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E-Book

Geschichte und Film

VerlagHerbert Utz Verlag
Erscheinungsjahr2004
Seitenanzahl95 Seiten
ISBN9783831604029
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Wenn man das Angebot aktueller Filme studiert, ins Kino geht oder sich einen Video oder eine DVD ausleiht, stößt man immer wieder auf Geschichte. Da gibt es auf der einen Seite Historienfilme, die sich ausdrücklich auf historische Ereignisse beziehen, auf der anderen Seite lassen sich aber auch vermeintlich „unhistorische" Filme mehr oder weniger genau in der näheren oder weiteren Vergangenheit – oder auch Zukunft – verorten. Denn auch jene Filme, die in der Gegenwart spielen, sind schon deshalb historisch, weil sie dadurch, daß sie eine abgeschlossene Handlung präsentieren, ein vergangenes Geschehen voraussetzen, das beim Betrachten des Films vergegenwärtigt wird.

Der Zuschauer wird in dieses Spiel mit den Zeitebenen auf unterschiedliche Weise miteinbezogen, sei es als Miterlebender bei einem linearen Handlungsverlauf, sei es als impliziter Miterzähler, wenn er gezwungen ist, Einzelteile zu kombinieren oder ein offenes Ende weiterzuspinnen. Jeder Film – auch und gerade der Sciencefiction-Film – positioniert sich somit in einem Zeitspektrum zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, bezieht also gegenüber der Geschichte Position.

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Leseprobe
Träume von Rom Ridley Scotts „Gladiator" und die Tradition des römischen Monumentalfilms (S. 63-64)

Marcus Junkelmann

I. Wiedergeburt eines totgeglaubten Genres

„‚Spartacus’, ‚Quo Vadis’ und ‚Ben Hur’ waren die Schlüsselerebnisse meiner Kinojugend. Gerade am Anfang eines neuen Milleniums lohnt es sich, den Blick 2000 Jahre in die Vergangenheit zu richten und an die bedeutendste und folgenschwerste Ära der Menschheitsgeschichte zu erinnern: den Höhepunkt und den beginnenden Niedergang der größten Macht, die je über die Erde geherrscht hat." (Ridley Scott, Regisseur von ‚Gladiator’")

„Sind wir dankbar, dass es den ‚Gladiator’ gibt", erklärte im Oktober 2001 der Wiener Stadtarchäologe Ortolf Harl auf einer internationalen Tagung zur römischen Militärgeschichte in Windisch (Schweiz), und er meinte damit, dass der Erfolg von Ridley Scotts Monumentalfilm der Breitenwirkung der Altertumswissenschaften sehr genützt habe. Diese Reaktion konnte ich bei vielen Archäologen, Historikern und Altphilologen feststellen.

Zwar werden die zahlreichen Fehler und Entstellungen bedauert, die dem Film nachzuweisen sind, doch erkennt man an, dass es Ridley Scott gelungen ist, ein eindrucksvolles, phantasieanregendes Bild vom kaiserlichen Rom auf die Leinwand zu bringen, das geeignet ist, dem Interesse an diesem grundlegenden Kapitel der Menschheitsgeschichte neue Impulse zu geben. Es kann daher nicht verwundern und ist nur zu begrüßen, dass „Gladiator" bereits vielfach in Schulen, Museen und anderen Bildungsinstitutionen als willkommenes Hilfsmittel eingesetzt wird, um durch seine spektakuläre Suggestivkraft eine vergangene, in so vieler Hinsicht zugleich fremde und vertraute Welt einem modernen Publikum zu erschließen. Denn – ob es einem gefällt oder nicht – der Film ist „das vielleicht wirkungsmächtigste Rezeptionsmedium der Antike [...], das je existiert hat."

Mit „Gladiator" hat an der Schwelle zum dritten Jahrtausend die Präsentation der antiken Welt nach einer dreieinhalb Jahrzehnte währenden Pause wieder Zugang gefunden zum Film und damit zu der großen, repräsentativen Kunstform des 20. Jahrhunderts. Nach 36-jähriger Pause ist pünktlich zum Jahrtausendwechsel der „römische" Monumentalfilm wiedergekehrt, und das mit Eklat. 103 Millionen Dollar hat den Produktionsfirmen DreamWorks und Universal Ridley Scotts Epos „Gladiator" gekostet, 35 Millionen hat es schon am ersten Wochenende in den USA wieder eingespielt, nach zwei Wochen waren es über 103 Millionen, womit bereits die Produktionskosten ausgeglichen waren, und bis Jahresende hatten sich die Einnahmen an den amerikanischen Kinokassen auf 180 Millionen gesteigert.

Bei den Oscar-Verleihungen für das Jahr 2000 avancierte „Gladiator" mit fünf „Academy Awards", darunter die begehrtesten Oscars als „bester Film" und für den „besten Hauptdarsteller" – ferner „bester Ton", „beste Kostüme" und „beste Spezialeffekte" – zum meist-ausgezeichneten Film. Die Kritik reagierte sehr kontrovers, wobei zu berücksichtigen ist, dass viele Cineasten diesem bombastischen Genre mit großen Vorurteilen gegenüberstehen. Dabei hat es gerade in den letzten Jahren nicht an filmhistorischen Arbeiten gefehlt, die den lange vernachlässigten historischen Monumentalfilm mit dem Interesse und mit dem Verständnis unter die Lupe nahmen, die er verdient.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Vorwort8
Bewusst sehen! Kategorien der wissenschaftlichen Filmanalyse für den täglichen Gebrauch12
1. Der Umgang mit Filmgenres und Fernsehformaten setzt terminologisches Wissen voraus.13
2. Spezifisch filmisch sind allein Kamerahandlung, Schnitt und Montage, die im kinematographischen Diskurs Codes bilden.15
3. Ein Filmstil konstituiert sich durch das „Prinzip des Fotogenen“, durch die Montage und durch eine „gewisse allgemeine Rhythmizität“.15
4. Die Kamera erzählt nicht (wie immer wieder behauptet wird), sondern sie zeigt: Erst durch das Gezeigte ist es möglich, die Konstituenten einer Geschichte zu erkennen und die Narration zu rekonstruieren.16
5. Sprachliche Deixis und visuelle Deixis wirken in einem Film vielfach zusammen. Die Filmanalyse muss jedoch von der visuellen Deixis ausgehen, weil sie der entscheidende Faktor der Wahrnehmungssteuerung ist.17
6. Das Filmbild vereinigt in sich zwei Felder, das „Energie-Feld“ und das „Zeigefeld“.18
7. Das auf ein Rechteck projizierte Filmbild konstituiert einen eigenen Filmraum, dessen Informationen im jeweiligen Einzelbild und in der Abfolge der Bilder durch ein Raumordnungsverfahren zu bestimmen sind.19
8. Die Wahrnehmung der Schnitte und Montagen erleichtern den Nachvollzug des filmischen Diskurses.21
9. In jedem Diskurs ist ein Argument enthalten, das oft nur mit Hilfe von Kontextwissen erkannt werden kann.21
10. Die Wirkung eines Films beruht auf der Potentialität seiner Zeichen und auf der aktiven Resonanz des Zuschauers.23
Geschichte im Programm des Bayerischen Fernsehens. Ein Werkstattbericht28
Geschichte im Spielfilm Erfahrungen und Reflexionen eines Regisseurs36
Neue Perspektiven im Unterrichtsfilm46
I. Der klassische Kompilationsfilm46
II. Andere filmische Gestaltungsformen48
III. Filmdokumente im Unterricht49
IV. Zusammenfassung61
Träume von Rom Ridley Scotts „Gladiator“ und die Tradition des römischen Monumentalfilms64
I. Wiedergeburt eines totgeglaubten Genres64
II. Die Leiden des historischen Beraters65
III. Anziehen und Ausziehen70
IV. Der Prolog oder: Die Stimme der Geschichte76
V. Dem Tod zurücklächeln78
Die Autorinnen und Autoren92

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