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E-Book

Ich war das Jadekind

Meine Kindheit in China bis 1938

AutorMarion Schiffler
VerlagEdition Raetia
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9788872834756
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
'In einer kalten Nacht erblickte ich in Kanton, der Stadt der Fünf Ziegen auf der Insel Jisaadou im Perlfluss im Jahr 1924 das Licht der Welt', schreibt Marion Schiffler zu Beginn ihrer Erinnerungen. Die Biografie der Meranerin kann ungewöhnlicher nicht sein: Weil der Vater für den deutschen Großkonzern I.G. Farben (BASF) die Geschäfte in China betreut, verbringt sie die ersten 13 Jahre ihres Lebens in Kanton und in Hongkong. Ihre Kindheit ist gekennzeichnet von der Kolonialkultur - getrennt von der einfachen Bevölkerung, aber trotzdem geprägt von der chinesischen Kultur. Manchmal auch romanartig und märchenhaft schildert Schiffler ihre Erlebnisse inmitten dieser fremden beeindruckenden Welt. Die Zeit in China und Hongkong ist nur ein Teil dieser Erinnerungen: Nach der Rückkehr nach Europa verbringt Marion Schiffler einige Zeit in Meran, erlebt dort die Vorhut der Option und freundet sich mit jüdischen Flüchtlingen an, die in der Kurstadt auf Zwischenstation sind. Den Krieg erlebt Schiffler in Opatija auf der Halbinsel Istrien, die im Herbst 1943 von den Hitler-Truppen eingenommen wird. Ende 1944 kehrt sie nach Meran zurück.

Marion Schiffler, geboren 1924, bis 1938 in Kanton und Hongkong. 1938 bis 1939 Privatschule in Meran. 1940 bis 1944 internationales Gymnasium in Opatija/Istrien, November 1944 Rückkehr nach Meran. Nach dem Zweiten Weltkrieg Studium der lingue e lettere straniere in Venedig und ab 1960 Englischlehrerin und Direktorin an Oberschulen in Meran und Schlanders.

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Leseprobe
Meine Kinderfrau Nü An hatte einen Neffen, der in ihrem Heimatdorf durch seine außergewöhnliche Intelligenz und Begabung auffiel. Wie es in China seit jeher üblich ist, verpflichtet sich die Dorfgemeinde, diesen Sohn der Ortschaft auf gemeinsame Kosten studieren zu lassen, um später Ehren und Vergünstigungen aus seiner Karriere zu erlangen. Die Mäzene erwarteten eine Rückvergütung ihrer Opferbereitschaft und Investition und erhielten sie auch stets, denn Dankbarkeit war ein konfuzianisches Gebot. Meine Eltern erlaubten dem Neffen, den ich Gogo, das hieß älterer Bruder, nannte, im Dienerquartier zu leben. Von Anfang an waren wir Freunde und bald wie "Zwillingsblüten eines einzigen Stängels". Voller Einfälle und skurriler Ideen hatte Gogo mehr Extravaganzen aufzuweisen, als ein Granatapfel Kerne besaß. Nü An wachte mit tantenhafter Besorgnis über diesem seltsamen Neffen und verglich ihn mit dem Affenkönig Sun Wukong, dem Helden des klassischen Romans "Die Reise nach Westen" (Xiyouji), der einen festen Platz in den Herzen und Gedanken der Chinesen einnimmt. Gogo war zierlich, grazil und alert und hatte Augen wie Lakritzbonbons. Dieses feuerwerkartige Geschöpf wurde mit der Zeit mein engster Freund. Anfangs sprach Gogo noch das den Dienern vertraute Pidgin-Englisch, mit der Zeit verbesserte sich sein Englisch zusehends. Unsere Sprache bestand aber aus diversen Elementen und Gesten und einem nur uns verständlichen hermetischen Vokabular voller Mimik. Mythen, Fabeln und Legenden, die ganze chinesische Palette, und später auch die berühmten klassischen Romane wurden mir von diesem aufgeweckten Jungen vermittelt, der ein honigsüßer Erzähler war. Zusammen entwarfen wir auch eine Vielzahl von myth-fictions, sagenhafte Geschichten, denn auch mir lag das Geschichtenerzählen. Gogo besaß natürlich die sprichwörtliche kantonesische Zungenund Schlagfertigkeit und schwatzte munter wie ein Singvogel, bis er alle Blumen vom Himmel heruntergeholt hatte. Außerdem erfüllte ihn eine unersättliche Neugier, Kardinaltugend seines Volkes. Spottfreudig wie alle Südchinesen, besaß er eine rasche Auffassungsgabe und war vom Wunsch beseelt, möglichst viel zu lernen und zu wissen. Leseratten waren wir beide. Phantasie und Anpassungsfähigkeit sowie eine wache geistige Neugier hatte ich von meinen Eltern geerbt. Von Natur aus hatte ich jedoch keine besonderen Talente verliehen bekommen, und alles, was ich besaß, musste ich mir mühsam und mit Fleiß erwerben.
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