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Bildungssackgasse droht: BHS-Absolventen mit europakonformer tertiärer Betriebspraxis in Österreich

AutorKarl Josef Westritschnig
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl245 Seiten
ISBN9783656734284
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Forschungsarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Pädagogik - Schulwesen, Bildungs- u. Schulpolitik, , Sprache: Deutsch, Abstract: Die Allgemeinform der Berufsbildung, die Erstbildung, besteht in Österreich an der Sekundarstufe II aus zwei bewährten Säulen: Der vollschulischen, d.h. den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, und dem dualen Bildungssystem, bestehend aus der Betriebslehre und der Teilzeit-Berufsschule. Es werden durch neue Bildungs-Modelle Entwicklungsschritte gezeigt, die eine Durchlässigkeit und Internationalisierung der berufsbildenden höheren Schulen in Österreich zur Folge haben. Bei diesen zwei Grundmodellen wird die seit der Habsburgermonarchie wichtige formale Bildungsform Höhere technische Lehranstalt, HTL, jeweils als Beispiel vorangestellt. Der Bologna-Prozess findet durch die Folgekonferenzen bis in die Gegenwart statt. Im Zentrum der Bildungsüberlegungen steht die europäische Wettbewerbsfähigkeit und die Beschäftigungs- und Arbeitsmarktfähigkeit der einzelnen formalen Bildungszyklen. Diese beiden Hauptzyklen Bachelor und Master sollen für den europäischen Arbeitsmarkt zwei relevante Qualifikationsebenen ermöglichen. Die Studiendauer beträgt bei den grundlegenden Bachelor-Programmen meist 6 Semester und bei den vertiefenden Masterprogrammen im Allgemeinen 4 Semester. Das Bologna-Modell soll eine Vergleichbarkeit im europäischen Hochschulraum ermöglichen. Der akademische Bachelor-Grad gilt bereits als erster berufsqualifizierender Studienabschluss. Bei den berufsbildenden höheren Schulen mit ihren traditionellen Höheren technischen Lehranstalten und den Handelsakademien, deren Ursprung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts liegt, ist zweifellos eine berufsqualifizierte Arbeitsmarkt- und Beschäftigungsfähigkeit gegeben. Im Rahmen des europäischen Bologna-Prozesses wird bei der Folgekonferenz in Bergen im Jahre 2005 von den Anwesenden die Einführung eines nationalen Qualifikationsrahmens NQR beschlossen. [...]

AUTORENPORTRÄT Karl Josef Westritschnig Techniker - Historischer Pädagoge - Freier Fachpublizist Geboren 1947 in der Ortschaft Althofen der Gemeinde Grafenstein, Bundesland Kärnten, Republik Österreich Homepage: http//www.karl-westritschnig.at E-Mail: Info@karl-westritschnig.at BILDUNG 4 Jahre Volksschule in Grafenstein 4 Jahre Hauptschule in Klagenfurt 5 Jahre Höhere Technische Lehranstalt in Klagenfurt - Fachrichtung Maschinenbau - Reifeprüfung Technische Hochschule in Graz, ab UOG 1975 Technische Universität in Graz - Diplomarbeit: Planung, Entwurf, Konstruktion, Fertigung, Montage und Inbetriebnahme in Steyr-Valentin; Finanziert vom Forschungsfond der Gewerblichen Wirtschaft - Diplom: Maschinenbau Alpen Adria Universität Universität in Klagenfurt - Diplomarbeit: "Schindlers Liste": Authenzität und Fiktion. Holocaust und eine globale Popularisierung - Diplom: Publizistik - Kommunikationswissenschaften - Diplomarbeit: Einheitsschulgegensätze von 1898-1927. Bildungspolitische Kontrahenten: Otto Glöckel und Richard Meister, Sozialdemokratie und Christlichsoziale - Diplom: Pädagogik - Berufsbildung - Dissertation: Staatsgewerbeschulen ein Ursprung der Höheren Technischen Lehranstalten und Zukunftsperspektiven. Entwicklung gewerblich-technischer Bildung in Klagenfurt. - Doktorat: Pädagogik TÄTIGKEITEN Techniker - Konstruktion - Berechnung - Versuch - Planung Lehrer - Höhere Technische Lehranstalten (HTL) - Fachtheorie - Maschinenbau Ehrenamtlichkeit - Gemeinnützigkeit in der Zivilgesellschaft Historischer Pädagoge - Holocaust - Zweiklassenschule - Tabuthema Ingenieur - Zweisprachiges Kärnten - Biografische Spurensuche Freier Fachpublizist - Publikationen: Berufsbildung - Volksbildung - Zweisprachigkeit - Biograf des Physikers Josef Stefan

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Leseprobe

1 Einleitung


 

Die Allgemeinform der Berufsbildung, die Erstbildung, besteht in Österreich an der Sekundarstufe II aus zwei bewährten Säulen: Der vollschulischen, die aus den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen und dem dualen Bildungssystem, bestehend aus der Betriebslehre und der Teilzeit-Berufsschule.

 

 

Allgemeinform der BERUFSBILDUNG mit den zwei Säulen A und B

 

- Sekundarstufe II

 

A. Berufsbildung vollschulisch mit zwei Bildungsebenen

 

- Berufsbildende höhere Schulen BHS

 

- Berufsbildende mittlere Schulen BMS

B. Berufsbildung dual systematisiert mit zwei Bildungsbereichen

 

Niedere Berufsbildung

 

- Betriebslehre mit 4/5 Zeitaufwand

 

- Berufsschule mit ¼ Zeitaufwand

 

In Österreich liegt der Anteil der 20-24-Jährigen, welche zumindest einen Sekundärabschluss II haben, im Jahre 2012 bei 86,6%. Innerhalb der gesamten EU liegt dieser Wert durchschnittlich bei 80,2%. Der Anteil an beruflicher Bildung, festgemacht an der prozentmäßigen Zahl an Schülern, ist innerhalb der Europäischen Union in Österreich am höchsten. Die Vorbildung der Lehrlinge im 1. Lehrjahr sieht folgend aus: 35,3% der Berufsschüler der ersten Klasse, somit der 10. Schulstufe, haben im Schuljahr 2011/12 vorher eine Polytechnische Schule besucht. Eine berufsbildende mittlere Schule besuchten 17,1%, eine berufsbildende höhere Schule 10,4% und 15,3% der Berufsschüler kommen direkt aus einer Hauptschule. Die Zahl der Lehrlinge ist in letzter Zeit relativ konstant bei rund 34%. Die Zahl der betrieblichen Lehrstellen ist zurückgegangen und beträgt im Jahre 2012 etwa 115.000 Lehrlinge. Eine Prognose der STATISTIK AUSTRIA besagt, dass die Zahl der 15- Jährigen nach einem zwischenzeitlichen Anstieg im Jahr 2016 auf 84.175 sinken wird. Der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund sinkt ab der 9. Schulstufe im weiterführenden Bildungssystem drastisch. Der Anteil der Jugendlichen mit nicht-deutscher Muttersprache in der Polytechnischen Schule, die eine allgemeinbildende Pflichtschule in der 9. Schulstufe ist, liegt im Schuljahr 2011/12 immerhin noch bei 25,5%, wobei dies ein ähnlicher Wert wie in den Volksschulen ist. In der Berufsschule, einer berufsbildenden Pflichtschule, ist dieser Wert lediglich 10,6%, in den berufsbildenden höheren Schulen liegt dieser noch bei 13,6% und selbst in der AHS-Oberstufe beträgt dieser 14,2%. Die Verteilung der Schüler in der 10. Schulstufe im Schuljahr 2011/12 ist, tabellarisch dargestellt, folgende:[2]

 

 

Es werden durch neue Bildungs-Modelle Entwicklungsschritte gezeigt, die eine Durchlässigkeit und Internationalisierung der berufsbildenden höheren Schulen in Österreich zur Folge haben. Bei diesen zwei Grundmodellen wird die seit der Habsburgermonarchie wichtige formale Bildungsform Höhere technische Lehranstalt, HTL, jeweils als Beispiel vorangestellt. Der Bologna-Prozess findet durch die Folgekonferenzen bis in die Gegenwart statt. Im Zentrum der Bildungsüberlegungen steht die europäische Wettbewerbsfähigkeit und die Beschäftigungs- und Arbeitsmarktfähigkeit der einzelnen formalen Bildungszyklen. Diese beiden Hauptzyklen Bachelor und Master sollen für den europäischen Arbeitsmarkt zwei relevante Qualifikationsebenen ermöglichen. Die Studiendauer beträgt bei den grundlegenden Bachelor-Programmen meist 6 Semester und bei den vertiefenden Masterprogrammen im Allgemeinen 4 Semester. Das Bologna-Modell soll eine Vergleichbarkeit im europäischen Hochschulraum ermöglichen. Der akademische Bachelor-Grad gilt bereits als erster berufsqualifizierender Studienabschluss. Bei den berufsbildenden höheren Schulen mit ihren traditionellen Höheren technischen Lehranstalten und den Handelsakademien, deren Ursprung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts liegt, ist zweifellos eine berufsqualifizierte Arbeitsmarkt- und Beschäftigungsfähigkeit gegeben. Im Rahmen des europäischen Bologna-Prozesses wird bei der Folgekonferenz in Bergen im Jahre 2005 von den Anwesenden die Einführung eines nationalen Qualifikationsrahmens NQR beschlossen.[3]

 

Ein Paradigmenwechsel im europäischen Hochschul-Bildungswesen erfolgt zunehmend durch das Bologna-Modell im 21. Jahrhundert. Die europäische „Bologna-Studien-Architektur“[4] erfordert zusätzlich eine ergänzende Weiterentwicklung der in der Vergangenheit bewährten und erfolgreichen „berufsbildenden höheren Schulen“. Eine höhere duale, fachpraktische und fachtheoretische Weiterqualifizierung der BHS-Absolventen sollte auf der akademischen Tertiärebene erfolgen. Die Betriebs- und Praxisnähe dieser berufsbildenden Schulen sollte im Sinne der Wirtschaft und der Absolventen weiter ausgebaut werden. Die Höheren technischen Lehranstalten, HTL, haben nach wie vor eine zunehmende Frequenz, wobei dies nicht für alle Fachbereiche gilt. Bildungsstudien wird entnommen, dass praxiserfahrene HTL- Ingenieure sich dahingehend äußern, dass die Spezialisierung bei der Ausbildung mit Maß und Ziel erfolgen sollte und eine breite Grundlagenbildung wichtig sei. Die STATISTK AUSTRIA sagt aus, dass die Schülerzahlen an den Höheren technischen Lehranstalten in den letzten zehn Jahren durchschnittlich um 18,4 Prozent gestiegen sind. Der Amtsführende Präsident des Landesschulrates Kärnten äußert  am 21. November 2012 in einer Kärntner Tageszeitung, dass die HTL-Absolventen nach wie vor gute Berufs- und Erwerbschancen hätten. Dies gilt allerdings nicht für alle Fach- und Ausbildungsschwerpunkte in gleichem Maße. Es gibt grundsätzlich einen hohen Bedarf an der HTL-Qualifikationsebene. Der computerorientierte Werkstätten-Unterricht hat im Bereich der Fertigung eine große Bedeutung. Im Gegenzug verlieren die kaufmännischen Schulen mit ihren Handelsakademien zunehmend an Schülern. Diese Lehranstalten müssen den Betriebs- und Praxisbezug erhöhen. Der „Werkstätten-Unterricht“ an den Lehranstalten für Maschinenbau und Elektrotechnik muss auf den neuesten Stand der Technik gebracht und ausgebaut werden. Durch das europäische Bologna-Modell kommt es im europäischen Bildungswesen zu einem Paradigmenwechsel durch die Bildungspolitik. Es wird in Österreich erforderlich, die in der Vergangenheit bewährten „berufsbildenden höheren Schulen“ auf Sekundarstufe II nach OECD Überlegungen formal in den Tertiär- und Hochschulraum hinein aufzuwerten. Es wird die traditionell wichtige „Höhere technische Lehranstalt“ als berufsbildende höhere Schule herangezogen.

 

Es droht die Gefahr, dass die Höheren technischen Lehranstalten sich vor allem nicht im Sinne der Absolventen in eine Bildungssackgasse bewegen. Studien kann entnommen werden, dass die gewerbliche und industrielle Wirtschaft mit den billigen, nützlichen und qualitätsvollen HTL-Absolventen sehr zufrieden ist. Die Wirtschaft ist daher an einer nationalen und europäischen Aufwertung und Reform der gestern, heute und hoffentlich auch morgen bewährten Höheren technischen Lehranstalten nicht besonders interessiert. Die europäische Bildungspolitik ruft durch den Bologna-Prozess einen Arbeitsmarkt- und wirtschaftsangepassten Paradigmenwechsel hervor. Die Ingenieur- und Technikerbildung an den Höheren technischen Lehranstalten wird sich diesem europäischen Bildungsprozess nicht verschließen können, wenn in der Zukunft eine gedeihliche Entwicklung stattfinden soll. Eine zunehmende Konkurrenz durch den tertiären Technikbereich der Fachhochschulen kann zunehmend festgestellt werden. Zwischen den Technikbereich der tertiären Universitäten und den Höheren technischen Lehranstalten auf der Sekundarstufe II hat sich formal der nichtuniversitäre, tertiäre Technikbereich der Fachhochschulen geschoben. Aufgrund dieser Tatsache kann eine zusätzliche formale Abwertung der Höheren technischen Lehranstalten beobachtet werden, die sich in der Zukunft zunehmend negativ auswirken könnte. Die Höheren technischen Lehranstalten sind in der Vergangenheit ein österreichisches Erfolgsmodell umfassender allgemeiner und beruflich-fachlicher Bildung auf der Sekundarstufe II, deren Zukunftssicherung notwendig wird. Die Höheren technischen Lehranstalten sind ein europäisches Unikat in der Ingenieurbildung. Diese Ingenieurqualifikation muss entsprechend der Bologna-Studienarchitektur und einem internationalen Trend folgend, entsprechend weiterentwickelt und aufgewertet werden.

 

Diese Ausbildung der HTL-Absolventen wird vor allem auch von den kleinen und mittleren gewerblichen und handwerklichen Wirtschaftsbetrieben und in der Selbstständigkeit geschätzt. Im Bereich der Informatik findet eine rasante Zunahme von Ich-AG- und Mikrounternehmen statt. Das Grundlagenwissen ändert sich in der traditionellen Technik eher langsam, wogegen sich in den „Neuen Informations- und Kommunikationstechnologien“ auch das grundlegende...

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