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E-Book

Handwerk in der Ergotherapie

AutorStephan C. Bischoff
VerlagGeorg Thieme Verlag KG
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl440 Seiten
ISBN9783131510419
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis49,95 EUR
Handwerk - modern und unverzichtbar für die Ergotherapie! Handwerk in der Ergotherapie - was für ein brisantes Thema für ein Buch aus dem Jahre 2009! Imke Winkelmann und ihr internationales Autorenteam haben es geschafft, ein absolut modernes Buch zum ältesten Inhalt der Ergotherapie zu schreiben. Sie schaffen es, Handwerk in ein wissenschaftliches Licht zu rücken und gleichzeitig eine Brücke zum ergotherapeutischen Praxisalltag zu schlagen. In diesem Buch lesen Sie über die Ursprünge des Handwerks in der Ergotherapie sowie über seine heutige Relevanz und Bedeutung. Die vielseitigen Beiträge stellen sich der Kritik am Handwerk in der Ergotherapie und kontern mit Bravour! Handwerk ist noch immer zeitgemäß und ansprechend als ergotherapeutisches Mittel. So wird zum ersten Mal das Handwerk in die ergotherapeutischen Modelle wie CMOP, MOHO und KAWA eingebettet, ebenso wie es im Rahmen der ICF und des AOTA-Frameworks seinen Platz findet. Dieses Buch ist jedem praktizierenden Ergotherapeuten sowie jedem Schüler von größtem Nutzen. Eingehende Fallbeispiele verdeutlichen den Einsatz des Handwerks in der Berufspraxis und die Vorstellung verschiedener Unterrichtskonzepte dient Schülern sowie Lehrern zur alltäglichen Orientierung. Ein rundherum anregendes und spannendes Werk!

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Leseprobe
5 Handwerk in der Praxis (S. 254-255)

5 Klinisches Reasoning

5.1.1 Begriffsdefinition


Klinisches Reasoning kann als der gedankliche Prozess bezeichnet werden, den Therapeuten anwenden, wenn sie praktisch arbeiten, „wenn sie Therapie planen, durchführen, Patienten anleiten, Angehörige beraten und wenn sie über ihre ergotherapeutische Arbeit reflektieren. Es ist ein Prozess, bei dem Therapeuten an vieles denken, über vielerlei nachdenken und unterschiedliche Standpunkte mit einbeziehen" (s. Feiler 2003, S. 2). Mattingly u. Fleming (1994, S. 10) beschreiben klinisches Reasoning als das „praktische Know-how, das uns befähigt, theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen.

Es ist eine sehr komplexe Art zu denken, die uns veranlasst genau die therapeutische(n) Maßnahme(n) auszuwählen, die am besten für unseren Patienten geeignet ist (sind)". Unsworth (2004, S. 359) bemerkt: „Für mich ist klinisches Reasoning die Art, wie ich denke und Entscheidungen treffe, wenn ich eine Therapiestunde plane, wenn ich dann mit dem Klienten zusammenarbeite und auch wenn ich anschließend über mein Tun reflektiere. Es beinhaltet: Wissen, Intuition, Urteilsfähigkeit, Empathie und Hausverstand." Es wird nun bereits seit mehr als 20 Jahren über klinisches Reasoning geforscht und wir beginnen immer mehr zu verstehen, wie wichtig es für unsere praktische ergotherapeutische Arbeit ist.

Entstehung des Begriffs ,- Rogers u. Masagatani führten 1982 die ersten Studien über klinisches Reasoning durch und Rogers präsentierte diese bei der Eleanor Clarke Slagle Lecture 1983. Sie definierte dabei die 3 entscheidenden Fragen, die Therapeuten bei ihrem therapeutischen Arbeiten immer leiten, nämlich: Was ist der gegenwärtige Zustand meines Patienten? Was kann getan werden, um diesen Zustand zu 2. verbessern? Klinisches Reasoning und evidenzbasierte Praxis 5.1 in Bezug auf die Auswahl des richtigen Therapiemittels Maria Feiler Was muss getan werden? 3. Eine nach diesem Vortrag an Fleming und Mattingly in Auftrag gegebene groß angelegte Studie hatte vorerst zum Ziel, die „Praxistheorie" unseres Berufs zu erforschen. Vor allem sollten sie mehr über das sogenannte „Tacit Knowledge" heraus- finden.

Dabei geht es um jenes Wissen, das Therapeuten offensichtlich haben, das bestenfalls von Therapeut zu Therapeut mündlich weitergegeben wird und das trotzdem vielfach den eigentlichen Anhaltspunkt für Therapeuten bei ihrer täglichen Praxis darstellt. In ihren Berichten über Ergebnisse aus dieser Studie unterschieden Mattingly (1994) und Fleming (1994) zwischen „theories in use" und „espoused theories". „Theories in use" – sie nannten sie auch „praktische Theorien" – sind solche, die aus der Praxis abgeleitet werden. Viele dieser von den Ergotherapeuten angewandten „Gebrauchstheorien" sind in der Regel gekoppelt mit einem großen Fundus an unausgesprochenem Wissen. Therapeuten haben Mühe zu erklären, warum sie etwas machen. Sie sprechen von „Erfahrung" oder „Intuition", sie „wissen einfach", dass diese Maßnahmen etwas bewirken.

Ihr Wissen bleibt aber undokumentiert und kann deshalb nicht zum Fundus des beruflichen Wissens beitragen. Mit „espoused theories" bezeichnen sie die Theorien, die von unserem Beruf als gültig angesehen werden. Diese Theorien sind intelligente Spekulationen über die Sichtweise eines bestimmten Phänomens, die normalerweise ausgetestet und/oder durch Forschung bestätigt werden. Mattingly (1994) beschreibt, dass sich Ergotherapeuten gedanklich gewissermaßen zwischen zwei Praxissphären bewegen.
Inhaltsverzeichnis
1.1Handwerkliche und gestalterische Techniken in der Ergotherapie20
1.2Geschichtlicher Rückblick auf die Entwicklung des ­Einsatzes von Handwerk in der Ergotherapie27
1.3Bedeutung von Handwerk für die Ergotherapie – eine Literaturübersicht33
1.4Stellenwert von Handwerk in der Ergotherapie44
1.5Betätigung und Aktivität – Terminologiegebrauch in der Ergotherapie49
2.1Direkte Erfahrung und Performanz als die vollständigste ­Lebensart – Gedanken zu Handeln und Handwerk aus philosophischer Anthropologie und Ergotherapie58
2.2Kreatives Handeln – Theorien, Konzepte und Modelle zu ­Handlung und Kreativität62
2.3Objektbeziehungen und Handwerk in der Ergotherapie77
2.4Der Mensch als kreatives Wesen ­aus Sicht der „­Occupational ­­Science“90
2.5Lern- und Motivationsprozesse beim Einsatz handwerklicher und gestalterischer Techniken97
2.6Die Flow-Erfahrung in der Ergotherapie108
3.1Grundlagen der Internationalen Klassifikation der ­Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF)118
3.2Das AOTA-Framework122
3.3Handwerk und die Ergotherapiemodelle129
4.1Handwerksunterricht in der Ergotherapieausbildung im Spiegel der Zeit – am Beispiel einer Berliner Berufsfachschule172
4.2Wert handwerklicher und gestalterischer Techniken in der heutigen Ergotherapieausbildung185
4.3Handwerkliche und gestalterische Techniken in der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten (ErgThAPrV)193
4.4Lernprozesse durch Handwerksunterricht?203
4.5Blick ins „Ausland“ – Ergotherapie und Handwerk im Setting der Fachhochschulausbildung in Salzburg223
4.6Analyse der 3 Elemente handwerklicher Tätigkeiten: Material, Werkverfahren und Produkt239
4.7Handwerksunterricht: Möglichkeiten der Analyse von Aktivitäten und der strukturierten Betrachtung menschlicher Betätigung249
4.8Analyse von (handwerklichen) Tätigkeiten nach dem Bieler Modell261
5.1Klinisches Reasoning und evidenzbasierte Praxis in Bezug auf die Auswahl des richtigen Therapiemittels272
5.2Die ICF als ergotherapeutischer Bezugsrahmen und ihre Anwendung im Ergotherapieprozess281
5.3PRPP-System der Aufgabenanalyse in der Evaluation kognitiv bedingter Handlungsprobleme286
5.4Handwerk hat Methode302
5.5Leiten und Anleiten – leittextgestütztes Lernen als Methode in der Ergotherapie306
5.6Fallbeispiele320

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