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E-Book

Ernährungswahn

Warum wir keine Angst vorm Essen haben müssen

AutorUwe Knop
VerlagRowohlt Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783644563919
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Schluss mit dem Ernährungsunsinn Wenn Sie gerne genussvoll essen und die kritische Dauerbeschäftigung mit gesunder Ernährung satthaben, dann wird Ihnen dieses Buch gefallen. Basierend auf der Analyse von mehr als tausend aktuellen Studien räumt Autor und Ernährungswissenschaftler Uwe Knop radikal auf mit den Märchen rund um gesunde Ernährung, ungesunde Lebensmittel, Übergewicht und Diäten. Sein Buch liefert nicht nur stichhaltiges Wissen für die eigene Ernährung - nach der Lektüre können Sie auch die Angstmacherei von Veganern, Vegetariern, Paleos, Clean-Eatern, Slow-Carbern, Fett- und Zuckervermeidern, Diätpäpsten und Co. mit einfachen, aber harten Fakten kontern. Bleiben Sie skeptisch, wenn Ihnen mal wieder der Weg zur wahren Ernährungslehre gewiesen wird. Lassen Sie sich stattdessen zeigen, wie Sie ein vergessenes natürliches Körpergefühl wiederentdecken, das Ernährung zu dem macht, was sie ist: eine der größten Genussquellen unseres Lebens und die schönste Hauptsache der Welt! Denn den Feind auf meinem Teller, den gibt es nicht.

Uwe Knop (geb. 1972) ist Diplom-Ernährungswissenschaftler . Er arbeitet seit vielen Jahren im Kommunikationsbereich der Gesundheits- und Medizinbranche und ist der prominenteste Kritiker der Manie um gesunde Ernährung. Er weiß, wie unsinnige Meinungen insbesondere zu gesunder Lebens- und Ernährungsweise in die Köpfe der Menschen gelangen. Mit seinem Buch 'Ernährungswahn' möchte er ein möglichst naturnahes Gegengewicht zu dieser pseudowissenschaftlichen Manipulierungsmaschinerie schaffen.

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Leseprobe

Glaube(n) statt Wissen


Um besser zu verstehen, worauf das Datenfundament aller Ernährungspropaganda basiert und wie das System der Meinungsmache funktioniert, folgt nun eine ganz einfache, beispielhafte Erklärung von Beobachtungsstudien – im bewährten Fortbildungsstil der «Sendung mit der Maus»:

Forscher Felix und seine Freunde verteilen einen Fragebogen an 10000 Menschen. Darin fragen sie: «Was hast du in der letzten Woche alles gegessen und getrunken? Bitte schreibe es so genau auf, wie du kannst.» Die Studienteilnehmer müssen jetzt überlegen: «Was hab ich denn eigentlich alles so gegessen und getrunken?» Dann schreiben sie auf, woran sie sich noch erinnern können. Alles wissen sie nicht mehr, da denken sie sich dann einfach etwas aus und schreiben das auf, «was ich halt oft so esse». Manche flunkern dabei auch ein bisschen, denn sie denken «die Pommes und Currywurst war aber ungesund, die lass ich mal lieber weg» oder «ich schreibe besser noch einen Apfel und eine Banane dazu, weil Obst ja so gesund ist». So was machen die Leute, wenn sie ein schlechtes Gewissen haben – weil sie glauben: «Ich esse ja gar nicht so gesund, wie die Ernährungsexperten das eigentlich wollen. Aber das müssen die ja nicht so genau wissen.» Forscher Felix und seine Freunde sammeln die ausgefüllten Fragebögen dann wieder ein – und haben direkt ein Problem: Sie wissen nicht, ob das, was die Leute in die Fragebögen geschrieben oder angekreuzt haben, auch wirklich stimmt. Das weiß Felix zwar, aber «das ist egal», denken er und seine Forscherfreunde, «es geht halt bei uns in der Ernährungsforschung nicht anders» – und dann legt er die ausgefüllten Fragebögen in die Schublade. Zehn Jahre später fragt er dieselben 10000 Studienteilnehmer wieder etwas, aber diesmal etwas anderes: «Welche Krankheiten habt ihr in den letzten 10 Jahren bekommen?» Leider können nicht alle antworten, denn 1500 der Kandidaten («Probanden» nennt man die übrigens) sind inzwischen gestorben. Nun holen Felix und seine Forscherfreunde die alten Fragebögen aus der Schublade, legen sie neben die neuen, und dann gucken sie: «Wer hat was gegessen und getrunken und wer hat welche Krankheit?» Dabei beobachten sie, dass die Leute, die die meiste Fleischwurst und Salami gegessen haben, am häufigsten unter der Zuckerkrankheit leiden. Sofort ruft Felix die Zeitung an und sagt dem Redakteur: «Wir haben gerade was erforscht: Wurst macht Diabetes!» Die Forscherfreunde wissen eigentlich, dass es mit Sicherheit andere Gründe hat, warum die Wurstesser häufiger «Zucker» haben – nur kennen sie die genauen Gründe nicht! Aber Felix sagt: «Das ist egal, wir haben das erforscht, und nun stehen wir damit in der Zeitung, das ist doch toll – dann bekommen wir vielleicht mehr Geld vom Staat, um noch mehr zu forschen!»

Killer-Bananen!


Einige Wochen später guckt Felix seine Fragebögen noch mal genauer an, ruft dann wieder den Redakteur an und sagt ihm: «Weißt du was: Bananen erhöhen das Sterberisiko!» Der Redakteur fragt: «Warum denn das?» Nichts leichter als das, antwortet Felix, es ist ganz einfach: «Viele unserer Studienteilnehmer sind ja bereits tot. Unsere Studie hat nun gezeigt, dass die Verstorbenen die meisten Bananen gegessen haben – wer also viele Bananen isst, der stirbt früher! Das müssen wir weiter erforschen!» Der Redakteur glaubt Felix die Sache nicht so recht, aber weil Felix und seine Forscherfreunde ja Wissenschaftler sind, schreibt er das dann trotzdem so in der Zeitung – weil er sich aber wirklich nicht sicher ist, schreibt er dazu: «Wissenschaftlich beweisen lässt sich dieser beobachtete Zusammenhang ‹Bananen erhöhen Sterberisiko› jedoch nicht, daher fordern Felix und seine Forscherfreunde weitere Studien, um das Todesrisiko von Bananen noch besser zu erforschen.» Und Felix freut sich schon wieder! Denn vielleicht gibt es bald frisches Geld vom Staat, weil der sich ja um seine Bürger sorgt. Und alles, was gefährlich ist, muss erforscht werden. Das Problem ist aber nun: Viele Leser der Zeitung haben jetzt Angst vor Bananen – und das völlig zu Unrecht. Hier endet die Sendung mit der Maus, denn außer einer Korrelation hat diese Studie nichts ergeben. Weder liegt ein wissenschaftlicher Beweis vor, dass Salami Diabetes verursacht, noch dass Bananen das «Mortalitätsrisiko» erhöhen. Die Ursachen dieser statistischen Zusammenhänge sind: unbekannt! Und das ist fast immer so. Denn ob jemand gesund bleibt oder erkrankt, früh stirbt oder alt wird, das hängt nicht entscheidend von Bananen oder anderen Ernährungsfaktoren ab – sondern von einem komplexen und dynamischen Lebensstilgeflecht aus Genen, Umwelt, Arbeit und sozialem Status, gesellschaftlicher Einbindung und Akzeptanz, sexueller und psychischer Zufriedenheit, Stresslevel und Entspannungsfähigkeit und vielen weiteren, individuellen Faktoren mehr.

Wie stets in der Ernährungsforschung lautet daher auch bei Forscher Felix und seinen Freunden das «ökotrophologische Universalcredo»: Nichts Genaues weiß man nicht! Einen der Hauptgründe für dieses nebulöse Wissen um den Gesundheits- oder Schadwert von Nahrung wiederholte Professor Hans-Georg Joost, wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Ernährungswissenschaft (DIfE), bei der Vorstellung des neuen «Aktionsplans Ernährungsforschung» im Juni 2013: Im Bereich der Ernährung gebe es zwar viele Korrelationen, sehr häufig fehle aber der Beweis für einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang (Kausalitätsnachweis). Aha!

Ernährungswissenschaften: so seriös wie die Lottozahlen


Professor Gerd Antes, Direktor des Deutschen Cochrane-Zentrums in Freiburg, das die Qualität wissenschaftlicher Untersuchungen bewertet, hat bereits mehrfach erklärt, dass Ernährungsforschung keine Beweise liefern kann. Für Antes sind «die Ernährungswissenschaften in einer bemitleidenswerten Lage», denn deren Beobachtungsstudien sind methodisch unzuverlässig. «Studien in diesem Bereich sind von vielen unbekannten oder kaum messbaren Einflüssen abhängig», erklärte Antes der Süddeutschen Zeitung bereits 2011.

«Beobachtungsstudien sind anfällig für viele Störgrößen, sodass am Ende keine wissenschaftlich vertretbare Erklärung für die beobachteten Zusammenhänge möglich ist», lautet ein passendes Zitat von Professorin Gabriele Meyer vom DNEbM (Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin). So ging es – wie bei Forscher Felix – in jüngeren Studien tatsächlich um die Wurst als Diabetesverursacher. Aber letztlich kann niemand erklären, worauf der statistische Zusammenhang «Wurstesser haben ein erhöhtes Diabetesrisiko» basiert. Eine öffentliche «Abrechnung» mit diesem «massiv überschätzten» Studientyp wurde bereits im Juli 2012 von Dr. Klaus Koch, Ressortleiter Gesundheitsinformation beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) auf Spiegel Online publiziert: «Epidemiologische Studien können normalerweise keine Beweise liefern. Punkt.» Sie liefern nur Vermutungen, die «nie geprüft werden». Koch stellt klar, dass es hier immer nur um eine «Beobachtung geht, von der niemand sicher weiß, ob das eine wirklich die Ursache des anderen ist» – oder nur um eine Korrelation, also ein zufälliges Zusammentreffen zweier Faktoren.

Aus diesen statistischen Zusammenhängen, die keine praktische Relevanz haben, Ernährungsregeln abzuleiten, das ist äußerst fragwürdig – besonders wenn es um die Therapie und Vorbeugung von Erkrankungen (Präventivmedizin) geht. Denn hier sind wissenschaftliche Beweise essenziell: «Für alle Maßnahmen oder Empfehlungen muss aus ethischen Gründen belegt sein, dass die Wahrscheinlichkeit des Nutzens größer ist als die des Schadens», erläutert Professor Peter P. Nawroth, Direktor für Innere Medizin und klinische Chemie am Universitätsklinikum Heidelberg, «Beobachtungsstudien können das nicht, denn sie liefern keine Belege, sondern nur Hypothesen, nicht mehr.» Die Frage nach Nutzen oder Schaden stellt sich übrigens insbesondere bei der bekanntesten Ess-Erziehungs-Kampagne, die «5-mal am Tag Obst und Gemüse» propagiert (mehr auf S. 40ff.).

Unterstützung erhalten die genannten Medizinexperten von Professor Walter Krämer, Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der Technischen Universität Dortmund. Für ihn sind die zahlreichen Erkenntnisse aus Beobachtungsstudien «mit großer Wahrscheinlichkeit gar nur Artefakte einer schlampig ausgewerteten Statistik». Da nutzt auch ein häufiges Instrument der «Datenbereinigung» nichts: das Herausrechnen möglicher Störfaktoren, um die statistische Beziehung eines einzelnen Faktors als «Ursache der Wirkung» zu isolieren. So werden beispielsweise die Lebensstilfaktoren der Probanden um Alkoholkonsum, Sport, Gewicht und Rauchen «bereinigt», damit die Forscher z.B. den Zusammenhang zwischen «Gemüsekonsum und Lebenserwartung» isolieren können. Das Ziel dieser Datenwäsche sind klarere Aussagen, sodass die bereinigten Faktoren keine Rolle mehr beim Studienergebnis spielen, sondern nur noch der Gemüsekonsum als Ursache in Frage kommt. Diese statistischen Rechenspiele schärfen zwar eine...

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