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Der Sprachunterricht im Fokus von Inklusion

AutorMarie-Christine Preuß
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl202 Seiten
ISBN9783656946328
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Didaktik - Deutsch - Pädagogik, Sprachwissenschaft, Note: 1,0, Ruhr-Universität Bochum (Fakultät für Philologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Mit den Worten 'es ist normal verschieden zu sein' eröffnete der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker im Juli 1993 eine Ansprache bei der Tagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte. Heute sind diese Worte das Motto zahl-reicher Vereine für Menschen mit Behinderung und Vereine für Lebenshilfe. Vor allem sind diese Worte aber ein Leitsatz für ein Konzept, welches diese Verschiedenheit als grundlegendes Element ansieht. Die Sprache ist von der Inklusion. Dieses Konzept, welches auch als Lebensstil angesehen werden könnte, sieht die Diversität nicht als Problem, dass gelöst werden muss, sondern als Chance für die Gesellschaft. Um das Zitat von Richard von Weizsäcker zu erweitern, ist es also nicht nur normal verschieden zu sein, sondern sogar wünschenswert. Schließlich setzt die Inklusion voraus, dass sich Menschen in ihrer Verschiedenheit gegenseitig bereichern. Dieser Grundsatz soll in Zukunft auch zunehmend in der schulischen Bildung verankert werden. Seit dem die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen im Jahr 2009 auch in der Bundesrepublik in Kraft getreten ist, stehen alle Bundesländer sowie die Kommunen der Bundesrepublik Deutschland in der Pflicht, die Inklusion von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft zu unter-stützen. Im Artikel 24 der Behindertenrechtskonvention ist festgeschrieben, dass Menschen mit Behinderung ein Recht auf Bildung haben. Für das Bildungswesen bedeutet dies konkret, dass ein inklusives Schulsystem aufgebaut werden muss, in dem förderbedürftige Schüler in einem gemeinsamen Unterricht mit den Regelschülern zusammen lernen. 'Eine Schule für alle' ist in der Inklusionsdebatte das Stichwort. Was zunächst einmal einfach klingt, dass eben alle Schüler eines Ortes eine gemeinsame Schule besuchen, ist in der Realität schwer umzusetzen und gerade für das deutsche Schulsystem, welches bisher eher auf Selektion und Homogenität gesetzt hat, eine große Herausforderung. Doch nicht nur die strukturelle Umsetzung bringt Probleme mit sich. Ganz oft wird in der Forschung die Ebene der Fachdidaktik vergessen. Zwar gibt es Konzepte und Vorschläge zu einem inklusiven Unterricht als solchen, aber selten wird konkret über den Fachunterricht berichtet. Die folgende Arbeit untersucht vor allem den Deutschunterricht als Sprachunterricht im Fokus von Inklusion. [...]

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Leseprobe

IV. Qualitative Studie zum Thema: Sprachunterricht im Fokus von Inklusion


 

Die Forschungsfrage dieser Arbeit bezieht sich auf den Rechtschreibunterricht und fragt danach, inwieweit der Rechtschreibunterricht anders gestaltet werden muss, damit er inklusiven Standards entspricht. Um dieser Fragestellung nachzugehen, wurde für die vorliegende Arbeit eine qualitative Forschungsmethode gewählt. Diese Methode sowie das Vorgehen werden im Folgenden beschrieben. Diese Beschreibung erfolgt zum Teil in Abgrenzung zu quantitativen Forschungsmethoden.

 

1. Qualitative Forschung und Ziele dieser Studie


 

Die qualitative Forschung zeichnet sich durch die Berücksichtigung subjektiver und sozialer Sichtweisen und Bedeutungen aus. Bestandteil der qualitativen Forschung ist vor allem auch die Kommunikation des Forschers mit den Befragten. Qualitative Methoden der Datengewinnung erzeugen zudem Material, welches sich durch Interpretation erschließen lässt. Schließlich handelt es sich bei den erhobenen Daten nicht um Einzelinformationen, sondern um aufeinander verweisende Wissenselemente.[45] Damit grenzt sich die qualitative Forschungsmethode von der quantitativen Forschung ab, welche auf Objektivität abzielt.[46] Quantitative Methoden zählen und messen soziale Phänomene und ihre Eigenschaften. Zur Auswertung der Daten bedient sich die quantitative Forschung vor allem statistischer und mathematischer Verfahren.[47] Ein weiterer Unterschied zur quantitativen Forschung besteht darin, dass die qualitative Forschung mit erheblich kleineren Fallzahlen arbeitet. Das Ziel der qualitativen Forschung ist vor allem die Entdeckung beziehungsweise Generierung von Theorieaussagen. Um Neues zu entdecken, reicht zum Teil schon ein einziges Interview oder eine Beobachtung aus. Die quantitative Forschung hingegen setzt auf große Datensätze, um bestehende Theorien zu überprüfen.[48] Weiter liegen die Interessen der qualitativen Forschung im Untersuchungsgegenstand als Aggregation bestimmter Variablenmerkmale und als statistischer Zusammenhang. Die Interessen der qualitativen Forschung beziehen sich hingegen auf den Einzelfall. So besteht die Aufgabe der Forscher und Forscherinnen hier vor allem in der Rekonstruktion von Deutungsmustern, Handlungsmustern und Wissensbeständen, die sich auf den Einzelfall beziehen. Der Einzelfall interessiert im Laufe einer qualitativen Studie im Hinblick auf eine allgemeine Theorie, die letztlich versucht das Fallgeschehen zu erklären. [49]

 

Ein weiterer signifikanter Unterschied findet sich auch bei dem sogenannten Sampling, also der Auswahlstrategie der Untersuchungsgruppe. Während die Untersuchungsgruppen in einer quantitativen Studie nach statistisch repräsentativen Kriterien gewählt werden, wählen die Forscher einer qualitativen Studie die Untersuchungsgruppe je nach Fragstellung. Oftmals schreibt die Fragestellung genau vor, wen die Forscher zu befragen haben.[50]

 

Durch die verschiedenen Zielrichtungen der beiden Forschungen, nämlich auf der einen Seite die überprüfenden Aufgaben der quantitativen und auf der anderen Seite die entdeckende Aufgabe der qualitativen Forschung, sind auch die Methoden der beiden Forschungsrichtungen grundlegend unterschiedlich. Quantitative Forscher müssen das Problem lösen, einen gesellschaftlichen Bereich empirisch zu untersuchen, für den es bereits Theorien und Hintergrunderklärungen gibt. Qualitativen Forschern hingegen steht keine Theorie zur Verfügung, die ihren Untersuchungsgegenstand ausreichend erklären könnte, weshalb sie solch eine Theorie mithilfe von generativen Fragen erst entwickeln. Dazu müssen Wissensbestände und Deutungsmuster ausgewählter Gruppen erst einmal rekonstruiert werden. Das heißt, die Forscher suchen ein Untersuchungsfeld auf, ohne vorher eine eindeutige Hypothese zu besitzen. Vielmehr lassen sie sich von den Entdeckungen überraschen, welche sie auf der Grundlage von Beobachtungen und Interviews machen. Dies wird auch das Prinzip der Offenheit genannt. Im Gegensatz dazu wissen quantitative Forscher von Beginn an, wonach sie suchen. Auf der Basis einer Theoriegrundlage untersuchen sie, in welchem Grad sich deren Ansätze in einzelnen sozialen Gruppen wiederfinden lassen.

 

Dies impliziert jedoch nicht, dass qualitative Forscher völlig ahnungslos und ohne theoretische Anfangshypothese in ein Forschungsfeld gehen. Natürlich kennen sich die Forscher mit einem bestimmten Wissenschaftsfeld aus und stellen Anfangshypothesen auf. Diese gilt es allerdings nicht mit den erhobenen Daten zu belegen. Stattdessen sollen neue theoretische Konzepte durch die qualitative Studie entwickelt werden. Anfangshypothesen sollen also als Zugang in ein bestimmtes Forschungsfeld dienen und anders als bei der quantitativen Forschung nicht als Messlatte.[51]

 

Diese Gegensätze von qualitativer und quantitativer Forschung waren bei Weitem nicht alle, aber durchaus die offensichtlichen und wichtigsten Unterschiede. Nun werden noch einmal einige Aspekte und Details zur qualitativen Forschung aufgeführt, welcher sich diese Arbeit schließlich auch bedient. Natürlich gibt es zahlreiche verschiedene Ansätze und Methoden, welche unter dem Begriff der qualitativen Forschung zusammengefasst werden. Diese sollen in dieser Arbeit jedoch keine Rolle spielen. Vielmehr sollen im Folgenden kurz solche Prinzipien darstellt werden, welche wirklich allen qualitativen Verfahren zugrunde liegen.

 

Gegenstandsangemessenheit ist einer der zentralen Begriffe in der qualitativen Forschung und spielt in der quantitativen Forschung kaum eine Rolle. Denn in letzterer wird der Gegenstand einer Theorie angepasst, das heißt, Daten werden einer bekannten Theorie zugeordnet. In qualitativen Studien bedeutet Gegenstandsangemessenheit hingegen, dass Daten eben nicht bestehenden Theorien untergeordnet werden. Thomas Brüsemeister bringt dies folgendermaßen auf den Punkt:

 

„Vielmehr sind Theorien und Methoden, im Prinzip alle Entscheidungen innerhalb

 

eines qualitativen Forschungsprozesses, dem Gegenstand, den man erforschen will, anzupassen; Methoden sind am Untersuchungsgegenstand auszurichten und nicht umgekehrt der Gegenstand an Methoden.“[52]

 

Gegenstandsangemessene Entscheidungen müssen also in allen Phasen eines Forschungsprozesses getroffen werden: in der Phase der Konzeption der Forschungsfrage, in der Phase der Datenerhebung sowie in der Phase der Darstellung der Forschungsergebnisse.

 

Offenheit ist ein weiterer wichtiger Aspekt, der in allen qualitativen Verfahren eine herausragende Rolle spielt. Damit ist konkret der Verzicht auf konkrete Vorannahmen gemeint. Vielmehr soll sich der Forschungsprozess gegenüber dem vorhandenen Wissen im untersuchten empirischen Feld öffnen.[53]

 

Das wohl wichtigste Prinzip, welches die qualitative Forschung auszeichnet und durch welches sich die qualitative Forschung vor allem von der quantitativen Forschung abgrenzt, ist die Kommunikation. Sie spielt eine besonders große Rolle, wenn es darum geht, in der Datengewinnungssituation das spezifische Informationspotential auszuschöpfen. Im gesamten Forschungsprozess sollte der Kontakt mit dem Forschungsfeld konsequent als sozialer Prozess der Kommunikation und Interaktion aufgefasst werden. Aus dieser Perspektive sind die Informanten als deutungsmächtige Akteure wahrzunehmen.[54]

 

Ein weiteres wichtiges Prinzip der qualitativen Forschung ist die Prozesshaftigkeit. Jörg Strübing beschreibt dies folgendermaßen:

 

„Empirisches Feld, gegenstandsbezogene Theorien und empirische Forschung stellen aufeinander verweisende, handelnd realisierte Prozesse dar.“[55]

 

Dies bedeutet konkret, dass die Ergebnisse und Erträge eines Arbeitsschrittes die Gestaltung der darauffolgenden Schritte maßgeblich beeinflussen. Die Arbeitsschritte in einer qualitativen Studie sind also nicht unbedingt vorhersehbar und können nicht einfach nacheinander abgearbeitet werden. Vielmehr ist die qualitative Forschung ein andauernder Prozess, der sich durch die einzelnen Schritte erst entwickelt.

 

Das letzte Prinzip der qualitativen Forschung, welches Strübing in seiner Einführung nennt, ist jenes der Reflexivität. Dies bedeutet, dass sich Forschungsfrage und Forschungsgegenstand gegenseitig formen.[56] Zudem fließt die Reflexivität des Forschers über sein Handeln und seine Wahrnehmungen im untersuchten Feld als wesentlicher Teil der Erkenntnis in die Forschung mit ein.[57]

 

2. Sampling, Feldzugang und Durchführung


 

Sampling bedeutet zunächst einmal die Auswahl der Untersuchungsgruppe. In dieser Studie bedeutet es also die Auswahl der Interviewpartner. In qualitativen Forschungen wird meist mit einem theoretischen Sampling gearbeitet. Innerhalb der vorliegenden qualitativen Studie wurde sich für ein Sampling mit vorab festgelegten Gruppen entschieden. Dies ist für eine qualitative Studie eher untypisch, allerdings geht es eben nicht darum, dass die vorab gewählte Personengruppe in einem statistischen Sinne repräsentativ ist. Vielmehr muss das Sampling das Kriterium...

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