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Die Strafbarkeit der Tötung auf Verlangen im Lichte des Autonomieprinzips.

AutorChristian Tenthoff
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2010
ReiheSchriften zum Strafrecht 197
Seitenanzahl255 Seiten
ISBN9783428527175
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis74,90 EUR
Christian Tenthoff setzt sich mit dem scheinbaren Wertungswiderspruch zwischen der das Grundgesetz prägenden Autonomie des Einzelnen und der Strafbarkeit der Tötung auf Verlangen auseinander. Durch die strafrechtlich vorausgesetzte Unbeachtlichkeit der Einwilligung in die eigene Tötung wird ein Spannungsverhältnis zwischen persönlicher Autonomie und Strafrechtsordnung erzeugt, welches es aufzulösen gilt. Der Autor untersucht vor dem Hintergrund rechtsphilosophischer Erwägungen unter Verwendung der rechtswissenschaftlichen Systeme des Straf- und Verfassungsrechts die Vorschrift des § 216 StGB. Er weist nach, dass der bestehende Wertungswiderspruch sich allein durch die Identifizierung des Straftatbestandes der Tötung auf Verlangen als abstraktes Gefährdungsdelikt auflösen lässt. Nur so kann im Lichte des Autonomieprinzips die Strafbarkeit der Tötung auf Verlangen gerechtfertigt werden und vor diesem Hintergrund muss die kriminalpolitische Frage einer möglichen Reform des § 216 StGB diskutiert werden.

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Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhaltsverzeichnis8
Einleitung: Die Problematik der Tötung auf Verlangen14
Erstes Kapitel: Verfassungsrechtliche Betrachtung der Tötung auf Verlangen17
A. Strafrecht im Lichte der Grundrechte17
I. Die Rechtsgutstheorien als Kriterien des Strafrechts17
II. Kritik an der Rechtsgutslehre18
III. Die grundrechtliche Prüfung der Verfassungswidrigkeit von Strafrechtsnormen19
B. § 216 StGB als Grundrechtseingriff19
I. Eingriff in die Grundrechte des Täters19
1. Eingriff durch Verhaltensvorschrift20
a) Das Autonomieprinzip20
b) Art. 2 Abs. 1 GG als Verankerung des Autonomieprinzips22
2. Eingriff durch Sanktionsvorschrift25
II. Mittelbarer Eingriff in die Grundrechte des Opfers26
1. Die Einwilligung im Strafrecht als Erweiterung des Handlungsspielraums des „Opfers“27
2. Zurechenbarkeit des mittelbaren Eingriffs27
3. Eingriff durch Verhaltensvorschrift oder Sanktionsvorschrift?28
4. Gibt es ein Recht auf den eigenen Tod?29
a) Die herrschende Meinung: „Kein Recht auf den eigenen Tod“ aus Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG30
b) Negatives Freiheitsrecht aus Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG34
c) Negative Grundrechtsbetätigung als Ausdruck der Autonomie34
d) Exkurs: Negative Grundrechtsausübung, Grundrechtsnichtausübung und -verzicht36
e) Eingriff in die allgemeine Handlungsfreiheit aus Art. 2 Abs. 1 GG38
f) Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht39
g) Zwischenergebnis40
C. Rechtfertigung der Grundrechtseingriffe40
I. Schranken der Autonomie40
II. Rechtfertigung des Eingriffs in Täterrechte42
1. Rechtfertigung der Verhaltensvorschrift42
2. Rechtfertigung der Sanktionsvorschrift43
III. Rechtfertigung des mittelbaren Eingriffs in Opferrechte43
1. Der einfache Gesetzesvorbehalt des Art. 2 Abs. 2 S. 3 GG43
2. Die Schrankentrias des Art. 2 Abs. 1 GG44
IV. Konsequenz: Keine Grenzen für den Gesetzgeber außerhalb des Verhältnismäßigkeitsgebots (Schranken-Schranke)?44
V. Unterschied zwischen verfassungsrechtlicher und kriminalpolitischer Bewertung einer Norm46
Zweites Kapitel: Mögliche Beschränkungen des Strafgesetzgebers49
A. Gemeinwohlinteressen als Gesetzeszwecke49
B. Rechtsgüterschutz als Zweck des Strafrechts51
C. Strafrechtliche Rechtsgutstheorien53
I. Die klassische Rechtsgutslehre54
II. Die personale Rechtsgutslehre55
III. Strafrecht als generalisierender Opferschutz57
IV. Strafrecht und die Risikogesellschaft57
D. Strafrechtliche Rechtsgutstheorien als Ausfluss des Verhältnismäßigkeitsprinzips58
E. Absolute Schranken des Strafrechts aus der Verfassung59
I. Die Rechte anderer als Grenze der Handlungsfreiheit61
II. Die Schranke des Sittengesetzes62
III. Kritik an der Etablierung der „Rechte anderer“ und des „Sittengesetzes“ als absolute Schranken des Strafrechts64
F. Erkenntnisse des „Harm Principle“65
G. Zusammenfassung: Differenzierungskriterien für strafrechtliche Gesetzeszwecke67
Drittes Kapitel: Gründe für die Strafbarkeit der Tötung auf Verlangen70
A. Überpositive Gründe für die Strafbarkeit71
I. Religiöse Begründung für die Unverfügbarkeit des menschlichen Lebens71
II. Moralphilosophische Begründung im Sinne des deutschen Idealismus76
B. Pragmatische Gründe für die Strafbarkeit80
I. Das Leben als Schutzgut des § 216 StGB81
1. Das Grundrecht auf Leben als Abwehrrecht81
2. Die Lehre von den grundrechtlichen Schutzpflichten82
a) Schutzrechtliche Bindung des Gesetzgebers83
b) Herleitung der Schutzpflicht83
c) Umfang der Schutzpflicht des Staates85
II. Schutz des Sterbewilligen vor sich selbst (Paternalismus)87
1. Schutzpflicht und Schutzrecht des Staates88
2. Die Menschenwürde als Verfügungsschranke92
3. Autonomieorientierter Paternalismus97
4. Grundzüge des weichen Paternalismus99
5. Fortbestehen der Schutzpflicht bei Selbstgefährdung100
6. Fortbestehen der Schutzpflicht bei fehlender Freiverantwortlichkeit102
III. Was bedeutet Autonomie?102
1. Ideale Autonomie oder rechtliche Autonomie103
2. Kriterien rechtlicher Autonomie104
3. Die Betrachtung der Autonomie in der Einwilligungsdogmatik105
a) Keine Anwendung der Regeln der Willenserklärungen106
b) Mangelfreie Willensbildung als Voraussetzung der wirksamen Einwilligung107
4. Irrtümer als Willensmängel108
a) Beachtlichkeit von Motivirrtümern109
b) Vertrauensschutz in gegebene Einwilligungen111
5. Zwang als Autonomiedefizit113
6. Mängel der Autonomiekompetenz116
IV. Fehlende Freiverantwortlichkeit im Rahmen des § 216 StGB117
1. Folgen des Mangels an Freiverantwortlichkeit117
2. Generell fehlende Freiverantwortlichkeit119
3. Fehlende Freiverantwortlichkeit trotz mangelfreier Einwilligung122
4. Fehlende Freiverantwortlichkeit trotz ernstlichem Tötungsverlangen?124
V. Zweifel an der Freiverantwortlichkeit125
VI. Zwischenergebnis: Schutz vor Gefährdungen von Drittinteressen und Interessen der Allgemeinheit126
VII. § 216 StGB als Gefährdungsdelikt127
1. Theorie der generellen Gefährlichkeit130
2. Theorie der abstrakten Gefahr131
3. Legitimation abstrakter Gefährdungsdelikte jenseits einer Präsumtion132
4. Rechtsgüterschutz als Grund für die Etablierung abstrakter Gefährdungsdelikte134
5. Der verfassungsrechtliche Ansatz135
6. Beschränkung der Anwendung abstrakter Gefährdungsdelikte136
a) Das Schuldprinzip als Schranke abstrakter Gefährdungsdelikte137
b) Maßstäbe zur Unterscheidung legitimer und illegitimer abstrakter Gefährdungsdelikte138
c) Anwendung von Kriterien der objektiven Zurechnung140
d) Differenzierungspflicht bei abstrakten Gefährdungsdelikten aus Art. 3 Abs. 1 GG141
7. Kategorisierung abstrakter Gefährdungsdelikte142
8. Bedenken gegen die Einordnung des § 216 StGB als Gefährdungsdelikt145
VIII. Schutz von Interessen der Allgemeinheit146
1. Grundrechtsfürsorge146
2. Kollektivistische Begründung148
3. Sozialbindung150
4. Tabuschutz als Schutz der Wertbestimmung der Gesellschaft151
5. Tabuschutz als Sicherung des Rechtsfriedens153
IX. Rechtsgüter Dritter als Grundrechtsschranke154
1. Schutz des Lebens Dritter154
a) Paternalistischer Schutz Dritter155
b) Das eigentliche Beweisargument161
c) Missbrauchsargument162
d) Schutz des Lebens anderer durch Tabubewahrung164
e) Zum Umgang mit Argumenten der schiefen Ebene168
2. Schutz von Unterhaltsinteressen172
3. Schutz von Gefühlen Dritter173
4. Schutz der Ärzte vor der Pflicht zu Töten179
C. Fazit: Grundsätzlich zulässige Gründe für die Strafbarkeit der Tötung auf Verlangen180
Viertes Kapitel: Verhältnismäßigkeit im engeren Sinne183
A. Abwägung unter empirischen Gesichtspunkten183
B. Abwägungskriterien bei abstrakten Gefährdungsdelikten184
C. Einschätzungsprärogative des Gesetzgebers und Abwägungsgrenzen185
D. Nachbesserungspflichten des Gesetzgebers186
E. Die Gefahren der Freigabe der Tötung auf Verlangen187
I. Das eigentliche Beweisargument188
II. Weich-paternalistisch motivierter Schutz189
III. Gefahr von Fehlentwicklungen193
F. Abwägungsergebnis in Hinblick auf eine Abwägungskontrolle des Gesetzgebers195
Fünftes Kapitel: Kriminalpolitische Erwägungen198
A. Zum Erfordernis der Systemkonformität im Strafrecht198
B. Das Selbstbestimmungsrecht in der Rechtsordnung199
I. Behandlungshoheit des Patienten199
II. Zwangsbehandlung200
III. Selbstbestimmung und Suizid206
IV. Selbstbestimmung und die guten Sitten des § 228 StGB208
V. Verbot der Lebendspende von Organen209
VI. Betäubungsmittel210
VII. Die Sterbehilfe211
1. Formen der Sterbehilfe212
2. Die rechtliche Bewertung der Sterbehilfe212
a) Aktive direkte Sterbehilfe212
b) Passive Sterbehilfe214
c) Indirekte Sterbehilfe218
d) Sterbebegleitung, „reine“ Sterbehilfe222
C. Gründe für die moralische Unterscheidung zwischen Töten und Sterbenlassen223
D. Unterscheidung zwischen indirekter Sterbehilfe und direkter Sterbehilfe225
E. Gründe für die unterschiedliche Behandlung von Suizid und Tötung auf Verlangen225
I. Der Suizid als unverbotene Handlung227
II. Eigenhändigkeit des Suizids als entscheidendes Differenzierungskriterium229
F. Wertungswidersprüche bei der „Einwilligung“ in fahrlässige Tötung?231
G. Gefahren der Fehlentwicklung nach geltendem Recht232
H. Widersprüche mit der bestehenden Rechtsordnung233
Fazit234
Literaturverzeichnis236
Stichwortverzeichnis254

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