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Green Controlling - Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung bei der Unternehmenssteuerung

AutorMarkus Theile
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl76 Seiten
ISBN9783656159612
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich BWL - Controlling, Note: 1,0, Westsächsische Hochschule Zwickau, Standort Zwickau, Sprache: Deutsch, Abstract: Nicht erst seit den jüngsten Umweltkatastrophen ist ein gestiegenes Umweltbewusstsein in der Gesellschaft zu verzeichnen, insbesondere bei der konsumierenden Bevölkerung. Um diesem Bewusstsein Rechnung zu tragen, müssen Unternehmen ihre Unternehmensziele entsprechend ausrichten und Umwelt- bzw. Nachhaltigkeitsgesichtspunkte über die gesamte Wertschöpfungskette, von der Entwicklung bis zum Vertrieb, integrieren. Daneben stehen Unternehmen auch unter zunehmenden Druck, sich mit härteren gesetzlichen Regelungen in Bezug auf Klima- und Ressourcenschutz auseinander zu setzen. Ein effizientes Recycling bzw. eine Aufbereitung von Abfallprodukten im Produktionsprozess kann bereits heute zu einer erheblichen Kostensenkung beitragen, was Unternehmen auch vielfach bereits erkannt haben. So verfügt Beispielsweise der Flughafen München über ein hoch effizientes System zum Recycling von Flugzeugenteisungsmittel. Hierbei wird während des Enteisungsvorgangs das aufgebrachte Glykolgemisch über Rinnen im Boden aufgefangen. Nach eigenen Angaben liegt die Recyclingquote des Glykols am Flughafens München bei 53%. Zudem wird die Abwärme, welche beim Recyclingvorgang in der Anlage entsteht, zum Beheizen des Flughafens in den Energiekreislauf eingeleitet. Aber den Blick hier nur auf Kostensenkung und Marktchancen zu richten, ist dabei zu einseitig. Hier setzt die vorliegende Arbeit an. Sie soll einerseits die Grundprinzipien der Nachhaltigkeit darlegen und andererseits die Notwendigkeit sowie die Vorteile einer Nachhaltigkeits- und Umweltorientierung für die Unternehmen verdeutlichen. Ebenso soll der Nutzen einer Umweltorientierung für die Shareholder eines Unternehmens dargelegt werden. Um die Möglichkeit der Berücksichtigung von Nachhaltigkeits- und Umweltgesichtspunkten im Rahmen der Unternehmenssteuerung darzustellen, werden ausgewählte und geeignete Controllinginstrumente vorgestellt, die hierbei zur Anwendung kommen können. In der Folge soll deren Wirkungsweise und Eignung, ebenso wie Relevanz und Zweckmäßigkeit, bewertet und erläutert werden.

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Leseprobe

3.Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung


 

3.1.Die drei Säulen der Nachhaltigkeit


 

In der Diskussion um Nachhaltigkeit und deren Entwicklung hat sich mittlerweile die Sichtweise herausgebildet, dass als Grundlage dafür die drei Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales gleichermaßen Berücksichtigung finden müssen. Da sich diese drei Aspekte jedoch teilweise konträr zueinander verhalten, stellt sich die Umsetzung nicht immer ganz einfach dar.[29] Die ökonomische Nachhaltigkeit stützt sich in erster Linie auf die Gewinnerzielungsabsicht eines Unternehmens, wobei Wirtschaftlichkeits- und Produktivitätsprinzip die Grundlage hierfür bilden.[30] Als treibende Kräfte ökonomischer Nachhaltigkeit werden vor allem Leistung und Wettbewerb angesehen. Durch Kontinuität und Stabilität in der Unternehmenstätigkeit und dem Unternehmensumfeld soll ein stetiges Wachstum gesichert werden. Die Interessengruppen stellen sich im ökonomischen Bereich wie folgt dar: Unternehmer/Eigentümer/Aktionäre, gefolgt von Managern, Kunden, Mitarbeitern, Lieferanten, Konkurrenten und schlussendlich Staat und Gesellschaft (Behörden, Verbände, Parteien, Bürger). Den Kunden wird im ökonomischen Bereich die (vorgeschobene) höchste Priorität zuteil, da durch sie die Aufträge vergeben und die Rechnungen bezahlt werden.[31]

 

Ökologische Nachhaltigkeit akzentuiert das Funktionieren der Umweltsysteme (Natur, Landschaft, Boden, Wasser). Der Fokus liegt dabei im Allgemeinen auf dem Schutz der Lebensräume, der Ressourcenschonung, dem Recycling, dem Lärmschutz und dem Schutz vor gefährlichen Stoffen. Eine ganz zentrale Rolle für die Entwicklung der ökologischen Nachhaltigkeit spielt die Vermeidung und Verringerung von Abfällen und Abwässern sowie die Nutzbarmachung und der Ausbau von regenerativen Stoffen und Energien. Die Interessengruppen im ökologischen Bereich setzen sich folgendermaßen zusammen: Gesellschaft und Politik stehen als Vertretung für die Bürger, die eine intakte und lebenswerte Umwelt fordern, an vorderer Stelle. Das Management sowie die Eigentümer und Aktionäre folgen mit ihrer Erwartung von Image- und Prestigesteigerung, hohen Öko-Ratings, Steigerung der Ressourceneffizienz, Reduktion des Energieeinsatzes und die Gewinnung von Neukunden. Belohnungen durch die Politik kommen in ihren Erwartungen insoweit zum Tragen, als dass sie geringe steuerliche Belastungen oder zusätzliche Subventionen versprechen.[32] Die genannten Ziele sind für Eigentümer, Manager und Aktionäre jedoch nur als Sekundärziele anzusehen, da das Hauptziel für sie weiterhin in Gewinnmaximierung und hoher Verzinsung ihres eingesetzten Kapitals besteht.[33]

 

Für die soziale Nachhaltigkeit sind es Selbstverantwortung und Selbstverwirklichung, die dabei die Grundlage bilden. Eine freie Entfaltung der Persönlichkeit, Karrierechancen, Sicherheit und Gesundheit sind hier ebenso wichtige Grundsätze wie Solidarität und Gemeinwohl. Für die soziale Nachhaltigkeit liegt der Schwerpunkt ganz klar auf der Interessengruppe der Mitarbeiter, wenngleich auch die Politik eine wichtige Rolle spielt.[34]

 

Durch die unterschiedlichen Schwerpunkte in den Interessen der angesprochenen Interessengruppen kommt es zur Entstehung von Konflikten. Wenn man die ökonomischen Aspekte langfristig und unter Erweiterung des Betrachtungshorizontes begutachtet, so verschwinden die Kontroversen zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialem. In der Erkenntnis über das Streben nach einer Balance zwischen den drei genannten Bereichen liegt die Chance, eine günstige Ausgangslage für eine generelle nachhaltige Entwicklung zu schaffen.[35]

 

Das Triple-Bottom-Line-Konzept

 

Das Konzept der Triple-Bottom-Line wurde bereits 1994 von dem britischen Berater und Autor John Elkington geprägt. Die „Bottom Line“ bezeichnet im englischen Sprachgebrauch den Schlussstrich unter der Gewinn- und Verlustrechnung eines Unternehmens, dort findet sich der Jahresüberschuss. Elkington erweiterte den Begriff des Jahresüberschusses um die Bestandteile Umwelt und Gesellschaft. Das Konzept der Triple-BottomLine soll somit den Wert messbar machen, welchen ein Unternehmen ökonomisch, ökologisch und sozial erzeugt.[36] Damit wird bereits deutlich, dass sich das Konzept dem Grunde nach auf die 3 Säulen der Nachhaltigkeit (siehe Gliederungspunkt 3.1) bezieht. Im engeren Sinne wird damit also die Leistung eines Unternehmens im Bezug auf die drei Säulen der Nachhaltigkeit gemessen. Im weiteren Sinne wird darunter ein Konstrukt an Werten, Themen und Prozessen verstanden, das dazu dient, ein Unternehmen im Einklang mit diesen 3 Säulen zu führen und auszurichten.[37]

Die von einem Unternehmen umgesetzten Schritte mit dem Ziel einer positiven TripleBottom-Line werden von den Unternehmen häufig im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung veröffentlicht.[38] Die Kommission der europäischen Gemeinschaften hat börsennotierte Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern bereits im Jahr 2001 im Rahmen ihres Berichtes "EU-Strategie für nachhaltige Entwicklung" dazu aufgefordert „[…] in ihren Jahresbericht für die Aktionäre eine "Triple-Bottom-Line" aufzunehmen, mit der die Performance des Unternehmens an wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Kriterien gemessen wird.“[39] Die Kommission der europäischen Gemeinschaften stellt jedoch auch fest, dass es an einheitlichen Richtlinien hinsichtlich der Art der offengelegten Informationen, dem Berichterstattungsformat, der verwendeten Indikatoren und der Zuverlässigkeit des verwendeten Bewertungs- und Audit-Verfahrens fehlt. Dies geht wiederum zu Lasten der Vergleichbarkeit der von den verschiedenen Unternehmen veröffentlichten Berichte. Ein stärkerer Konsens würde „[…] in diesem Zusammenhang zu einem aussagekräftigeren Benchmarking über die Performance innerhalb bestimmter Sektoren und für Unternehmen vergleichbarer Größe führen.“[40]

 

Die Bemühungen der Global Reporting Initiative zur Etablierung eines Leitfades zur Nachhaltigkeitsberichterstattung gehen in die richtige Richtung[41], dennoch fehlt es an gesetzlichen Vorgaben. In fehlenden gesetzlichen Vorgaben und, daraus resultierend, erschwerter Vergleichbarkeit, sehen Kritiker zudem die Grenzen der Triple-Bottom-Line, da sich der Nutzen gesellschaftlichen Engagements nie so genau berechnen lässt wie die klassische Bottom Line und damit der Gewinn. Dennoch ist das Konzept der TripleBottom-Line mittlerweile fester Bestandteil und deren Veröffentlichung in den Geschäftsberichten hat sich als „good practice“ etabliert.[42]

 

3.3.Nachhaltigkeitsindizes


 

Überträgt man die drei Säulen der Nachhaltigkeit bzw. das Triple-Bottom-Line-Konzept auf Investitionen am Kapitalmarkt, so bedeutet dies, dass für eine nachhaltige Investition die Investoren ihr Kapital nicht nur ökonomisch erfolgreichen, sondern auch entsprechend sozial und ökologisch handelnden Unternehmen anvertrauen. Neben dem reinen Shareholder Value stehen somit auch die soziale und ökologische Verantwortung im Vordergrund eines Investments. Da jedoch, wie bereits angeführt, zahlreiche Unterschiede hinsichtlich des ökologischen und sozialen Engagements bestehen und es an einheitlichen gesetzlichen Regelungen fehlt, können Nachhaltigkeitsindizes für die Investoren unter anderem als ein mögliches Entscheidungskriterium für oder gegen den Erwerb von Unternehmensanteilen dienen.[43] Gleichermaßen kann die Aufnahme in einen Nachhaltigkeitsindex für ein Unternehmen auch als ein Gütesiegel und somit als Vorteil gegenüber Wettbewerbern verstanden werden.

 

Als wichtigste Nachhaltigkeitsindizes gelten vor allem der Dow Jones Sustainability Index (DJSI), der FTSE4Good, der FTSE KLD 400 Social Index (ehemals Domini 400 Social Index) und der Natur-Aktien-Index (NAI). Nachhaltigkeitsindizes können im Allgemeinen als eine Zusammenstellung von Aktien jener Unternehmen verstanden werden, die nach Meinung und Auswertung der jeweiligen Indizes besonders, oder gemessen an den individuellen Kriterien eines Index, nachhaltig wirtschaften. Damit ein Investor einen Nachhaltigkeitsindex zur Entscheidungsfindung heranziehen kann, bedarf es eines Überblickes über die angesprochenen individuellen Kriterien, nach denen der Index Unternehmen aufnimmt oder aus dem Index entfernt. Die Kriterien der Indizes unterscheiden sich mehr oder weniger stark voneinander. Bewertet werden zum Beispiel die angewandten Managementsysteme innerhalb des Unternehmens, die Transparenz nach außen, das Achten auf eine gute Unternehmensführung bzw. gutes Verhalten gegenüber den Mitarbeitern, aber auch die Höhe der Kohlendioxid-Emissionen, des Energieverbrauches und die Art der Müllverwertung.

 

„Die wichtigsten Informationen sind jene, die uns sagen, was Nachhaltigkeit bringt, was sie kostet und ob sie die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens künftig erhöht.“ [44] So beschreibt es der Vorsitzende des Schweizer Spezialisten für nachhaltige Geldanlagen – Sustainable Asset Management (SAM) – Reto Rigger.

 

SAM erstellt und veröffentlicht einmal jährlich den Dow Jones Sustainability Index. Der DJSI setzt den Fokus nur auf die besten Unternehmen einer Branche, schließt jedoch nicht von vornherein bestimmte Branchen aus.[45] Es kommt dabei also das „Bestin-ClassPrinzip“ (oder ein sogenanntes „positive screening“) zum Einsatz....

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