Sie sind hier
E-Book

Das Selbstwertgefühl Jugendlicher als Produkt sozialer Prozesse

Einfluss der Familie, der Schule und der Peer-Group

AutorAnita Späth
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl91 Seiten
ISBN9783640620494
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Psychologie - Sozialpsychologie, Note: 1,0, Katholische Hochschule Freiburg, ehem. Katholische Fachhochschule Freiburg im Breisgau, Sprache: Deutsch, Abstract: In der Praxis der sozialpädagogischen und sozialarbeiterischen Arbeit fällt immer wieder der Begriff des Selbstwertgefühls. 'Das Selbstwertgefühl des Kindes muss gestärkt werden', 'Der Klient verfügt über wenig Ich-Stärke' oder 'Der Jugendliche fühlt sich im Grunde nicht akzeptiert und ungeliebt'. Das Selbstwertgefühl beeinflusst den Menschen in seiner Lebensqualität: Personen mit hohem Selbstwertgefühl sind im Vergleich zu Personen mit geschwächtem Selbstwertgefühl durchsetzungsfähiger und haben ein selbstbewussteres Auftreten. So gesehen ist das Selbstwertgefühl ein wichtiger Teil der Handlungskompetenz des Menschen, eröffnet Handlungsspielräume oder verschließt sie. Ziel der vorliegenden Arbeit ist, die Faktoren, die das Selbstwertgefühl einer Person positiv als auch negativ beeinflussen, näher zu beschreiben. Auch im Hinblick auf die Praxis erscheint es sinnvoll, Kenntnis darüber zu haben, welche Bedeutung den einzelnen Sozialisationsinstanzen bei der Persönlichkeits-entwicklung zukommt.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

A Einleitung


 

1. Erkenntnisinteresse der Arbeit


 

In der Praxis der sozialpädagogischen und sozialarbeiterischen Arbeit fällt immer wieder der Begriff des Selbstwertgefühls. „Das Selbstwertgefühl des Kindes muss gestärkt werden“, „Der Klient verfügt über wenig Ich-Stärke“ oder „Der Jugendliche fühlt sich im Grunde nicht akzeptiert und ungeliebt“. Das Selbstwertgefühl beeinflusst den Menschen in seiner Lebensqualität: Personen mit hohem Selbstwertgefühl sind im Vergleich zu Personen mit geschwächtem Selbstwertgefühl durchsetzungsfähiger und haben ein selbstbewussteres Auftreten. So gesehen ist das Selbstwertgefühl ein wichtiger Teil der Handlungskompetenz des Menschen, eröffnet Handlungsspielräume oder verschließt sie. Aus diesem Grund bezeichnet der Philosoph Rawls (1979) den Selbstwert einer Person als das wahrscheinlich zentralste gesellschaftliche Gut. Satir sieht dies ähnlich:

 

In all den alltäglichen Erfahrungen meines beruflichen und privaten Lebens gelangte ich zu der Überzeugung, dass der entscheidende Faktor für das, was sich in einem Menschen abspielt, die Vorstellung von dem eigenen Wert ist, die jeder mit sich herumträgt (Satir 2000, 39).

 

Stellt man sich die Frage, woher eine Person ihren Selbstwert bezieht, wird schnell deutlich, dass die soziale Umwelt eine wichtige Rolle spielt. Das Selbstwertgefühl beruht auf sozialen Prozessen. Ein Mensch kann erst Achtung für sich empfinden, wenn ihm von seiner Umwelt Respekt entgegengebracht wird und er sich als wertvoll erlebt. Besonders im Kindesalter wird deutlich, dass es zum Aufbau eines gesunden Selbstwertes Wertschätzung und Zuneigung der Bezugspersonen bedürfen. Das Selbstwertgefühl einer Person ist nicht gleichbleibend, sondern kann sich verändern. Je nachdem, welchem sozialen Klima eine Person ausgesetzt ist, wird ihr Selbstwert geschwächt oder gestärkt.

 

Ziel der vorliegenden Arbeit ist, die Faktoren, die das Selbstwertgefühl einer Person positiv als auch negativ beeinflussen, näher zu beschreiben. Auch im Hinblick auf die Praxis erscheint es sinnvoll, Kenntnis darüber zu haben, welche Bedeutung den einzelnen Sozialisationsinstanzen bei der Persönlichkeits-entwicklung zukommt.

 

Der Einleitung (Teil A) folgt eine allgemeine Einführung in die zentralen Ansätze, Begriffe und Zusammenhänge des Themas (Teil (B).

 

Als Ausgangspunkt dient der sozialisations- und handlungstheoretische Ansatz, der dieser Arbeit als theoretischer Bezugsrahmen zugrunde gelegt wird. Dieser wird beschrieben und der Bezug zum Selbstwertgefühl hergestellt (B 1).

 

Da sich die gesamte Fragestellung auf Jugendliche bezieht, wird auch die Phase der Adoleszenz dargestellt, um besser nachvollziehen zu können, in welcher Situation Jugendliche sich befinden und welche Aufgaben sie zu bewältigen haben (B 2.).

 

Kapitel B 3 bis 6 widmen sich dem Selbstwertgefühl. Ein Erklärungsmodell für das Selbstwertgefühl wird vorgestellt (B 3.) und die Bedeutung, welche der sozialen Umwelt beim Aufbau vom Selbstwertgefühl zukommt soll beschrieben werden (B 4.). Da der Selbstwert einer Person in den ersten Lebensjahren grundgelegt wird, ist ein Exkurs in die Kindheit unverzichtbar. Deswegen wird kurz auf erste Erscheinungsformen des Selbstwertgefühls eingegangen und welcher Vorraussetzungen es für eine weitere gute Entwicklung bedarf (B 5.1.).

 

Anschließend (B 5.2.) geht es um das Selbstwertgefühl im Jugendalter. Es soll aufgezeigt werden, wie sich die Einflüsse der Pubertät auf die Entwicklung des Selbstwertgefühls der Jugendlichen auswirken.

 

Als Abschluss der grundlegenden Theorien soll veranschaulicht werden, welchen Stellenwert das Selbstwertgefühl im Leben eines Menschen einnimmt, d.h. wie es sich im täglichen Leben darstellt (B 6.).

 

Teil C beschäftigt sich mit dem Einfluss positiver als auch negativer Faktoren, die durch die Sozialisationsinstanzen Familie, Peer-Group und Schule auf das Selbstwertgefühl Jugendlicher ausübt werden.

 

Als erstes (C 1.) geht es um die Familie, stellt diese doch das Umfeld dar, indem sich der Heranwachsende zunächst ausschließlich aufhält.

 

Mit zunehmenden Alter verbringen Jugendliche ihre Zeit nicht mehr mit der Familie, sondern den Gleichaltrigen (Peers). Diese Einflussgruppe nimmt im Jugendalter eine zentrale Stellung ein. In der Literatur wird die Peer-Group oft als positive Ressource beschrieben, die Jugendlichen hilft, ihre Probleme zu Hause und in der Schule zu bewältigen. Ebenso wird aber auch darauf verwiesen, dass die Peer-Group auch ein Risikofaktor für die psychische Gesundheit darstellen kann, beispielsweise wenn Jugendliche durch sie Ausgrenzung und Ablehnung erfahren oder auf die “schiefe Bahn“ geraten. Diesen positiven und negativen Auswirkungen soll nachgegangen werden (C 2.).

 

Die Schule als weiterer Sozialisationsagent schließt sich an (C 3.), denn nirgendwo werden Jugendliche Bewertungen so permanent ausgesetzt, wie in der Schule. Neben der Leistungsbewertung durch Noten, erhalten sie tagtäglich Rückmeldungen über ihr Verhalten und Benehmen von Lehrern, Eltern und Mitschülern. In diesem Umfeld spielt auch das Vergleichen und Konkurrieren mit den Klassenkameraden eine Rolle. Um dieses weite Feld etwas einzuschränken, soll es um die Frage gehen, wie Leistungsbewertungen in Form von Noten (Erfolg und Misserfolg) mit dem Selbstwertgefühl zusammenhängen.

 

Im letzten Teil der Arbeit (D) werden in einem Resümee die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammengefasst und bewertet.

 

2. Abgrenzung des Themas


 

Das Thema des Selbstwertgefühls ist sehr breit gefächert. Die Auseinanderersetzung damit kann von ganz unterschiedlichen Seiten erfolgen. Es gibt Publikationen:

 

zur Theorie des Selbstwertgefühls, die sich damit beschäftigen, wie das Selbstwertgefühl als Konstrukt gefasst werden und es in Relation zu anderen Konstrukten gesetzt werden kann;

 

zur Diagnostik, die versucht, Methoden zu entwickeln, das Konstrukt Selbstwertgefühl so zu operationalisieren, dass es für die Forschung dienlich ist,

 

zur Selbstwertdynamik, bei der es sich um die Frage handelt, wie sich externe Faktoren auf das Selbstwertgefühl auswirken. Insbesondere wird hier nach Quellen und Bedrohungsfaktoren des Selbstwertgefühls geforscht;

 

zur Selbstwertregulation, bei der betrachtet wird, wie sich eine Person vor selbstwertbelastenden Situationen (z.B. Misserfolge, Kritik, etc.) schützt, diese bewältigt, wenn sie dennoch auftreten und wie jemand sein Selbstwertgefühl versucht zu erhöhen,

 

 zu Korrelate des Selbstwertgefühls, wie der Zusammenhang zwischen Selbstwertgefühl und Leistung, selbstschädigendem Verhalten (z.B. Suchtverhalten, psychosoziale Probleme, ect.), Sozialverhalten oder dem Selbstwertgefühl als Coping-Ressource ( vgl. Schütz 2000, 41ff)

 

Darüber hinaus kann das Selbstwertgefühl in bestimmten Populationen betrachtet werden oder genauer auf die Veränderung im Lebenslauf eingegangen werden.

 

In dieser Arbeit kann nicht auf alle diese Perspektiven eingegangen werden, da dies den Rahmen sprengen würde. Wie der Titel der Diplomarbeit bereits ankündigt, soll das Selbstwertgefühl in dieser Arbeit als abhängige Variable betrachtet werden, also unter der Fragestellung: wie verändert es sich unter dem Einfluss externer Bedingungen? Damit wird nicht behauptet, dass das Selbstwertgefühl nicht auch gegenteilig, nämlich als unabhängige Variable betrachtet werden kann. Im Gegenteil:

 

Ein positives Selbstbild trägt zur Selbstsicherheit bei und wird somit auch angesichts einer prekären Lage stimulieren, die Schwierigkeiten zu lösen, während eine Person mit geringem Selbstwertgefühl angesichts einer schwierigen Lage eher hadert, ihr ausweicht und somit in Gefahr gerät, sie nicht erfolgreich bewältigen zu können. Die Erfolgswahrscheinlichkeiten der Bewältigung einer Situation sind somit je nach Selbstbild sehr unterschiedlich (Mansel/ Hurrelmann 1991, 186).

 

Welche Rolle das Selbstwertgefühl als Ressource oder Handlungskompetenz spielt, wird zwar in dieser Arbeit an manchen Stellen angedeutet, soll aber nicht im Mittelpunkt stehen. Die Entscheidung, das Selbstwertgefühl als abhängige Variable zu treffen, ist also im Grunde eine künstliche, mit der bezweckt wird, die Arbeit einzugrenzen.

 

Aus dem selben Grund bezieht sich die Fragestellung auf die Population Jugendlicher. Diese Lebensphase zu analysieren erweist sich als günstig, da dies ein Abschnitt ist, in der sich die Identität vornehmlich bildet, wie Erikson (1973) gezeigt hat. Identifizierungen und Sicherheiten, auf die sich der Jugendliche bisher verlassen konnte, werden in...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Sozialpsychologie - Ethik

Einübung in Sozialpsychologie

E-Book Einübung in Sozialpsychologie
Band II: Die interindividuelle Perspektive Format: PDF

Der zweite Band der "Einübung in Sozialpsychologie" beschäftigt sich mit der interindividuellen Perspektive. Zu welchen Erkenntnissen will sie beitragen? Zunächst ist die…

Einübung in Sozialpsychologie

E-Book Einübung in Sozialpsychologie
Band II: Die interindividuelle Perspektive Format: PDF

Der zweite Band der "Einübung in Sozialpsychologie" beschäftigt sich mit der interindividuellen Perspektive. Zu welchen Erkenntnissen will sie beitragen? Zunächst ist die…

Umweltpsychologie

E-Book Umweltpsychologie
Ein Lehrbuch Format: PDF

Erstmalig liegt nun ein deutschsprachiges Lehrbuch der Umweltpsychologie vor, welches ausführlich den Einfluß von Umwelteinwirkungen auf das Erleben, Verhalten und die Gesundheit des…

Umweltpsychologie

E-Book Umweltpsychologie
Ein Lehrbuch Format: PDF

Erstmalig liegt nun ein deutschsprachiges Lehrbuch der Umweltpsychologie vor, welches ausführlich den Einfluß von Umwelteinwirkungen auf das Erleben, Verhalten und die Gesundheit des…

Umweltpsychologie

E-Book Umweltpsychologie
Ein Lehrbuch Format: PDF

Erstmalig liegt nun ein deutschsprachiges Lehrbuch der Umweltpsychologie vor, welches ausführlich den Einfluß von Umwelteinwirkungen auf das Erleben, Verhalten und die Gesundheit des…

Umweltpsychologie

E-Book Umweltpsychologie
Ein Lehrbuch Format: PDF

Erstmalig liegt nun ein deutschsprachiges Lehrbuch der Umweltpsychologie vor, welches ausführlich den Einfluß von Umwelteinwirkungen auf das Erleben, Verhalten und die Gesundheit des…

Weitere Zeitschriften

BEHINDERTEPÄDAGOGIK

BEHINDERTEPÄDAGOGIK

Für diese Fachzeitschrift arbeiten namhafte Persönlichkeiten aus den verschiedenen Fotschungs-, Lehr- und Praxisbereichen zusammen. Zu ihren Aufgaben gehören Prävention, Früherkennung, ...

bank und markt

bank und markt

Zeitschrift für Banking - die führende Fachzeitschrift für den Markt und Wettbewerb der Finanzdienstleister, erscheint seit 1972 monatlich. Leitthemen Absatz und Akquise im Multichannel ...

Burgen und Schlösser

Burgen und Schlösser

aktuelle Berichte zum Thema Burgen, Schlösser, Wehrbauten, Forschungsergebnisse zur Bau- und Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Denkmalschutz Seit ihrer Gründung 1899 gibt die Deutsche ...

Card-Forum

Card-Forum

Card-Forum ist das marktführende Magazin im Themenbereich der kartengestützten Systeme für Zahlung und Identifikation, Telekommunikation und Kundenbindung sowie der damit verwandten und ...

care konkret

care konkret

care konkret ist die Wochenzeitung für Entscheider in der Pflege. Ambulant wie stationär. Sie fasst topaktuelle Informationen und Hintergründe aus der Pflegebranche kompakt und kompetent für Sie ...

Das Grundeigentum

Das Grundeigentum

Das Grundeigentum - Zeitschrift für die gesamte Grundstücks-, Haus- und Wohnungswirtschaft. Für jeden, der sich gründlich und aktuell informieren will. Zu allen Fragen rund um die Immobilie. Mit ...

SPORT in BW (Württemberg)

SPORT in BW (Württemberg)

SPORT in BW (Württemberg) ist das offizielle Verbandsorgan des Württembergischen Landessportbund e.V. (WLSB) und Informationsmagazin für alle im Sport organisierten Mitglieder in Württemberg. ...

DGIP-intern

DGIP-intern

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie e.V. (DGIP) für ihre Mitglieder Die Mitglieder der DGIP erhalten viermal jährlich das Mitteilungsblatt „DGIP-intern“ ...

IT-BUSINESS

IT-BUSINESS

IT-BUSINESS ist seit mehr als 25 Jahren die Fachzeitschrift für den IT-Markt Sie liefert 2-wöchentlich fundiert recherchierte Themen, praxisbezogene Fallstudien, aktuelle Hintergrundberichte aus ...