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E-Book

Charles Dickens Leben Band 1

1812-1842

AutorJohn Forster
VerlagBookRix
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl419 Seiten
ISBN9783730958957
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,99 EUR
Detailiert und wohlinformiert als langjähriger Biograf schildert John Forster Leben und Schreiben des Erfolgsautors Charles Dickens in drei umfassenden Bänden.   Band 1:   Kindheit (1812 - 1822). Harte Erfahrungen im Knabenalter (1822 - 1824). Schultage und Eintritt ins Leben (1824 - 1830). Die Galerie der Berichterstatter und die Zeitungsliteratur (1831 - 1835). Erstes Buch und Entstehung Pickwicks (1836). Er schreibt die Pickwick Papers (1837). Zwischen Pickwick und Nickleby (1837 und 1838). Oliver Twist (1838). Nicholas Nickleby (1838 und 1839). Während und nach Nickleby (1838 und 1839). Neue literarische Pläne (1839). Der Raritätenladen (1840 und 1841). Devonshire Terrace und Broadstairs (1840). Barnaby Rudge (1841). Öffentliches Festmahl in Edinburg (1841). Abenteuer in den Hochlanden (1841). Wieder in Broadstairs (1841). Vorabend der Reise nach Amerika (1841). Erste amerikanische Eindrücke (1842). Spätere Amerikanische Eindrücke (1842). Philadelphia, Washington und der Süden (1842). Kanalbootfahrten: auf dem Wege nach dem fernen Westen (1842). Der ferne Westen: nach dem Niagarafall (1842). Niagara und Montreal (1842).   In neuer deutscher Rechtschreibung und Korrektur gelesen.

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Leseprobe

Kindheit (1812 – 1822)


Charles Dickens, der volkstümlichste Novellist unseres Jahrhunderts und einer der größten Humoristen, die England hervorgebracht hat, wurde Freitag den 7. Februar 1812 in Landport auf Portsea geboren.

Sein Vater, John Dickens, war damals, als Beamter in dem Zahlamt der Marine, in dem Dockyard von Portsmouth angestellt. Er war mit der Dame, welche später seine Frau wurde, Elisabeth Barrow, durch deren älteren Bruder, Thomas Barrow, der ebenfalls eine Anstellung in der Marineverwaltung hatte, bekannt geworden und hatte von ihr im Ganzen eine Familie von acht Kindern, von denen zwei in jugendlichem Alter starben. Auf das Älteste, Fanny (geb. 1810), folgte Charles (in dem Taufregister von Portsea als Charles John Huffham eingetragen, obgleich er, in den sehr seltenen Fällen, in welchen er sich mit diesem Namen zeichnete, denselben Huffam schrieb); dann ein anderer Sohn, namens Alfred, der jung starb; Letitia, geb. 1816; eine andere Tochter, Harriet, die ebenfalls jung starb; Frederick, geb. 1820; Alfred Lamert, geb. 1822, und Augustus, geb. 1827, von denen allen jetzt nur noch die zweite Tochter am Leben ist.

Walter Scott erzählt in dem Fragment seiner Selbstbiografie, wo er von den gegen seine Lahmheit angewandten seltsamen Heilmitteln spricht, dass er sich erinnere, als noch nicht ganz dreijähriger Junge auf dem Fußboden des Wohnzimmers in dem Pachthause seines Großvaters gelegen zu haben, eingewickelt in ein Schafsfell, das noch warm von dem Leibe des Schafes kam.

David Copperfields Gedächtnis reicht noch weiter hinauf. Wir hören von ihm, dass er weit genug in die Ferne seiner Kindheit zurückschaut, um darin seine Mutter und deren Dienstmagd unterscheiden zu können, und zwar in verkleinerter Gestalt für sein Auge, weil sie sich auf den Boden niederbeugen oder knien, während er selbst mit schwankendem Schritt von der einen zur andern geht. Er gibt zu, dass dies Einbildung sein möge, obgleich er der Ansicht ist, dass viele sehr junge Kinder eine ganz staunenswerte scharfe und genaue Beobachtungsgabe besitzen und meint, dass die Erinnerung der meisten Menschen viel weiter in solche Zeiten zurückgehen könne, als manche glauben.

Was er jedoch hinzufügt, ist sicherlich keine Einbildung. »Sollte es aus dem, was ich in dieser Erzählung niederlegen werde, hervorgehen, dass ich als Kind scharf beobachtete oder dass ich als Mann eine lebendige Erinnerung an meine Kindheit habe, so mache ich unzweifelhaft auf diese beiden Charaktereigentümlichkeiten Anspruch.« So anwendbar dies auf David Copperfield sein mochte, so einfach und ungekünstelt wahr war es von Charles Dickens.

Er erzählte mir oft, er erinnere sich des kleinen Gartens vor dem Hause in Portsea, das er verließ als er zwei Jahre alt war und wo er, von dem Kindermädchen durch ein niedriges mit der Gartenfläche fast auf demselben Niveau liegendes Küchenfenster beobachtet, mit etwas zu essen in der Hand, in Begleitung seiner älteren Schwester umherlief. Eines Tages trug man ihn aus dem Garten hinaus, um ihm zu zeigen, wie die Soldaten exerzierten und ich entsinne mich, dass er, als wir zu der Zeit da er »Nickleby« schrieb, zusammen in Portsmouth waren, die Gestalt des Paradeplatzes genau wieder erkannte, den er ein Vierteljahrhundert vorher an derselben Stelle als Kind gesehen hatte.

Als sein Vater durch seine Amtspflichten wieder von Portsmouth nach London geführt wurde, bezog die Familie eine Mietwohnung in Norfolk-Street, bei dem Middlesex-Hospital, und auch das lebte in des Kindes Gedächtnis fort, dass sie Portsea im Schnee verlassen hatten. Nicht lange nachher änderten sie von Neuem ihren Wohnort, da der ältere Dickens in dem Dockyard in Chatham angestellt wurde.

Das Haus, das er in Chatham bewohnte, ein gewöhnlich aussehendes Gebäude mit geweißter Fronte und einem kleinen Vorder- und Hintergarten, lag in St. Mary's Place, sonst auch der Brook genannt, und stieß an einen Betsaal der Baptisten, Providence-Chapel geheißen, in der ein gleich zu erwähnender Mr. Giles Pfarrer war. Charles war damals vier bis fünf Jahre alt und er blieb hier bis zu seinem neunten Jahre. Hier empfing er die dauerndsten Eindrücke seiner Jugend; und die Umgebung, in welcher er starb, war dieselbe, die ihn zu Anfang seines Lebens am stärksten beeinflusst hatte.

Das Gadshill-Place genannte Haus steht auf dem höchsten Punkte der Landstraße zwischen Rochester und Gravesend. Oft waren wir zusammen daran vorbeigereist, viele Jahre ehe es seine Heimat wurde und nie ohne eine Anspielung auf das, was er mir sagte, als ich es zuerst in seiner Gesellschaft sah: dass es nämlich in seinen Kindheitserinnerungen immer eine hervorragende Stelle eingenommen. Denn als er, mit seinem Vater von Chatham kommend, es zuerst gesehen und mit Bewunderung daran emporgeblickt, habe man ihm versprochen, er könne selbst in diesem oder einem ähnlichen Hause wohnen, wenn er ein Mann werde und nur fleißig genug arbeiten wolle. Und eine lange Zeit war dies sein Ehrgeiz. Es ist dies eine gefällige Anekdote, die in authentischer Weise bestätigt wird durch den Anfang eines seiner Essays über das Reisen im Auslande, wo auf der Straße nach Canterbury eine Vision seines früheren Selbst seinen Weg kreuzt.

So eben war die alte Landstraße und so frisch waren die Pferde und so schnell fuhr ich, dass wir die Mitte des Weges zwischen Gravesend und Rochester erreicht hatten und der breiter werdende Fluss die Schiffe mit weißen oder rauchschwarzen Segeln der See entgegenführte, als ich seitab am Wege einen sehr sonderbaren kleinen Jungen bemerkte.

»Holla!«, sagte ich zu dem sehr sonderbaren kleinen Jungen. »Wo wohnst du?«

»In Chatham«, sagt er.

»Was machst du da?«, sage ich.

»Ich gehe in die Schule«, sagt er.

Ich nahm ihn flugs zu mir in den Wagen und wir fuhren weiter. Hierauf sagt der sehr sonderbare kleine Junge: »Das ist Gads-Hill, wo wir jetzt hinkommen, wo Falstaff hinauszog, um die Reisenden auszuplündern und davon lief.«

»So weißt du etwas von Falstaff?«, sagte ich.

»Alles«, sagte der sehr kleine sonderbare Junge. »Ich bin alt (neun Jahre) und lese alle möglichen Bücher. Aber bitte, lassen Sie uns oben auf dem Hügel still halten und das Haus dort ansehen!«

»Du bewunderst das Haus?«, sagte ich.

»Bewundern!«, sagte der sehr kleine sonderbare Junge. »Schon als ich nicht mehr als halb so alt war wie jetzt, war es ein Vergnügen für mich, wenn ich hingenommen wurde und das Haus ansehen durfte. Und nun ich neun bin, gehe ich allein hin, um es anzusehen. Und so lange ich mich erinnern kann, hat mein Vater, der sah wie gern ich es mochte, oft zu mir gesagt: Wenn du sehr große Ausdauer hast und sehr fleißig arbeitest, kannst du vielleicht eines Tages darin wohnen. Aber das ist unmöglich!«, sagte der sehr sonderbare kleine Junge, indem er tief Atem holte und nun aus dem Fenster hinaus das Haus mit aller Macht anstarrte.

Es überraschte mich nicht wenig, dies von dem sehr sonderbaren kleinen Jungen zu hören; denn zufälligerweise war dies Haus mein Haus und ich habe Ursache zu glauben, dass das, was er sagte, wahr ist.

Der sonderbare kleine Junge war in der Tat er selbst. Er war ein sehr kleiner und sehr kränklicher Knabe. Er war heftigen Krampfanfällen unterworfen, die ihn zu jeder körperlichen Anstrengung unfähig machten. Er war nie ein guter kleiner Kricketspieler. Er zeichnete sich nie aus beim Knipfern, Kreiselwerfen oder Schwarzen Mann. Aber es machte ihm viel Vergnügen, den andern Jungen, meist Offizierssöhnen, bei diesen Spielen zuzusehen, während er selbst las, und er war immer überzeugt, dass jene frühe Kränklichkeit in einer Beziehung von unschätzbarem Nutzen für ihn gewesen sei, weil seine schwache Gesundheit ihm eine starke Neigung zum Lesen eingeflößt habe.

Aus dem weitern Verlauf meiner Erzählung wird sich nicht ergeben, dass er seinen Eltern viel verdankte, oder dass er mehr war, als wie er sich in seinem ersten Briefe an Washington Irving beschreibt, »ein sehr kleiner und nicht eben zu freundlich behandelter Junge«; aber man hat ihn oft sagen hören, dass sein erstes Verlangen nach Erkenntnis und seine erste Leidenschaft für Bücher durch seine Mutter in ihm erweckt wurden, die ihm nicht nur die Anfangsgründe des Englischen, sondern etwas später auch die des Lateinischen lehrte. Sie unterrichtete ihn eine lange Zeit regelmäßig jeden Tag und sie unterrichtete ihn seiner Meinung nach vortrefflich.

Ich stellte in Bezug hierauf einmal eine Frage an ihn, die er in fast denselben Worten erwiderte, welche er fünf Jahre später David Copperfield in den Mund legte. »Ich erinnere mich dunkel, dass sie mir das Alphabet lehrte und wenn ich die fetten schwarzen Buchstaben in dem Lesebuch sehe, macht die verwirrende Neuheit ihrer Gestalt und die bequeme Gutmütigkeit des O und S mir immer noch denselben Eindruck wie ehemals.«

Dann folgte die Kinderschule, eine Schule für Knaben und Mädchen, die er mit seiner Schwester Fanny besuchte und die sich in einer Rome-Lane genannten Straße befand. Als er im Mannesalter wieder nach Chatham kam und sich nach dieser Straße umsah, fand er, dass man sie vor »undenklichen...

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