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E-Book

Annäherung an den Umgang mit dem Fremden im Unterricht

AutorSusanna Türk
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl124 Seiten
ISBN9783668035089
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Didaktik - Allgemeine Didaktik, Erziehungsziele, Methoden, Note: 1,0, Universität Hamburg (Pädagogik), Sprache: Deutsch, Abstract: In heutigen Zeiten gehören bewusste Konfrontationen mit dem Fremden fast schon zum Alltag. Entsprechend sinnvoll erscheinen pädagogische Hilfestellungen, um Kinder frühzeitig für dieses allgegenwärtige Phänomen zu öffnen. Was ist Eigenes? Wie unterscheidet sich Fremdes von Eigenem bzw schlichtweg Anderem? Warum wird das Fremde vielfach als Bedrohung wahrgenommen und welche Bedeutung hat das Fremde für das Eigene? Diesen und ähnlichen Fragen gehen die theoretischen Kapitel dieser Arbeit nach. Dabei dienen insbesondere die philosophisch-phänomenologischen Analysen von Bernhard Waldenfels als hilfreiche Grundlage, um die schwer zu fassenden Grenzen zwischen Eigenem und Fremdem greifbar erscheinen zu lassen. Weiterhin werden unterschiedliche Steigerungsgrade des Fremden beleuchtet, welche das Fremde gleichermaßen als unbemerkter Begleiter sowie allgegenwärtige Herausforderung des Eigenen erkennen lassen. Aus diesen Ausführungen leitet sich der besondere Anspruch des Fremden ab. Das Fremde zeigt sich als eine ernst zu nehmende Krisenerfahrung, welcher vielfach mit Abwehr begegnet wird. In diesem Kontext werden auch gesellschaftliche Phänomene wie z.B. Rassismus, Stereotype und Vorurteile näher beleuchtet. Gleichzeitig wird das Fremde als notwendige Voraussetzung für die Entwicklung des Eigenen erkannt. So bietet der theoretische Rahmen jedem Leser vielseitige Einblicke in das Phänomen des Fremden, um es eigenen Reflektionen zugänglich zu machen, während sich ein spannendes Wechselspiel zwischen den destruktiven und konstruktiven Kräften des Fremden eröffnet. Der praktische Teil stellt eine qualitative Forschungsarbeit zum Umgang mit dem Fremden von Schülern im Unterricht vor. Dabei sind insbesondere zwei Fragen von Interesse: 1. Wie ist der Umgang von (insbesondere kleinen) Kindern mit dem Fremden? 2. Ist es möglich, Kinder im Falle von Abgrenzung im Unterricht für einen positiven Umgang mit dem Fremden zu sensibilisieren? Mittels dieser Fragen wird herausgearbeitet, mit welchen Schwierigkeiten bei den Kindern/Schülern zu rechnen ist und mit welchen Mitteln eine angemessene Unterstützung möglich erscheint. Weiterhin werden Aufbau und Durchführung dieser qualitativen Forschungsarbeit ausführlich und nachvollziehbar dargestellt. So beinhaltet diese Arbeit einige Grundlagen und Ideen für eigene Unterrichtsentwürfe und/oder weitere Forschungsarbeiten zu diesem Thema, welche den (eigenen) Schulalltag hoffentlich langfristig bereichern!

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Leseprobe

B. Praktischer Teil


 

6 Einleitung der praktischen Arbeit


 

Dieser Abschnitt stellt eine qualitative Forschungsarbeit zum Umgang mit dem Fremden von Schülern im Unterricht vor. Hierfür beschreibt Kapitel 7 das persönliche Vorverständnis zum Fremden, da sich hieraus das in Kapitel 8 aufgeführte Erkenntnisinteresse zu diesem Thema herleitet. Kapitel 9 befasst sich eingehender mit der methodologischen Positionierung.

 

Hierin erfolgt eine kurze Beschreibung über den Zugang zum Feld in Kapitel 9.1 und der Lerngruppe in Kapitel 9.2 zum Aufzeigen der Bedingungen der Forschungsarbeit. Aus diesem Kontext und im Hinblick auf das persönliche Erkenntnisinteresse leitet sich weiterhin die in Kapitel 9.3 aufgeführte Methode der Untersuchung und Datenerhebung ab, welche mit einer Übersicht zur Durchführung abschließt. Kapitel 9.4 stellt die Methode der Transkription dar und begründet die Auswahl der transkribierten Interviews. Es folgen sowohl die Methodenwahl zur Auswertung der gewonnenen Daten in Kapitel 9.5 als auch die Auswertung des Materials in Kapitel 10. Die Auswertung verläuft in zwei Phasen, wobei die erste Phase in Kapitel 10.1 die intensive Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Interview voraussetzt. So findet in Kapitel 10.1.1 eine Auswertung der Befragung zum Fremden (Unterrichtsabschnitt 1a), in Kapitel 10.1.2 eine Auswertung der Zuordnung der Bildergalerie (Unterrichtsabschnitt 1c), in Kapitel 10.1.3 eine Auswertung der Collagenzuordnung (Unterrichtsabschnitt 2d), in Kapitel 10.1.4 eine Auswertung des Experiments (Unterrichtsabschnitt 3a) und in Kapitel 10.1.5 die Auswertung zur Auseinandersetzung mit dem Buch „Irgendwie Anders (Unterrichtsabschnitt 3b) statt.

 

Kapitel 11 legt Schwierigkeiten dar, die sich im Rahmen dieser Forschungsarbeit ergeben haben. Anschließend folgt das zusammenfassende Ergebnis, unter Berücksichtigung des theoretischen Zugangs, in Kapitel 12. Kapitel 13 zieht ein abschließendes Fazit und stellt offene Fragen.

 

7 Das eigene Vorverständnis in Bezug auf das Fremde


 

Der Ausgangspunkt für das eigene langjährige Interesse am Fremden bzw. an einem korrekten Umgang mit dem Fremden ist besonders biografisch begründet. Der eigene Blick auf das Fremde ist damit bisher besonders von persönlichen Erfahrungen geprägt.

 

Ein Umzug von einer kinderreichen Wohnsiedlung aufs einsame Land erforderte erstmals den bewussten Umgang mit fremden Menschen und auch die bewusste Suche nach Orientierungsmöglichkeiten in einer fremden Umwelt. Somit drangen das Thema des Fremden und damit verbundene Unsicherheiten erstmals ins Bewusstsein. Doch diese Unsicherheiten waren, vermutlich durch Offenheit und Neugierde, recht schnell zu beseitigen. Dieser Lebensabschnitt ermöglichte somit die Erfahrung, dass Fremdes durch Kennenlernen an Beängstigendem verliert (vgl. 4.1.1). Dagegen drängten sich später problembehaftete Fremderfahrungen auf, die nach einem weiteren Umzug ihren Anfang nahmen. Verantwortlich hierfür waren permanente gegenseitige Missverständnisse und Schuldzuweisungen zwischen Selbst und Umwelt sowie alltägliche gegenseitige Ausgrenzung. So konnten sich Gefühle von Fremdheit dauerhaft manifestieren, ohne Gefühlen von Vertrautheit und Heimat zu weichen. Damit bot dieser Lebensabschnitt immer neue Anlässe, um vielseitig über den Umgang mit Verschiedenheit oder gegenseitiger Fremdheit zu reflektieren. Diese bewussten Reflexionsbemühungen, wenn auch vorwiegend durch die Suche nach eigenen Problemlösungsstrategien motiviert, wurden weiterhin durch eine ausgeprägte Gesprächskultur innerhalb einer buddhistisch geprägten und weiterhin philosophisch-psychologisch interessierten Familie unterstützt. Weiterhin weckten viele bewusste Begegnungen mit diversen Existenzen am Rande der Gesellschaft das Interesse für individuelle Lebensbedingungen und alternative Lebenskonzepte. Die Wahrnehmung von Heterogenität und Vielfalt eröffnete somit auch den kritischen Blick auf gesellschaftliche Normen und ihre impliziten Selbstverständlichkeiten, durch welche Andersartiges bzw. Fremdes abgelehnt und ausgegrenzt wird (während diese Normen und Selbstverständlichkeiten gleichzeitig einen grundlegenden Bestandteil jeder Gesellschaft darzustellen scheinen). In diesem Kontext festigte sich dann auch die persönliche Theorie, das allgemein Fremde stelle keine abzuwehrende Gefahr für das Eigene dar, sondern schütze vielmehr vor einem beschränkten Horizont bzw. unflexiblen Normvorstellungen und Ordnungen. Die vorliegende Arbeit soll diese – weitgehend auf persönlichen Erfahrungen beruhende – Theorie aufgreifen und wissenschaftlich erweitern.

 

8 Das eigene Erkenntnisinteresse


 

Vor dem Hintergrund der persönlichen Biografie interessierten die Verf. vor allem zwei Fragen. Wie ist der Umgang von Kindern mit dem Fremden? Ist es möglich, Kinder im Falle von Abgrenzung im Unterricht für einen positiven Umgang mit dem Fremden zu sensibilisieren? In Bezug auf diese Fragestellungen weckte insbesondere das Verhalten von kleineren Kindern bzw. im Schulumfeld von Schulanfängern das Interesse der Verf., da in dieser schnelllebigen Zeit eine kontinuierliche Konfrontation mit dem Fremden auf allen Lebensebenen zu erwarten ist und eine frühzeitige Öffnung gegenüber diesem allgegenwärtigen Phänomen eine sehr sinnvolle pädagogische Hilfestellung sein könnte.

 

Kleine Kinder sind für gewöhnlich in der Situation, innerhalb ihres alltäglichen Umfelds immer wieder Neues und Fremdes zu entdecken. So lag der Gedanke nahe, in dieser Lebensphase existiere Offenheit gegenüber dem Fremden. Um der Fragestellung nach dem allgemeinen Umgang kleiner Kinder mit dem Fremden und der möglichen Sensibilisierung für die positiven Seiten des Fremden nachgehen zu können, ohne eigene Vorannahmen (dass kleine Kinder besonders offen gegenüber dem Fremden sind) in das Untersuchungsergebnis einfließen zu lassen, entschied sich die Verf. für die in Kapitel 9.3 beschriebene Vorgehensweise.

 

9 Methodologisches Positionieren und Vorgehen


 

Quantitative Forschung findet vielfach Einsatz zum Prüfen von bereits bestehenden Hypothesen (deduktives Verfahren). Qualitative Forschung kommt dagegen zum Tragen, wenn Annahmen über ein Untersuchungsfeld erst zu generieren sind (induktives Verfahren).

 

Da zu den Fragestellungen „Wie gehen die Schüler/innen mit dem Fremden im Unterricht um?“ und „Lassen sich Schüler/innen im Falle der Abgrenzung im Unterricht für einen positiven Umgang mit dem Fremden sensibilisieren?“ erst empirisches Material zur Gewinnung einer eigenen Hypothese zu sammeln war, kam hinsichtlich des Erkenntnisinteresses der Verf. lediglich die qualitative Methode infrage. Ziel der Untersuchung war es, reichhaltige Daten zu erhalten. Diese sollen (bezogen auf die qualitative Methodik) unterschiedliche und vielschichtige Bezüge zwischen der Unterrichtsgestaltung und dem Umgang mit dem Fremden durch die Schüler/innen ermöglichen.

 

9.1 Der Zugang zum Feld


 

Qualitative Forschung findet nicht unter klar vorgegebenen Laborbedingungen statt, sondern lebt von der Arbeit in einem lebendigen Umfeld mit vielfältigen Variablen (vgl. A. Przyborski/ M. Wohlrab-Sahr 2010, S. 53), die es somit erst für ein Forschungsvorhaben zu erschließen gilt. So war zunächst ein Zugang zum Forschungsfeld zu finden, um eine angemessene Erhebungsmethode entwickeln zu können. Dank des freundlichen Angebots einer Lehrerin für eine Kooperation zu diesem Thema war das Forschungsfeld eine zweite Klasse einer Grundschule in Glinde. Hier unterstützte die Verf. über einen Zeitraum von ca. drei Monaten den Unterricht vorerst wöchentlich als Lesemutter, um einen ersten Eindruck vom Feld zu gewinnen und gleichzeitig die Schüler/innen an die Anwesenheit der Verf. im Unterricht (bzw. die z. T. aktive Unterrichtsgestaltung) zu gewöhnen. Zudem wurde mehrfach die Möglichkeit wahrgenommen, mit der Klassenlehrerin über die Fähigkeiten und Besonderheiten der Klasse Rücksprache zu halten, um das Verfahren der Datenerhebung möglichst optimal den Gegebenheiten anzupassen.

 

9.2 Lerngruppenbeschreibung


 

Die Lerngruppe, als Gegenstand der Untersuchungen, war eine zweite Klasse der Grundschule Wiesenfeld. Sie bestand insgesamt aus 21 Kindern, 13 Jungen und 8 Mädchen. Die Kinder waren vorwiegend im Alter zwischen sieben und acht Jahren, außer einem Jungen (Jörg), der die Klassenstufe wiederholte und damit bereits sein neuntes Lebensjahr erreicht hatte. Insgesamt war diese Lerngruppe als lebhaft und aufgeschlossen zu erfahren, d. h., die Klasse nahm meist engagiert am Unterrichtsgeschehen teil und war sehr vielseitig zu begeistern. Gleichzeitig zeigte sich in Freiarbeitsphasen schnell ein stark erhöhter Lautstärkepegel, welcher jedoch schnell und einfach wieder herunterzuschrauben war. Somit war die Lerngruppe insgesamt leicht umgänglich, während sie das Lehrerkollegium gleichfalls als besonders leistungsstark beschrieb. Dies war u. a. der besonderen Unterrichtsführung der Klassenlehrerin zu verdanken. Die Klassenlehrerin zeigte persönliche Abgrenzungen zum eigentlichen Schulprofil, indem sie das Abwenden von der Leistungsorientierung durch den Schulleiter infrage stellte und selbst eine deutliche Leistungsorientierung aufwies. Dies tat sie, nach persönlicher...

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