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(Er-)Leben ohne Ende? Die Freiheit des Willens

Kommentierendes Glossar zur buddhistischen Tradition der tibetischen Medizin

AutorHubertus R. Hommel
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl273 Seiten
ISBN9783640233519
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Fachbuch aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Medizin - Alternative Medizin, Note: keine, , 40 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: In der modernen westlichen Gesellschaft verlieren immer mehr Menschen ihren Bezug zu den traditionellen moralischen Werten, was sich auf ihre Lebens-Orientierung auswirken kann. Dies begünstigt die Entstehung psychischer Störungen und hierüber induzierter psychischer und somatischer Erkrankungen. Gleichzeitig wächst der Wunsch nach neuen, möglicherweise mehr zeitgemäß empfundenen ethischen Richtlinien. Hierfür wird sich neben einer in jüngster Zeit diskreten Renaissance des Christentums zunehmend fernöstlichen Philosophien zugewandt, vor allem dem Buddhismus, da dieser die Eigenverantwortlichkeit für das persönliche Heil außerhalb einer Doktrin betont. Große Anziehungskraft hat neben dem Hinayana und dem Zen-Buddhismus vor allem der Vajrayana; diese tibetische Modifikation des Buddhismus ist ein Synkretismus aus Buddhismus, dem Bön als der traditionellen Religion Tibets sowie aus alten schamanistischen Vorstellungen von zahllosen Dämonen und Geistern. Diese sind in der Tibetischen Medizin als Störelemente und Krankheitsauslöser manifest und als mögliche Krankheitsursachen anerkannt, im Gegensatz zu allen anderen etablierten Medizinauffassungen. Hierbei ist es wichtig festzuhalten, dass die Tibetische Medizin als ein universitäres Studium einen scholastischen Hintergrund hat. Der Vajrayana gesteht das allen buddhistischen Traditionen gemeinsame Ziel der Erleuchtung dem Bewusstsein eines jeden Menschen als bereits grundsätzlich vorhanden zu. Allerdings bezeichnet er es als durch Geistesfehler verschleiert und verschüttet. Dadurch ist er besonders offen für die Diskussion Bewusstseins beeinträchtigender Faktoren und somit für die Bewusstseinsfindung. Mit der Interpretation des Menschen innerhalb eines holistischen Konzeptes als untrennbare Einheit aus Körper, Bewusstsein und Geist bietet der Vajrayana, ebenso wie die Tibetische Medizin als seine praktische Umsetzung, Varianzen der Blickwinkel für die Problematik psychischer und psychisch induzierter Störungen. Daraus definiert er sich als traditionelle Philosophie, deren Grundaussagen mit den modernen Erkenntnistheorien übereinstimmen.

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Leseprobe

Buddhistische Terminologie


 

Im Gegensatz zu Medizinen auf der Basis historischer fernöstlicher Philosophien ohne praktischen Gegenwartsnutzen, bestehen die Indische und die Traditionelle Tibetische Medizin (TTM) als einzige weiterhin innerhalb unverändert gültiger Philosophien und Religionen definierter Kulturmorphologien. Unterschiedliche Bewertung erfährt in diesen vor allem das Individuum, das traditionell erklärte Ziel jeglicher Medizin.

 

In der westlichen Philosophie ist die Stellung des Ich als Träger der seelisch geistigen Vorgänge und als Persönlichkeitskern des Menschen unter christlich-abendländischer Realdefinition fixiert.

 

Im Hinduismus entspricht der Wesenskern des menschlichen Individuums der Weltseele.

 

Im Buddhismus besteht eine hiervon abweichende Wertung des Ich als eine aus und für sich existierende Einheit ohne Bezug zur restlichen Welt und somit als eine Illusion.

 

Im Folgenden wird eine signifikante Auswahl von Begrifflichkeiten zum Verständnis des Buddhismus schlechthin vorgestellt. Dies gilt ebenso für den Vairayana, der als esoterischer Buddhismus von der inneren Entwicklung des Buddhismus abweicht und mit seiner Betonung magischer Praktiken und des Yoga als Bezugsgefüge der Tibetischen Medizin gilt.

 

Für den besseren Überblick wurde nicht, wie sonst üblich, im konsekutiven Sinngehalt als Fließtext geschrieben. Die aufgeführten Begriffe und Definitionen stehen in ausschließlich alphabetischer Reihenfolge am Innenrand und lassen sich somit als Stichwörter zum schnelleren Auffinden nutzen.

 

1.

 

Anatman             Der Anatman (Nicht-Selbst) ist die Lehre vom Nicht-Vorhandensein

 

eines permanenten, autarken Selbst. Sie steht in Beziehung zu der vom

 

bedingten Entstehen (s. 1.27 Leere), wonach sich jedes Sein in

 

Konditionalabhängigkeit von einem anderen Sein befindet. Daher kann

 

kein unabhängiger Wesenskern bestehen und es deshalb auch kein Atman

 

(Selbst) als permanente Ich-Einheit geben. Diese Erkenntnis ist jedoch

 

dem Menschen als Ausdruck seiner grundeigenen Unwissenheit verstellt;

 

hieraus resultiert seine zentrische Positionierung des Ichs mit der sich

 

daraus ableitenden Perspektive der Wirklichkeit (s.1.41 Realität,

 

buddhistische) und unterhält den Dualismus (s. 1.19 Dualismus) eines

 

dauerhaften Ich und eines dauerhaften Seins. Daher konzentrieren sich

 

die Methoden zur Erlangung der Befreiung (s. 1.25 Karma) darauf, den

 

Glauben an ein Ich als das wesentliche Hindernis für die Verwirklichung

 

des Nirwana (s. 1.39 Nirwana) auszuräumen.

 

Der Anatman ist im Hinayana (s. 1.22 Hinayana-Buddhismus, s. 1.16

 

Dharma) verankert, in der Ablehnung des Vorhandenseins einer

 

permanenten Wesenhaftigkeit gehört er zusammen mit dem Karma (s.

 

1.25 Karma), der Wiedergeburt (s. 1.42 Reinkarnation) sowie dem

 

Nirwana (s. 1.39 Nirwana) zum Grundverständnis der buddhistischen

 

Lehre.

 

Der Begriff Anatman wendet sich gegen die hinduistische Auffassung,

 

wonach der Atman als Einzelseele das Prinzip des Lebens darstellt und

 

als das einzig wahre Wesen aller Dinge mit dem Brahman, der Weltseele

 

korrespondiert. Atman gilt im Hinduismus als unvergängliche Substanz,

 

die in den Wiedergeburten durch die Körper wandert.

 

Im Mahayana (s. 1.29 Mahayana-Buddhismus) ist Anatman ausgetauscht

 

gegen Asvabhavata (Nicht-Eigensein), in Negation der Existenz

 

eines ewig einheitlichen Selbst als autarker Wesenskern zugunsten der

 

Nichtsubstanzialität des Ich. Die Wesenheit des Menschen stellt eine

 

vergängliche und veränderliche, daher leidhafte empirische

 

Persönlichkeit dar, da er lediglich aus einer unbeständigen, ständig

 

wechselnden Kombination mehrerer Faktoren besteht (s. 1.17 Leere).

 

Diese entsprechen als 5 Ansammlungen (s. 1.5 Ansammlungen) den

 

Wirklichkeitsbereichen, deren Zusammenwirken alle anderen Ebenen

 

koordiniert und hierüber den Menschen bestimmt:

 

            1. phys. Körper        2. Gefühl        3. Wahrnehmung

 

            4. Geistesregung      5. Bewusstseinskraft

 

Das Prinzip des Anatman in seiner Prägung durch diese 5 Skandhas

 

artikuliert sich in der Lehre vom Konditionalnexus (sktr.:

 

pratityasamutpada) (s. 1.27 Leere) durch die 12-gliedrigen Kette des

 

Entstehens, in der jedes Glied die Informationen aller anderen Glieder in

 

sich trägt und somit den Kreislauf der Wiedergeburten prägt (s. 1.38

 

Nidana, s. 1.42 Reinkarnation).

 

Demnach ist der Mensch eine Kombination aus fluktuierenden sich

 

ständig erneuernden Elementen und prozessualen Abläufen, das sich

 

darstellende Selbst ist daher instabil und nicht real. In seiner Verbindung

 

aus physischen und geistigen Energien ist er nur empirisch, jedoch nicht

 

metaphysisch bestimmbar (s. 1.35 Mensch, buddhistischer, s. 1.41

 

Realität, buddhistische).

 

Das Nicht-Selbst ist in seiner Unpersönlichkeit eines der 3 Merkmale

 

alles Seienden (skrt.: trilakshana) (s. 1.21 Erleuchtung), neben der

 

Vergänglichkeit und der Leidhaftigkeit.

 

Die Vorstellung der Wesenslosigkeit bleibt im Hinayana (s. 1.22

 

Hinayana-Buddhismus) auf die Persönlichkeit beschränkt, während sie

 

im Mahayana (s. 1.29 Mahayana-Buddhismus) alle anderen

 

Lebensumstände mit einbezieht. Dieses Fehlen einer Selbstnatur (skrt.:

 

svabhava) wird hier mit leer (skrt.: shunya) bezeichnet (s. 1.27 Leere).

 

Historisch galt die Lehre vom Nicht-Selbst eher als eine

 

heilpädagogische Maßnahme, denn als eine philosophische Doktrin,

 

zumal sich Buddha Shakyamuni (s. 1.12 Buddha Shakyamuni) niemals

 

eindeutig hierzu geäußert hatte (s. 1.27 Leere). Das Selbst, das er durch

 

seine Bodhi-Erfahrung (s. 1.7 Buddha, s. 1.21 Erleuchtung) erfahren

 

hatte, ist kein empirisches Ich, sondern wird im Nicht-Ich erlebt. Dadurch

 

entzieht es sich jedem Eigenbezug und hat eine Größe, die weder

 

erfassbar noch mit Worten artikulierbar ist (s. 1.27 Leere, s. 1.37

 

Nagarjuna). Mit seinem Schweigen wollte Buddha Shakyamuni

 

ursprünglich die Menschen auf die Grenzen ihres Denkens hinweisen,

 

jedoch nicht auf die Negierung des Selbst.

 

Zu seinen...

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