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Die Verwöhn-Falle

Wie man seine Kinder zu verantwortungsbewussten und glücklichen Menschen erzieht

AutorRon Lieber
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl300 Seiten
ISBN9783864157912
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Alles dreht sich ums Geld, fast alles. Von klein auf. Das merken die Kinder schnell. Aber natürlich ohne zu wissen, warum, und dass Geld zu haben alles andere als selbstverständlich ist. Daher ist es nie zu früh, der Illusion vorzubeugen, Geld sei einfach da: sei es für Essen, Wohnung oder Kleidung, sei es für Extra-Wünsche wie Playstation oder Smartphone. Daher plädiert Ron Lieber, Finanzkolumnist und Vater, in seinem nun ins Deutsche übersetzten Bestseller, das Thema Geld rechtzeitig, altersgerecht, fortwährend und ganz natürlich zu behandeln. Kinder heutzutage müssen vor allem praktisch verstehen und erfahren, dass Bedürfnisse sich nicht von selbst befriedigen. Ein paar Handgriffe im Haushalt sind nicht zu viel verlangt und ein Ferienjob keine Zumutung. Lieber entwickelt am Beispiel von gelungenen und weniger gelungenen Vorgehensweisen verschiedener Familien einen Elternleitfaden, mit dessen Hilfe man Belohnungen, Taschengeld, Geschenke und offene Wünsche vernünftig ausbalancieren kann. Die Verwöhn-Falle ist das Präventionsprogramm gegen verwöhnten Nachwuchs und der perfekte Erziehungsratgeber, wie Kinder den Wert des Geldes schätzen lernen und gleichzeitig erkennen, dass es nicht alles ist im Leben.

Ron Lieber schreibt die Kolumne »Your Money« für die New York Times. Bevor er 2008 zur Times kam, arbeitete er für das Wall Street Journal und verschiedene Wirtschaftsmagazine. Gemeinsam mit seiner Frau, einer New York Times-Journalistin, und der gemeinsamen Tochter lebt er heute in New York.

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Leseprobe

Kapitel 1


Warum wir über Geld reden müssen


Die Verantwortung, die wir in ihrem Alter nicht hatten, und was ein echtes Gespräch bewirken kann


Mitte 2011 hörte ich innerhalb einer Woche von zwei Elternpaaren, dass sie Schwierigkeiten hätten, ihren Kindern Antworten auf bestimmte Fragen zu geben. Auf Fragen, die mit Geld zu tun hatten. Damals war in den USA gerade viel die Rede von Ungleichheit, davon, wer wie viel hatte und warum. Die Kampagne zur Präsidentschaftswahl im folgenden Jahr verschärfte diese Debatte noch, weil man sich allenthalben fragte, wer wohl am besten alle Amerikaner vertreten könne.

Niemand wusste damals, welche Dimensionen diese Debatte annehmen würde, aber eine Gruppe von neugierigen Kids aus der Mittel- und Oberstufe begann, Fragen zu stellen. Die Kinder sahen Nachrichten und zogen von dem, was sie dort hörten, Rückschlüsse auf ihr persönliches Umfeld. Sind wir reich? Kennen wir jemanden, der reich ist? Warum hast du dich für diesen Beruf entschieden? Du hättest doch auch etwas machen können, womit wir uns ein schöneres Haus und coolere Ferien leisten könnten.

Diese Eltern wussten nicht, was sie ihren Kindern darauf sagen sollten. Mir war auch klar, weshalb sie sich an mich wandten, denn Schulen sind nicht der geeignete Ort, um solche Fragen zu stellen. Wenn Lehrer versuchen, darauf Antworten zu finden, drehen diese sich meist um die Regierung, die Steuern und die Politik im Allgemeinen. Das wird dann schnell hochpolitisch (und damit langweilig). Nehmen sie hingegen auf das persönliche Verhalten, den eigenen Ehrgeiz Bezug, geraten sie schnell in moralisches Fahrwasser. Wie auch immer: Die Kinder kommen nach Hause und fangen heikle Gespräche an, und am nächsten Morgen schrillt unweigerlich das Telefon beim Direktor, weil die Eltern sich reihenweise beschweren. Privatschulen haben ein wenig mehr Freiheit, was den Lehrplan angeht, doch das Reden über Geld ist hier fast noch schwieriger. Die meisten Kinder dort stammen aus Familien, die genug Geld haben, sich diese Schule leisten zu können. Oder sie sind so begabt, dass sie ein Stipendium bekommen. Doch gerade dort ist die Thematisierung von »Wohlstand« und dessen Auswirkungen auf Kinder weder von der Schule noch von den Eltern gewünscht.

Große Fragen lassen die Emotionen hochkochen

Und die Journalisten? Wir lieben doch unbequeme Fragen. In dem Jahr, in dem die eingangs erwähnten Eltern mich kontaktierten, hatte ich angefangen, die kniffligsten Fragen, die Kinder aller Altersgruppen über Geld stellen, zu sammeln und die besonders guten auf der Webseite der New York Times zu veröffentlichen. Warum hat der Mann an der Ampel uns um Geld angehauen? Sollten wir unsere Zweitwohnung nicht jemandem geben, der gar keine Wohnung hat? Warum haben wir keine Zweitwohnung? Verdienen Sie weniger als mein Papa? Sind wir arm? Sind Menschen, die keine schönen Sachen zum Anziehen haben, faul? Werden wir bald kein Geld mehr haben, weil du deinen Job verloren hast? Ich schlug zu jeder dieser Fragen eine Antwort vor, die Leser schickten ihre Verbesserungsvorschläge, und alle Beteiligten fanden das ausgesprochen nützlich. Ein paar dieser Fragen hat mir auch meine Tochter, die mittlerweile neun Jahre alt ist, gestellt, also erprobte ich die Praxistauglichkeit meiner Antworten vorher an ihr.

Die beiden oben erwähnten Eltern hatten diese Kolumne verfolgt. Und sie stellten mich vor eine Herausforderung in Form einer Einladung: Ob ich nicht an der Schule ihrer Kinder einen Informationsabend veranstalten wolle, der Eltern zeigte, wie sie mit ihren Kindern über Geld sprechen könnten? Und natürlich sollte ich bei meinen Ausführungen auch der Tatsache Rechnung tragen, dass die betuchteren Eltern sich mittlerweile regelrecht an den Pranger gestellt fühlten, während die weniger wohlhabenden sich so vorkamen, als würde man sie ständig mit der Nase darauf stoßen, dass sie nun mal weniger Geld hätten. Es wäre daher sehr hilfreich, hieß es in der Mail, wenn ich diese Problematik in einer Weise behandeln könnte, dass keiner sich dämonisiert oder verachtet fühlen würde.

Ich sagte sofort zu. Es gibt heutzutage nicht mehr viele Themen in puncto Geld oder Kindererziehung, die eine wirkliche Herausforderung darstellen. Dies aber schien mir ein solches zu sein. Und zwar aus mehreren Gründen.

In den letzten Jahrzehnten wurde sehr viel zu einem neuartigen Phänomen geforscht, dem man den Namen Behavorial Finance gegeben hat und das auch Gegenstand einer ganzen Reihe populärwissenschaftlicher Bücher ist. Wenn Sie je ein Buch wie Freakonomics gelesen haben, wissen Sie, was ich meine. Menschliche Launen und Emotionen haben einen enormen Einfluss auf ökonomische Entscheidungen, ob es nun um Budgets von Regierungen oder die Guthaben einfacher Bürger geht. Unsere Einstellung zum Geld, dazu, wie viel Geld wir verdienen und haben, wird von einer Flut von Gefühlen beeinflusst. Da sind zum einen Stolz, Freude und Erregung, wenn wir uns etwas Schönes leisten können. Manchmal aber mischen sich auch Zweifel, Scham, Neid oder Verlegenheit hinein. Die meisten Menschen, die einmal im Monat ihren Kontoauszug oder die Kreditkartenabrechnung gründlich studieren, kennen diese Gefühle. Seit ich für das Wall Street Journal und die New York Times über Geld schreibe, habe ich vor allem eines gelernt: Diese Emotionen zu erkennen und im Zaum zu halten ist der wichtigste Faktor, wenn Sie den richtigen Pensionsfonds oder die passende Hypothek auswählen wollen. Es sind schließlich unsere Gefühle, die uns zu einem Verhalten bzw. zu Entscheidungen verleiten, mit denen wir uns selbst schaden.

Ich wusste, dass ich Eltern gute Tipps geben konnte, wenn es um Dinge wie Taschengeld oder Regeln fürs Geldausgeben für Teenager ging. Aber jede Diskussion über Geld und den Umgang damit muss auch die emotionale Seite berücksichtigen: die Flut gemischter Gefühle, die nahezu alle Menschen erfasst, wenn es darum geht, wie viel Geld wir haben und wie viel die anderen ausgeben. Geld lässt niemanden kalt. Und was Fragen der Kindererziehung betrifft, reagieren Eltern selten gelassen und rational. Diese brisante Mischung macht es Eltern oft schwer, mit ihren Kindern offen und ehrlich über Geld zu sprechen.

Das Thema Geld ist immer ein heißes Eisen, auf welcher Ebene Sie sozioökonomisch auch stehen mögen. Wohlhabende Eltern, die mehr Geld haben, als sie zum Leben brauchen, müssen ihren Kindern fast täglich willkürliche Grenzen setzen. Da ist völlig klar, dass die Entscheidung darüber, welche Beträge sie für den Nachwuchs ausgeben, eher von emotionalen Faktoren beeinflusst wird als von wirtschaftlicher Notwendigkeit. Eltern aus der ­Mittel- oder Arbeiterschicht hingegen müssen ohnehin rechnen, um Monat für Monat gut über die Runden zu kommen. Trotzdem möchten sie, dass ihr Kind so wenig wie möglich entbehren muss. Doch wenn das Kind dann anfängt nachzubohren, wieso die eigene Familie nicht mehr Geld hat, bekommt diese Frage in den Ohren der Eltern schnell einen vorwurfsvollen Unterton. Und schon sind wir wieder bei der Frage der Emotionen.

Die neue Welt des Geldes

Als ich mir überlegte, was ich den Eltern, die mich eingeladen hatten, sagen sollte, fiel mir als Erstes die Tatsache auf, dass unsere Kinder heute vor völlig neuen Herausforderungen stehen, woran sich auch in Zukunft nichts ändern wird. Das beginnt mit den sozialen Medien, die gerade bei Schülern in der Mittel- und Oberstufe den Neid schüren können. Kinder, deren Persönlichkeit ja noch in der Entwicklung begriffen ist, versuchen, in der halb öffentlichen Sphäre des Internets das bestmögliche Bild von sich zu präsentieren. Das ist nur allzu oft ein Schaulaufen in coolen Klamotten an coolen Orten, zu denen nicht Hinz und Kunz Zugang haben. Natürlich geben sich die Eltern Mühe, dem gegenzusteuern, doch es ist schwierig, im mitreißenden Fluss der Sehnsüchte, die die sozialen Medien wecken, gegen den Strom zu schwimmen.

Außerdem wird eine universitäre Ausbildung immer teurer. Erhalten unsere Kinder keine Ausbildungsförderung, kommen schnell fünfzigtausend Euro zusammen, bis sie ein Studium abgeschlossen haben. Das ist selbst für Familien, die sich das leisten können, ein dicker Batzen Geld. Und selbst Kinder, die unter das Ausbildungsförderungsgesetz fallen, müssen die Kosten ihrer Ausbildung zurückerstatten. Die Hälfte der Ausbildungsförderung ist am Ende fällig, wenn nicht überdurchschnittlich gute Noten oder Ähnliches für einen Teilerlass sorgen. Auch das kostet gut und gern noch mal Tausende von Euro, wenn nicht noch ein Wechsel des Studienfachs hinzukommt, was auch nicht selten der Fall ist. Eltern, die nicht schon kurz nach der Geburt ihrer Kinder anfangen zu sparen, können ihren Sprösslingen da häufig nicht weiterhelfen.

Und es ist nur zu verständlich, dass Eltern ihre Kinder heute an eine Universität schicken wollen, auch wenn das viel Geld kostet. Schließlich will niemand seinem Kind diese Aufstiegschance verwehren. Die Entscheidung darüber, ob sich das lohnt, muss mitunter schon recht früh getroffen werden. In der vierten Klasse nämlich werden die Empfehlungen fürs Gymnasium ausgesprochen. Und Eltern müssen sich entscheiden, ob es sich lohnt, ihre Sprösslinge mit zahllosen teuren Nachhilfestunden so weit zu coachen, dass sie den Wechsel ans Gymnasium oder die Gesamtschule schaffen. Dafür gibt es letztlich nur einen passenden Ausdruck: Wahnsinn!

Nach ihrer Berufsausbildung sind die Kinder mit einer Welt konfrontiert, die sich massiv von der unterscheidet, der wir uns in jungen Jahren...

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