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Ein deutsches Kriegsschiff in der Südsee

Das Reisetagebuch des Korvettenkapitäns Bartholomäus von Werner, Kommandant der SMS 'Ariadne'

AutorThomas F. Rohwer
Verlagepubli
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl100 Seiten
ISBN9783748550457
Altersgruppe1 – 99
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,99 EUR
Vom 30.Oktober 1877 bis zum 30.September 1879 unternahme die deutsche Korvette SMS 'Ariadne' unter dem Kommando des Korvettenkapitäns Bartholomäus von Werner eine Forschungs- und Flottendemonstrationsreise von Deutschland um Südamerika herum, quer durch den Pazifik zu den diversen Inselgruppen der Südsee, nach Neuseeland und Australien, und schließlich über Indonesien, den Indischen Ozean, den Suezkanal und das Mittelmeer zurück nach Deutschland. Bartholomäus von Werner verfasste über die Erlebnisse auf dieser Reise ein umfangreiches Tagebuch, das hier vollständig in einer neu editierten Ausgabe mit einer begleitenden Einführung vorliegt.

Thomas F.Rohwer beschäftigte sich als Journalist mehrere Jahrzehnte besonders auch mit Militär- und Marine-Themen und berichtete u.a. auch aus verschiedenen Krisen- und Kriegsgebieten in aller Welt. In der Kleinen Maritimen Bibliothek veröffentlicht er neu herausgegebene und editierte Klassiker der Marine-Literatur.

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Leseprobe

Einführung


Von Thomas F. Rohwer


Für die praktische Nicht-Existenz einer deutschen Marine bis in die 1870er Jahre gibt es vor allem zwei Gründe:

  • das Fehlen eines deutschen Nationalstaates, der eine eigenständige Marinepolitik hätte haben können
  • eine auffällige Hinwendung zum Binnenland und das weitgehende Fehlen einer eigenen Handelsschiffahrt und des Verständnis für eigene maritime Interessen

Preußen, dessen Flagge zur See noch im Krieg gegen Dänemark 1848/49 von Großbritannien zur „Piratenflagge“ erklärt worden war, starte 1853 unter Prinz Adalbert mit dem Aufbau einer eigenen Flotte. 1864 im Krieg gegen Dänemark war diese aber noch nicht ansatzweise in der Lage, der dänischen Flotte Paroli entgegenzutreten. Den größeren Teil der Auseinandersetzung zur See trug die österreichische Marine. Auch im Krieg gegen Österreich 1866 spielte die preußische Marine nur eine untergeordnete Rolle.

Aus der preußischen Marine wurde 1867 die Marine des Norddeutschen Bundes. Den Oberbefehl hatte, wie bei den Landstreitkräften, der preußische König (Artikel 53 der Bundesverfassung). Er übte im Norddeutschen Bund die Funktionen Bundespräsidium und Bundesfeldherr aus. Im Deutsch-Französischen Seekrieg 1870/1871 kam es zu einigen wenigen Begegnungen mit französischen Schiffen. Während des Krieges traten die süddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bund bei, der sich in „Deutsches Reich“ umbenannte. Entsprechend dem neuen Titel „Deutscher Kaiser“ für den preußischen König wurde aus der Marine die Kaiserliche Marine.

Bis 1888 der marinebegeisterte Wilhelm II. deutscher Kaiser wurde, führte die Kaiserliche Marine ein Schattendasein. 

Anfangs bestand die Hauptaufgabe im Küstenschutz und im Schutz der deutschen Seehandelswege. Schon bald wurden erste Auslandsstationen gegründet, die bis 1900 global ausgebaut waren:

  • Ostasiatische Station (Asien, Stationsort Tsingtau)
  • Ostamerikanische Station (Ostküste Amerikas, kein festgelegter Stationsort, ­logistische Standorte u. a. Saint Thomas und Newport News)
  • Westamerikanische Station (Westküste Amerikas, kein festgelegter Stationsort, ­logistischer Standort während des Mexikanischen Bürgerkriegs San Franzisko)
  • Australische Station (Australien und Südsee, Stationsort Matupi)
  • Westafrikanische Station (Westküste Afrikas, logistischer Standort Kapstadt, ­eigentlicher Stationsort Duala)
  • Ostafrikanische Station (Ostküste Afrikas, logistischer Standort Kapstadt, eigentlicher Stationsort Daressalam)
  • Mittelmeer-Station (Stationsort Konstantinopel).

Die beiden amerikanischen Stationen (ursprünglich Westindische Station) waren in den 1880er/90er Jahren kaum besetzt, wurden aber zumindest im karibischen Raum regelmäßig von den Schiffsjungenschulschiffen angelaufen.

In den 1880er/1890er Jahren dann war die Kaiserliche Marine entscheidend am Aufbau des Deutsche Kolonialreichs in Afrika, Asien und Ozeanien beteiligt. 

Die Zeit zwischen dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 und dem Beginn des „Dreadnought“-Zeitalters* kurz nach der Jahrhundertwende war eine Zeit marinetechnischer Umbrüche, vor allem des Übergangs von Kriegsschiffen mit Besegelung als ausschließlichem oder hauptsächlichen Antrieb zu reinen Dampfschiffen, außerdem vom hölzernen zum eisernen Rumpf. Die Kaiserliche Marine verfügte in dieser Zeit über eine kleine Zahl von Korvetten und Fregatten mit gemischtem Dampf-Segel-Antrieb, und gerade für Operationen in entfernten Gewässern bei der Entwicklung eines deutschen Kolonialreichs wusste man die Unabhängigkeit des Segelantriebs zu schätzen, denn das Kaiserreich verfügte anders als England nicht über ein ausreichend dichtes Netz an Kohlebunkerstationen.

Expeditionsfahrten in weit entlegene Gewässer hatten neben der Unterstützung des aufkeimenden Gedankens an deutsche Kolonien in aller Welt vor allem den Zweck, die Ausbildung von Seeoffizieren und Unteroffizieren zu fördern und wissenschaftliche Expeditionen durchzuführen.

Die SMS „Ariadne“


Die Fahrten der Korvette SMS „Ariadne“ entsprachen genau diesem Profil. Das Schiff war 1868, also noch vor dem deutsch-französischen Krieg 1870/71, in Auftrag gegeben worden. Durch den Krieg verzögerte sich der Bau, nach der Ablieferung durch die Werft mussten verschiedene Schäden und technische Probleme beseitigt werden. Am 15. April 1873 konnte die „Ariadne“ schließlich in Danzig wieder in Dienst gestellt werden.

Die „Ariadne“ wurde dem Übungsgeschwader zugeteilt, aber schon im Oktober 1873 wieder außer Dienst gestellt, da das Übungsgeschwader aufgelöst wurde. Es folgte ein weiterer Werftaufenthalt, bei dem das Schiff zur Dreimast-Bark** umgetakelt wurde.

Im Mai 1874 wieder in Dienst gestellt, unternahm die „Ariadne“ ab Oktober 1874 ihren ersten Auslandseinsatz. Das Schiff lief durch das Mittelmeer und den Sueskanal nach Ostasien und erreichte an Heiligabend 1874 Singapur, wo der Jahreswechsel verbracht wurde. Am 4. Januar 1875 verließ die „Ariadne“ den Hafen wieder und fuhr über Manila nach Hongkong weiter. Dort löstedas Schiff die SMS „Elisabeth“ als Stationsschiff ab. 

Eine wichtige Aufgabe war dabei, chinesische Piraten zu bekämpfen, die eine ständige Gefahr für die Handelsmarine darstellten und gegen die die chinesischen Behörden nicht ausreichend vorgingen. Bei ihrem Einsatz wurde die Korvette im Jahr 1875 von der Korvette SMS „Hertha“ und dem Kanonenboot SMS „Cyclop“ unterstützt. Das Einsatzgebiet erstreckte sich entlang der Küste von Kanton bis Taku. In diesem Bereich liefen die Schiffe verschiedene Häfen an. So lagen die „Ariadne“ und die „Cyclop“ am 12. September vor Futschou, um die örtlichen Behörden zur Entschädigung für den Schoner „Anna“ zu zwingen, der Opfer eines Piratenüberfalls geworden war. Zu Beginn des Jahres 1876 hielt sich die „Ariadne“ in Amoy für Vermessungsarbeiten im dortigen Hafen auf.

Mitte April trafen die in Ostasien stationierten Schiffe in Hongkong zusammen, wo auch die aus der Heimat kommende Korvette SMS „Vineta“ eintraf. Deren Kommandant, Kapitän zur See Alexander von Monts, übernahm das Kommando über die zu einem Geschwader zusammengefassten Schiffe. Am 1. Juli stieß zudem noch die Korvette SMS „Luise“, ein Schwesterschiff der „Ariadne“, als deren Ablösung zum Geschwader. Die „Ariadne“ trat am 17. Juli die Heimreise an, die wieder durch den Sueskanal führte, und erreichte am 20. Oktober 1876 Wilhelmshaven. Zehn Tage später wurde das Schiff erneut außer Dienst gestellt.

Die zweite Auslandsreise der SMS „Ariadne“


Die zweite Auslandsreise der „Ariadne“ ist diejenige Reise durch den Atlantik, um die Südspitze Südamerikas, entlang der zentralamerikanischen Küste, und dann kreuz und quer durch die Inselwelt Polynesiens, Mikronesiens und Melanesiens im Südostpazifik und schließlich über Neuseeland, Australien, die indonesische Inselwelt, Aden, das Rote Meer, den Suezkanal und durch das Mittelmeer zurück nach Deutschland; über die ihr Kommandant Korvettenkapitän Bartholomäus von Werner in seinem Buch „Ein deutsches Kriegsschiff in der Südsee“ berichtet.

Diese Fahrt der „Ariadne“ ist nichts weniger als eine vollständige Weltumrundung in Westrichtung, wobei der Schwerpunkt der Reise auf den Inseln des Südostpazifiks lag, was nicht verwundert, gab es hier doch deutsche „Kolonialinteressen“, die man unterstreichen wollte.

1877 nahm die Werft zunächst eine Grundüberholung der „Ariadne“ vor. Am 15. Oktober wurde das Schiff wieder in Dienst gestellt und für die neue Auslandsreise ausgerüstet. Es verließ die deutschen Gewässer am 30. Oktober. Zunächst lief die „Ariadne“ das englische Margate an, um einen schweren Sturm in der Nordsee abzuwettern. Über Funchal (Madeira) ging die Fahrt nach Rio de Janeiro weiter, wo die Korvette am 16. Dezember ankam und bis Anfang Januar blieb. 

Auf der weiteren Reise nach Süden lief das Schiff Punta Arenas in Süd-Chile an, in der Absicht, dort Kohle zu bunkern. Das dortige Depot hatte jedoch keine Kohle vorrätig. Um weiterhin die Maschinen betreiben zu können – die „Ariadne“ war wie ihre Schwesterschiffe ein schlechter Segler – musste die Besatzung an Land Brennholz schlagen. Anschließend durchquerte die „Ariadne“ die Magellanstraße und lief dann entlang der chilenischen Küste nach Norden, wobei sie weitere Häfen ansteuerte. In Valparaíso traf sie auf die SMS „Leipzig“ und fuhr mit dieser gemeinsam nach Panama weiter. Dort kamen beide Schiffe am 9. März 1878 an. Sie bildeten gemeinsam mit der SMS „Elisabeth“, die sich bereits vor Panama aufhielt, und der im Karibischen Meer kreuzenden „Medusa“ das „Zentralamerikanische Geschwader“, dessen Kommando Kapitän zur See Wilhelm von Wickede übernahm.***

Auftrag des Geschwaders war es, die „Eisenstuck-Affäre“ in Nicaragua beizulegen. Auf den deutschen Honorarkonsul Paul Eisenstuck bzw. seine Familie waren 1876 in der Stadt Leon zwei Überfälle verübt worden. Eisenstuck lebte bereits länger in Mittelamerika und war dort verheiratet. Seine Stieftochter lebte in Scheidung, weshalb die Familie zweimal auf offener Straße angegriffen wurde. Beim ersten Überfall am 23. Oktober 1876 wurden durch den Schwiegersohn drei Schüsse abgegeben, die jedoch nicht trafen. Der zweite Überfall am 29. November 1876 war deutlich brutaler und wurde von Polizeisoldaten ausgeführt, die den Konsul verprügelten und verhafteten. Zwar wurde Eisenstuck wegen seines diplomatischen Status bereits auf dem Weg zum...

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