehmung zu schulen.

 

Aufbau prosozialen Verhaltens

 

Für prosoziale Verhaltensweisen ist das Erkennen von Hilfeappellen des Gegenübers und das Suchen nach gemeinsamen Lösungen ein wichtiger Aspekt.

 

Im Training sollen kooperatives und helfendes Verhalten gefördert werden. Hier bietet das Rollenspiel eine gute Einübungsmöglichkeit. Im Rollenspiel können soziale Fertigkeiten gezielt ausprobiert werden. Empirische Befunde belegen, dass prosoziale Fertigkeiten durch Rollenspiele verbessert werden können (Bierhoff 1990, zit. in Petermann, 1993a, S.19).

 

Angemessener Umgang mit Konflikten

 

Die Kinder sollen lernen, für einen Konflikt viele verschiedene Lösungen zu finden. Es soll veranschaulicht werden, dass es für einen Konflikt in der Regel mehrere gleich gute Lösungen gibt. So fällt es den Kindern leichter, einen Kompromiss in einem Konflikt zu finden mit dem beide Parteien einverstanden sind. Voraussetzung hierfür ist aktives Zuhören. Dies erleichtert den Kindern auf das Gegenüber angemessen einzugehen und auch dessen Vorschläge in Betracht zu ziehen. Sie sollen lernen wie wichtig aktives Zuhören in vielen Lebensbereichen ist. Beide Elemente sollen in verschiedenen kindgerechten Übungen trainiert werden. Die Kinder sollen in strukturierter Form eine Vielzahl von alltagstypischen sozialen Problem- und Konfliktsituationen analysieren und angemessene Handlungsalternativen erarbeiten. Diese sollen sie im Anschluss daran im Rollenspiel einüben, so dass sich neu erworbene Handlungsstrategien festigen können. Das Rollenspiel ermöglicht den Kindern Verhaltensweisen zu verändern und auf den Umgang mit anderen zu übertragen. So können verschiedene Lösungsmöglichkeiten spielerisch erprobt werden (Varbelow, 2000, S.207).

 

In jeder Stunde sollen die Kinder die Möglichkeit zur Reflexion haben. Dabei sollen der Spielverlauf und die Konfliktlösungen durchgesprochen werden. Außerdem soll immer eine Übertragung auf den Alltag der Kinder gewährleistet werden, da so stabilere Erfolge des Trainings zu erwarten sind (Petermann, Kusch & Niebank, 1998, S.285). In den Rollenspielen werden Situationen gewählt, die die Kinder so oder ähnlich mit großer Wahrscheinlichkeit schon erlebt haben. Des weiteren sollen die Kinder eigene Erlebnisse und Konflikte schildern, die dann im Rollenspiel nochmals umgesetzt werden können. Dabei sollen den Kindern angemessene Konfliktlösungen aufgezeigt werden. Die Effizienz des Trainings soll in einer Erweiterung des Verhaltensrepertoires des Kindes bestehen und in der Demonstration und Anwendung dieser Fähigkeiten in natürlichen Settings.

 

Außerdem soll nach der ersten bewegungsintensiven Spieleinheit eine Entspannungsphase stattfinden. Mit Hilfe von Entspannungsübungen soll die Konzentration und Aufmerksamkeit der Kinder gefördert werden. Auf die Funktion von Entspannung wird in Kapitel 7.4 eingegangen.

 

Des weiteren wird das gesamte Training durch eine Videokamera aufgezeichnet. Ausgeschlossen hiervon sind die Entspannungsphasen, da es den Kindern sonst schwer fallen könnte, sich auf die ihnen ohnehin ungewohnte Situation einzulassen.

 

Evaluation

Zum Zweck der Evaluation des Trainings sollen drei unterschiedliche Verfahren verwendet werden.

 

Zunächst soll eine Überprüfung der Konfliktlösekompetenzen der Kinder erfolgen. Dazu soll anhand von Rollenspielen kontrolliert werden, inwieweit die Kinder am Ende des Trainings in der Lage sind, vielfältigere Handlungsalternativen aufzuzeigen. Außerdem sollen Verhaltensbeobachtungen jeden Kindes zwei Wochen vor und zwei Wochen nach dem Training gemacht werden. Während des Trainings soll eine Beobachtung der Trainingsmitarbeit der einzelnen Kinder erfolgen. Die Verhaltensbeobachtungen sollen jeweils durch zwei voneinander unabhängige Parteien vorgenommen werden. Dabei soll zum einen meine Kollegin, die das Training als Beobachterin verfolgt und ich als Spielleiterin die Beobachtung vornehmen.

 

Zum Ziel der Überprüfung der Konfliktlösekompetenzen der Kinder sollen die vor Beginn des Trainings nach einem Rollenspiel aufgezeigten Konfliktlösungen festgehalten werden. Das gleiche Verfahren soll am Ende des Trainings wiederholt werden. Am Ende des Trainings sollte den Kindern erwartungsgemäß eine größere Anzahl an Problemlösungen und anders geartete Konfliktlösemöglichkeiten einfallen. Beides soll im Rollenspiel und der abschließenden Reflexion überprüft werden (vgl. Kap.9.1).

 

Um eine systematische Verhaltensbeobachtung vornehmen zu können, müssen ausdifferenzierte Kategorien definiert werden, um das Verhalten vor und nach dem Training vergleichen zu können. Es sollen Verhaltensbeobachtungen mittels eines Beobachtungsbogen für aggressive und prosoziale Verhaltensweisen gemacht werden (vgl. Kap. 9.2). Zu diesem Zweck habe ich den Beobachtungsbogen für aggressives Verhalten (BAV 4) nach Petermann & Petermann (1993a, S.40) modifiziert (vgl. Anhang 4). In meiner Untersuchung sollen nicht ausschließlich aggressive Verhaltensweisen beobachtet werden, sondern ein ebenso starkes Gewicht auf...

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