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E-Book

Ethnische Sportvereine in Deutschland: Ihre Geschichte und ihre kontroverse Bedeutung fürs Thema Integration

AutorTom Picker
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl85 Seiten
ISBN9783958206717
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Das vorliegende Werk widmet sich folgender zentraler Fragestellung: Welches sind die Hintergründe der Entstehung ethnischer Sportvereine in Deutschland und welche Auswirkungen haben sie auf die interethnischen Beziehungen in Vereinssport und Gesellschaft? Der Begriff interethnische Beziehungen bezieht sich in dieser Arbeit auf das Verhältnis von Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft und Menschen mit Migrationshintergrund zueinander. Bewusst sind beide Teilfragen zu einer übergeordneten Fragestellung zusammengefügt worden. In der Fachliteratur der Sport- bzw. der Migrationssoziologie fehlte bisher eine gemeinsame Behandlung der Entstehungsfrage und der Thematisierung einer Beeinflussung der interethnischen Beziehungen von ethnischen Sportvereinen. Diese Arbeit zeigt jedoch auf, dass eine Beleuchtung des erstgenannten Aspektes für eine fundierte Erörterung der letztgenannten Thematik, unerlässlich ist. Aktualität und Relevanz erhält das Thema dadurch, dass in den vergangenen Jahren von deutschlandweit erscheinenden Tageszeitungen mit zunehmender Häufigkeit über eskalierende Gewalt zwischen deutschen Sportvereinen und ethnischen Sportvereinen im Amateurfußball berichtet wird.

Tom Picker, Jahrgang 1988, ist staatlich anerkannter Sozialarbeiter/Sozialpädagoge (B.A.). Das Bachelorstudium Soziale Arbeit schloss der Autor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg im Jahr 2013 erfolgreich ab. Der im Rahmen des hochsc

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.1, Entstehung selbstorganisierter Migrantenvereine: Huth-Hildebrandt und Stüwe betonen die Wichtigkeit einer Beleuchtung der Entstehungsgeschichte der Selbstorganisation von Menschen mit Migrationshintergrund in Vereinen in Deutschland. Auf diese Weise würde sich ein Teil der gegenwärtigen gesellschaftlichen Bedeutsamkeit selbstorganisierter Migrantenvereine, aber auch deren Unterschiede in den neuen und in den alten Bundesländern, erklären lassen. In der Bundesrepublik Deutschland sind gemäß Huth-Hildebrandt und Stüwe die ersten selbstorganisierten Migrantenvereine von Menschen mit Migrationshintergrund der ersten Einwanderergeneration, im Rahmen der so genannten 'Gastarbeiteranwerbung' , gegründet worden. Der Anlass sei gewesen sich einen eigenen Ort der 'landsmännischen' Begegnung und Selbsthilfe zu schaffen. In den Stadtteilen der Großstädte der BRD mit breiter Zuwanderungsdichte seien so mit den Jahren eine Vielzahl an selbstorganisierten Vereinen, in den meisten Fällen ethnische Vereine, entstanden. Beide Autoren beschreiben ethnische Vereine als Vereine, die an hand ihrer Mitgliedschaftsstruktur einer Nation zugeordnet werden können. In den Gegenstandsbereich von selbstorganisierten Migrantenvereine würden im Gegensatz dazu ebenfalls multiethnisch bzw. -national zusammengesetzte, auf Selbstorganisation beruhende Vereine von Menschen mit Migrationshintergrund fallen. Gemäß beider Autoren haben sich die selbstorganisierten Migrantenvereine parallel zu den Organisationen der sozialen Arbeit, z.B. den Wohlfahrtsverbänden, zu lebensweltlichen Unterstützungsinstanzen für die Menschen mit Migrationshintergrund entwickelt. Aufgrund der Kooperation mit den auf den Themenbereich der Migration spezialisierten Beratungsstellen des Aufnahmelandes, in den Fällen, in denen die selbstorganisierten Migrantenvereine ihre Hilfe-Kompetenz als unzureichend angesehen hätten, sei es jedoch falsch von einer Parallelstruktur zu sprechen. Dennoch merken beide Autoren kritisch an, dass bei noch heute bestehenden Vereinen aus der Gründungszeit, Interkulturalität und Zusammenarbeit mit deutschen Organisationen eher die Ausnahme darstellt. Ein Ursachenzusammenhang dafür sei, dass bis zur Wiedervereinigung beider deutscher Staaten, in der BRD von Seiten der Aufnahmegesellschaft den Menschen mit Migrationshintergrund gegenüber eine paternalistische Einstellung bestanden hätte. Ihre gesellschaftliche und politische Teilhabe sei im Verantwortungsbereich der deutschen Organisationen der Sozialen Arbeit verortet worden. Die bis 1989 entstandenen selbstorganisierten Migrantenvereine seien von der Aufnahmegesellschaft wenig beachtet worden und eine Rollenzuschreibung einer gleichberechtigten Partizipation im Rahmen des bürgerschaftlichen Engagements, z.B. im politischen Kontext, sei gar undenkbar gewesen. Laut Huth-Hildebrandt und Stüwe verlief der Prozess der Zuwanderung in der DDR in einem anderen Rahmen. Beide Autoren machen darauf aufmerksam, dass sich dieser Aspekt nicht nur auf den deutlich geringeren Bevölkerungsanteil von Menschen mit Migrationshintergrund in der DDR, im Vergleich zur BRD, bezieht. Die Zuwanderung sei, zumindest bis in die 1980er Jahre, nicht im Rahmen einer Arbeitskräfteanwerbung, sondern aus Solidarität anderen kommunistisch geprägten Ländern gegenüber erfolgt. Jungen Menschen sei die zeitlich befristete Gelegenheitsstruktur eines Studiums oder eines Facharbeiterprogramms geboten worden, zu gleich hätten sie jedoch in staatlich eingerichteten 'ethnisch homogenen Wohnheimen' gelebt. In der DDR war beiden Autoren zufolge überdies den Menschen mit Migrationshintergrund verboten selbstorganisierte Vereine zu bilden, auch wenn es 'informell' durchaus derartige Strukturen gegeben hätte. Ein Jahr nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten hatten gemäß Huth-Hildebrandt und Stüwe in der ehemaligen DDR zwei Drittel, 60.000 Menschen, der seit Mitte der 1980er Jahre angeworbenen Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeiter ihren Arbeitsplatz und damit einhergehend ihren Wohnheimplatz verloren. Aufgrund der Tatsache, dass ihr rechtlicher Status erst 1997 festgelegt worden sei, hätten die nach der Wende gegründeten selbstorganisierten Migrantenvereine aufgrund ihrer Unterstützungsleistungen für die Menschen mit Migrationshintergrund in den neuen Bundesländern in den Jahren nach dem Mauerfall eine immense Bedeutung innegehabt (vgl. Huth-Hildebrandt/ Stüwe 2012, 268ff.).
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