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Geschichte der Psychologie

AutorHelmut Reuter
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl255 Seiten
ISBN9783840922237
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR
Was macht den Menschen aus? Der Frage danach, was die Seele oder Psyche ist, sind Menschen schon vor über zweitausend Jahren nachgegangen. Der vorliegende Band gibt einen Überblick über die Geschichte der Psychologie und illustriert, wie sie über verschiedene Epochen hinweg zu der Wissenschaft geworden ist, die wir heute kennen. Die Entwicklung des Fachs wird ausgehend von der Philosophie der Antike über die vorherrschenden Menschenbilder im Mittelalter und in der frühen Neuzeit bis zum Stand in der Gegenwart dargestellt. Dabei wird sie mit den wesentlichen kulturellen Strömungen der jeweiligen Epoche in Beziehung gesetzt. Auf diese Weise lassen sich die gegenwärtigen Ziele, Methoden und das Selbstverständnis der Psychologie aus einer neuen Perspektive betrachten und beurteilen. Die einzelnen Kapitel stellen die zentralen Gedanken und Theorien der jeweiligen Epoche vor und greifen dabei bereits aktuelle psychologische Begriffe auf. Portraits der Vertreter, die das psychologische und seelenkundliche Denken wesentlich geprägt haben, runden die Darstellung ab. Die abschließenden Kapitel befassen sich mit dem Studienfach und den Berufsfeldern der Psychologie. Kästen und Abbildungen lockern die Darstellung auf und veranschaulichen die Inhalte. Die Band enthält ein Glossar zum Nachschlagen der wichtigsten Fachbegriffe. Verständnisfragen und Lösungshinweise und weitere Informationen für Studierende und Lehrende werden auf der Website psychlehrbuchplus zur Verfügung gestellt.

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Kapitelübersicht
  1. Geschichte der Psychologie
  2. Kapitel 1: Einleitung
  3. Kapitel 2: Der Blick der Antike auf das Seelenleben
  4. Kapitel 3: Verstand und Glaube
  5. Kapitel 4: Probleme des Verstandes: Dualismus, Mechanik und Empirie
  6. Kapitel 5: Dichter und Philosophen als Seelenkundige
  7. Kapitel 6: Psychologie in Erzählung und Musik: Die Romantik
  8. Kapitel 7: Die Psychologie wird eine Wissenschaft
  9. Kapitel 8: Reise in die Tiefe der Seele
  10. Kapitel 9: Psychologie des Lernens und der Entwicklung
  11. Kapitel 10: Vom Diplom zum Bachelor und Master: Änderungen und Neuerungen
  12. Kapitel 11: Psychologie als Beruf
  13. Anhang
Leseprobe
1.1 Aufgaben der Wissenschaftsgeschichte (S. 13-14)

Geschichtsschreibung ist eine uralte Form der Dokumentation von Vergangenheit. Beispiele für frühe Dokumentatoren sind Herodot, Tacitus und Caesar. Eine solche Arbeit hat mehrere Funktionen, die Zeitstilen, Ideologien und offenen und versteckten Zielsetzungen folgen. Die Geschichtswissenschaft macht uns vor, welche Akzentsetzungen dabei eine Rolle spielen (können) und wie diese Akzente sich abhängig vom gesellschaftlichen und politischen Wandel verbünden können. Als Beispiel wäre zunächst die Geschichte der „großen“ Männer (und seltener: Frauen) zu nennen, eine bis weit in das 20. Jahrhundert als selbstverständlich verwendete Form der Darstellung. Neueren Datums ist die Beschreibung des sozialen Wandels einer Gesellschaft, oft mit einem deutlichen Akzent „von unten“. Damit sind die Erzählungen und die Lebenserfahrungen des Alltags und der Menschen, die diesen Alltag gestalten, gemeint.

So, wie es die Historie der Herrscher, der Kriege (beide sind untrennbar miteinander verbunden), der Kunst und der Wirtschaft gibt, so gibt es eine Historie der Wissenschaft. In der Antike gab es lediglich eine bzw. die Wissenschaft: die Philosophie. Das Oeuvre des Aristoteles behandelt philosophisch alle Fragen des Denkens, der Seele und der Natur unter dem gemeinsamen Ziel, das „gute Leben“ zu ermöglichen. Für die Gegenwart und die jüngste Vergangenheit – gemeint ist das 19. Jahrhundert – gilt dies nicht mehr. Im 18. Jahrhundert, mit dem Beginn des naturwissenschaftlichen Denkens, wurde Wissenschaft sehr komplex. Dies zeigt sich bei den unterschiedlichen Herangehensweisen von Goethe und Newton bei ihrem Studium des Lichtes und der Farben. Eingeleitet wird diese Komplexität schon in der Renaissance. Damals waren die verschiedenen Zugangsweisen zu einem Thema (Empirie, Reflexion und künstlerische Darstellung) allerdings noch in einer Person vereinigt. Ein Beispiel hierfür ist Leonardo da Vinci: Er war Ingenieur (etwa des Festungsbaus), Anatom (mit heimlichen Besuchen auf dem Friedhof, womit er in Konflikt zur Macht der Kirche stand), und ein virtuoser Zeichner und Maler, wobei letzteres zu den Handwerken zählte. Da sich die Zugänge zu wissenschaftlichen Themen im Laufe der Zeit ausdifferenziert haben, ist bei der Wissenschaftsgeschichte, so wie auch bei den anderen oben genannten Fächern, eine Spezialisierung gefragt.

Aufgabe der Wissenschaftsgeschichte Damit sind wir bei der Aufgabe der Wissenschaftsgeschichte (neben anderen) angelangt: Erst die Kenntnis, wie etwas geworden ist, wie der Verlauf in der Zeit war, welche Einflussgrößen zu identifizieren sind, setzt uns in die Lage, Vorhandenes anders und neu zu sehen.

Ein großer Teil des Wissens, der Informationen, die uns heutzutage zugänglich sind, kommt als selbstverständlich daher; neue Erkenntnisse beanspruchen Wahrheitsgehalt und autoritäre Gültigkeit. Andere Theorien oder Auffassungen scheinen hingegen gar keine (empirischen) Wurzeln zu haben und dem Gehirn eines einzelnen „Genies“ zu entstammen. Dieses Wissen wird nicht mehr wie noch vor kurzer Zeit in der Fachliteratur, in universitären Vorlesungen und Seminaren und auf wissenschaftlichen Kongressen verhandelt, um dann – sehr viel später – ins allgemeine Bewusstsein und die alltägliche Anwendung zu geraten, sondern es ist über die Medien und das Internet sofort jedem zugänglich. Was fehlt, ist ein Wegweiser. In diesem Kontext ist Geschichte ein möglicher Orientierungspunkt. Die Erinnerung ist die Schwester des kritischen und alltagstauglichen Bewusstseins. Sie misstraut den angebotenen Darstellungen und Deutungen und verlangt das, was sie schließlich ja auch ist: die subjektiv verantwortete Orientierung in der Welt.

1.2 Die Rolle der Subjektivität

Sowohl die Geschichtsschreibung bzw. -wissenschaft als auch persönliche Erfahrungen lehren uns einige Besonderheiten der Erinnerung. Auf deren Erforschung haben die verschiedensten Psychologien im Laufe der Zeit Wert gelegt.

Erinnerung ist ein sehr subjektives Phänomen, das seinem Abgleich mit den Tatschen nur selten standhält. Damit ist eine unhintergehbare Bedingung für die in diesem Buch behandelten Inhalte schon frühzeitig angekündigt: Sie folgen der Erinnerung des Autors und dem subjektiv verantworteten Studium der Überlieferung der Zeugnisse (Literatur, Dokumente, Medien, Gespräche). Daraus folgt etwas, was...
Inhaltsverzeichnis
Geschichte der Psychologie1
Inhaltsverzeichnis7
Vorwort11
Kapitel 1: Einleitung15
1.1Aufgaben der Wissenschaftsgeschichte16
1.2Die Rolle der Subjektivität17
1.3 Die Begriffswelt der Psychologie: Von der Hermeneutik zu operationalen Konstrukten19
1.4 Das Selbstverständnis der Psychologie im 20. Jahrhundert21
1.5Anforderungen der Globalisierung23
1.6Menschenbilder25
1.7 Was für eine Art Wissenschaft ist die Psychologie?26
1.8Zielsetzung des Buches29
Zusammenfassung30
Fragen31
Kapitel 2: Der Blick der Antike auf das Seelenleben33
2.1Sokrates und sein Schüler Platon35
2.2Aristoteles37
2.3Anarchie: Die Kyniker42
2.4Gelassenheit: Der Stoiker Seneca43
2.5Bewertung46
Zusammenfassung47
Fragen48
Kapitel 3: Verstand und Glaube49
3.1Arabische Philosophie zur Zeit des Mittelalters51
3.2Augustinus und die Introspektion53
3.3Scholastik: Albertus Magnus, Thomas von Aquin und Johannes Duns Scotus57
3.4 Eine neue Psychologie: Martin Luther, Philipp Melanchthon und Niccolò Machiavelli60
3.5 Das Bewusstsein wird Thema: Michel de Montaigne66
3.6Bewertung69
Zusammenfassung70
Fragen70
Kapitel 4: Probleme des Verstandes: Dualismus, Mechanik und Empirie73
4.1Französischer Rationalismus: René Descartes74
4.2 Mechanistische Menschenbilder: Ist der Mensch eine Uhr?76
4.3Empirismus: David Hume79
4.4Bewertung81
Zusammenfassung83
Fragen83
Kapitel 5: Dichter und Philosophen als Seelenkundige85
5.1 Der Mensch als Entwicklungsprozess: Goethes „Wilhelm Meister“87
5.2Der Mensch als Thema der Erfahrungs­seelenkunde: Karl Philipp Moritz89
5.3Lebenserfahrung: Georg Christoph Lichtenberg94
5.4 Der Umgang mit Mitmenschen: Adolph Freyherr von Knigge97
5.5Bewertung100
Zusammenfassung102
Fragen102
Kapitel 6: Psychologie in Erzählung und Musik: Die Romantik103
6.1 Die Psychologie der Musik: Franz Schubert und Robert Schumann105
6.2 Die Psychologie der Kunstrezeption und -produktion: Jean Paul und E.?T.?A. Hoffmann109
6.3 Psychologie in der Literatur: Heinrich von Kleist115
6.4Bewertung125
Zusammenfassung127
Fragen128
Kapitel 7: Die Psychologie wird eine Wissenschaft129
7.1 Gesellschaftliche und kulturelle Umbrüche im 19. Jahrhundert130
7.2Neue gesellschaftliche Fragen suchen eine Antwort: Vom Verstehen zum Experiment132
7.3 Köpfe und Schulen des ausgehenden 19. Jahrhunderts135
7.4Bewertung155
Zusammenfassung156
Fragen157
Kapitel 8: Reise in die Tiefe der Seele159
8.1Historische Ursprünge der Tiefenpsychologie160
8.2Tiefenpsychologische Schulen161
8.3Bewertung176
Zusammenfassung178
Fragen178
Kapitel 9: Psychologie des Lernens und der Entwicklung179
9.1Einführung180
9.2Die russische Schule183
9.3Der amerikanische Pragmatismus186
9.4Behaviorismus189
9.5Entwicklungspsychologie194
9.6Bewertung204
Zusammenfassung205
Fragen206
Kapitel 10: Vom Diplom zum Bachelor und Master: Änderungen und Neuerungen207
10.1Bildet das Studium oder bildet es aus?208
10.2 Das Fach der Allgemeinen Psychologie im Spiegel eines neuen Fachverständnisses210
10.3Aufbau und Zielsetzungen des Bachelor­studiengangs Psychologie211
10.4Ein Blick auf den politischen Diskurs214
10.5Bewertung217
Zusammenfassung218
Fragen219
Kapitel 11: Psychologie als Beruf221
11.1Etablierung der Psychologie als Beruf222
11.2Entstehung und Entwicklung der psycho­logischen Berufsfelder225
11.3Bewertung239
Zusammenfassung241
Fragen242
Anhang243
Literatur245
Glossar251
Sachregister255

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