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Humor als Kommunikationsmedium in der Sozialen Arbeit

AutorManfred Maruhn
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl85 Seiten
ISBN9783638048064
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1,0, Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, 48 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Hinter dem für diese Diplomarbeit gewähltem Thema 'Humor als Kommunikationsmedium in der Sozialen Arbeit' verbirgt sich eine Auseinandersetzung mit alternativen Interaktionsschemata zum Umgang zwischen Professionellen untereinander und zwischen diesen und der Klientel. Aber auch der Bereich der Klientel im Bezug zu ihrer Umwelt kann und soll dabei abgedeckt werden. Aufgebaut wird auf Erlebnissen aus der Praxis, in denen Kommunikation durch verschiedene störende Elemente erschwert wurde und zu unerwünschten bis hin zu falschen Ergebnissen führte. In der vorliegenden Arbeit soll aufgezeigt werden, ob und wie die Verwendung von Humor als kommunikatives Medium diesen Problemen entgegengesetzt werden kann und welche Auswirkungen zu erwarten sind.

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Leseprobe

4. Humor – Eine Gegenstandsanalyse


 

In den folgenden Punkten will ich einen alten Bekannten in neuem Gewand vorstellen: Den Humor.

 

Mir ist es wichtig, den im alltäglichen Sprachgebrauch fälschlicher Weise allein mit der Eigenschaft des Lustigen Verbundenen, aus dieser vereinfachenden Sichtweise zu befreien und seine enorme Komplexität mit bisweilen meist unbeachteten Wirkweisen darzustellen. Denn wiewohl Humor zum Lachen anzuregen vermag, auch lustig sein kann, ist er nicht allein darauf beschränkt.

 

So geschieht im Allgemeinen eine Synonymsetzung mit anderen Begriffen wie Witz oder Lachen, die eine gewisse Skepsis begründet, wird über die Idee gesprochen, in sozialen Berufen humorvoll zu agieren: Wer möchte schon zu einem lustigen Arzt oder Sozialarbeiter? Von diesen Personen wird qualitatives Arbeiten erwartet, hohes Wissen in ihren jeweiligen Gebieten und vor allem die Fähigkeit zu helfen. Ernsthaftigkeit wird vorausgesetzt, und die steht im weitläufigen Denken dem Humor zum Widerspruch. Doch eine Auseinandersetzung mit der Begriffsgeschichte und der Definition zeigt auf, dass dieser Widerspruch kaum existiert.

 

Im weiteren Verlauf werde ich darauf eingehen, was Humor ist, wie er wirkt und wie man ihn nutzen kann, welche Auswirkungen humorvolles Handeln haben kann und wie man ihn gezielt als Medium in der Sozialen Arbeit verwenden kann, um damit die im ersten Teil dieser Arbeit beschriebene, problembehaftete Kommunikation ernsthaft zu verbessern.

 

4.1 „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“[15]


 (Versuch einer Definition anhand der Begriffsgeschichte)


 

„Es ist festzustellen, dass auf Grund kulturhistorischer und anderer Gründe eine genaue Definition nicht feststellbar ist. Vielmehr gibt es eine Auflistung der Eigenarten von Humor und seiner Wirkweise bzw. eine Darstellung, welcher Wortgeschichte der Begriff entstammt.“[16]

 

Das Verständnis des Humorbegriffs wurde im Laufe seiner Existenz weitgehend verändert. Sein Ursprung liegt im Begriff humores (Flüssigkeit). Der römische Arzt Galen[17] entwickelte im zweiten Jahrhundert im Rückgriff auf die hippokratische Schule eine Lehre der Säfte, die die Theorie vertrat, dass ein Zusammenspiel von vier Körpersäften[18] für das Wohlbefinden des Menschen verantwortlich sei. Ein ausgewogenes Zusammenspiel dieser vier Säfte führe zu einer positiven Stimmungslage des Menschen; das wird als guter Humor bezeichnet, Unausgeglichenheit dem gegenüber als schlechter Humor.

 

Nach und nach wurden Behinderungen und andere abnorme Merkmale Auslöser für Hohn und Spott, verleiteten zu übertriebener Nachahmung und brachten deren Träger immer wieder in die Lage, als Schau- und Lachobjekte dienen zu müssen, z.B. in Theater, Zirkus und Varieté.

 

So bedeutete im 17.Jhd. Humor Belustigung über Exzentriker und andere Menschen abnormer Persönlichkeit. Im englischsprachigen Raum nannte man die Verlachten humourist; diejenigen, die über sie lachten, waren die so genannten man of humour.

 

Doch noch im Verlauf des gleichen Jahrhunderts wurde es unschicklich, über die Gebrechen anderer Menschen zu lachen und so richtete man das Augenmerk nunmehr auf Missgeschicke bei Mensch und Tier.

 

Von dieser Zeit an wurde zwischen good humour und bad humour unterschieden. Aus dem good humour (menschliches, warmherziges, freundliches und tolerantes Lachen) entwickelte sich langsam der moderne Begriff des Humors, während der bad humor Spott und Hohn bezeichneten; ein weiterer Schritt in die heutige Humorauffassung führte im 18.Jhd. dessen Anerkennung als „eine seelische Grundhaltung“[19], die immer noch in vielen Definitionen vertreten wird.

 

So wird Humor als eine „Gemütsbeschaffenheit, die das Wirkliche, auch wo es widrig ist, lächelnd bejaht“ (Der Brockhaus[20]); das große Bertels­mannlexikon nennt ihn eine „heiter gelassene Gemütsverfassung“ (Das große Bertelsmann Lexikon 2001) und das Dudenlexikon weiß um des Menschen Fähigkeit, mit Humor „der Unzulänglichkeit der Welt u. der Menschen, den Schwierigkeiten u. Missgeschicken des Alltags mit heiterer Gelassenheit zu begegnen, sie nicht so tragisch zu nehmen u. über sie u. sich lachen zu können.“ (Dudenlexikon, zit. n. Vera M. Robinson)[21].

 

Trotzdem blieb Humor bis ins 19.Jhd. etwas Verruchtes, wurde als sündig und unhöflich bezeichnet.

 

4.2 Verwandte Begriffe und deren Bezug zum Humor


 

Wie bereits erwähnt, erfährt der Begriff Humor in heutiger Zeit beinahe eine Gleichsetzung mit verwandten Begriffen wie Witz, Komik und Lachen. Nachdem ich im letzten Abschnitt die Geschichte von Humor und dessen  Definitionen betrachtet habe, wende ich mich im Folgenden den Erscheinungsformen des Humors zu, um diese näher zu beleuchten und vom Humor abzugrenzen; eine Synonymsetzung ist meines Erachtens nach nicht nur falsch, sondern bewirkt ein einseitiges Humorverständnis. Das wiederum hat zur Folge, dass Einsatzfelder für Humor nicht oder nur unzureichend wahrgenommen werden.

 

4.2.1 Die Komik

 

Beginnen möchte ich mit dem Begriff Komik, der seinen Ursprung im griechischen komos findet, was „fröhlicher Umzug, lärmende Schar, festlicher Gesang“[22] bedeutet und der Verehrung des Weingottes Dionysos diente.

 

Die Komik kann dem Entdecker des Komischen allein genügen; lediglich ein Objekt benötigt sie, was als komisch empfunden wird. Dieses Objekt können Personen sein (man selbst oder jemand anders), Situationen, Tiere und Gegenstände, die in ihrer Art dem widersprechen, was man eigentlich erwartet hat. So wird als komisch empfunden, wenn Bewegungen, Formen, Handlungen und Charakterzüge abweichen, dabei aber nicht bedrohlich wirken oder Mitleid erzeugen. Körpergröße ist so ein Fall - einerseits kann eine große Person durch ihre Größe Furcht erzeugen. Andererseits wirkt es auf viele Menschen komisch, wenn zwei Menschen mit sehr unterschiedlicher Länge als Paar auftreten, oder wenn z.B. das Verhältnis einer Personen zu einem Objekt (Möbel u.a.) sehr voneinander abweicht.

 

Karikaturen nutzen oft unerwartete oder stark ausgeprägte Formen[23], um etwas als komisch darzustellen.[24] Dazu kommen Verunstaltungen, die laut Bergson immer dann komisch werden kann, wenn wohlgestaltete Menschen diese nachzumachen vermögen.[25]

 

Auch Naivität lässt Personen oder Situationen komisch erscheinen. In vielen Zeitschriften ist der sog. Kindermund zu finden, also Aussprüche von Kindern, die aufgrund der Erfahrungen oder des Wissens von Erwachsenen als falsch erkannt werden und ihre Komik daraus ziehen, dass sie von den Kindern als ernste Aussagen getätigt werden.

 

Auch eine falsche Relation von Bewegung und dem Aufwand, der nötig ist, diese Bewegung zu verrichten, kann komisch wirken. So ist in komischen Darbietungen immer wieder zu sehen, wie sich die Akteure mit immens schwer erscheinenden Gegenständen bis beinahe zum Umfallen abmühen, bis sich herausstellt, dass diese Gegenstände ganz leicht sind, wie z.B. große Koffer oder Kisten, die beim öffnen leer sind, oder es stellt sich heraus, dass sie nur Federn enthalten.

 

„Die Entdeckung, daß [!] man es in seiner Macht hat, einen anderen komisch zu machen, eröffnet den Zugang an ungeahntem Gewinn an komischer Lust“[26].

 

Angewandt wird diese dann in Form von „Nachahmung, Verkleidung, Entlarvung, Karikatur, Parodie und Travestie u.a.“[27]. Zweifellos muss aufgeführt werden, dass die Anwendung nicht nur freundlicher Gesinnung entspringt, doch darum geht es in einem späteren Punkt.

 

4.2.2 Der Witz

 

Kommen wir nun zum Witz. Wortgeschichtlich bedeutet der Begriff soviel wie Sehen, Wissen, Klugheit und Weisheit. Köstler führt ihn auf das sanskritische veda zurück, das Wissen bedeutet und sieht in ihm Spaß sowie Scharfsinn vorhanden.[28]

 

Im Gegensatz zur Gemütsverfassung Humor ist ein Witz ein bewusst eingesetztes Medium zum Erzeugen von Gelächter, „eine kognitive Tätigkeit des Intellekts“[29]

 

Anders als die Komik benötigt ein Witz Zuhörer, da dieser seine Kraft aus dem Gelächter zieht, das durch ihn erzeugt wird. Wird nicht gelacht, so kann davon ausgegangen werden, dass der Witz schlecht oder in der Situation unpassend war oder dass er einfach nicht verstanden wurde.

 

„Es scheint, daß [!] beim Scherz der anderen Person die Entscheidung übertragen wird, ob die Witzarbeit ihre Aufgabe erfüllt hat, als ob das Ich sich seines Urteils darüber nicht sicher wüßte [!].“[30]

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